Heinrich Schütz - ein großer Meister trotz vieler Neuaufnahmen und angeblicher Renaissance völlig vergessen?!

  • Wenn ich hier etwas schüchtern in die Runde werfen darf: viel eher unterschätzt als Schütz erscheint mir Jan Pieterszoon Sweelinck, der über seine deutschen Schüler, u.a. Scheidt, die deutsche Instrumentalmusik des Barocks quasi begründete. Andere Instrumentalkomponisten des 17. Jhd, die mir unterschätzt scheinen: Froberger und Bertali.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Instrumentalkomponisten haben es leider noch schwerer. Dabei hat Sweelinck mehr Vokalkompositionen geschaffen als welche für Instrumente.


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Meinst du die Aufnahmen vom Gesualdo Consort Amsterdam unter van der Kamp? Die gibt es bereits seit letztem Jahr (und früher).


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Meinst du die Aufnahmen vom Gesualdo Consort Amsterdam unter van der Kamp? Die gibt es bereits seit letztem Jahr (und früher).


    jd :wink:


    Ja genau, die meinte ich. Und Du hast recht, die Serie ist jetzt abgeschlossen. Ich hatte gedacht, da käme noch etwas, aber mit dem letzten Buch der Psalmen Davids ist das 17CD Projekt letztes Jahr zu Ende gebracht worden. Das ist zwar OT, aber hast Du etwas aus der Serie?

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Ja, die Psalmen-Box:

    Ich habe schon einen Teil davon gehört - ist hervorragend, aber man braucht viel Sitzfleisch.


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Ich habe schon einen Teil davon gehört - ist hervorragend, aber man braucht viel Sitzfleisch.


    Eigener Thread? Hier gehts eigentlich um Schütz.

    :gurni:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann


  • Das ist mitnichten der Fall.

    Da bin ich aber froh! Mit Cousinen sozusagen ... 8+)


    Du hast die Arbeitspakete aufgelistet und die Meldung von Freiwilligen erwartet.

    Ich weiß ehrlich gesagt nicht so recht, ob du das ernst meinst. A sprach ich hier ironisch, also uneigentlich; b habe ich schlicht Komponisten, die von euch im Thread genannt wurden, aufgezählt und c habe ich von niemandem etwas erwartet, selbst die Bemerkung zu JD war im Kontext fröhlich formuliert.

    Häh? Wie? Was? Arbeitsplan? Wo bin ich denn hier? Ist meine Schicht schon um???

    Keine Ahnung, ist sie? 8+)

  • JD hat dankenswerterweise schon goldrichtig mit Monteverdi angefangen, weitere sehr schöne Vorschläge von Trichomonas habe ich ergänzt; sodass wir schon eine Menge Vorhaben konstatieren können. Und damit sich niemand diskriminiert vorkommt oder auf den Schlips getreten fühlt: Niemand ist verpflichtet, an dem Projekt teilzunehmen, niemand (außer vielleicht JD) ist federführend und niemand wird gezwungen, zu lesen und zu hören. Ich selbst werde sicher mit Schütz weitermachen, es wären die "Psalmen Davids" dran.


    (Bach)
    (Händel)
    (Schütz)
    (Claudio Monteverdi)

    Machaut
    Dufay
    Giovanni Gabrieli
    Gregorio Allegri
    John Dowland
    Michael Praetorius
    Desprez
    Ockeghem
    Tallis
    Byrd
    Gesualdo
    Schein
    Charpentier
    Legrenzi
    Frescobaldi
    Sigismondo d'India
    Melchior Franck
    Marco da Gagliano
    Stefano Landi
    Jan Pieterszoon Sweelinck
    Froberger
    Bertali

  • Mir scheint, wie ja anhand einiger der bisherigen Beiträge nachvollziehbar ist, dass sich die Frage des Vergessen- oder Unterschätzt-Werdens nicht lediglich auf einen Komponisten beschränkt, sondern auf bestimme Epochen oder Stilistiken.
    Die Anmerkung am Anfang des Threads, dass Alte Musik eine Nische sei, ist selbstverständlich korrekt. Prä- und posttonale Musik -d.h., um es mal zu pauschalisieren, Musik vor Bach und nach Mahler - hat es einfach schwer. Dies liegt nicht zuletzt am musikalischen Material selbst, das mit jenem der Popularmusik in keinster oder höchstens kleiner Weise deckungsgleich ist. Deshalb wird die Musik beispielsweise Schützens vom Großteil der Gesellschaft schlichtweg ignoriert - was aber nicht bedeutet, dass Schütz, genauso wenig wie andere Großmeister prä-Bachscher Musik oder Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts, in Vergessenheit geraten (sind).
    Wie bei vieler bedeutsamen Kunst beschränkt sich der Rezeptionskreis eben auf die gesellschaftliche Minderheit - obschon Schütz sicherlich in vieler Leute Munde ist, dies nicht zuletzt durch die Komposition für die Institution Kirche, an die seine Musik gekoppelt war und im Prinzip auch ist; zumindest kann ich das nach eigener Erfahrung behaupten.

  • Das ist auch mein Eindruck: daß das Bevorzugen eher von den Epochen abhängig ist; aber vielmehr von dem, was diese Epochen typisch macht: ihre Harmonik und Gattungsformen, die Instrumente, die Besetzungen - daraus ergeben sich auch die Kompositionen, die ja sich immer nach neuer Inspiration strecken. Hätte z.B. Bruckner nicht im 19. Jahrhundert, sondern im 18. gelebt, er wäre nicht der geworden, der er jetzt ist. Er wäre ein anderer Komponist gewesen.


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Prä- und posttonale Musik -d.h., um es mal zu pauschalisieren, Musik vor Bach und nach Mahler - hat es einfach schwer. Dies liegt nicht zuletzt am musikalischen Material selbst, das mit jenem der Popularmusik in keinster oder höchstens kleiner Weise deckungsgleich ist.


    8|

    Seit wann ist die Musik vor Bach prätonal??? Wenn du Monteverdi genannt hättest, könnte ich das nachvollziehen, aber so... da sind eben um die 150 Jahre Musikgeschichte, die du so ausklammerst. Das mit der Deckungsgleichheit will mir auch nicht direkt einleuchten: wenn du unter Popularmusik die U-Musik verstehst, dann ist die Vorliebe des Früh- und Hochbarocks für Ostinatovariationen sehr wohl damit "deckungsgleich"...

    LG
    Tamás
    :wink:

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato

  • Das ist auch mein Eindruck: daß das Bevorzugen eher von den Epochen abhängig ist; aber vielmehr von dem, was diese Epochen typisch macht: ihre Harmonik und Gattungsformen, die Instrumente, die Besetzungen - daraus ergeben sich auch die Kompositionen, die ja sich immer nach neuer Inspiration strecken. Hätte z.B. Bruckner nicht im 19. Jahrhundert, sondern im 18. gelebt, er wäre nicht der geworden, der er jetzt ist. Er wäre ein anderer Komponist gewesen.


    jd :wink:

    Was Bruckner in der 18. Jh. geworden wäre kann man schon so ugf. einschätzen: man siehe nur seine ganz frühen Werke: die Missa solemnis, und das Requiem - die sind ja alle noch Werke die unter dem Einfluss von Werken aus dem 18. Jh. (Michael und Joseph Haydn, Mozart und regionale komponisten wie Aumann und Weiß) entstanden sind.

    LG
    Tamás
    :wink:

    "Vor dem Essen, nach dem Essen,

    Biber hören nicht vergessen!"


    Fugato


  • 8|

    Seit wann ist die Musik vor Bach prätonal??? Wenn du Monteverdi genannt hättest, könnte ich das nachvollziehen, aber so... da sind eben um die 150 Jahre Musikgeschichte, die du so ausklammerst. Das mit der Deckungsgleichheit will mir auch nicht direkt einleuchten: wenn du unter Popularmusik die U-Musik verstehst, dann ist die Vorliebe des Früh- und Hochbarocks für Ostinatovariationen sehr wohl damit "deckungsgleich"...

    LG
    Tamás
    :wink:


    Ja, das war sicher etwas inkonkret.
    Und ja, ich denke an die sogenannte U-Musik.
    Natürlich: Ausnahmen (wie die genannten Ostinatovariationen) bestätigen bekanntermaßen die Regel, jedoch sehe ich weder im Materialen noch im Geistigen besonders stark ausgeprägte Analogien, zumal die Geisteshaltung im Bezug auf Bedeutung und Eigenwert der Musik immens differiert.
    Um es mal polemisch auszudrücken: wo ist der Unterschied zwischen der Musik Lachenmanns, die ja u.a. zu einem neuen Hören "erziehen" möchte, und der Musik einer Paris Hilton, die gänzlich andere, unmusikalische Interessen vertritt (Wirtschaftlichkeit beispielsweise)?
    Aber dies nur, um meinen Punkt etwas klarer zu veranschaulichen.
    LG

  • wo ist der Unterschied zwischen der Musik Lachenmanns, die ja u.a. zu einem neuen Hören "erziehen" möchte, und der Musik einer Paris Hilton, die gänzlich andere, unmusikalische Interessen vertritt (Wirtschaftlichkeit beispielsweise)?

    Und was hat das dann mit der Tonalität (also die Schwierigkeiten des Publikums bei "prä- und posttonaler Musik", wie due geschrieben hast) der Musik zu tun? In Geisteshaltung sind ja auch Mozart und Lady Gaga nicht "deckungsgleich"...

    LG
    Tamás
    :wink:

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    Fugato

  • In Geisteshaltung sind ja auch Mozart und Lady Gaga nicht "deckungsgleich"...

    Interessanter Vergleich! :D Weitergedacht: Wenn alles, was einen Dominantseptakkord enthält, qualitativ auf einer Stufe stünde, dann könnte man vieles in einen Topf werfen... 8o

    À propos: Gibt's bei Schütz bereits einen Dominantseptakkord? Ich vermute, ja. Dann ist seine Musik auch der Tonalität verpflichtet. Oder täuschen mich meine rudimentären Kenntnisse in Harmonielehre?

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Hallo zusammen,

    Ein sehr schönes Interview mit guten Fragen zur Vollendung der Einspielung von Schütz'scher Vokalmusik:

    https://m.faz.net/aktuell/feuill…d-15965814.html

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • Sehr gerne, Christian!

    <a class="jsSmiley" data-smiley-code=":)" data-smiley-path="https://www.capriccio-kulturforum.de/wcf/images/smilies/smile.png"> & Gruß<a class="jsSmiley" data-smiley-code=":)" data-smiley-path="https://www.capriccio-kulturforum.de/wcf/images/smilies/smile.png"> Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

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