Cineasten im Ausnahmezustand: Berlinale 2014

  • Cineasten im Ausnahmezustand: Berlinale 2014

    64. Berlinale, 06.-14. Februar 2014
    Es ist bald wieder soweit. Die ersten Wettbewerbsfilme stehen schon fest. Das wird schöne lange Filmnächte geben:

    ‘71
    Großbritannien
    Von Yann Demange (Top Boy – TV-Serie)
    Mit Jack O’Connell, Sean Harris, Richard Dormer
    Weltpremiere
    Thriller um einen jungen britischen Soldaten, der in der Wirren blutiger Unruhen in Belfast im Jahr 1971 von seiner Einheit getrennt wird und sich alleine durchschlagen muss.

    Aimer, boire et chanter (Life of Riley)
    Frankreich
    Von Alain Resnais (Smoking/No smoking, On connaît la chanson)
    Mit Sabine Azéma, Sandrine Kiberlain, Caroline Silhol, André Dussolier, Hippolyte Giradot, Michel Vuillermoz
    Weltpremiere
    Altmeister Resnais meldet sich im Alter von 91 Jahren (!!!) mit einer Verfilmung des Theaterstücks Life of Riley von Alan Ayckbourn zu Wort.

    Aloft
    Spanien / Kanada / Frankreich
    Von Claudia Llosa (Eine Perle Ewigkeit)
    Mit Jennifer Connelly, Cillian Murphy, Mélanie Laurent
    Weltpremiere
    Der erste englischsprachige Film der peruanischen Regisseurin Claudia Llosa, die 2009 den Goldenen Bären für ihren Film La teta asustada (Eine Perle Ewigkeit) gewann.

    Die geliebten Schwestern
    Deutschland
    Von Dominik Graf (Im Angesicht des Verbrechens, Lawinen der Erinnerung)
    Mit Hannah Herzsprung, Florian Stetter, Henriette Confurius
    Weltpremiere
    Beziehungskiste um Friedrich Schiller, Caroline von Beulwitz und Charlotte Lengefeld.

    Stratos
    Griechenland / Deutschland / Zypern
    Von Yannis Economides (Matchbox, Soul Kicking)
    Mit Vangelis Mourikis, Vicky Papadopoulou, Petros Zervos
    Weltpremiere
    Griechischer Thriller um einen geplanten Gefängnisausbruch.

    The Grand Budapest Hotel (Grand Budapest Hotel)

    Großbritannien / Deutschland
    Von Wes Anderson (Moonrise Kingdom, Die Tiefseetaucher)
    Mit Ralph Fiennes, Tony Revolori, F. Murray Abraham, Mathieu Amalric, Adrien Brody
    Weltpremiere - Eröffnungsfilm
    Komödie mit üppiger Starbesetzung um einen Hotelpagen, einen Concierge und ein gestohlenes Gemälde.

    The Monuments Men (Monuments Men – Ungewöhnliche Helden)
    Deutschland / USA
    Von George Clooney (The Ides of March - Tage des Verrats; Good Night, and Good Luck.)
    Mit George Clooney, Matt Damon, Bill Murray, John Goodman, Jean Dujardin, Bob Balaban, Hugh Bonneville, Cate Blanchett
    Internationale Premiere - Außer Konkurrenz
    US-Soldaten retten Kunstwerke vor der Zerstörung im 2. Weltkrieg.

    Es freut sich :juhuu:
    Frank

  • Hallo Frank,

    ja ich freu mich auch auf die Berlinale (werde allerdings nur die zweite Hälfte dort sein können). Auf den neuen Film von Claudia Llosa bin ich echt gespannt, hoffentlich wird der nicht zu mainstreamig, jetzt wo sie mit großen internationalen Stars dreht.

    Die Hommage ist ja Ken Loach gewidmet, das war mal eine gute Idee des Festivals :)

  • Das kann ja einige (inoffizielle) Capriccio-Treffen zum gemeinsamen Schlangestehen vor dem Ticketschalter geben... Möglicherweise auch zu diesem Film:

  • Zwischenzeitlich wurden die restlichen Wettbewerbsfilme bekanntgegeben:

    Bai Ri Yan Huo (Black Coal, Thin Ice)
    Volksrepublik China
    Von Yinan Diao (Night Train, Uniform)
    Mit Fan Liao, Lun Mei Gwei, Xuebing Wang
    Weltpremiere

    Boyhood
    USA
    Von Richard Linklater (Before Midnight, Ich & Orson Welles)
    Mit Patricia Arquette, Ethan Hawke, Ellar Coltrane, Lorelei Linklater
    Internationale Premiere

    Chiisai Ouchi (The Little House)
    Japan
    Von Yoji Yamada (Tokyo Family, About Her Brother)
    Mit Takako Matsu, Haru Kuroki, Hidetaka Yoshioka, Satoshi Tsumabuki,
    Chieko Baisho
    Internationale Premiere
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    Historia del miedo (History of Fear)
    Argentinien / Uruguay / Deutschland / Frankreich
    Von Benjamin Naishtat - Spielfilmdebüt
    Mit Jonathan Da Rosa, Claudia Cantero, Mirella Pascual, Cesar Bordon, Tatiana Gimenez
    Weltpremiere

    Jack
    Deutschland
    Von Edward Berger
    Mit Ivo Pietzcker, Georg Arms, Luise Heyer, Vincent Redetzki, Jacob Matschenz, Nele Mueller-Stöfen
    Weltpremiere

    Kraftidioten
    Norwegen
    Von Hans Petter Moland (Ein Mann von Welt, The Beautiful Country)
    Mit Stellan Skarsgård, Bruno Ganz, Pål Sverre Hagen, Birgitte Hjort Sørensen, Jakob Oftebro, Anders Baasmo Christiansen
    Weltpremiere
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    Kreuzweg
    Deutschland
    Von Dietrich Brüggemann (Drei Zimmer/Küche/Bad; Renn, wenn du kannst)
    Mit Lea van Acken, Franziska Weisz, Florian Stetter
    Ein streng katholisch erzogenes Mädchen beschließt, den Pfad der Heiligkeit zu beschreiten.
    Infos hier: "http://www.ufa-fiction.de/index.php?id=405"

    La belle et la bête (Beauty and the Beast)
    Frankreich / Deutschland
    Von Christophe Gans (Silent Hill, Der Pakt der Wölfe)
    Mit Vincent Cassel, Léa Seydoux, André Dussollier
    Neuverfilmung des französischen Klassikers.
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    Internationale Premiere - Außer Konkurrenz

    La tercera orilla (The Third Side of the River)
    Argentinien / Deutschland / Niederlande
    Von Celina Murga (A Week Alone, Ana and the Others, Normal School)
    Mit Alian Devetac, Daniel Veronese, Gaby Ferrero, Irina Wetzel, Dylan Agostini van del Boch
    Weltpremiere

    La voie de l‘ennemi (Two Men in Town)
    Frankreich / Algerien / USA / Belgien
    Von Rachid Bouchareb (London River, Little Senegal)
    Mit Forest Whitaker, Harvey Keitel, Brenda Blethyn, Luis Guzmán, Dolores Heredia
    Weltpremiere

    Macondo
    Österreich
    Von Sudabeh Mortezai - Spielfilmdebüt
    Mit Ramasan Minkailov, Aslan Elbiev, Kheda Gazieva
    Weltpremiere

    Praia do Futuro
    Brasilien / Deutschland
    Von Karim Aïnouz (Suely in the Sky, Madame Satã)
    Mit Wagner Moura, Clemens Schick, Jesuita Barbosa
    Weltpremiere

    Tui Na (Blind Massage)
    Volksrepublik China / Frankreich
    Von Ye Lou (Mistery, Suzhou River)
    Mit Hao Qin, Xiaodong Guo, Lei Zhang
    Weltpremiere

    Wu Ren Qu (No Man’s Land)
    Volksrepublik China
    Von Hao Ning (Crazy Stone, Mongolian Ping Pong)
    Mit Zheng Xu, Nan Yu, Bo Huang, Bujie Duo
    Internationale Premiere

    Zwischen Welten (Inbetween Worlds)
    Deutschland
    Von Feo Aladag (Die Fremde)
    Mit Ronald Zehrfeld
    Weltpremiere

    Viele Grüße
    Frank

  • Nuoc 2030
    Vietnam 2013
    Regie: Nguyen-Vo Nghiem-Minh
    Darsteller: Quýnh Hoa, Quý Bính

    Mit den heiß begehrten Karten für den Eröffnungsfilm des Wettbewerbs The Grand Budapest Hotel hatte ich leider kein Glück. Das kann ich verschmerzen, weil dieser Film ohnehin in Kürze auch in den Kinos zu sehen sein wird. Außerdem hätte ich ansonsten den sehenswerten Eröffnungsfilm der Panorama-Sektion verpasst.

    Die Handlung von Nuoc spielt im Jahr 2030. Würde der Meeresspiegel bis dahin um nur knapp einen Meter ansteigen, dann läge - so informiert uns der Film in seiner Einleitung - bereits eine immense Fläche fruchtbarsten Ackerlandes unter Wasser. Wie würden die betroffenen Bewohner damit umgehen? Viele Bauern weigern sich, ihr Land, das ihnen seit Generationen gehört, aufzugeben, sie errichten ihre Häuser auf Stelzen mitten im Wasser und markieren ihre Grundstücksgrenzen mit Schwimmbojen. Gleichzeitig interessiert sich die Nahrungsmittelindustrie für den überschwemmten Boden. Ein mächtiger Konzern experimentiert auf schwimmenden Plantagen daran, bestimmte Gemüsesorten gentechnisch derart zu verändern, dass sich diese im Salzwasser anbauen und ernten lassen.

    Hauptfiguren des Films sind der junge Bauer Thi und seine Frau Sao, die in dieser Situation um das tägliche Überleben kämpfen. Thi erhält einen Job auf einer der schwimmenden Plantagen. Doch schon nach einigen Tagen wird Thi dort ermordet aufgefunden. Seine Frau heuert bei dem Unternehmen an, weil sie dort die Hintergründe, die zum Tod ihres Mannes geführt haben, herausfinden möchte. Dabei wird sie mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert.

    Nuoc zeigt ein realistisch anmutendes Szenarium in ruhigen und poetischen Bildern, für die der Kameramann Bao Nguyen gestern einen besonders kräftigen Applaus erntete. In der anschließenden Diskussion vermissten einige Gesprächsteilnehmer aus dem Publikum politische Statements im Film, doch solche gehörten offensichtlich nicht zum Konzept und zur Intention der Autoren. Nuoc ist vielmehr eine spannende Mischung aus Science-Fiction, Thriller und Liebesdrama mit ökologischem Hintergrund. Und bereits die Schilderung der Ausgangssituation ist schon ein politisches Statement an sich.

    Viele Grüße
    Frank :wink:

  • Snowpiercer
    Republik Korea 2013
    Buch und Regie: Bong Joon-ho
    Darsteller: Chris Evans, Song Kang-ho, Tilda Swinton, John Hurt, Ed Harris, Jamie Bell, Octavia Spencer

    Auf Snowpiercer habe ich mich besonders gefreut, weil mir schon Mother, der letzte Film des koreanischen Regisseurs Bong Joon-ho, sehr gut gefallen hat. Snowpiercer ist nun jedoch völlig anders geraten als der Vorgänger. Der Film ist nach einem französischen Comic entstanden und soll dem Vernehmen nach die teuerste koreanische Produktion sein, die bisher gedreht wurde.

    In einer nahen Zukunft ist die Erdoberfläche aufgrund einer globalen Katastrophe völlig vereist. Die Menschheit ist ausgestorben. Die letzten Überlebenden befinden sich in einem hochtechnisierten autarken Schnellzug, der die Erde seit 17 Jahren ohne Halt umkreist. Die Reichen leben in den vorderen Waggons, die Armen vegetieren am hinteren Ende des Zuges. Bereits mehrere Revolten sind gescheitert. Einmal noch kommt es zu einem letzten Aufstand, doch dessen Anführer Curtis muss schließlich einsehen, dass das ganze Geschehen von anderer Seite geplant worden ist und er selbst manipuliert wurde…

    Snowpiercer ist trotz einiger ekeliger Horror-Effekte - die nicht so sehr meinen Geschmack treffen - durchaus sehenswert, zunächst wegen seiner großartigen Bilder und Kulissen. Das prominent besetzte Schauspielerensemble ist gut aufgelegt. Tilda Swinton darf sich diesmal von ihrer komödiantischen Seite her zeigen. Auch die Handlung, die einige sehr überraschende Wendungen enthält, erweist sich als recht anspruchsvoll für einen Genrefilm.

    Der Film ist rasant und kurzweilig inszeniert. Es ist kaum zu glauben, dass er ursprünglich für den amerikanischen Markt erheblich gekürzt werden sollte. Ich habe mich an keiner Stelle gelangweilt.

    Das Publikum bedachte das Filmteam und die Schauspieler, die sich für die anschließende Diskussion erstaunlich viel Zeit genommen haben (Regisseur Bong Joon-ho konnte leider nicht nach Berlin kommen und wurde per Skype zugeschaltet), mit einem lange anhaltenden herzlichen Applaus.

  • Die geliebten Schwestern
    Deutschland, Österreich 2014
    Regie: Dominik Graf
    Darsteller: Hannah Herzsprung, Florian Stetter, Henriette Confurius, Claudia Messner, Ronald Zehrfeld

    Der Film erzählt von der Liebes- und Dreiecksbeziehung zwischen Friedrich von Schiller, seiner Frau Charlotte von Lengefeld und deren Schwester Karoline.

    Mit solchen "Biopics" über historische Personen habe ich ständig meine Probleme, weil sich schwer auseinanderhalten lässt, was durch Quellen belegt und was der Fantasie der Filmschaffenden entsprungen ist. Auch im Falle von Die geliebten Schwestern haben sich die meisten Szenen - leider - sicherlich nicht so zugetragen wie im Film dargestellt. Die geliebten Schwestern beginnt wie ein Dokumentarspiel. Eine Off-Stimme führt in das Geschehen ein und erläutert die Zusammenhänge. Nach und nach kommen die Protagonisten selbst zu Wort. Immer wieder werden Briefzitate eingestreut. Sind diese Texte authentisch oder entstammen sie doch nur der Feder des Drehbuchautors? Und hatten Schiller, Charlotte und Karoline tatsächlich eine derart intime Dreierbeziehung wie wir es hier zu sehen bekommen?

    Einziger Ausweg: Zurücklehnen und den Film genießen! Die geliebten Schwestern ist elegant inszeniert, charmant gespielt und trotz der Länge von 3 Stunden recht kurzweilig. Ein schöner Film! Und dass einzelne Kritiker hier schon wieder das politische Statement und den Gegenwartsbezug vermisst haben, kann man getrost vergessen…

  • Guten Tag.

    Ich bin gerade nicht so verträglich mit schwer verdaulichen Themen, so habe ich diesmal gezielt unterhaltsame Filme (soweit ich vom Programmheft entnehmen konnte) ausgesucht. Und landete ich direkt in die Hölle der Depression. Ich weiß nicht, ob das meine Fehlentscheidung war, oder ob die meisten Filme diesjähriger Berlinale so abartig deprimierend waren. Einige Filme waren trotz ihrer freudlosen Grundstimmung durchaus interessant bis beeindruckend.


    Ein einsamer Erlöser: Calvary (John Michael McDonagh)

    Als John Michael McDonagh vor ein paar Jahren in Berlin seinen Film "The Guard" vorstellte, hielt ich den Film für "zu viel gewollt, aber zu wenig gedacht". Trotz der guten Ausgangsidee hielt der Film nicht bis zum Ende die Spannung. Einfach gab es zu viele nicht zu Ende gedachte Baustellen im Film. Umso mehr freut man sich zu sehen, dass er mit "Calvary" einen Riesenschritt nach vorne gebracht hat. Ein Erlöser-Drama, das überhaupt nicht tief religiös, sondern mehr humoristisch und herzlich wirkt. Nun macht ein Erlöser die Welt nicht besser, wenn keiner erlöst werden möchte. Lustig, traurig und nachdenklich – und das alles gleichzeitig hinzukriegen, das muss man erst schaffen. Und wunderbare Landschaftsaufnahmen von Irland taten den übermüdeten Berlinale-Augen echt gut wie ein Balsam.


    Thomas Hitzlsperger Syndrom: Sturmland (Viharsarok, Ádám Császi)

    Als ob es sich nach der Filmbeschreibung im Programmheft bei diesem Film um schwule Fußballer handeln würde, fand ich das schon einen ziemlich billigen Marketing-Gag. Wahrscheinlich die Erfolgsschiene des letzten Jahres "freier Fall" (schwule Polizisten!) wollte jemand kontinuierlich fortsetzen (Beide Filme werden von Salzgeber & Co. vertrieben). Ärgerlich, aber nun zurück zum Film: Zwei bzw. drei Jungs verlieben sich. Aber die böse Hetero-Welt zerstört die Liebe. Nun aber, Herr Császi nimmt mehr als genug Zeit, halbnackt Fußball spielende oder schwimmende Jungs zu zeigen (gut, wenn er denkt, dass er damit besser seinen Film verkaufen kann, bitte schön). Eigentlich das Interessante wie die innere Konflikte oder das Interagieren der Protagonisten wird so selten oder knapp filmisch dargestellt, dass ich die ganze Gefühlswelt der Protagonisten nur noch "ahnen" konnte. Und wiederum wie die schwulen Jungs von anderen Heterojungs derartig gemobbt werden, dafür hat man plötzlich so viel Zeit (aber Südkoreaner sind mit dem Thema Mobbing viel weiter. Dieses Jahr sogar mit zwei Filmen in Berlinale – "10 Minuten" und "Nachtflug". Nur die Mobbing selbst wird drastisch dargestellt, keiner der beiden Filme fragt sich nach warum wieso weshalb. Wie kann man so ein sozialproblematisches Thema behandeln und so wenig den Hintergrund nachfragen? Deshalb fand ich beide Filme eher voyeuristisch).

    Es macht mich wirklich wütend, dass wieder mal Heteros an den Pranger gestellt werden. So viel Selbstmitleid unter dem Motto "Wir sind Opfer, ihr seid so böse" geht mir echt langsam auf die Eier. Manche schöne Momente - besonders hat Herr Császi ein gutes Händchen für sehr leise aber einprägsame Bilder, obwohl es manchmal wie Rosamunde Pilcher ZDF Filme scheint – zeigen wie viel Potenzial eigentlich in diesem Film steckt, wenn alles nicht so platt dahin geplatscht wäre.


    Coen-Payne-Kopie: Kumiko, the treasure hunter (David Zellner)

    Eine japanische Hobby-Schatzsucherin Kumiko, findet eine geheimnisvolle VHS-Kassette, die ein Versteck von Unsumme von Geld zeigt. Problem ist nur, dass es sich bei dieser VHS-Kassette nichts anders als "Fargo" von Coen-Brüdern handelt…
    Als der Name Alexander Payne (About schmidt, Sideways, The descendants und Nebraska) als Produzent über die Leinwand lief und erst "Fargo" als Film in Film gezeigt wurde, war alles klar: ziemlich skurrile und absurde Momente und Charaktere im Film erinnerten mich unmittelbar an all die Filme von Coen-Brüdern und Alexander Payne, ohne die Raffiniertheit deren Filme wirklich kopieren zu können. Eigentlich hat mir der Film gut gefallen, wenn man nicht unbedingt Anspruch auf Originalität hat. Besonders hauchte der Film so eine plötzliche Leichtigkeit mit der Traumsequenz am Ende rein, dass die trübe, depressive Atmosphäre des Films mit einem Schlag weggeblasen hatte.

    Zwischenfazit: Ich denke, dass Ádám Császi und David Zellner sein Handwerk gut beherrschen und viele gute Ideen haben. Wenn sie beide wieder ihre zukünftigen Filme zu Berlinale schicken, werde ich sicher alles besichtigen. Vielleicht schaffen sie genauso einen großen Schritt nach vorne wie John Michael McDonagh.


    Berliner Flughafen: No man’s land (Ning Hao), that Demon within (Dane Lam) & the midnight after (Fruit Chan)

    Drei chinesische Filme (genau gesagt, ein chinesischer Film und zwei Hongkong-chinesische Filme) waren wirklich lobenswert genial zum Fremdschämen. Ein chineischer Western "No man’s land" eifert "beim Sterben ist jeder der Erste", "zwei glorreiche Halunken", "no country for old men" und schließlich einen koreanischen Western "the good, the bad & the weird" (der wiederum „zwei glorreiche Halunken“ mit mehr Respekt zitiert) nach. Aber was bringt all die Schlägerei und Schießerei in fünf Minuten-Takt, wenn all die Protagonisten mehr oder weniger an Totgeburt leiden? Wenn alle ohne Sinn und Verstand blöd in die Kamera schauen und ununterbrochen gegenseitig in die Fr*sse hauen, bringt das manchen Zuschauer zum Lachen. Für mich war das nur verlorene Lebenszeit. Und was hat so ein Film sogar im Wettbewerb zu suchen?
    "That Demon within" ist eine Kreuzung von "Psycho" und "My bloody Valentien 3D" ohne einen einzigen spannenden Moment. "The midnight after" wäre eine gute Folge von "Lost", "Fringe" oder "Akte X" gewesen, wenn man ein Drehbuch zu Ende geschrieben hätte. Ein Patchwork-Film, ohne durchgehende Erzählweise. Klingt experimentell. Nein, es war eindeutig, ein Drehbuch gab es nie (sowas gab es oft bei Hongkong-Film Szene. Ich dachte aber, die Zeit ohne Drehbuch ist schon vorbei). Manche müde Gags funktionierten ab und zu, aber nichts im Film wurde zu Ende gedacht und am Ende blieb nur noch die quälende Müdigkeit durch so abartig dummes Geschwätz der Protagonisten.

    Alles nur noch so halbfertige Ideen und noch schlechtere Ausführung davon. Am Ende funktioniert nichts, überhaupt gar nix. So wie Berliner Flughafen.


    Griff in die Kloschüssel: Publikum

    Erstaunlich desinteressiertes Publikum dieses Jahr. Alle haben Ihr Handy auf Helligkeit von Supernova gestellt und alle 10 Sekunden holen sie aus der Tasche und tippen irgendwas drauf los. Ich hatte Gefühl im Kino, dass ich im Feld der Glühwürmchen sitze (Es war nicht romantisch gemeint. Es war absolut nerventötend). Und manche haben wirklich eine Aufmerksamkeitsspanne von Goldfisch (10 Sekunde). Wie oft sie ihr Handy rein und raus holen, war fast auf dem Niveau von Schizophrenie.

    Aber ein Knaller war nicht Handy-Junkies, sondern zwei Omas hinter mir während des Films "Sturmland": Bei jeder Szene, wenn zwei Jungs gegenseitig fummeln oder einfach verliebt zugucken, fingen sie sofort an zu kichern oder zu kommentieren. Scheinbar haben sie ihre Sozialkunde seit ihrem letzten Treffen von Bund deutscher Mädel nicht aktualisiert. So viel Intoleranz der BDM-Omas rechtfertigt nun mal leider das böse Hetero-Bild im "Sturmland". Und man sollte sich auch nicht wundern, warum Thomas Hitzlsperger erst nach seinem Karriere-Ende bekannt gab, dass er lieber Bratwurst, nicht Miesmuschel, in den Mund hält. Wir sind vielleicht wirklich so intolerant und so grundsolid böse wie BDM-Omas. Echt beschämend.

    Guten Abend.
    Penthesilea

    Auch Rom wurde nicht an einem Tag niedergebrannt - Douglas Adams

  • Griff in die Kloschüssel: Publikum

    Alle haben Ihr Handy auf Helligkeit von Supernova gestellt und alle 10 Sekunden holen sie aus der Tasche und tippen irgendwas drauf los. Ich hatte Gefühl im Kino, dass ich im Feld der Glühwürmchen sitze (Es war nicht romantisch gemeint. Es war absolut nerventötend). Und manche haben wirklich eine Aufmerksamkeitsspanne von Goldfisch (10 Sekunde). Wie oft sie ihr Handy rein und raus holen, war fast auf dem Niveau von Schizophrenie.


    Oh gott, ja! Wie ich das hasse! Bei sowas könnte ich jedes Mal im Kino aus der Haut fahren und Amok laufen...ein Freund von mir hat sich das auch mal neben mir rausgenommen, den ich habe ich vielleicht zusammengefaltet, aber leider kann ich ja nicht immer (ja eigentlich immer) den ganzen Kinosaal zurechtweisen.

    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"

  • Diese Erfahrung, dass mind. 70% des (jungen) Publikums ADHS zu haben scheint, ist mit ein Grund, warum ich selten ins Kino gehe. "Nett" sind auch die Zeitgenossen, die völlig selbstvergessen mit einer Tüte Chips Krach machen, als wären sie alleine im Kino. Oder die, die sich unterhalten. Und mind. 90% der Kino Besucher gehen bei Beginn des Abspanns. :shake:

    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Diese Erfahrung, dass mind. 70% des (jungen) Publikums ADHS zu haben scheint, ist mit ein Grund, warum ich selten ins Kino gehe. "Nett" sind auch die Zeitgenossen, die völlig selbstvergessen mit einer Tüte Chips Krach machen, als wären sie alleine im Kino. Oder die, die sich unterhalten. Und mind. 90% der Kino Besucher gehen bei Beginn des Abspanns. :shake:


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  • Drei chinesische Filme (genau gesagt, ein chinesischer Film und zwei Hongkong-chinesische Filme) waren wirklich lobenswert genial zum Fremdschämen. Ein chineischer Western "No man’s land" eifert "beim Sterben ist jeder der Erste", "zwei glorreiche Halunken", "no country for old men" und schließlich einen koreanischen Western "the good, the bad & the weird" (der wiederum „zwei glorreiche Halunken“ mit mehr Respekt zitiert) nach. Aber was bringt all die Schlägerei und Schießerei in fünf Minuten-Takt, wenn all die Protagonisten mehr oder weniger an Totgeburt leiden? Wenn alle ohne Sinn und Verstand blöd in die Kamera schauen und ununterbrochen gegenseitig in die Fr*sse hauen, bringt das manchen Zuschauer zum Lachen. Für mich war das nur verlorene Lebenszeit. Und was hat so ein Film sogar im Wettbewerb zu suchen?
    "That Demon within" ist eine Kreuzung von "Psycho" und "My bloody Valentien 3D" ohne einen einzigen spannenden Moment. "The midnight after" wäre eine gute Folge von "Lost", "Fringe" oder "Akte X" gewesen, wenn man ein Drehbuch zu Ende geschrieben hätte. Ein Patchwork-Film, ohne durchgehende Erzählweise. Klingt experimentell. Nein, es war eindeutig, ein Drehbuch gab es nie (sowas gab es oft bei Hongkong-Film Szene. Ich dachte aber, die Zeit ohne Drehbuch ist schon vorbei). Manche müde Gags funktionierten ab und zu, aber nichts im Film wurde zu Ende gedacht und am Ende blieb nur noch die quälende Müdigkeit durch so abartig dummes Geschwätz der Protagonisten.

    Alles nur noch so halbfertige Ideen und noch schlechtere Ausführung davon. Am Ende funktioniert nichts, überhaupt gar nix. So wie Berliner Flughafen.


    No man's land habe ich erst gestern am Publikumstag gesehen. Ich kann Dir nur zustimmen. Während der gesamten zweistündigen Vorführung habe ich mich gefragt, was das Ganze eigentlich soll. Da liefen in den Nebensektionen Panorama und Forum viele bessere Filme, die sich sicher im Wettbewerb gut gemacht hätten. The Demon within habe ich auch gesehen, aber bis auf die furiose Schlusssequenz mit der explodierenden Tankstelle habe ich den Film eigentlich schon längst wieder vergessen. Schade, dass Du offensichtlich nicht die beiden anderen chinesischen Wettbewerbsbeiträge Blind massage und Black coal thin ice gesehen hast. Das waren schon andere deutlich gewichtigere Kaliber. Und dem letztgenannten Film ist der goldene Bär von Herzem zu gönnen.


    Griff in die Kloschüssel: Publikum

    Erstaunlich desinteressiertes Publikum dieses Jahr. Alle haben Ihr Handy auf Helligkeit von Supernova gestellt und alle 10 Sekunden holen sie aus der Tasche und tippen irgendwas drauf los. Ich hatte Gefühl im Kino, dass ich im Feld der Glühwürmchen sitze (Es war nicht romantisch gemeint. Es war absolut nerventötend). Und manche haben wirklich eine Aufmerksamkeitsspanne von Goldfisch (10 Sekunde). Wie oft sie ihr Handy rein und raus holen, war fast auf dem Niveau von Schizophrenie.

    Aber ein Knaller war nicht Handy-Junkies, sondern zwei Omas hinter mir während des Films "Sturmland": Bei jeder Szene, wenn zwei Jungs gegenseitig fummeln oder einfach verliebt zugucken, fingen sie sofort an zu kichern oder zu kommentieren. Scheinbar haben sie ihre Sozialkunde seit ihrem letzten Treffen von Bund deutscher Mädel nicht aktualisiert. So viel Intoleranz der BDM-Omas rechtfertigt nun mal leider das böse Hetero-Bild im "Sturmland". Und man sollte sich auch nicht wundern, warum Thomas Hitzlsperger erst nach seinem Karriere-Ende bekannt gab, dass er lieber Bratwurst, nicht Miesmuschel, in den Mund hält. Wir sind vielleicht wirklich so intolerant und so grundsolid böse wie BDM-Omas. Echt beschämend.


    Erwähnenswert ist, dass es bis vor kurzem noch streng verboten gewesen ist, Getränke und Nahrungsmittel in die Festivalvorführungen zu bringen. Das hat sich anscheinend zumindest in den Cinestar- und Cinemaxx-Kinos geändert. Vor ein paar Jahren habe ich es noch erlebt, dass ein Zuschauer mit einer Bierflasche in der Hand den Saal nicht betreten durfte. Dieses Jahr wurde nicht mehr so streng kontrolliert. Selbst im Friedrichstadt-Palast kullerte eine Flasche während der Vorstellung die Treppe hintunter. Zugeständnis der Berlinale an die Kinobetreiber?

    Viele Grüße
    Frank

  • Das "ADHS-Publikum"...

    ...war bei mir (nach wie vor ein häufiger Kinogänger) letztendlich der I-Punkt dafür, dass ich inzw. nur noch a) sehr selten in irgend so nen neumodernen Cineplexx-Palast, b) nach Möglichkeit nur noch SO-DO, c) kaum noch in irgend welche Filme gehe, "die man gerade gesehen haben sollte"!! ---- bei den 6, 8 bis 12, 14 Leuten, die dann noch mit mir im gleichen Kinosaal sitzen, halten sich entspr. Belästigungen in engen Grenzen resp. haben meine Zurechtweisungen noch immer gut hingehauen :)

    "meine Zurechtweisungen" - - - YES ich steh dazu, da inzw. einigermaßen intolerant geworden zu sein! Großes Kino gehört für mich zum Weltkulturerbe (auch wenn die UNESCO das anders sehen mag) und während einer Führung im Kölner Dom oder eines Streichquartetts im Kammermusiksaal XY wird auch kaum jmd. an irgend welchen snacks herumknabbern.....

    ACH JA - mittlerweile vermeide ich auch, so es denn irgend geht, deutsch synchronisierte Vorstellungen!! Wer zwecks Mitlesens der Untertitel wirklich aufmerksam nach da vorne gucken muss, kommt offenbar weniger schnell auf die Idee, dabei auch noch Brotzeit zu machen und/oder sich mit dem handy zu beschäftigen :P

    - - - bzgl. "mind. 90% gehen während des Abspanns".....hmm hab ich nun also a) nicht FR od. SA b) nicht in so nem KommerzPalast und (c) nicht in irgend`nem Mainstream-Film (SRY der Vereinfachung halber pauschalisiere hier, zugegeben) wohl kein einziges Mal erlebt die letzten ca. 5 Jahre, echt nicht.... Ganz im Gegenteil, bin ich ab und an mit der Erste, der noch während eines Abspanns rausgeht und vermutl. durchaus etwas stört! Aber mitunter habe ich anschließend noch 20 Min. zu Fuß und eine gute Std. mit dem Auto zurückzulegen und dann doch nicht mehr die (klar: eigtl. selbstverständliche!) Geduld.....

    - - - mmmmppfff hat mit Berliniale jetzt echt nischt mehr zu tun, aber solche messages aus der Kino-Provinz wollt ich nu auch mal loswerden............. :wink:

    Das TV gibt mehr 'Unterhaltung' aus, als es hat - in der bürgerl. Gesetzgebung nennt man das 'betrügerischen Bankrott' Werner Schneyder Es ging aus heiterem Himmel um Irgendwas. Ich passte da nicht rein. Die anderen aber auch nicht. FiDi über die Teilnahme an seiner ersten (und letzten) Talkshow

  • Guten Tag.

    Da liefen in den Nebensektionen Panorama und Forum viele bessere Filme, die sich sicher im Wettbewerb gut gemacht hätten. The Demon within habe ich auch gesehen, aber bis auf die furiose Schlusssequenz mit der explodierenden Tankstelle habe ich den Film eigentlich schon längst wieder vergessen. Schade, dass Du offensichtlich nicht die beiden anderen chinesischen Wettbewerbsbeiträge Blind massage und Black coal thin ice gesehen hast. Das waren schon andere deutlich gewichtigere Kaliber. Und dem letztgenannten Film ist der goldene Bär von Herzem zu gönnen.


    Ich schaue mir selten Filme aus der Wettbewerb-Sektion an. Meiner Erfahrung nach beträgt die Wahrscheinlichkeit, einen guten Film dabei zu erwischen, unter 30 %. Bei Panorama-, Forum-, und Generation-Sektion eher über 50 %. Und wie immer, bei Retrospektive mehr als 90 %.

    Erwähnenswert ist, dass es bis vor kurzem noch streng verboten gewesen ist, Getränke und Nahrungsmittel in die Festivalvorführungen zu bringen. Das hat sich anscheinend zumindest in den Cinestar- und Cinemaxx-Kinos geändert. Vor ein paar Jahren habe ich es noch erlebt, dass ein Zuschauer mit einer Bierflasche in der Hand den Saal nicht betreten durfte. Dieses Jahr wurde nicht mehr so streng kontrolliert. Selbst im Friedrichstadt-Palast kullerte eine Flasche während der Vorstellung die Treppe hintunter. Zugeständnis der Berlinale an die Kinobetreiber?


    Ach ja, da fällt mir ein: Während der Vorstellung "the midnight after" holten ein Pärchen zwei Reihen vor mir mit aller Seelenruhe sein Sushi-Bento aus der Tasche, machte das Sojasoße-Tütchen auf, mischte mit Wasabi und fraß mit Dolby-Surround-Schmatz seine Sushis. Auf der Leinwand wurde gerade ein Mädchen zu Tode vergewaltigt und nach dem Tod noch weiter Leichenschändung getrieben. Es war irgendwie so surreal… Ich war schon längst von dem Film so genervt, dass mein Gedanke bereit irgendwo außerhalb des Kinosaals schwebte. Deshalb hatten mich das Gestank und Geschmatz von Sushi und Sojasoße nicht weiter gestört (obwohl ich auch gerne mal Sushi esse).

    Berlinale preist sich selbst als Publikumsfestival, aber mit solchem schlechten Programm unter dem Motto "Quantität statt Qualität" und mit solchem provinziellen Publikum muss man sich langsam fragen, wozu Berlinale überhaupt gut sein sollte. Vielleicht ist auch langsam Zeit, mal einen Neuanfang von Berlinale zu wagen. Haben Herr Kosslick und seine inkompetente Mannschaft langsam nicht das Rentenalter erreicht?

    Schönen Tag.
    Penthesilea

    Auch Rom wurde nicht an einem Tag niedergebrannt - Douglas Adams


  • Berlinale preist sich selbst als Publikumsfestival, aber mit solchem schlechten Programm unter dem Motto "Quantität statt Qualität" und mit solchem provinziellen Publikum muss man sich langsam fragen, wozu Berlinale überhaupt gut sein sollte. Vielleicht ist auch langsam Zeit, mal einen Neuanfang von Berlinale zu wagen. Haben Herr Kosslick und seine inkompetente Mannschaft langsam nicht das Rentenalter erreicht?

    Soooo schlecht war das Wettbewerbsprogramm nun auch wieder nicht. Ich möchte meine Eindrücke von den Wettbewerbsfilmen, die ich gesehen habe, kurz zusammenfassen (natürlich höchst subjektiv):

    Herausragend
    Black Coal, Thin Ice (Diao Yinan)
    Boyhood (Richard Linklater)
    The Little House (Yoji Yamada)

    Durchaus sehens- und empfehlenswert
    Die geliebten Schwestern (Dominik Graf)
    Kraftidioten (Hans Petter Moland)
    Tui Na - Blind Massage (Lou Me)
    Life of Rilley (Alain Resnais)

    Annehmbar
    71 (Yann Demange)
    The Third Side of the River (Celina Murga)
    Stratos (Yannis Economidis)
    Two Men in Town (Rachid Bouchareb)
    Zwischen Welten (Feo Aladag)

    Katastrophal
    History of Fear (Benjamin Naishtat)
    No Man's Land (Ning Hao)

    Nicht gesehen: Aloft, La belle et la bete, The Grand Budapest Hotel, Jack, Kreuzweg, Macondo, The Monuments Men, Nymphomaniac I, Praia do Futuro

    Insgesamt hat mir das Wettbewerbsprogramm gut gefallen. Ob ein anderes Team es besser machen könnte, weiß ich nicht.

    Viele Grüße
    Frank

  • Nachtrag:

    Zwischenzeitlich sind schon einige Filme aus dem Wettbewerbsprogramm in den Kinos angelaufen, so dass sich bereits in den vergangenen Taqen einiges, was ich während der Berlinale verpasst habe, nachholen ließ.

    The Grand Budapest Hotel ist eine knallbunte Slapstick-Komödie mit üppiger Starbesetzung, die übrigens dem Vernehmen nach zum großen Teil in Görlitz und Umgebung gedreht worden sein soll. Erzählt wird die aberwitzige Geschichte des Concierge Monsieur Gustave und des Hotelpagen Zero Mustafa, die beide in einen höchst mysteriösen Mordfall verwickelt werden. Der Film sprudelt nur von verrückten visuellen Einfällen und herrlich albernen Situationen (mein Favorit ist die Szene im Kloster). Dennoch fällt es schwer, eine eindeutige Empfehlung auszusprechen. Entweder mag man diese Art von Humor oder man findet sie einfach nur doof. Die internationale Jury bei der Berlinale hat offensichtlich Gefallen daran gefunden und den Film mit dem Silbernen Bären Großer Preis der Jury bedacht.

    Viel interessanter ist dagegen der Film Kreuzweg, der den Silbernen Bären für das beste Drehbuch erhielt. Dessen Hauptfigur ist die 14jährige Maria. Sie lebt mit ihrer Familie in der südwestdeutschen Provinz und gehört einer Gemeinde der erzkonservativen Piusbruderschaft an. Ganz im Sinne der Piusbrüder wird Maria unter der strengen Fuchtel ihrer Mutter zu einer "Soldatin Gottes" erzogen, die allem Weltlichen skeptisch bis ablehnend gegenüber steht. Unter der ständigen Kontrolle ihres Elternhauses wird es Maria so gut wie unmöglich, Anschluss unter Gleichaltrigen zu finden. Das macht sie in der Schule zum idealen Mobbingopfer. Außerdem leidet Marias kleiner Bruder an einer seltsamen Krankheit; er weigert sich, das Sprechen zu lernen. Maria beschließt, ihr Leben Gott für die Gesundung ihres Bruders zu opfern...
    Trotz der durchwegs hervorragenden Schauspieler bin ich von diesem Film nicht so restlos überzeugt. Mit seinen sehr langen starren Einstellungen und den zum großen Teil gestelzt wirkenden Dialogen erinnert er mich ein wenig an die 70er-Jahre-Problemfilme. Außerdem stellen die Autoren für mich nicht deutlich genug heraus, dass der dargestellte religiöse Fanatismus nicht der Regelfall ist, und nehmen - nach meinem Empfinden - billigend in Kauf, dass der Film verallgemeinernd als antikirchliches Pamphlet missverstanden werden kann. Trotzdem ein sehenswerter Film, der viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren enthält.

    :wink: Frank

  • Nachtrag II.

    - - - beide eben erwähnten Filme konnte ich inzw. auch sehen.....

    bzgl. Budapest / oh yeah ... wer (wie ich) ein Verehrer des neuen Jim Jarmusch Films ist (habe allerdings auch die OmU - Fassung sehen kann, wie ich sicherheitshalber mal anfüge!!) und gar noch solche versteckten Kleinode wie Welcome to Pine Hill (v. Keith Miller) oder Staudamm (Thomas Sieben) zu seinen Kino-Highlights der letzten Monate zählt, der k a n n wohl so ne Comedy wie Budapest nur "einfach doof" finden :yes: bin in der Tat lange nicht mich-so-veräppelt-fühlend aus einem Kinosaal rausgegangen.....

    bzgl. Kreuzweg liesse sich in der Tat (inhaltlich und ästhetisch) vieles diskutieren - - - - - einigen wir uns denn hier mal auf "Sehenswert!" :)
    - - - diese Pius-Bruderschaft mag zwar von den Autoren gemeint sein, namentlich erwähnt werden sie aber doch wohl NICHT(??)
    (vielmehr eine fiktive Gang namens "Paulus-Bruderschaft", wenn ich mich recht erinnere.....)

    Das TV gibt mehr 'Unterhaltung' aus, als es hat - in der bürgerl. Gesetzgebung nennt man das 'betrügerischen Bankrott' Werner Schneyder Es ging aus heiterem Himmel um Irgendwas. Ich passte da nicht rein. Die anderen aber auch nicht. FiDi über die Teilnahme an seiner ersten (und letzten) Talkshow


  • [size=10](vielmehr eine fiktive Gang namens "Paulus-Bruderschaft", wenn ich mich recht erinnere.....)

    Oh sorry, das habe ich gar nicht gemerkt... Aber es war auch für mich als Nicht-Katholiken zu erkennen, wer gemeint ist (Die Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, der Bischof aus Frankreich...).

    :wink: Frank

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