Ives, Charles - Der große Einzelgänger der modernen Musik

  • Ives, Charles - Der große Einzelgänger der modernen Musik

    Charles Ives ist ein Faszinosum der klassischen Musik, eine ganz eigenartige Erscheinung, vollkommen selbständig, ja, ich sage es mal, von einer nahezu dämonischen Selbständigkeit in der Musik, ein Komponist, der es ab einem gewissen Punkt seiner musikalischen Entwicklung völlig aufgegeben hat, auch nur nach irgendeinem Publikum zu schielen, sondern der einfach nur noch unbekümmert exakt die Musik geschrieben hat, die er schreiben wollte.

    Dies hat natürlich auch einen gewissen kulturellen Hintergrund. Charles Ives war Amerikaner und wurde 1874 geboren, lebte bis 1954. Den kulturellen Hintergrund von Charles Ives kann man dann so beschreiben: Die USA jener Zeit waren eine kulturell zurückgebliebene, oberflächliche Gesellschaft, in der man sich für die gute Musik mal irgendeinen europäischen Musiker kommen ließ und Kultur in diesem Sinne für käuflich hielt, aber an wirklich anspruchsvoller Kulturpflege wenig Interesse hatte. Ein Amerikaner, der anspruchsvolle Musik schrieb, das interessierte damals niemanden. Es ist dann auch eine Tatsache, daß Ives Fall dann weitaus tragischer zu bewerten als der von Anton Bruckner. Von seinen orchestralen Werken hat Charles Ives kaum eines gehört, sie wurden nicht aufgeführt, ein paar Sachen hat er gehört, aber da war er ein sehr alter Mann und hatte mit dem Komponieren aufgehört. Besonders tragisch ist es wohl, daß Gustav Mahler seine 3. Sinfonie aufführen wollte und das hätte Ives möglicherweise eine kompositorische Karriere eröffnet, aber Mahler wurde krank, es kam nicht mehr dazu.

    Also Charles Ives lebte vollkommen unbeachtet von seiner Umwelt und schrieb ein Werk nach dem anderen. Leben konnte er davon nicht, er war Vertreter für Lebensversicherungen. Auch das ist eine Tatsache, die mich immer fasziniert hat: Warum lebt ein musikalisches Genie wie Charles Ives nun ausgerechnet von Lebensversicherungen, warum versucht er nicht, auch nur irgendeine musikalische Karriere anzustreben? Mir ist kein Komponist bekannt, der in diesem Sinne einen so einzigartigen Lebensweg gegangen wäre.

    Verständlicher wird der Lebensweg von Ives vielleicht vor dem Hintergrund seiner kulturellen Prägung und es ist klar: Charles Ives wurde in stärkster Weise von der amerikanischen Transzendentalistenschule geprägt, dessen hervorragendste Vertreter wohl Emerson und daneben Thorough waren. Wer etwa den Essay "Selbstvertrauen" von Emerson liest, dem wird klar, daß die amerikanischen Transzendentalisten eine geistige Richtung waren, die nach absoluter Autonomie strebten, dahin gehört auch Thoroughs Buch "Walden".

    In dieser Hinsicht ist es dann vielleicht doch nicht so seltsam, daß ein musikalisches Genie von Lebensversicherungen lebt, es drückt auch die absolute Autonomie aus, das sich völlige Unabhängigmachen von jeglichem Urteil irgendeiner musikalischen Umwelt. Eben weil Charles Ives jeglichem musikalischen Betrieb gegenüber völlig autonom war und einem ganz ordinärem Beruf nachging, schrieb er eben exakt, was er schreiben wollte, und kümmerte sich nicht um die Urteile anderer. Und als er ein alter Mann war und man ihm einen Preis überreichen wollte, kommentierte er das nur sarkastisch "Und ich dachte immer, Preise wären für Kinder."

    Man muß nun in Charles Ives Werk zwei Phasen unterscheiden, eine frühe, noch konservativere, und eine spätere, eher avantgardischere. In dieser Hinsicht ähnelt er nun wieder Schönberg, dessen ziemlich exakter Zeitgenosse Charles Ives war. Nun ist das Frühwerk von Charles Ives allerdings weniger raffinierteste Spätromantik wie bei Schönberg, sondern es hat teilweise eine geradezu volksliedhafte Frische, teilweise wohl auch eine Herkunft aus amerikanischen Hymnen, die im religiösen Zusammenhang damals erklungen sind.

    Das heißt nun noch lange nicht, daß die frühe Musik von Charles Ives primitiv wäre, dies durchaus nicht, nur ist es ein Phänomen von Ives, das sowohl die frühen "konservativeren" Werke von Ives betrifft wie die späteren avantgardistischen, daß Ives die einfache Musik, den frischen volksliedhaften Song, in seine Werk immer auch integriert hat.

    Ansonsten aber ist Ives, eben weil er so ein vollkommener Einzelgänger war, immer ein durchaus experimentierender Komponist geblieben. Ives hat mit allem möglichen experimentiert: Mit Vierteltonmusik, mit Polytonalität, mit der absoluten Parallelität vollkommen verschiedener musikalischer Verläufe. Nun bin ich ein musikalische Laie, also mögen dann andere musikalisch fundiertere Aussagen zu Ives treffen.

    Mich hat Ives jedenfalls immer fasziniert und ich kenne ihn ziemlich lange, eigentlich schon seit meiner Jugend. Dies kam daher, daß ich damals viel Radio gehört habe und irgendwann liefen die Sinfonien von Ives im Radio und die habe ich mir mitgeschnitten. Später interessierte mich auch Kammermusik und die Klaviersonaten. Die Musik von Ives war für mich ein Phänomen, für mich war Ives der Komponist, der für mich zum Inbegriff eines musikalischen "nach neuen Ufern strebens" war.

    Soweit erst einmal.

    Gruß
    Malcolm

    Der Hedonismus ist die dümmste aller Weltanschauungen und die klügste aller Maximen.

  • Mich hat Ives jedenfalls immer fasziniert und ich kenne ihn ziemlich lange, eigentlich schon seit meiner Jugend.

    Das geht mir ebenso; besonders seine Symphonien haben mich seinerzeit sehr angesprochen. Ich zitiere mich mal selbst:

    Was mich an Ives fasziniert, ist die Art und Weise, wie er „Chaos“ musikalisch gestaltet, zwar als oftmals unvermittelt hereinbrechenden Lärm, als ein Durcheinander, in dem alles Einzelne in einen großen Wirbel gerät, aber als einen lebensbejahenden Lärm, teilweise mit metaphysischer Ambition, doch fest auf der Erde stehend – der mit Amerika gern assoziierte melting pot drängt sich mir dabei auf, hier mit deutlich positiver Tendenz. Die Freude und die Lust, sich in diesen Strudel hineinreißen zu lassen, hat mich schon als Jugendlicher erfaßt. Ives’ Kompositionen sind oft kühn, frech, witzig und im Wesentlichen optimistisch; sie offenbaren so etwas wie das „gute“ Amerika – und das hat mich auch bereits zu einer Zeit begeistert, als ich den USA aus politischen Gründen – es war die Zeit des Vietnam-Kriegs – eher distanziert gegenüberstand.

    Für mich ist Charles Ives einer der großen Symphoniker des 20. Jahrhunderts, Seite an Seite mit Mahler, Schostakowitsch, Pettersson und vielen anderen. Er ist ein bedeutender Pionier der musikalischen Moderne, was heute kaum noch bestritten werden dürfte; ich würde seinen Werken einen bedeutenderen Platz in den aktuellen Konzertprogrammen wünschen.


    Und danke für Dein schönes Porträt des Komponisten, lieber Malcolm!

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Buchempfehlung, CD Empfehlungen

    Nun komme ich noch zu einigen Buch und CD Empfehlungen. Deutschsprachige Bücher sind mir nicht bekannt, für die allerdings, die des Englischen mächtig sind, ist folgendes Buch zu empfehlen.




    Das Buch ist eigentlich keine Biographie, sondern sammelt Erinnerungen von Bekannten und Freunden von Ives zur Person von Ives. Sehr lesenswert und über Amazon Marketplace greifbar.



    Dann zu den Sinfonien und sinfonischen Werken:


    Die erste Sinfonie habe ich in folgender Einspielung:




    Die erste Sinfonie ist ein sehr frisches Werk aus Ives früher Phase, noch überhaupt nicht avantgardistisch, in der Melodik frisch und unverbraucht, ein Werk, daß ich gerne höre, die anderen Werke zeigen den reifen Ives, der seiner Zeit voraus ist, einschließlich des berühmten "The unanswered question".



    Diese CD mit dem etwas albernen Geschmiere von Prinz Charles auf dem Cover als Royal Edition zeigt die immer noch relativ konservativen, aber teilweise auch fortgeschritteneren 2. und 3. Sinfonien und den Klassiker "Central Park in the Dark".





    So, und nachdem die ersten drei Sinfonien selbst für einen Hörer der Spätromantik hörbar sein sollten, kommt die vierte Sinfonie dann als vollkommener Kulturschock. Ja, diese Sinfonie ist sehr faszinierend, manche werden sie als reinen Krach empfinden, als pure Kakophonie, aber mich fasziniert sie sehr. Daß sie doch nicht so sehr "Krach" ist, liegt allerdings daran, daß Ives zwar munter besonders im ersten Satz Schicht über musikalische Schicht lagert, aber durch die elemtare, volkshafte Melodik der einzelnen Schichten diese doch hörbar bleiben. Für mich eines der faszinierendsten Werke von Ives. Die Three Places klingen sehr viel moderater, sind aber auch ein absoluter Klassiker des reifen Ives.





    Ja, die Holidayssinfonie ist auch recht avantgardistisch, doch nicht ganz so extrem wie die 4. Auf dieser preisgünstigen CD wird sie meiner Meinung nach adäquat dargeboten.


    Kommen wir nun zur religiösen Chormusik von Ives. Hier finde ich diese CD sehr schön:





    Aber wie ich sehe ist kostet die CD im moment gebraucht 221 Euro. Ich weiß nicht, ob diese CD eine empfehlenswerte Konkurenz hat, ich kann nur sagen, ich finde speziell "The Celestial Country" aus der frühen Phase von Ives wirklich ausgesprochen schöne Musik.





    Ja, diese CD führe ich mal auf, aber ich kann sie nicht empfehlen. Die 2. Klaviersonate hat die besondere Eigenart, daß im letzen Satz eine Flöte hinzu tritt, was einen ähnlichen überhöhenden Effekt hat wie ein Chor am Ende einer Sinfonie. Die Flöte, die möglicherweise auch ad libitum vorgeschrieben ist, wird in dieser Aufnahme aber weg gelassen, eine überraschende Enttäuschung . Ich wäre dankbar, für andere Empfehlungen für dieses Werk, werde vielleicht auch mal Spotify konsultieren.





    Diese CD finde ich nun wieder sehr schön und das Klaviertrio ist mein absolutes Lieblingswerk in der Kammermusik von Ives. Ein bißchen hätte man für mein Gefühl das Bizarre im Prestosatz möglicherweise noch hervortreiben können, aber speziell der letzte Satz ist sehr schön.





    Also ich habe diese Streichquartette schon mit anderen Ensembles gehört. Ich habe mir die CD gekauft, weil sie billig war, kann sie aber nicht wirklich empfehlen, ich glaube da gibt es besseres. Die Streichquartette, von denen das erste aus seiner ersten Phase stammt, das zweite aus seiner späteren, sind als Werke aber durchaus empfehlenswert.





    Also diese CD scheint mir ganz ordentlich zu sein, aber ich hatte früher mal Langspielplatten, da schienen sie mir besser gespielt. Die CD ist erwägenswert. Die Violinsonaten gehören durchaus nicht mehr zur ganz frühen Zeit von Ives, sind trotz gewisser Modernismen aber trotzdem durchaus gemäßigt und schön.

    Welche Empfehlungen habt ihr?

    Der Hedonismus ist die dümmste aller Weltanschauungen und die klügste aller Maximen.

  • Hallo Gurnemanz,

    ja, freut mich sehr, in Dir einen Liebhaber der Musik von Ives gefunden zu haben!

    Gruß
    Malcolm

    Der Hedonismus ist die dümmste aller Weltanschauungen und die klügste aller Maximen.

  • Welche Empfehlungen habt ihr?


    In einem früheren Internet-Klassikforenleben lobte ich mal diese CD (allerdings nur auf Basis des ersten Streichquartetts):

    Alleine die Kopplung mit dem Streichquartett von Barber, dessen langsamer Satz die Urfassung des "Adagio for Strings" ist, ist die CD m. E. schon wert.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ja, diese CD führe ich mal auf, aber ich kann sie nicht empfehlen. Die 2. Klaviersonate hat die besondere Eigenart, daß im letzen Satz eine Flöte hinzu tritt, was einen ähnlichen überhöhenden Effekt hat wie ein Chor am Ende einer Sinfonie. Die Flöte, die möglicherweise auch ad libitum vorgeschrieben ist, wird in dieser Aufnahme aber weg gelassen, eine überraschende Enttäuschung .

    "Ad libitum" kann man vielleicht nicht sagen, aber Ives hat eine Alternativfassung des Klavierparts geschrieben für den Fall, daß ohne Flöte gespielt wird, was aber sicherlich eher als Notlösung zu werten ist. Richtig "ad libitum" gibt es im letzten Satz sogar noch ein paar Bratschentakte, die aber meistens weggelassen werden.

    ---
    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Hallo Gurnemanz,

    ja, freut mich sehr, in Dir einen Liebhaber der Musik von Ives gefunden zu haben!

    :prost:

    Da bin ich nicht der einzige hier: Im oben erwähnten Thread (Ives, Charles Edward: Die Symphonien – Chaos als Fest) finden sich ein paar grundsätzliche Anmerkungen zum Komponisten, die sicher auch hier lesenswert sind:

    Charles Ives ist tatsächlich ein faszinierender Komponist, nicht nur als Symphoniker. Meine erste Berührung mit Ives geht auf eine Veranstaltung in Bonn zurück, im Jahre 1986. In einer 3-tägigen, von dem Pianisten Herbert Henck veranstalteten "Workshop Charles Ives" wurde in 5 hochkarätig besetzten Konzerten ein Querschnitt durch das Werk vorgestellt. Henck selbst spielte die beiden Klaviersonaten, das Arditti Quartett das zweite Streichquartett, das Ensmble Modern unter Leitung eines jungen, aufstrebenden Dirigenten namens Ingo Metzmacher Werke für Kammerensemble, das Clementi-Trio spielte das Klaviertrio, und Jan Degaetani gab einen Liederabend.

    Und das Kölnder Rundfunk-Sinfonie-Orchester spielte unter Leitung von Gary Bertini die vierte Sinfonie. Ich befand mich damals noch in den Anfängen meiner Musikerfahrungen und war mit dieser Art von Experimentieren wenig vertraut. Bei der vierten Sinfonie beispielsweise stehen 2 Klaviere auf der Bühne, die von dem gleichen Pianisten gespielt werden, wobei eines um einen Viertelton verstimmt ist. Und die Polyrhytmik des 2. Satzes ist derartig komplex, dass dieser oft mit 2 Dirigenten aufgeführt wird. Bertini blieb alleine - ich habe das als eine ausgesprochen artistische Dirigentenleistung in Erinnerung 8+)

    Dass ich mich nach nun 23 Jahren immer noch so deutlich an diese Veranstaltungen erinnern kann, zeigt, welch bleibenden Eindruck sie hinterlassen haben. :juhu:

    Mein bisher einziger Kontakt mit Ives: Vor eineinhalb Jahren besuchte ich ein Konzert - Bamberger Symphoniker unter Metzmacher - in dem "Centrel Park in the Night" und danach Mahlers Siebente gegeben wurde. Das Besondere: Die beiden Werke sind pausenlos ineinander übergegangen. Das Paar, das neben mir saß, hat deshalb gemeint, dass der erste Satz der Sinfonie noch ein Teil des Ives-Stückes ist und war sehr irritiert über die Werkbeschreibungen im Programmheft. Zu Beginn des Dritten Satzes haben sie im Programm auf den Zweiten Satz gedeutet usw.. Vor dem Konzert wollte ich mir Ives-CDs zulegen, habe mir dann jedoch eine CD-Kauf-Diät verordnet. Damals habe ich noch nicht in Klassik-Foren gelesen und wusste folglich nicht, dass mein CD-Bestand geradezu mager war.

    Ives ist so einer, auf den ich immer wieder gerne zurückkomme - ohne mich je näher mit ihm beschäftigt zu haben. Mal abgesehen von dem Spaß, den mir die virtuosen polytonalen Verschränkungen in seiner Symphonik bereiten, ist er für mich vor allem auch ein großartiger Melodiker. Das Adagio cantabile der 2. Symphonie zum Beispiel ist geradezu tränentreibend schön.


    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Hallo Gurnemanz,

    ja, ich habe mir den Thread mal angesehen. Sehr interessant und wenn Micha in ihm über den großen Melodiker Ives redet, hat er meine volle Zustimmung. Das heißt, Ives hat sich teilweise recht ungeniert an der populären Musik seiner Umwelt bedient, aber er hatte ein großes meldodisches Talent, gerade auch in seinem Frühwerk.

    Und in der Tat ist die Sache mit dem Frühwerk sehr interessant. Denn sosehr mich der Avantgardist Ives auch fasziniert, ich finde die frühe Musik von Ives wie die 1. Sinfonie oder "The Celistial country" ausgesprochen frisch und interessant und mir ist der frühe Ives genauso wichtig und lieb wie der spätere, nur eben auf andere Weise.

    Was ich allerdings noch nicht kenne, sind die Songs, Naxos hat sie anscheinend gleich ganz eingespielt, was sicher eine Pioniertat ist, aber das kenne ich noch nicht, kann jemand etwas dazu sagen?

    Gruß
    Malcolm

    Der Hedonismus ist die dümmste aller Weltanschauungen und die klügste aller Maximen.

  • Ives ist auf meiner persönlichen musikalischen Landkarte seit Ewigkeiten Terra incognita. Sicher, "The Unanswered Question" habe ich vor gefühlten 1000 Jahren als Schüler im Musik-LK kennegelernt, auch "Central Park in the Dark" und die erste Symphonie sind mir nicht unbekannt, aber so im Großen und Ganzen kann ich ohne Hemmungen bekennen, dass ich mich nicht sonderlich in seinem Werk auskenne. Das wollte ich schon x-mal ändern, aber bisher wurde diese Entdeckungsreise immer wieder verschoben. Nun bietet mit dieser Faden einen erneuten Anstoß, mehr über Ives erfahren zu wollen - vielleicht als "Projekt" für das kommende Jahr.

    Ich liebäugele damit, mir neben dem immens schmalen Ives-Bestand, der in meinem CD-Regal verstaubt, als Ausgangspunkt die MTT-Aufnahmen bei Sony und der DG anzuschaffen:

     

     

    Dazu interessiert mich auch seine Vokalmusik, also beispielsweise seine Lieder in diesen Aufnahmen

     

    oder seine Werke für Chor

     


    Kann/mag jemand von den Ives-Kennern ein wenig zu den Werken und/oder Aufnahmen sagen?

    :wink: Agravain

  • Lieber Agravain, die von Dir aufgeführten Aufnahmen kenne ich allesamt nicht. Was die Symphonien angeht, da gibt es gute Alternativen (Näheres im Ives-Symphonien-Thread, z. B. hier und hier). Die Naxos-Aufnahmen sind nicht übel! Interpretatorisch wie aufnahmetechnisch. Ein Aspekt ist auch die Frage, welche Editionen verwendet werden.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Lieber Gurnemanz,

    Lieber Agravain, die von Dir aufgeführten Aufnahmen kenne ich allesamt nicht.

    :cry: :D

    Die Naxos-Aufnahmen sind nicht übel! Interpretatorisch wie aufnahmetechnisch.


    Hm, das ist natürlich - jetzt wo Du eine Lanze brichst - auch eine Überlegung wert. Auch aus Budget-Gründen. ;+) Also meinen Dank für den Tipp!

    ***

    Und gibt es auch noch jemanden, der Ives über das Orchesterwerk hinaus kennt und mir ein wenig zu seiner Vokalmusik erzählen mag?

    :wink: Agravain

  • Ives hat einen Großteil seiner Lieder (Klavierlieder) in einem Band "114 songs" zusammengestellt und auf eigene Kosten drucken lassen.
    Das ist das abenteuerlichste, was sich denken läßt, kunterbunt alles vom Kinderlied über quasi-deutsche Romantik bis hin zur extrem-Avantgarde. Eine Reihe von Liedern hat er auch in Instrumentalwerken verarbeitet.

    Eines der m.E. unglaublichsten:
    „General Booth enters into heaven“

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    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


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    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • :wink:

    Den literarischen Einfluss auf die Gedankenwelt von Ives kann man sehr schön mit der Concord Sonata nachempfinden, deren Einzelsätze folgend betitelt sind. 1.Emerson 2. Hawthorne 3. The Alcotts 4. Thoreau. Ein großartiges Stück, sehr gut gespielt von Hamelin, dessen Aufnahme mit der Barber Sonate op.26 gekoppelt ist, oder Aimard, auf dessen CD zusätzlich noch Lieder von der wunderbaren Susan Graham gesungen werden.

    Gruß, Frank

    PS. "Walden" von Thoreau kann ich sehr empfehlen.

    Gruß, Frank

    Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu.

  • Das ist das abenteuerlichste, was sich denken läßt, kunterbunt alles vom Kinderlied über quasi-deutsche Romantik bis hin zur extrem-Avantgarde.

    Aha - das hört sich reizvoll an und macht mich ziemlich neugierig. Den "General Booth" höre ich mir sicher zeitnah an. Danke für den Link!

    :wink: Agravain

  • RE: Sinfonien mit Bernstein / / Robert-Browning-Ouvertüre

    Ich liebäugele damit, mir neben dem immens schmalen Ives-Bestand, der in meinem CD-Regal verstaubt, als Ausgangspunkt die MTT-Aufnahmen bei Sony und der DG anzuschaffen


    Hallo Agravain und Ives-Freunde,

    die MTT-Aufnahmen der Sinfonien entsprechen zwar der Critical Edition. Aber warum eine leidenschaftslose Sichtweise einkaufen, wenn man es mit Bernstein, Stokowsky und Ormandy packender haben kann ???
    :thumbup: Ich möchte mich unbedingt nochmal für die verfügbaren Bernstein-Aufnahmen einsetzen: Der Sinfonien Nr. 2 und 3 (SONY), der umwerfenden Aufnahme der Nr.2 (DG), wie im Ives-Sinfonien-Thread in den Beiträgen 8 und 21 genauer beleuchtet.

    Die Sinfonie Nr.4 mit Ozawa (die Martin in Beitrag 2 nennt) fehlt es auch an wirklicher Emotion - hier kommt Stokowsky (SONY) weit interessanter weg. Wenn man nur Ozawa kennt, wird man freilich nie auf diesen Gedanken kommen.

    Die Sinfonie Nr.2 mit Ormandy / Philadelphia Orchestra findet sich in seiner 20th-Century-12CD-Box (SONY) und hat ebensolche Klasse, wie die beiden Bernstein-Aufnahmen.

    -------------------------------------------------

    Robert-Browning-Ouvertüre

    Nun möchte ich nochmal eine Frage von 2009 wiederholen, die mir bisher im Sinfonien-Thread keiner beantwortet hatte.
    Ich zitiere meine Frage daraus noch einmal:

    Zitat

    Auf der Stokowsky-LP mit der Sinfonie Nr.4 befindet sich die Robert Browning-Ouvertüre --- ein Werk das ich in seiner Verücktheit bis heute nicht sehr schätze - da ist IMO nichts, was dieses 25Minütige Werk liebenswert machen könnte. Ich habe bestimmt nichts gegen auftrumpfende Orchesterwerke (im Gegenteil), aber hier wird andauerndes ff - fff geboten ohne Sinn und Zweck - und ganz wichtig und absolut fehlend - ohne Gänsehautfakotor. Mein erster Gedanke war damals in den 80ern: "sch....Musik".
    Wie kommt das Werk bei Euch an - soweit bekannt ?

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Robert Browning Ouverture

    Ja, die Browning Ouvertüre gefällt mir eigentlich ganz gut, ohne daß sie zu meinen Lieblingswerken zählt. Hat so eine gewisse düstere Atmosphäre. Ich habe wiegesagt Gould mit dem Chicago Symphony Orchester, vielleicht, daß Dir die Aufnahme besser gefallen würde? Ich werde sowieso in den nächsten Tagen mal Spotify mit Charles Ives antesten, mal sehen, was ich da so entdecke und obwohl ich ein großer CD Liebhaber bin, kann ich ja dann eventuell über meine Erfahrungen berichten.

    Gruß
    Malcolm

    Der Hedonismus ist die dümmste aller Weltanschauungen und die klügste aller Maximen.

  • Von Charles Ives kenne ich bis jetzt auch nur relativ wenig aber das muss ja nicht so bleiben. Bezüglich der Vokalmusik kann man sich bei youtube einen ganz guten Überblick verschaffen.

    Bei den Liedern kann man sich hier einige Stücke anhören:
    "http://www.youtube.com/results?search…ube.RqVG8wi0usg"

    Bezüglich der Psalm-Vertonungen sind hier einige aufgelistet, z. T. ist auch die oben abgebildeten Aufnahme dabei vertreten:
    "http://www.youtube.com/results?search…ube.FVQSMYgRFgI"

    The Celestial Country:
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    Lionel

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Hier spielt Ives selbst "The Alcotts", den dritten (und quasi "zahmen) Satz der Cocord-Sonata - aber schöne Musik!


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    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Ivesens Meisterlied "General William Booth enters into Heaven" in einer tollen Interpretation (Klavierfassung - ist immer günstig), mit mitgeführten Noten, was auch günstig zum Textmitverfolgen ist:

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    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • ... und hier kann man eine mehr "traditionelle" Vertonung des Textes hören - von einem Sidney Homer. Hat aber durchaus auch was - für mich Ohrwurmqualität (es singt Thomas Hampson):

    "http://www.instantencore.com/music/player.a…tItemId=6185845"

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    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


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