Igor Levit (geb. 1987) - ein zukünftiger Jahrhundertpianist?

  • Wenn wir schon bei komponierenden Pianisten sind: Gibt es da etwas von Igor Levit?

    Was die (mir unbekannten) Kompositionen Trifonovs angeht: Das dürfte doch eher dorthin gehören: Daniil Trifonov - eine "singuläre Erscheinung am musikalischen Sternenhimmel"?

    ;)

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Heutzutage, also demnach auch bei der Diskussion um Trifonovs Kompositionen, geht es nur noch um "gefallen", denn Qualität kann man mE nicht mehr nachweisen. Es ist ja alles erlaubt. Man kann komponieren ohne einen Funken Ahnung von Kontrapunkt oder Harmonielehre zu haben.

    Steile These, die ich gern woanders mit Dir diskutieren würde (in einem anderen Thread)... aber nicht heute, real life ist calling...

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Wenn wir schon bei komponierenden Pianisten sind: Gibt es da etwas von Igor Levit?

    Bisher nix darüber erfahren, was Igor Levit betrifft.
    Kombi aus Tasten- und Notenquälerei wäre möglicherweise was für gesonderten Thread (oder existiert das bereits in C. ? ). Auf die Schnelle haben meine Löffel lediglich 2 von dieser Gilde auf Schirm deren fabrizierte Mucke fetzig rüberkommt: Artur Schnabel und Stefan Litwin (*1960)....

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Kommenden Donnerstag, 14. Januar 2021, ab 20.00 Uhr spielt Igor Levit mit dem hr-Sinfonieorchester im live-stream Mozarts Klavierkonzert B-Dur KV 595:

    https://www.hr-sinfonieorchester.de/livestreams/so…1-2021-100.html

    Und, hast du die Aufführung gehört? Wie gefällt sie dir?
    Inzwischen steht der Mitschnitt wie üblich auch auf dem YouTube-Kanal des Orchesters. Ich habe ihn dort gehört und finde ihn sehr hübsch.

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Klar hab ich das angesehen und angehört - sogar schon mehrmals :D
    Gefällt mir sehr - allerdings kannte ich dieses Konzert noch nicht und kenne daher weder Vergleichsinterpretationen noch habe ich eine eigene Vorstellung davon, wie das Werk für mich klingen sollte :rolleyes:

    Viele Grüße - Allegro

    "Musik ist ... ein Motor, Schönheit, Intensität, Liebe, Zauber, alles in allem: ein Elixir." Lajos Lencsés

  • Und, hast du die Aufführung gehört? Wie gefällt sie dir?Inzwischen steht der Mitschnitt wie üblich auch auf dem YouTube-Kanal des Orchesters. Ich habe ihn dort gehört und finde ihn sehr hübsch.

    hab mal reingehört, bin aber nicht über die Hälfte des 1.Satzes hinausgekommen (wg. Einbruch von real life).
    Hatte noch jemand den Eindruck, daß im Kopfsatz bei jedem Soloklaviereinsatz Levit ein geringfügig flotteres Tempo anschlägt als das Orchester davor?

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Hatte noch jemand den Eindruck, daß im Kopfsatz bei jedem Soloklaviereinsatz Levit ein geringfügig flotteres Tempo anschlägt als das Orchester davor?

    Jetzt habe ich mir den Anfang gerade noch mal angehört und die Partitur dazu angesehen - und ja: Du könntest recht haben 8|

    Viele Grüße - Allegro

    "Musik ist ... ein Motor, Schönheit, Intensität, Liebe, Zauber, alles in allem: ein Elixir." Lajos Lencsés

  • Hatte noch jemand den Eindruck, daß im Kopfsatz bei jedem Soloklaviereinsatz Levit ein geringfügig flotteres Tempo anschlägt als das Orchester davor?

    Ich habe mir nur das erste Tutti und den ersten Klaviereinsatz angehört: Ja, da spielt Levit deutlich schneller als das Orchester zuvor. Allerdings hat der Dirigent das Tempo auch seinerseits im Laufe des Tuttis immer mehr verschleppt, so dass Levit das eigentlich nur rückgängig macht. Die Frage ist, ob das klug ist, denn so hört eigentlich jeder einen Bruch. Ich predige den Studenten jedenfalls immer, dass sie auf der Bühne nicht auf ihrem Standpunkt beharren sondern grundsätzlich das übernehmen sollen, was ihnen angeboten wird, um das dann weiter zu formen oder nötigenfalls auch im Verlauf vorsichtig zu korrigieren. Aber auch das ist nicht immer ohne weiteres möglich, man muss einfach im Moment die beste Entscheidung treffen.

  • Ich stelle mir das irre schwer vor, in einem Tempo beseelt zu spielen, das überhaupt nicht meins ist - da zur Einigung zu kommen, wenn die Vorstellungen erstmal weit auseinander sind...

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  • Ich stelle mir das irre schwer vor, in einem Tempo beseelt zu spielen, das überhaupt nicht meins ist - da zur Einigung zu kommen, wenn die Vorstellungen erstmal weit auseinander sind...

    Ja, das kann natürlich schwer sein, aber grundsätzlich finde ich, dass man vor allem als Kammermusiker auch in der Hinsicht flexibel sein muss, in etwas geringerem Maße auch als Solist mit Orchester. Man kann doch ein anderes als das geplante Tempo immer auch als Freiraum sehen, in dem man dann neue Möglichkeiten bekommt. Außerdem gibt es so etwas wie das absolute Gehör für Tempi normalerweise sowieso nicht, so dass immer etwas Spontanes, Ungeplantes dabei ist. Ich hatte vor einiger Zeit eine Probe mit einer ganz großartigen Geigerin mit der achten Beethoven-Violinsonate, die ich unzählige Male gespielt habe. Sie spielte den ersten Satz deutlich langsamer, als ich es gewohnt war, und ich habe natürlich erst einmal versucht, mich darauf einzulassen und die Zeit möglichst sinnvoll auszufüllen. Ich dachte beim Spielen "Eher ruhig, aber warum nicht auch mal so?". Dann war der Satz zu Ende, und sie meinte dann, dass sie normalerweise diesen Satz schneller spielt, sich aber gern auf mein Tempo eingelassen hätte :D . Bei Proben kann man natürlich immer diskutieren und ausprobieren, aber selbst wenn einer dann auf der Bühne etwas anderes macht als verabredet, finde ich, dass man im Normalfall dann erst einmal darauf eingeht und es möglichst sinnvoll weiterführt.

  • Ja, da spielt Levit deutlich schneller als das Orchester zuvor. Allerdings hat der Dirigent das Tempo auch seinerseits im Laufe des Tuttis immer mehr verschleppt, so dass Levit das eigentlich nur rückgängig macht. Die Frage ist, ob das klug ist, denn so hört eigentlich jeder einen Bruch. Ich predige den Studenten jedenfalls immer, dass sie auf der Bühne nicht auf ihrem Standpunkt beharren sondern grundsätzlich das übernehmen sollen, was ihnen angeboten wird, um das dann weiter zu formen oder nötigenfalls auch im Verlauf vorsichtig zu korrigieren. Aber auch das ist nicht immer ohne weiteres möglich, man muss einfach im Moment die beste Entscheidung treffen.

    Dazu mal eine generelle Frage: wer ist bei solchen Solokonzerten mit Orchester eigentlich der "Chef"? Der Solist oder der Dirigent? Ich habe das eigentlich immer so aufgefasst, dass der Dirigent dem Solisten dient. Natürlich heisst das nicht, dass der Solist "Narrenfreiheit" hat, wenn der Dirigent "versagt". Auch er (der Solist) muss daran interessiert sein, dass das Gesamtergebnis stimmt.

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Dazu mal eine genrelle Frage: wer ist bei solchen Solokonzerten mit Orchester eigentlich der "Chef"?

    Der Solist. Wenn es aber im Ernstfall Probleme im Zusammenspiel gibt, kann dieser natürlich trotzdem schneller und flexibler reagieren.

  • Das Primat des Solisten verdeutlicht die mittlerweile historische Begebenheit, dass Gould Beethoven ganz anders spielen wollte als Bernstein und Bernstein sich veranlasst sah, vor dem Konzert ebendies klarzustellen.

  • Das Primat des Solisten verdeutlicht die mittlerweile historische Begebenheit, dass Gould Beethoven ganz anders spielen wollte als Bernstein und Bernstein sich veranlasst sah, vor dem Konzert ebendies klarzustellen.

    Da ging es nicht um Beethoven sondern um das erste Brahms-Konzert. Grundsätzlich zu dem Thema habe ich vor einiger Zeit eine Freundin befragt, die bei den Berliner Philharmonikern spielt, und sie sagte mir ganz klar, dass der Solist grundsätzlich alles machen kann, was er will. Nur hat natürlich nicht jeder Solist ein solches Orchester hinter sich...

  • Das Primat des Solisten verdeutlicht die mittlerweile historische Begebenheit, dass Gould Beethoven ganz anders spielen wollte als Bernstein und Bernstein sich veranlasst sah, vor dem Konzert ebendies klarzustellen.


    War das nicht Brahms (erstes Klavierkonzert)?

    (Nachtrag: Überschneidung mit Christian.)

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

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