Nach einem Einführungsvortrag des Dramaturgen, der das Publikum auf eine Regietheaterinszenierung vorbereitet (und gewarnt?) hatte, sahen wir die vorletzte Vorstellung der Schostakowitsch-Oper.
Die Handlung wurde von den letzten Jahren des Zarenreiches in die Entstehungszeit der Oper (ca. 1930) verlegt. Das Bühnenbild war sehr karg gehalten, eine Halle, in der große Kartons gelagert waren und für weitere Schauplätze, wie Katerinas Schlafzimmer, aufeinander gestapelt einen intimen Rahmen schufen.
Herausragend an diesem Abend habe ich das Orchester empfunden. Im zweiten Rang rechts und links waren je 6 Bläser aufgestellt, die die Dramatik der Musik eindrucksvoll verstärkten. Ich habe die Oper erst einige Tage vorher auf DVD kennnengelernt und war schon da von der Vielfältigkeit und Eindringlichkeit der Musik überwältigt.
Die Regie zeigte in besonderem Maße die Trostlosigkeit und Brutalität einer Gesellschaft, in der kaum jemand Mitgefühl für andere entwickelt und nur seinen eigenen Vorteil im Auge hat. Katerina wird als einzige als Mensch mit echten Gefühlen für andere dargestellt. Sie ist die einzige, die bei der Vergewaltigung der Köchin eingreift und versucht, die Auspeitschung Sergejs zu verhindern. Alle anderen Personen werden als Opfer eines Systems dargestellt und nützen die Schwächen anderer bei jeder sich bietenden Gelegenheit roh und brutal aus. Und doch vermittelt sich in manchen Momenten auch ein Blick auf Gefühle dahinter.
Die Sängerin der Hauptrolle, Alaine Rodin, beeindruckte vor allem durch ihr Spiel. Gerade im ersten Akt klang aber ihre Stimme in der Höhe oft schrill. Erik Nelson Werner war schon vom Äußeren eine ideale Verkörperung des brutalen, aber auch animalisch männlichen Sergej. Auch stimmlich kam er mit der Rolle gut zurecht. Unter den weitern Mitwirkenden gefielen mir Klaus-Dieter Lerche (als Boris) und Iurie Ciobanu (als Sinowij) darstellerisch und stimmlich sehr gut. Im letzen Akt beeindruckten Nikolai Galkin als alter Zwangsarbeiter (seine Szene ist für mich eine der berührendsten der gesamten Oper) und Katerina Hebelkova als Sonjetka.
Im Vergleich zu der DVD aus dem Gran Teatre de Liceu von 2002 war diese Inszenierung wesentlich direkter in der Darstellung der Brutalität und legte nicht soviel Augenmerk auf die satirischen Züge der Oper. Das entspricht aber durchaus dem Inhalt und ließ mich betroffen und überwältigt zurück.
Ein kleiner Einwand am Schluß: die deutsche Sprache, die gegenüber dem Klang des russischen wesentlich weniger stimmig ist. Aber das hat den überaus positiven Eindruck der Vorstellung letztlich nicht beeinträchtigen können.
Renate
Die Handlung wurde von den letzten Jahren des Zarenreiches in die Entstehungszeit der Oper (ca. 1930) verlegt. Das Bühnenbild war sehr karg gehalten, eine Halle, in der große Kartons gelagert waren und für weitere Schauplätze, wie Katerinas Schlafzimmer, aufeinander gestapelt einen intimen Rahmen schufen.
Herausragend an diesem Abend habe ich das Orchester empfunden. Im zweiten Rang rechts und links waren je 6 Bläser aufgestellt, die die Dramatik der Musik eindrucksvoll verstärkten. Ich habe die Oper erst einige Tage vorher auf DVD kennnengelernt und war schon da von der Vielfältigkeit und Eindringlichkeit der Musik überwältigt.
Die Regie zeigte in besonderem Maße die Trostlosigkeit und Brutalität einer Gesellschaft, in der kaum jemand Mitgefühl für andere entwickelt und nur seinen eigenen Vorteil im Auge hat. Katerina wird als einzige als Mensch mit echten Gefühlen für andere dargestellt. Sie ist die einzige, die bei der Vergewaltigung der Köchin eingreift und versucht, die Auspeitschung Sergejs zu verhindern. Alle anderen Personen werden als Opfer eines Systems dargestellt und nützen die Schwächen anderer bei jeder sich bietenden Gelegenheit roh und brutal aus. Und doch vermittelt sich in manchen Momenten auch ein Blick auf Gefühle dahinter.
Die Sängerin der Hauptrolle, Alaine Rodin, beeindruckte vor allem durch ihr Spiel. Gerade im ersten Akt klang aber ihre Stimme in der Höhe oft schrill. Erik Nelson Werner war schon vom Äußeren eine ideale Verkörperung des brutalen, aber auch animalisch männlichen Sergej. Auch stimmlich kam er mit der Rolle gut zurecht. Unter den weitern Mitwirkenden gefielen mir Klaus-Dieter Lerche (als Boris) und Iurie Ciobanu (als Sinowij) darstellerisch und stimmlich sehr gut. Im letzen Akt beeindruckten Nikolai Galkin als alter Zwangsarbeiter (seine Szene ist für mich eine der berührendsten der gesamten Oper) und Katerina Hebelkova als Sonjetka.
Im Vergleich zu der DVD aus dem Gran Teatre de Liceu von 2002 war diese Inszenierung wesentlich direkter in der Darstellung der Brutalität und legte nicht soviel Augenmerk auf die satirischen Züge der Oper. Das entspricht aber durchaus dem Inhalt und ließ mich betroffen und überwältigt zurück.
Ein kleiner Einwand am Schluß: die deutsche Sprache, die gegenüber dem Klang des russischen wesentlich weniger stimmig ist. Aber das hat den überaus positiven Eindruck der Vorstellung letztlich nicht beeinträchtigen können.
Renate
Unsre Freuden, unsre Leiden, alles eines Irrlichts Spiel... (Wilhelm Müller)