STANDARDS - Arthur Schwartz: Alone Together

  • STANDARDS - Arthur Schwartz: Alone Together

    Unsere Reihe über Standards möchte ich gern fortsetzen mit "Alone Together", dem wohl erfolgreichsten Song aus der gemeinsamen Feder von Arthur Schwartz (Musik) und Howard Dietz (Text) neben den Klassikern "That's Entertainment!", "You and the Night and the Music" und "Dancing in the Dark". Der Song steht in d-moll und ist in der üblichen Form A – A – B – A gehalten. "Flying Colors" heißt das Broadway Musical, dessen erstem Akt "Alone Together" entstammt. Es hatte seine Erstaufführung am 15. September 1932 im "Imperial Theatre" und erlebte dort 188 Vorstellungen. Wie so oft geriet das Musical in Vergessenheit, aber ein Song daraus blieb im Bewusstsein. Bereits 1932 gab es die erste Schallplattenaufnahme von "Alone Together" mit Frank Luther (Gesang), begleitet von Leo Reisman und seinem Orchester, welche es auf Platz 9 der US-Charts schaffte.

    In der Jazzwelt setzte sich "Alone Together" durch die Aufnahme von Artie Shaw und seiner Band aus dem Jahr 1939 durch
    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/41ryz…L500_AA240_.jpg]
    Es folgten Einspielungen von Dizzy Gillespie, Art Blakey, Miles Davis, Sonny Rollins, Chet Baker, Kai Winding/J.J. Johnson, Ella Fitzgerald, Peggy Lee, Dorothy Ashby, Judy Garland, Tony Bennett, Ray Charles/Betty Carter, Kenny Dorham, Grant Green, Sonny Stitt, Steve Lacy, Eric Dolphy, Stanley Turrentine, Ray Brown, Dinah Washington, Art Farmer, Joe Pass/John Pisano, Jim Hall/Ron Carter, Herb Ellis, Alan Broadbent, Lee Konitz, McCoy Tyner, Patricia Barber, Archie Shepp und Brad Mehldau, um nur ein paar zu nennen. Genug "Stoff" also, um diesen Thread mit Besprechungen der genannten oder anderer Aufnahmen zu füllen. Um sich von der Vielzahl der Aufnahmen ein erstes Bild zu machen, kann mich sich die Auflistung auf der Seite
    "http://www.secondhandsongs.com/performance/84386"
    ansehen, welche keineswegs vollständig ist (z.B. fehlen die beiden Aufnahmen von Miles Davis, ebenso Chet Baker, Kai Winding/J.J. Johnson, Eric Dolphy und sogar die allererste Aufnahme mit Frank Luther).

    Die denkbar schönste Aufnahme ist meiner Meinung nach auf der Charlie Haden Quartet West-CD "Always Say Goodbye" zu finden:

    Dem Konzept dieses Albums folgend, spielt zunächst das Quartet West "Alone Together", und zwar hören wir ein längeres Basssolo von Charlie Haden über einer sehr sparsamen Klavier/Schlagzeug-Begleitung (Ernie Watts ist an diesem Stück nicht beteiligt) bis 02:06 min. Dann leitet der Track in die 1944er "Alone Together"-Aufnahme von Jo Stafford (Gesang) mit Paul Weston und seinem Orchester über, die zum Glück ausgespielt wird (bis zum Schluss des Tracks bei 05:21 min.). Gänsehaut garantiert! Schöner als von Jo Stafford gesungen kann ich mir "Alone Together" beim besten Willen nicht vorstellen.

    Wer ihre Einspielung ohne den "Umweg" über Charlie Haden erwerben möchte, kann dies zum Beispiel mit diesem Album tun:
    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/516Bn…L500_AA240_.jpg]
    Auf YouTube kann mich sich Jo Stafford hier anhören:
    "

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.
    "

    Zu allen weiteren Aufnahmen (oder auch zum Song selbst) dann mehr in den folgenden Postings. Welche Version mögt Ihr am liebsten?

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Eine "Alone Together"-Version des Pianisten Bill Evans unter eigenem Namen gibt es leider nicht. Er hat den Song allerdings zweimal als Begleitmusiker eingespielt. Und zwar auf dem Riverside-Album "Chet" von Chet Baker

    sowie auf dem Album "The Great Kai & J.J." von Kai Winding und J.J. Johnson

    Ebenfalls zwei Aufnahmen existieren von Miles Davis. Das Album "Blue Moods" auf dem Charles Mingus-Label Debut (dies ist übrigens das Album, das mit nur 26:50 min. als kürzestes Miles-Album überhaupt in die Geschichte einging)

    enthält als zweiten Track eine recht schöne, wenn auch nicht überragende Studioversion mit einem Trompeten-, einem Vibraphon- und einem kurzen Bass-Solo. Charles Mingus hat das Album nicht nur produziert, sondern auch den Basspart übernommen und zudem (im Gegensatz zu den drei weiteren Tracks, die Vibraphonist Teddy Charles arrangierte) das Arrangement von "Alone Together" beigesteuert. Mit Charlie Haden auf der oben abgebildeten Quartet West-CD darf man sein Bassspiel hier, auf dieser CD allerdings nicht vergleichen. Dazwischen liegen Welten (wobei überdies Peter Niklas Wilson in "Miles Davis - Sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten", Oreos-Verlag Waakirchen 2001, auf S. 134 anmerkt, dass die drei Teddy Charles-Arrangements "deutlich besser" sind "als Mingus' überladene 'Alone Together'-Bearbeitung, deren Cha-Cha-Segmente auch rhythmisch recht klapprig ausfallen").

    Die zweite Miles Davis-Version entstand live im "Hi-Hat" in Boston, und zwar im zeitlichen Umfeld der Studioaufnahme (laut Wilson, a.a.O., im März 1955, während die "offizielle" diskografische Angabe "Sommer 1955" lautet), allerdings mit gänzlich anderen Musikern
    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/417BPewJQjL.jpg]
    Da dieses Live-Album in meiner Miles Davis-Sammlung leider fehlt, wäre ich dankbar für einen Hinweis, ob es - insbesondere im Hinblick auf "Alone Together" - anschaffenswert ist.

    Hank Mobley ist der Protagonist der "Alone Together"-Aufnahme der Jazz Messengers von Art Blakey auf dem Blue Note-Album "Live At The Café Bohemia, Vol. 1). Der vierminütige Track ist ein einziges Tenorsaxofonsolo, sparsam begleitet von Horace Silver (p), Doug Watkins (b) und natürlich dem Chef der Band an den drums.

    Kenny Dorham (tp) als fünftes Mitglied der damaligen Jazz Messengers schwieg bei "Alone Together" im Café Bohemia, lieferte aber unter eigenem Namen auf dem Album "Quiet Kenny" eine Version nach

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Das ist schon mal eine schöne Sammlung von Aufnahmen :) Ich meine, diese hier kann nicht unerwähnt bleiben: Das Gesangsduett der jungen Betty Carter mit Ray Charles (zu finden auf dem gleichen Album wie das umwerfende "Baby it's cold outside). Der schmalzige Orchesterhintergrund stört überhaupt nicht bei diesen Ausnahmesängern. Das Album muss ich mir unbedingt noch besorgen...

    "

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.
    "

    Meine instrumentale Lieblingsversion stammt von einem Trompeter, der nicht eben als Balladenspieler berühmt ist: Dizzy Gillespie nahm "Alone Together" 1973 auf - und holte einiges aus dem thematischen Material heraus...

    "

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.
    "


    Cheers,

    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Lieber music lover,

    sehr schön, dass du hiermit die Reihe fortgesetzt hast.

    Die Miles Davis Live-Aufnahme von 55 kenne ich leider auch nicht.

    Jo Stafford finde ich natürlich auch betörend, aber dieses scheuliche Orchesterarrangement :shake: - einfallsloser geht nicht. Wieso hat Charlie Haden bloß nicht nur die Stimme gesampelt und dazu selbst mit seinem Quartet durchgespielt? Naja, er mag aber wohl diese schmalzigen Orchestersounds als Sounds seiner Jugend. Seine jüngste Scheibe mit verschiednen Vokalistinnen geht ja auch bedenklich in diese Richtung.

    Das Gesangsduett der jungen Betty Carter mit Ray Charles (zu finden auf dem gleichen Album wie das umwerfende "Baby it's cold outside). Der schmalzige Orchesterhintergrund stört überhaupt nicht bei diesen Ausnahmesängern.

    Also mich schon. Betty Carter ist auf ihre Weise ebenso unglaublich gut wie Jo Stafford, aber diese Orchesterarrangements sind auch unglaublich - kaum zu untertreffen, gruselig. Und Ray Charles finde ich auch nicht in Bestform, eher dem Schmalz angepaßt. Leider hat Betty Carter meines Wissens "Alone Together" nicht noch einmal aufgenommen.

    Wieder total anders als beide, aber auch nicht übel war Peggy Lee, 1959 auf Things Are Swingin'

    Eine sehr gute Scheibe mit erstklassigen West Coast Musikern wie Shelly Manne, Barney Kessel, Pete Candoli.

    Alone Together von dieser Scheibe kann man bei YT hören: "

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.
    "

    Weitgehend schnörkellos swingendes Arrangement, lediglich Joe Harnell steuert am Klavier hübsche kurze, verspielte Ornamente bei und im Gegensatz zu diesem kräftigen Swing und dadurch um so wirkungsvoller, singt Peggy Lee fast etwas unterkühlt, als wäre sie um Selbstbeherrschung, Understatement und Leichtigkeit bemüht, aber dann dieses langgedehnte sehnsuchtsvoll verräterische ".....weeeeeek and ..." (1.36) nach dem instrumentalen Orchesterdurchgang, das hat schon auch Klasse!

  • Die Miles Davis Live-Aufnahme von 55 kenne ich leider auch nicht.

    Ich habe sie mir kürzlich bestellt. Sobald die CD bei mir eintrifft, liefere ich eine Besprechung der "Hi-Hat"-Aufführung nach.

    Jo Stafford finde ich natürlich auch betörend, aber dieses scheuliche Orchesterarrangement :shake: - einfallsloser geht nicht. Wieso hat Charlie Haden bloß nicht nur die Stimme gesampelt und dazu selbst mit seinem Quartet durchgespielt?

    Wie Du weißt, lieber Matthias, formuliere ich manchmal sehr bewusst meine Sätze. Ich hatte geschrieben: "Schöner als von Jo Stafford gesungen kann ich mir 'Alone Together' beim besten Willen nicht vorstellen" :D Diese schmalzigen Streicher in den damals (sofern nicht z.B. Basie oder Ellington am Werk waren) üblichen Mainstream-Arrangements mag ich auch nicht leiden.

    Naja, er mag aber wohl diese schmalzigen Orchestersounds als Sounds seiner Jugend. Seine jüngste Scheibe mit verschiednen Vokalistinnen geht ja auch bedenklich in diese Richtung.

    Diese neue Haden-CD habe ich noch nicht einmal in Gestalt von Hörsamples zur Kenntnis genommen. Die üble Streichersoße auf dem Charlie Haden-Album "American Dreams" mit Michael Brecker (ts), Brad Mehldau (p) und Brian Blade (dr) - also wirklich guten Leuten - aus dem Jahre 2002 hat mich endgültig veranlasst, lieber den Mantel des Schweigens über diesen Bassisten zu hüllen, wenn er mal wieder in Erinnerungen schwelgt. Wäre Vince Mendoza nicht als Arrangeur an zwei Tracks beteiligt (übrigens beide ohne Streicher, sondern mit EWI, gespielt von Judd Miller, als "Streicherersatz", aber das macht es auch kaum besser), wäre diese CD schon längst auf dem Flohmarkt gelandet.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Dinah Washingtons Scheibe Dinah Jams, 1954, Emarcy, wird bei Alone Together auch immer wieder genannt.

    Auch in der 9-CD-Box mit allen Aufnahmen Clifford Browns für Emarcy enthalten

    Dinah singt bei Alone Together aber gar nicht und hat Alone Together meines Wissens auch nie aufgenommen. Das Stück ist komplett dem Solo von Harold Land am Tenorsax überlassen. Alle anderen, immerhin Clifford Brown - trumpet, Maynard Ferguson - trumpet, Clark Terry - trumpet, Herb Geller - alto saxophone, Harold Land - tenor saxophone, Richie Powell - piano, Junior Mance - piano, George Morrow - double bass, Keter Betts - double bass und Max Roach - drums, wirkten bei dieser ezellenten Scheibe mit, halten sich hier aber extrem zurück. Dafür spielt Harold Land, dieser völlig unterbewertete wunderbare Musiker, eins der schönsten Soli der Alone Together- Discographie. Nur der Pianist, auf meiner Ausgabe und in den Discographien ist unkalr, ob es hier Junior Mance oder Richie Powell, der Bruder Bud Powells, der so tragisch mit seiner Frau und Clifford Brown bei einem Autounfall umkam, spielt, setzt ein paar kurze kräftige funky Anfangsakkorde, die nicht auf das hindeuten was dann kommt, den Harold Land bläst etwas über 2 min ein sehr sehnsuchtsvolles, melancholisches Solo in einem wunderbar warmen, weichen Sound. In den schnelleren Improvisationsabschnitten wird er dann manchmal auch kräftiger, viel große Intervalle benutzend und jenseits von typischen Improvisationspatterns. Mit dieser Ausdruckskraft wird das zum instrumentalem story telling . Kurz vor Schluß, ein kräftiger Klavierakkord, wohl die Aufforderung, zum Ende zu kommen, denn medleymäßig sollte sich eigentlich Summertime, wieder mit Dinah Washington, anschließen, dann aber doch vom Klatschen unterbrochen. Nun ganz unbegleitet, dreht, quasi cadenzenhaft, Harold Land noch mal etwa 2 Takte kurz richtig auf. um dann seinen Schluton mit dem Schlußakkord des Klavier ausklingen zu lassen.

  • Dinah Washingtons Scheibe Dinah Jams, 1954, Emarcy, wird bei Alone Together auch immer wieder genannt. (...) Dinah singt bei Alone Together aber gar nicht

    Tatsächlich. Das habe ich jetzt auf Deinen Hinweis auch nachrecherchiert. Bei Secondhandsongs schreibt ein Kommentator ausdrücklich (Quelle: "http://www.secondhandsongs.com/topic/46049"):

    Zitat

    The medley contains 3 songs, on 2 of them are instrumentals. Dinah only sings on 'Come Rain Or Shine'. (...)
    'Alone together' - Instrumental
    'Summertime' - Instrumental
    'Come Rain or Come Shine' - Vocal performance

    Das ist ja ein Ding! Dinah Washington wird mit diesem Song wirklich häufig in Verbindung gebracht, zum Beispiel auch hier:
    "http://en.wikipedia.org/wiki/Alone_Together_(song)"

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Wie Du weißt, lieber Matthias, formuliere ich manchmal sehr bewusst meine Sätze. Ich hatte geschrieben: "Schöner als von Jo Stafford gesungen kann ich mir 'Alone Together' beim besten Willen nicht vorstellen" :D Diese schmalzigen Streicher in den damals (sofern nicht z.B. Basie oder Ellington am Werk waren) üblichen Mainstream-Arrangements mag ich auch nicht leiden.

    Habe ich auch so verstanden :D :prost:

    Zitat

    Zitat von »Matthias Oberg«
    Die Miles Davis Live-Aufnahme von 55 kenne ich leider auch nicht.

    Ich habe sie mir kürzlich bestellt. Sobald die CD bei mir eintrifft, liefere ich eine Besprechung der "Hi-Hat"-Aufführung nach.

    .

    Toll, ich bin gespannt.

    Aber noch mal eine gelungene Vokalversion:

    Tierney Sutton, vom Album Something Cool, 2002 Telarc

    Auch zu hören, hier: "

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.
    "

    Tierney Sutton nur im Duo mit Trey Henry am Kontrabass, der zunächst ein interessantes Ostinato-Pattern mit Glissandi spielt. Das gibt rhythmisch einen interessanten Kontrast zu Sutton. Ab dem Chorus "Our Love..." geht er dann zum Walking Bass über und bleibt anschließend dabei und Tierney Sutton improvisiert dann dazu sehr 'sax-like', sehr gekonnt und mit viel Feeling. Es folgt ein ganz hübsches, aber nicht überwältigendes Bass-solo, bei dem Henry den Walking-Bass-Rhytmus beibehält, aber nun um die Melodie herum improvisiert, bis Sutton wieder einsteigt und er wieder das Ostinatopattern spielt.

  • Stimmt das also auch schon wieder nicht, was "Limbabwe" bei Secondhandsongs in seinem Kommi anmerkt. Mann, Mann - worauf soll man sich eigentlich noch verlassen. Naja, ich weiß schon die Antwort, wenn es um Jazzexpertise geht: auf Dich :klatsch: :prost:

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Aber noch einmal zurück zu den Anfängen: Artie Shaw hat Alone Together zweimal kurz hintereinander aufgenommen. In kenne nur die Aufnahme von 1939 für Bluebird. Sie ist auf Vol 5 der oben bereits abgebildeten CD-Reihe und ebenfalls bei YT nachhörbar: "

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.
    "

    Von den weißen Swing-Big-Band Leitern seiner Zeit war Artie Shaw der innovativste, experimentierfreudigste. Das ist er hier aber nicht. Sein Swing-Arrangement ist sehr straight in den Bläserstimmen, aber doch sehr gekonnt in den nur leicht wechselnden Klangabschattungen, etwa wenn anfangs die Posaunen dominieren, wenn die Blechbläser zum kompakten Klang aller Saxophone einfallen, dann es in einen Mischklang übergeht, in dem auch die Trompeten stärker da sind, aber nie dominieren. So etwas klingt gar nicht auffallend, ist aber gar nicht einfach, zu arrangieren und dann spielend auch so hinzubekommen, dass es wirklich so kompakt klingt und doch die Sounds ganz leicht wechseln ohne, dass viel verändert wird.

    Aussage und Ausdruck des Songs sind hier ganz dem Solisten überlassen und Artie Shaw war wohl, trotz Benny Goodman, Jimmy Dorsey und Barney Bigard bei Duke Ellington und etwas später Woody Hermann, auch als improvisierender Solist an der Klarinette der einfallseichste und experimentierfreudigste mit perfektem Klang in allen Registern - er spielte auch klassische Klarinettenkonzerte z.B. mit Leonard Bernstein und der NY Philharmonic - und einem riesigen Ausdrucks- und Klangspektrum, weit über den klassischen Bereich hinaus. Das ist auch hier zu hören. In seinem zweiten Solo vor dem schönen Trompetensolo, klingen dann auch, sehr typisch für ihn, deutlich Klezmer-Klänge an in dem Auf-und Abstieg zu den hohen Spitzentönen, irgendwo zwischen Klagen und Jauchzen.

    Artie Shaw war damals einer der erfolgreichsten und bestverdienenden Musiker seiner Zeit, trotzdem stieg er früh ganz aus dem Musikgeschäft aus, verärgert über die festlegenden Formate, die seiner Experimetierlust als Arrangeur und Komponist nicht genügend Raum ließen und in der Meinung, dass er an der Klarinette alles erreicht hätte, was ihm möglich erschien.

    Weil wir vorhin auf Streicherarrangements kamen, Artie Shaw war der erste, der Streicher im Jazz wirklich sinnvoll und meisterhaft einsetzen konnte, mehr noch, als bei seinen Third Stream Werken, da, wo er wirklich Jazz-Streicher-Satzklänge erfand, die oft alles andere als schmalzig klangen oder einzelene Streicher oder Streichergruppen völlig in sein Ochesterklang integrierte, so das sie nicht mehr nur wie Unterhaltungs- bzw schwaches Symphonieorchester klangen.

    Leider muß ich jetzt aufhören, sonst verpasse ich morgen meinen Flieger. Ich möchte aber noch auf die bereits von music lover erwähnten und viele andere kommen, so z.B. auf die beiden Duoeinspielungen von Jim Hall und Ron Carter, auf Dorothy Ashbys wunderbare Version mit ihrer einzigartigen Jazz-Harfe und Frank Wess Flöte, natürlich auch auf Eric Dolphy. Dann hat z.B. auch Lee Konitz Alone Together immer wieder eingespielt. Besonders verblüfft und fasziniert bin ich aber von den Aufnahmen von Jessica Williams. Von ihr alleine gibt es 5, Solo, im Trio und mit Sängerin. Weiter gehts frühstens in einer Woche.

    :wink: Matthias

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!