Susan Weinert Trio, 16.11.2013 im Kulturzentrum KOMM in Düren

  • Susan Weinert Trio, 16.11.2013 im Kulturzentrum KOMM in Düren

    Durch Zufall geriet ich in dieses Konzert der mir bisher unbekannten saarländischen Gitarristin und ihres Trios. Die Band spielt Musik im Stil des Jazzrock und Fusion der 70er/80er Jahre, manchmal mit einem leichten, aber selbst für Allergiker wie mich nicht unangenehmen New-Age-Touch, ausschließlich Eigenkompositionen, die hauptsächlich von der Bandleaderin selbst stammen. Das ist überwiegend sehr gefällig, nimmt nur gelegentlich unerwartete Wendungen, ist durchweg gelungen, aber meist auch recht vorhersehbar (tatsächlich werden mir die bisher angehörten CDs rasch langweilig).

    Live machen die Musiker das durch inspiriertes und interaktionsreiches Spiel zehnmal wieder wett! Susan Weinert klingt manchmal ein bißchen nach Mike Stern (und, wenn sie das sparsam eingesetzte Effektgerät anwirft, vielleicht auch ein bißchen nach Pat Metheny), meist aber nach Susan Weinert. Das liegt auch an ihrem für Jazzgitarristen ungewöhnlichen Instrument: sie spielt eine Konzertgitarre mit Nylonsaiten, ein Custom-Instrument mit Griffbrett-Ausschnitt und schmalem, sich zum Wirbelbrett hin verjüngendem Griffbrett wie bei einer E-Gitarre (gebaut von Antonius Müller in Aarbergen). Dazu kommt eine ungewöhnliche Anschlagtechnik der rechten Hand: sie kombiniert Plektron-Spiel mit Fingerzupfen, also Plektron zwschen Daumen und Zeigefinger, Zupfen mit den übrigen Fingern. Dazu noch eine ziemlich geläufige linke Hand, und zustande kommt ein hochinteressantes und nuancenreiches Gitarrenspiel, das mir sehr, sehr gut gefallen hat!

    Martin Weinert am Kontrabaß ist über weite Strecken tragender Begleiter, läßt aber auch gerne mal den Virtuosen 'raus und hat auf sehr zurückhaltende Art einiges zu bieten; bei Ausflügen in die höchsten Lagen (mit Daumenaufsatz) erinnerte er mich manchmal an François Moutin. Dazu kommt eine exzellente Intonation, auch beim Bogeneinsatz. Ergänzt wird das Trio durch Hardy Fischötter, den wohl regungslosesten Drummer, den ich je gesehen habe (eine Art Buster Keaton am Schlagzeug) - was ihn nicht an akzentuiertem und banddienlichem Spiel hinderte. Das Zusammenspiel zeichnete eine große Gelassenheit und Ruhe sowie blindes Verständnis untereinander aus, es machte ausgesprochen Spaß, den Dreien zuzuhören und zuzusehen!

    Sehr schönes Live-Konzert, das mich aber auch mal wieder an den Alltag der meisten Jazzmusiker erinnert hat: im Dürener Kulturzentrum trafen sich gerade mal rund 70 Zuschauer! Immerhin: es war voll.

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

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