Vielen Dank!
Ja, was Spaß macht und was nicht ... ich meine, man könne die meisten Aufnahmen zerrupfen. Nehmen wir Brendel - der wittert doch in jeder Pause die Geworfenheit der Kreatur ins Nichts, in jedem Sforzato einen Schicksalsschlag, in jeder Dissonanz existenzielle Konflikte. Kopf, Kopf, Kopf, anstatt einfach mal Musik zu machen. Nehmen wir Kempff - wäre Beethoven so kultiviert gewesen, hätte er keine Eroica komponiert und auch kein op. 95.
Ich habe Spaß mit Korstick, zum Beispiel, aber nicht nur im C-Dur-Rausch der Waldsteinsonate. Wenn ich gerne mehr Naturmystik höre (2. Thema des Kopfsatzes), dann muss ich halt eine andere Aufnahme wählen (Arrau? Der verfehlt das Stück auf der anderen Seite, macht fast eine C-Dur-Andachtsübung daraus - aber eben mit erheblich weniger Lustgewinn unterwegs). Ja, Korsticks Aufnahme ist eine Verkürzung der den Sonaten innewohnenden Möglichkeiten - aber das ist jede Interpretation. Die Frage ist eigentlich nur, worauf man im Zweifelsfalle lieber verzichtet - und ob man das, was der Interpret unter den Angeboten des Notentextes auswählt, als ein stimmiges Ganzes wahrnimmt - und wenn die Ganzheit in der Darstellung des quasi fraktal Gebrochenen bestünde.
Gruß
MB