Die Männer der Arbeit
Eine Vorbemerkung: Ausnahmsweise ist im Booklet der Text nicht abgedruckt. Eine Recherche im Internet brachte mir zwar ein 60bändiges Werk (wobei es sich um Hefte, nicht um Bücher handelt, diese 60 Hefte auch nicht ein dickes Buch füllen) beim Antiquar in eher schlechtem Zustand anboten (wobei dabei noch nicht gesichert ist, dass dieser Liedtext enthalten ist), aber nicht den Text des Liedes, auch nicht die diversen Liederbücher, die ich in meinem Regal stehen habe. Der Versuch, das Gesungene zu transkribieren, erwies sich als schwierig, da brauche ich noch jemanden, der mithört. Ich werde den Text also nachliefern, mein gehörtes Fragment lasse ich mal so stehen. Ich habe so meine Vermutung, warum es auch den Editoren der verdienstvollen Ausgabe nicht gelang, den Text für den Leser/Hörer zu sichern.
Der Booklet-Text beschäftigt sich mit der neuen Rolle des Arbeiterliedes nach dem Erfurter Parteitag. Die eindeutige Wendung zum Marxismus sollte auch ihren Platz in den Liedern finden, doch wie will man eine ökonomische Analyse in Liedtexten fassen? Wer je einmal an einer Kapital-Schulung teilgenommen hat, weiß, wie schwer es ist, das in eine Prosa zu gießen, die sich vom Orignal zu einem für den Normalbürger verständliches Deutsch bewegt. Also werden Kernaussagen auf die entscheidenden Mitspieler projiziert, die Arbeitsmännrer, die Männer in der Bluse oder wie hier die Männer der Arbeit. Sie werden als die Akteure beschrieben, aus denen sich die neue Klasse entwickelt - das Proletariat, das sich organisiert, das um seine Befreiung kämpft - und zwar weltweit. Die emanzipatorischen Ideen konnte man massenwirksam in Lieder fassen.
Dass ich solche Schwierigkeiten mit dem Erkunden des Liedtextes hatte, zeigt allerdings auch, wie zeitbedingt die künstlerischen und politischen Lösungen waren, die diese Lieder widerspiegelten. Sie hatten ihre aktuelle Wirksamkeit - die Aufnahme auf der CD wird von dem Browier-Hamann-Quartett gesungen und stammt aus dem Jahr 1911 - aber der Fortgang der Geschichte sollte die aufgeworfenen Fragen verschärfen und aktuellere Antworten erfordern. International gesehen war die Sozialdemokratie ja noch ein bunter Haufen mit national sehr unterschiedlicher Ausprägung (wenn wir etwa an den anarchischen Syndikalismus denken, dem wir en passant in den USA begegnet sind). In Deutschland war sie nun formiert (was eine Reihe von Ansichten ausschloss). Wie sich der im Lied angesprochene weltweite Kampf formieren würde, das, was man die Internationale nennen wird, lag noch im gnädigen Nebel der Utopie.
Und so erklären sich meine Probleme mit dem Text (und seiner hymnischen Vertonung) - vieles ist aus dem Ungewissen heraus formuliert, wo man anderenorts weiß, welche Wörter folgen müssen, ist es hier (und das macht das Lied auch wieder interessant) noch nicht vorgegeben.
Der Textautor ist nicht bekannt, der Komponist Carl Gramm.
Ertönet ihr Lieder im jubelndem Chor
Die Herzen vom Wahne befreit.
Wir steh'n jetzt gerüstet wie nie je zuvor
Und bleiben die Sieger im Streit.
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Liebe Grüße Peter