Igor Levit (geb. 1987) - ein zukünftiger Jahrhundertpianist?

  • Im sehr schnell genommenen ersten Satz gibt es erstaunlich viele Fehlgriffe von Levit. Danach habe ich den Mitschnitt ehrlich gesagt ausgemacht...

    Uiii,
    zuerst "Grave e moooolto rubato" dann "presto possibile" (die Halben bei 200 bpm!).
    Bei dem Tempo kann man bei den Handüberkreuzungen schon mal danebenhauen :evil:

    :wink:

    PS: Ist manchmal gut für das eigene Selbstvertrauen als Dilettant, wenn man sieht, dass ein Profi viel riskiert und dabei auch mal Fehler macht.

  • Bei dem Tempo kann man bei den Handüberkreuzungen schon mal danebenhauen


    Absolut. Deshalb hat es mich so gewundert, dass Levit dieses Tempo wählt, das ich musikalisch noch nicht einmal gelungen finde. "Brio" entsteht ja nicht unbedingt durch ein "so schnell wie vielleicht gerade noch möglich".

    Die "Pathétique" gehört pianistisch m. E. zu den recht gut zu meisternden Sonaten Beethovens. (Untrügliches Indiz: sogar ich oller Hobby-Klimperer kann sie ansatzweise spielen. :D ) Da verwundert es dann schon, wenn ein Pianist dieser Kategorie so viele falsche Töne spielt.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • die Halben bei 200 bpm

    uff - das wäre viiel schneller als es die berüchtigten tachyphilen Czerny und Kolisch vorschlagen!

    ---
    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • tachyphilen


    Ein wunderbarer Begriff! Dann wäre Richter im Kopfsatz von Schuberts B-Dur-Sonate also wohl "bradyphil". :D

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Dann wäre Richter im Kopfsatz von Schuberts B-Dur-Sonate also wohl "bradyphil"

    ganz genau! Richter u.a....

    ---
    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Die "Pathétique" gehört pianistisch m. E. zu den recht gut zu meisternden Sonaten Beethovens.

    Völlig richtig. Auch ich habe mich schon mal an dem ersten Satz probiert und hatte in der Tat die meisten Probleme nicht mit den schnellen Läufen oder den Tremoli, sondern mit diesen schnellen Handüberkreuzungen im zweiten Thema. Natürlich schon bei drastisch langsamerem Tempo.
    Das fiese ist ja, dass man nicht hört, dass das schwer ist.

    Aber natürlich hast du recht: Da haut Herr Levit schon recht oft daneben. Vielleicht hat er einfach einen schlechten Tag gehabt.

    :wink:

  • Die Bemühung um Schadensbegrenzung der SZ-Redaktion geht weiter.

    Mit einem sehr angemessenen Text von Carolin Ehmke

    http://sueddeutsche.de/kultur/igor-le…SUwvMYHFt1YRTHGV8w_gl0toE


    Ein sehr guter und ein sehr wichtiger Artikel. Auf einige der dort genannten Punkte wäre ich in #179 auch eingegangen, aber sowas ist ja hier nicht gewünscht.

    Ich muss sagen: Vorweg, ich werde mich an die eingeforderten Regeln hier halten. Aber ich möchte auch einmal kurz mein Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass man hier zu einem solch gesellschaftlich wichtigem Thema, gerade in der heutigen Zeit, schweigen muss, und das in einem Kulturforum. Das macht mich recht unglücklich. Es ist ja wichtiger, dass man sich an Regeln hält.

    maticus

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    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Aber ich möchte auch einmal kurz mein Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass man hier zu einem solch gesellschaftlich wichtigem Thema, gerade in der heutigen Zeit, schweigen muss, und das in einem Kulturforum. Das macht mich recht unglücklich.

    Dem schließe ich mich an. Die Diskussion war spannend bzw. hätte noch spannender werden können. Bisher hat sich ja alles in geordneten Bahnen bewegt.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Völlig richtig. Auch ich habe mich schon mal an dem ersten Satz probiert und hatte in der Tat die meisten Probleme nicht mit den schnellen Läufen oder den Tremoli, sondern mit diesen schnellen Handüberkreuzungen im zweiten Thema. Natürlich schon bei drastisch langsamerem Tempo.
    Das fiese ist ja, dass man nicht hört, dass das schwer ist.

    Mein Blick ginge zum 3. Satz, zum Trio: Nicht zu unterschätzen, das ist fieses Zeug. (Klar, auch tempoabhängig.)

    Ein sehr guter und ein sehr wichtiger Artikel. Auf einige der dort genannten Punkte wäre ich in #179 auch eingegangen, aber sowas ist ja hier nicht gewünscht.

    Ich muss sagen: Vorweg, ich werde mich an die eingeforderten Regeln hier halten. Aber ich möchte auch einmal kurz mein Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass man hier zu einem solch gesellschaftlich wichtigem Thema, gerade in der heutigen Zeit, schweigen muss, und das in einem Kulturforum. Das macht mich recht unglücklich. Es ist ja wichtiger, dass man sich an Regeln hält.

    maticus

    Ich sah bislang auch noch keinen Grund, den Austausch hier zu bremsen. Zumal es auch um die Frage nach der Vermengung von Musikkritik und außermusikalischem Diskurs ging. Jedenfalls größte Zustimmung zu Frau Emcke, die im Gegensatz zur "Stellungnahme" der SZ die neuralgischen Punkte des Problems erfasst und mit großer Klarheit sowie der notwendigen Empathie kommentiert. Vorbildlich nach meiner Einschätzung.

    ...schreibt Christoph :wink:

  • Vorweg, ich werde mich an die eingeforderten Regeln hier halten. Aber ich möchte auch einmal kurz mein Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass man hier zu einem solch gesellschaftlich wichtigem Thema, gerade in der heutigen Zeit, schweigen muss, und das in einem Kulturforum. Das macht mich recht unglücklich. Es ist ja wichtiger, dass man sich an Regeln hält.

    Dem schließe ich mich an. Die Diskussion war spannend bzw. hätte noch spannender werden können.

    Ich sah bislang auch noch keinen Grund, den Austausch hier zu bremsen. Zumal es auch um die Frage nach der Vermengung von Musikkritik und außermusikalischem Diskurs ging.

    wenn es gelingt, die Diskussion um "kulturkritische" Aspekte zu führen und von den eigentlichen politischen Parteiungen zu abstrahieren, hat die Moderation vielleicht nichts dagegen.

    Daß die Mod. ihre warnende Stimme erhoben hat, fand ich jedenfalls angebracht und ok.

    ---
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    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


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    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • wenn es gelingt, die Diskussion um "kulturkritische" Aspekte zu führen und von den eigentlichen politischen Parteiungen zu abstrahieren, hat die Moderation vielleicht nichts dagegen.

    Daß die Mod. ihre warnende Stimme erhoben hat, fand ich jedenfalls angebracht und ok.

    Nach kurzer Besinnung: Ich korrigiere mich hinsichtlich des Vorgehens der Moderation. Ich kann dir in beiden Punkten folgen.

    ...schreibt Christoph :wink:

  • wenn es gelingt, die Diskussion um "kulturkritische" Aspekte zu führen und von den eigentlichen politischen Parteiungen zu abstrahieren, hat die Moderation vielleicht nichts dagegen.

    Ach, lassen wir das besser. Das ist ja wie bei einer Kiwi vor dem Essen die Kerne zu entfernen. Ich lade aber jeden (ernst gemeint und nicht polemisch), der in dieser Hinsicht Veränderungen möchte, ein, im Verein einen Antrag für die MGV zu stellen.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Ich bin hier mit allem zufrieden.
    (Damit niemand glaubt, ich fühle mich unterdrückt oder so ...)

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • In der FAZ hat deren Musik-Redakteur nun auch zu dem Artikel über Igor Levit und den Reaktionen darauf geschrieben. Dabei tut er das, was hier in der Diskussion auch eingefordert wurde: Den Influencer und politischen Meinungsmacher vom Künstler und Pianisten zu trennen:
    https://www.faz.net/aktuell/feuill…t-17013081.html

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Da steht jetzt:

    Zitat

    Neid, weil Levit eine mediale Aufmerksamkeit genieße, die nach Maurós Ansicht nicht dessen Rang als Pianist entspreche.

    Aha, das ist also Neid, wenn man meint, dass jemand zu Unrecht gefeiert wird.
    :neenee1:

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  • Ich muss sagen: Vorweg, ich werde mich an die eingeforderten Regeln hier halten. Aber ich möchte auch einmal kurz mein Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass man hier zu einem solch gesellschaftlich wichtigem Thema, gerade in der heutigen Zeit, schweigen muss, und das in einem Kulturforum. Das macht mich recht unglücklich. Es ist ja wichtiger, dass man sich an Regeln hält.

    So sehe ich das auch.

    Ich lade aber jeden (ernst gemeint und nicht polemisch), der in dieser Hinsicht Veränderungen möchte, ein, im Verein einen Antrag für die MGV zu stellen.

    Wäre es denn wirklich nötig die Regeln zu ändern, damit die Diskussion hier im Thread fortgesetzt werden könnte?
    Forenregel 11 jedenfalls ist doch gar nicht so kategorisch, was politische Themen angeht:

    Zitat

    11. Austausch findet statt über alle Themen der Kunst und Kultur, primär der klassischen Musik. Weltanschauliche, politische oder andere von den Kernthemen des Forums abweichende Diskussionen sind nur insoweit zulässig, als sie mit den Kernthemen des Forums in unmittelbarer Verbindung stehen.

    (Fettung durch mich.)
    Im konkreten Fall wäre hier mein persönliche Auslegung, dass die politische Diskussion zulässig ist, da die unmittelbare Verbindung zu unseren Kernthemen klar gegeben ist: Es geht um eine mehr oder weniger entgleiste Musikkritik, die zur Zeit heftig in den deutschsprachigen Feuilletons besprochen wird. (Mehr Kernthema geht ja fast nicht.)
    Jedenfalls möchte ich festhalten, dass politische Themen gemäss Forenregeln hier nicht kategorische unzulässig sind. Es gibt da also Spielraum.
    (Wenn die Diskussion hier im Zwischenmenschlichen entgleisen sollte, gibt es ja andere Forenregeln, um da zu reagieren. )

    Wer also gänzlich jeden politischen Inhalt hier aus dem Formum verbannen wollte, der müsste einen entsprechenden Antrag für die MGV stellen. Ich wäre wahrscheinlich dagegen, da mir Regel 11 in der jetzigen Form gut gefällt.

    Hudebux

  • Zum Thema "Politik in Capriccio" haben wir übrigens eine Regelung, die immer noch gilt, die aber selbstverständlich von den Vereinsmitgliedern auch wieder geändert werden kann:
    Kulturforum - Infobox des Vorstands. Dort Punkt 3.

    Würde ich aber ungern hier diskutieren, sondern lieber im Vereinsforum.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Im konkreten Fall wäre hier mein persönliche Auslegung, dass die politische Diskussion zulässig ist, da die unmittelbare Verbindung zu unseren Kernthemen klar gegeben ist: Es geht um eine mehr oder weniger entgleiste Musikkritik, die zur Zeit heftig in den deutschsprachigen Feuilletons besprochen wird. (Mehr Kernthema geht ja fast nicht.)

    Das Problem ist, dass die Hauptstoßrichtung des Artikels in Richtung Selbstvermarktung in sozialen Netzwerken, dortige verbale Gewalt zwischen verfeindeten Echokammern und staatliche Auszeichnung aus politischen Motiven geht. Dass es dabei um einen Pianisten geht, ist fast Nebensache. In der Diskussion die Verbindung zum Pianistsein Levits zu halten, ist fast krampfhaft, daher ist ein Weiterbesprechen der Geschichte reine Beschäftigungstherapie für die Moderation.

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  • Das stimmt, das Thema hat viele Aspekte und Metaebenen und irgendwann wird es OT, wenn es gar nicht mehr um Levit geht. Aber z.B. ist "Selbstvermarktung in sozialen Netzwerken" von Musikern doch sicherlich ein Thema für dieses Forum. Und Musiker, die Ihre Bekanntheit nutzen, sich auch politisch zu engagieren auch. So krampfhaft schwierig finde ich den Bezug nicht.
    Im Fall von Levit fände ich es eher sehr gekünstelt diese Aspekte hier aussen vor zu lassen.

    Hudebux

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