Beethoven: Die Klaviersonaten - Gesamteinspielungen

  • Hallo Mauerblümchen,

    Sind die Beethoven Sonaten mit Korstick Deine Lieblingseinspielung dieser Werke, wenn Du einen Kaufbefehl aussprichst ?

    Herzliche Grüße

    Gerhard

  • General Korstick

    Ich bin am Überlegen, ob ich gehorche oder die Fahne fliehe. Wie, Meister Mauerblümchen, darf man die Einspielung einsortieren? Danke für eine gerne ganz kurze und gerne nicht ganz so kurze Erläuterung oder Verlinkung.

    :cincinbier: Wolfgang

    EDIT: Gerhard will's auch so ähnlich wissen.

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Hmja ... der Kaufbefehl ist zugegebenermaßen auch dem Preis geschuldet. Aber nicht nur.

    Solange man nicht Schnabel, eine der beiden Gulda-Aufnahmen und die späten Sonaten mit Solomon hat, würde ich mich erst einmal dort umschauen. Wobei auch Arrau, Brendel und Gilels ihre Meriten haben.

    Korstick spielt ziemlich geradlinig, klar und oft mit ziemlich viel Drive. Ich würde Waldstein und Hammerklavier zum Reinhören empfehlen.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Hallo Gerhard,

    in Erinnerung habe ich die Klangqualität als sehr gut bis brillant!

    Was ich noch sagen wollte: Vor allem ist die Aufnahme nicht so weichgespült, wie ich Levits Aufnahme wahrgenommen habe. Letztere habe ich aber nur teilweise gehört.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Verweigert !

    Mein Fall ist Korstick auch nicht. Ich würde jedem raten erst mal reinzuhören, z.B. bei Spotify.
    Schwer zu beschreiben, was mich stört. Es ist nicht die Geradlinigkeit, die ich normalerweise sogar mag.
    Bei Korstick finde ich keine mich berührenden Aussagen.

    Und sogar relativ viele leicht verhudelte Stellen, die bei einem Major Label nicht so durchgegangen wären, bzw. wo dann noch sorgfältiger geschnitten worden wäre.

    Der Preis ist sicherlich o.k., die Klangqualität auch super. Ich will sie trotzdem nicht bei mir stehen haben.
    :trost: Khampan

    [Nachtrag: ein Kenner hat sein Urteil mal so zusammengefasst: "unsympathisch gut" - das war speziell auf die Hammerklaviersonate gemünzt, beschreibt aber recht genau meinen Gesamteindruck. Die gar nicht wenigen falschen Töne, die ich höre, sind sicherlich Nebensache, stören mich aber zusätzlich]

  • Hallo Khampan,

    Nun besten Dank für Deine Einschätzung - Welche Gesamtaufnahme der Beethoven Klaviersonaten würdest Du denn empfehlen ?

    Beste Grüße

    Gerhard

  • Hallo Gerhard,
    da würde ich mich diesem Rat anschließen:

    Solange man nicht Schnabel, eine der beiden Gulda-Aufnahmen und die späten Sonaten mit Solomon hat, würde ich mich erst einmal dort umschauen. Wobei auch Arrau, Brendel und Gilels ihre Meriten haben.


    Von den modernen Aufnahmen würden mich Levit und Jumppanen am meisten reizen.
    Wobei das immer eine persönliche Sache ist. Levit habe ich mal in Aktion beim Heidelberger Frühling auch ein wenig persönlich kennengelernt. Das, was ich an ihm so sympathisch finde, kann ich in seinen Beethovensonaten wiederfinden. (Korstick möchte ich lieber nicht kennenlernen...)

    Also mein zweiter Rat: reinhören und fragen: berührt es mich oder nicht?
    Das geht mMn am besten mit Stücken, die man schon ein wenig kennt.

    :wink: Khampan

  • Hallo Khampan,

    Besten Dank. Bis auf Schnabel und Solomon - habe ich die genannten Aufnahmen ohnehin. Ich dachte eher, es gibt eine jüngere Aufnahme, die für Dich ein Überflieger ist.

    Beste Grüße

    Gerhard

  • Ich dachte eher, es gibt eine jüngere Aufnahme, die für Dich ein Überflieger ist.

    Kennt jemand die Aufnahmen mit András Schiff? Da wollte ich mal reinhören ...

    ... ach so, und Brautigam fand ich mehr als hörenswert. Vor der fünften Steinway-Aufnahme unbedingt reinhören.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ich dachte eher, es gibt eine jüngere Aufnahme, die für Dich ein Überflieger ist.


    da bist du vermutlich bei mir an der falschen Adresse. Ich finde überall ein Haar in der Suppe... ;)
    Aber probier mal Levit und Jumppanen. Beide sympathisch, mindestens einen davon sollte jeder interessant finden.

  • Und was ist mit Jean-Efflam Bavouzet? Unser Werbepartner zitiert eine Kritik, nach der das "der neue Referenz-Zyklus" sei:

    Vor 3 Jahren wurde Bavouzet hier schon mal gelobt: # 55.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • ... ach so, und Brautigam fand ich mehr als hörenswert. Vor der fünften Steinway-Aufnahme unbedingt reinhören.


    Das sehe ich ebenso! Ich bin eigentlich kein großer Freund des historischen Hammerklaviers, aber diese Aufnahmen sind für mich Ohrenöffner.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Also gut. Nach dem Hören der Werke mit Opuszahl kommen Schiff, Fazil Say, Bavouzet und Jumppanen dran. Man hat hat sonst nix zu tun den ganzen Tag ... 8|

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Bei Levit fand ich die späten Sonaten, die vor einigen Jahren schon rauskamen zwar gut, aber ein bißchen unpersönlich. Neulich war doch online beim niederländischen Radio Levit komplett zu hören, da war ich mehrfach positiv überrascht. Lässt mehrmals "aufhorchen", allerdings mitunter auch auf etwas irritierende Weise (kann leider keine konkreten Sätze mehr nennen). Jedenfalls nicht so unpersönlich wie die Späten, die ich aber auch nochmal anhören müsste.
    Von Korstick habe ich die schon früher einzeln erschienene mit opp.53+106 und die Dabelli-Variationen. Letztere habe ich irgendwann wieder aussortiert. op.106 ist interessant, weil es eine der wenigen konsequent schnellen Aufnahmen im Kopfsatz ist. Dafür leider extrem langsam im Adagio. Und insgesamt finde ich Korstick etwas "brutal".

    Aus Schiffs habe ich zwei CDs, die ich vor Jahren, als es auch seine Kommentare zu allen Sonaten online gab, gekauft habe, mit opp.10,13 und 27. Ist interessant, u.a. weil Schiff nach R. Serkin einer der wenigen ist, die das Grave in op.13 mit der Expo wiederholen. Und einer der wenigen seit Schnabel mit einem zügigen Tempo für den ersten Satz der Mondscheinsonate. Insgesamt aber auch gespaltener Eindruck, oft etwas zu manieriert und ich fand seine Kommentare interessanter als die Aufnahmen. (Außerdem waren die zumindest damals auch recht teuer.)

    Mit Brautigam habe ich 5 CDs, zugegeben eher weil ich meinte, auch ein paar auf historischem Instrument haben zu sollen. :versteck1: Ich müsste sie mal wieder hören. Klanglich fand ich sie besser als die meisten anderen Fortepiano-Aufnahmen, die ich gehört habe. Ansonsten fand ich sie nicht so wahnsinnig spannend, gerade keine Ohrenöffner (auch daher wohl nie komplettiert, zumal die einzelnen Hybrids damals auch nicht billig waren.)

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • ein kleiner Kommentar zu einigen der zuletzt genannten Namen:
    - Bavouzet: jedenfalls sehr gut. Alle Wiederholungen, sehr guter Klang. Manches ist mir etwas zu zurückhaltend; außerdem reagiere ich sehr empfindlich auf die derzeitige Modeerscheinung, Kunstpausen zwischen den Phrasen zu machen. Da wo Bavouzet das nicht tut, etwa im langsamen Satz der Hammerklaviersonate, finde ich sein Spiel wunderbar (ha, endlich ist es mir mal gelungen, eine Kritik positiv aussehen zu lassen...).

    - Schiff: kenne ich nur vereinzelt. Ich teile Katers Eindruck "oft etwas zu manieriert".

    - Fazil Say: wurde kürzlich im SWR vorgestellt. Ich war froh, als es vorbei war. Da hat sich der Pianist ziemlich verschätzt, welcher manueller und intellektueller Aufwand für so ein Mammutprojekt eigentlich nötig gewesen wäre. Wer wissen will, wie sich grandioses Scheitern anhört, kann das hier verfolgen.

    - nochmal zu Korstick:

    insgesamt finde ich Korstick etwas "brutal"

    so kann man das auch ausdrücken (siehe das von mir weiter oben zitierte "unsympathisch gut"). Wenn der Pianist damit irgend etwas bedeutsames aussagen wollte, könnte man noch darüber streiten. Aber die regelmäßig zu brutalen Sforzati scheinen leider Selbstzweck zu bleiben. Macht keinen Spaß.

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