Klassik in der Filmmusik - negative Seiten?

  • Klassik in der Filmmusik - negative Seiten?

    Hallo!

    Die Filmmusik hat sich ja oft der klassischen Musik bedient.


    Nach dieser langen und fetzig geschriebenen Einleitung nun endlich zu meiner Frage: könnt ihr bestimmte Stücke noch hören, OHNE dass ihr an bestimmte Filmszenen denkt?

    Könnt ihr den Anfang von "Also sprach Zarathustra" hören, ohne an die Szene im Weltall aus "2001: A Space Odysee" zu denken? Könnt ihr die Barcarole von Offenbach hören ohne an die Szene im KZ aus "Das Leben ist schön" zu denken? Könnt ihr den Walkürenritt hören ohne an die Helikopter in "Apokalypse Now" zu denken? Könnt ihr Prokofiews "Troika" hören ohne an den Tanz mit dem Tod aus "Die letzte Nacht des Boris Gruschenko" von Woody Allen zu denken?

    Falls nein: empfindet ihr das als negativ, dass ihr zu dieser Musik fortan immer Filmbilder im Kopf habt? Kann einem sowas den Musikgenuss verhauen? Kennt ihr ausserdem noch andere Beispiele für berühmte Filmszenen, die mit klassischer Musik untermalt sind?

  • Ich muss - möglicherweise zu meiner Schande - gestehen, dass ich keine der genannten Assoziationen habe. Das heißt, ich kannte die Musik vor dem Film respektive ich kenne den Film überhaupt nicht (und will das noch nicht einmal ändern).

    Ein tatsächlich für mich im Sinne von Merkatz geartetes Beispiel möchte ich jedoch anfügen: das Adagio aus Spartakus von Khatschaturjan und die Onedin-Linie. 8+)

    Hingegen geht es mir auf die Nerven, dass seriöse Interpreten Plattencovern zufolge ein Mozart-Konzert spielen, das sich Elvira Madigan nennt. 8| Das heißt, dass ich mich diesem Film weiterhin verweigern werde.

    Auch hier ein Gegenbeispiel: Natürlich kannte ich das Klarinettenkonzert lange vor Afrika. Hier jedoch überzeugt mich der Film, die Musik sowieso, und die Assoziation belastet mich nicht.

    Summa summarum: Eigentlich ein interessantes Thema. Insofern finde ich die Reaktionen meiner drei Vorgänger beinahe ein wenig negativ ... :D Aber gut, Merkatzens Einführung ist denn auch kein Ausbund an Subtilität. ;+)

    :wink: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Hingegen geht es mir auf die Nerven, dass seriöse Interpreten Plattencovern zufolge ein Mozart-Konzert spielen, das sich Elvira Madigan nennt.

    Ja, da gebe ich Dir Recht, sowas ist Unsinn und auch Verblödung.
    Merkatz hat da nicht Unrecht, denn da gibt es noch sehr viel mehr Beispiele.
    Aber diese sind nun individuell immer anders geartet.

    Je nachdem, welchen Film man gesehen hat und vor allem wann.......und wie man damit umgeht.

    Ich denke jedenfalls nicht an MM, wenn ich den Anfang vom 2. Rachmaninoff- Konzert höre, aber es gibt sicher viele, denen genau das eine Errektion verpaßt.
    Da kann ich dann auch nicht helfen, will es auch gar nicht, damit muß jeder selber fertig werden.

  • Zitat

    Ich denke jedenfalls nicht an MM, wenn ich den Anfang vom 2. Rachmaninoff- Konzert höre, aber es gibt sicher viele, denen genau das eine Errektion verpaßt.
    Da kann ich dann auch nicht helfen, will es auch gar nicht, damit muß jeder selber fertig werden.

    :thumbup: - auch wenn ich schon wieder nicht weiß, wofür MM steht, und auch gar nicht versprechen kann, dass es mir bei einem möglichen Wissenszuwachs nicht trotzdem völlig gleichgültig ist ...

    Besten Gruß,

    Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Schönes Thema! Ich steuere auf die Schnelle zunächst einmal ein Positiv-Beispiel bei: Beim Dukas'schen "Zauberlehrling" habe ich immer den Mickey Mouse-Trickfilm aus Disneys "Fantasia" im Kopf, aber da der eine wirklich kongeniale visuelle Umsetzung der Musik ist, ist das für mich mittlerweile untrennbar zum Gesamtkunstwerk verschmolzen. Nämliches gilt für den den "Tanz der Stunden" von Ponchielli und - in abgeschwächter Form - für den Bolero von Ravel...

    Beste Grüße,
    Ralph

    »Toren wir, auf Lind'rung da zu hoffen, wo einzig Heilung lindert!« (Gurnemanz)

  • Ich muss - möglicherweise zu meiner Schande - gestehen, dass ich keine der genannten Assoziationen habe. Das heißt, ich kannte die Musik vor dem Film respektive ich kenne den Film überhaupt nicht.


    Das geht mir auch fast überall so. Selbst wenn nicht, habe ich normalerweise die Musik so viel häufiger gehört als die Filme gesehen (ich sehe wenige Filme häufiger als zweimal), dass die Assoziation nicht stark ist.
    Am schnellsten fallen mir humorige Verwendungsweisen sein: Charlie Chaplin rasiert zu Brahms' Ungarischem Tanz, Lilo Pulver verwirrt die russischen Generäle mit dem Säbeltanz, Bugs Bunny spielt Liszts Ungarische Rhapsodie.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Charlie Chaplin rasiert zu Brahms' Ungarischem Tanz

    Ha stimmt, ein sehr gutes Beispiel, das habe ich ganz vergessen!
    Ich muss, wenn ich das Stück höre, immer an diese Rasur denken, mit den dazu passenden Bewegungen. Wobei, das Stück hat auch Mel Brooks verwendet für seinen Film "Dracula - Tot aber glücklich", bei einer Tanzszene, da denke ich auch dran.

    Stört dich das Bild von Chaplin beim Hören?

    Lilo Pulver verwirrt die russischen Generäle mit dem Säbeltanz

    Das war der Film "Eins zwei drei", glaube ich. Witzigerweise denke ich gar nicht an diese Szene; ich fand immer, dass die Pulver total ungelenk herumwackelt hat :D

  • Ja, das ist aus "Eins, Zwei, Drei", ein FIlm, den ich auch mehr als zweimal ansehen würde (bzw. gesehen habe). Ich finde die Verwendung der Musik grotesk und sehr witzig. Otto "Sünd Sü ein ammeriganischer Spüon?" wird mit albernem RocknRoll (Itsy bitsy Bikini) kirre gemacht und die Generäle mit der deutschen Blondine und Säbeltanz.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Zitat

    JFK ? Hilft das?

    Jawollja! Und wie Du schon ahntest: Der Film wird nicht nachggeholt. Lebenszeit begrenzt. Filmmusik auch ohne Film nicht im Zentrum des Tagesgeschehens.

    US-Liebschaften interessieren mich selten, um es vorsichtig auszudrücken. Da machen sich bei mir autistische Züge geltend. [Eine Nation, welche ihre Präsidenten als kriminelle Weltpolizei fuchteln lässt und stattdessen Politiker wegen Oralverkehrs abserviert, nehme ich nicht ernst - auch auf die Gefahr hin, dass ich die eigene Nation auch nicht immer ernst nehmen kann, was ich ohnehin nicht immer tue.] (1)

    :wink: Wolfgang

    (1) Darf im Zweifelsfall kommentarlos entfernt werden. Ich möchte auch lieber über Musik reden.

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • ....also beim "Walkürenritt" denke ich eher an Russ Meyers "UP!"

    Ob das jetzt negativ im eigentlichen Sinne ist? Keine Ahnung...

    :hide:

    Magus

    "Whenever we hear sounds, we are changed, we are no longer the same..." Karlheinz Stockhausen 1972

  • ....also beim "Walkürenritt" denke ich eher an Russ Meyers "UP!"

    Ob das jetzt negativ im eigentlichen Sinne ist? Keine Ahnung...

    Ich kenne den Film zwar nicht, aber der Regisseur sagt mir was ... ist doch auf jeden Fall besser, als kriegerische Bilder im Kopf zu haben :D


    EDIT: hab gesehen, den Film gibts auf Youtube - leider auch wieder der Zusammenhang "Walkürenritt - Hitler" :( Aber die Szene mit Hitler und dem Piranha in der Badewanne ist schön verrückt - aber ich bin froh dass die "bärigen" Zeiten vorbei sind ;+)

  • Dank an Gurnemanz für den Hinweis auf den Fantasia-Thread, bei dessen Lektüre mir klargeworden ist, daß sich meine Bolero-Assoziationen tatsächlich aus dem anderen Klassiker des Genres, nämlich aus "Allegro non troppo" von Bruno Bozzetto herleiten...

    Beste Grüße,
    Ralph

    »Toren wir, auf Lind'rung da zu hoffen, wo einzig Heilung lindert!« (Gurnemanz)

  • Klassik und Film

    Hallo in der Runde,

    mir geht es so, dass ich dort, wo mir die Musik passend finde, wie bei "Zarathustra" und "2001" das Bild so stimmig erscheint, dass das Hören die Bildassoziation auslöst, mich aber nicht stört. In vielen anderen Fällen passt es ja nun überhaupt nicht und da ärgere ich mich über die Musikspur, aber zum Glück leidet die unterlegte Musik nicht darunter. Da ist "Apocalypse Now" ein gutes Beispiel, da gäbe es bessere Unterlegungen.
    Übrigen ist der Thread eine sehr gute Idee, ich für mein Teil werde einiges kritischer hinhören in Zukunft.

    Herlich grüsst holgerdent

  • Könnt ihr den Anfang von "Also sprach Zarathustra" hören, ohne an die Szene im Weltall aus "2001: A Space Odysee" zu denken? Könnt ihr die Barcarole von Offenbach hören ohne an die Szene im KZ aus "Das Leben ist schön" zu denken? Könnt ihr den Walkürenritt hören ohne an die Helikopter in "Apokalypse Now" zu denken? Könnt ihr Prokofiews "Troika" hören ohne an den Tanz mit dem Tod aus "Die letzte Nacht des Boris Gruschenko" von Woody Allen zu denken?


    Hallo Merkatz,

    die Musik deiner Beispiele kannte ich lange vorher. Mich störte bei solchen in Anführungszeichen "blöden Filmen" überhaupt nicht, wenn ich dort bekannte klass Musik höre.
    Umgekehrt käme mir nie in den Sinn beim Hören der Musik dies mit den (für mich absolut unwichtigen) Filmen zu verbinden. Den Apokalypse - Käse habe ich sogar im Kino gesehen.
    Einen Film sehe ich mir in der Regel höchsten 1-2 mal an - dann reicht es mir. Wen meine Töchter mit mir einen Film sehen wollen und den habe ich vor 1-2 jahren erst gesehen, dann sage ich immer :" In 10 Jahren wieder !!!"
    ;+) Ich weis ehrlich gesagt nicht was viele mit DVD´s und BluRay´s machen - so manchen Käse kann und will man doch nicht mehrmals sehen.
    Wenn ich wirklich eine Film-DVD brauche, dann sind es zum Beispiel die deutschen 4 Schatzinsel-Folgen ... und die haben ihre eigenständige Musik !

    X( Was ich in Filmen hasse - wenn geschätzte klassische Musik unsachgemäss verhunzt, verändert wird. Fällt den Filmheinis nichts Eigenes ein ?

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

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