Smaugs Einöde bzw 3D - es reicht.

  • Ein Regie-Rebell erliegt dem Kommerz und stirbt (in künstlerischer Hinsicht), so sehe ich die Sache.


    Na, ich weiß nicht - ich habe den Eindruck, er hat sich bewußt dazu entschieden, den Tolkien-Sachen so einen Anstrich zu geben, da es teure Projekte sind, die allen gefallen müssen - nicht nur den Tolkien-Fans.

    Braindead ist ein großartiger Film und auf seine Weise einzigartig - aber Jackson wußte ganz genau, weshalb er danach dieses Genre verließ. Es hätte ihn festgenagelt. Er hätte niemals sowas wie Herr der Ringe oder King Kong realisieren können, wenn er noch Braindead 2 oder Meet The Feebles IV gedreht hätte. Und sowas wie In meinem Himmel eben auch nicht.

    Mit Heavenly Creatures zeigte er seine Ambition, mehr zu sein als ein einfallsreicher Horrorfilmer. Mit The Frighteners zeigte er Hollywood, daß er in Neuseeland komplexe Produktionen mit hohem technischen Standard billig realisieren konnte. Ohne diese zwei Filme hätte sich das Tor für Herr der Ringe niemals für ihn öffnen können. Und daß ausgerechnet Herr der Ringe ihn auch künstlerisch einengt, nahm er in Kauf.

    Ihm geht es so ähnlich wie James Cameron: mit wenig Geld hatte der die größte künstlerische Freiheit (Terminator 1, Aliens - Die Rückkehr) - aber wenn ein Prestige-Projekt überaus erfolgreich wird (Titanic), erwarten alle Zuschauer nur noch sowas. Cameron hat zwölf Jahre ins Land ziehen lassen, ehe er mit Avatar einen neuen Film machte. Dieser eine Film ist manchmal wichtiger für eine Karriere als alles davor.


    jd :wink:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Phase 3. Herr der Ringe: Tolkiens Original ist in drei Bücher unterteilt, Jackson dreht entsprechend eine Filmtrilogie. Die Fantasy der Vorlage wird übernommen, d. h. sie wird distanzlos illusionistisch eingesetzt. Kitschige Bilder sollen affirmativ ("Ach, wie schön und wunderbar ist das in Lothlorien!") verstanden werden und sind nicht ironisch gebrochen.
    Phase 4. Der Hobbit: Jacksons distanzlose Darstellung von Fantasy in der Art des Herrn der Ringe wird fortgesetzt. Diesmal allerdings wird ein Kinder- oder Jugendbuch mittleren Umfangs zu einer Trilogie aufgeblasen.

    (Ich weiß, dass Jackson noch mehr Filme gemacht hat und ein paar davon kenne ich auch. "The Frighteners" ist für mich beispielsweise ein Übergangsfilm von Phase 2 zu Phase 3, "King Kong" ein Seitenprojekt von Phase 3)

    Insgesamt wird der Mann für mich immer uninteressanter. Ein Regie-Rebell erliegt dem Kommerz und stirbt (in künstlerischer Hinsicht), so sehe ich die Sache. Den zweiten Hobbitfilm schaue ich mir nicht mehr an.

    Tharon


    Inwiefern eine ironische Brechung in einer Verfilmung eines Werkes wie dem Herrn der Ringe Platz hat, erschließt sich mir nicht. Tolkien hatte ja kein Interesse Fantasy ironisch darzustellen. Die Notwendigkeit der Ironisierung mag sich für uns nach 70 Jahren vielleicht ergeben, aber sicher nicht für jemanden, der diese Gattung praktisch (mit)erfunden hat. Das würde meines Erachtens nach dem Buch überhaupt nicht gerecht. Wie soll man Lorien ironisch brechen?
    Ob er mit der konkreten Verfilmung zufrieden gewesen wäre, weiß wohl niemand von uns (auch wenn seine Erben, das behaupten - liegt wohl eher am Geld). Speziell aber bei den Gefährten sind wohl einige Stellen dabei mit denen er wohl auch seine Freude gehabt hätte. Nebenbei bemerkt war der ursprüngliche Plan ohnehin einen Zweiteiler zu machen, aber das Studie ging dann doch das Risiko ein zugunsten des Materials drei Filme zu machen. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Herr der Ringe das erste Projekt war, wo ein Dreiteiler für das Kino in einem gedreht wurde, bei lediglich geringem Kostenersparnis. Wäre er gefloppt, hätte man den dreifachen Verlust zu verkraften gehabt. Zudem war man wohl durch den schauderhaften Zeichentrickfilm gewarnt, dass man schwer einen guten Bruchpunkt finden kann, wenn man nur 2 Teile macht.

    Zum Hobbit ist zu sagen, dass Jackson den Fehler macht, die Bilder aus dem Herrn der Ringe übertrumpfen zu wollen, ohne dass das Material das hergibt. Hätte er sich einfach auf dem Herr der Ringe Niveau bewegt, wäre das vielleicht besser ausgegangen. Ich finde, dass vieles an Detailarbeit und Liebe es durchaus mit den früheren Filmen aufnehmen kann und es sich dadurch von anderen Produktionen dieses Genres meilenweit abhebt. Leider wird das dann in CGI-Bombast und sinnlos Action ersäuft. 2 Filme wäre deutlich sinnvoller gewesen. Einer hätte wohl eher gehetzt gewirkt.
    Wir dürfen auch nicht vergessen, dass zwischen dem Hobbit und dem Herrn der Ringe 10 Jahre lieben, in denen wir mit allerlei Mega-Produktionen konfrontiert wurden, was bewirkt, dass wir in dieser Hinsicht auch abgestumpft sind.

    Wenn ich F10 auf meinem Computer drücke, schweigt er. Wie passend...

  • Zitat von Harnoncour-Fan

    Inwiefern eine ironische Brechung in einer Verfilmung eines Werkes wie dem Herrn der Ringe Platz hat, erschließt sich mir nicht. Tolkien hatte ja kein Interesse Fantasy ironisch darzustellen.

    Völlig korrekt. Daher ist in meinen Augen schon die Wahl des Stoffes hauptverantwortlich für das künstlerische K.O. Jacksons.

    Tharon

  • Mein Mann wollte Hobbit 2 unbedingt mit den Kindern sehen. Konnte ihn überzeugen, dass der Jüngste dafür doch noch zu jung ist.
    Tochter hatte keine Lust, großer Sohn wollte ihn lieber mit seinen Freunden sehen - so blieb ich als Begleitung übrig ;+)

    Fand schon bei Hobbit 1, dass das künstlerische schon arg abgenommen hatte und die Musik erstaunlich enttäuschend war, aber da war noch der tolle Gollum dabei.
    Diesmal - nun, groß "gelitten" habe ich beim Film nicht, aber der Film leidet unter arger "Hast" finde ich, so dass Atmosphärisches zu kurz kommt.
    Statik und physikalische Gesetzmäßigkeiten kann man eh vergessen.
    Hatte gehofft, dass Howard Shore sich musikalisch wieder etwas "gerappelt" hat, da ich den HdR-Soundtrack wirklich gelungen finde, aber leider scheint er sein "Pulver" bereits verschossen zu haben - schade. Gute Musik hätte den Film um einiges verbessern können. Er hätte doch auch einfach mehr "recyceln" können, es ist doch eh seine Musik.
    Mal sehen, wie Teil 3 sein wird, da muss ich wohl auch wieder ran... ;+)

    Gehe mal davon aus, dass der eine Mensch von der Insel es im letzten Moment noch schafft, den einen Pfeil (der sicher noch hektischst gesucht werden muss) in die eine schuppenlose Stelle des Drachenkörpers zu schießen und die Inselstadt im allerallerallerletzten Moment doch noch zu retten :spock:


    :wink:

    amamusica :pfeif:

    Ein Blümchen an einem wilden Wegrain, die Schale einer kleinen Muschel am Strand, die Feder eines Vogels -
    all das verkündet dir, daß der Schöpfer ein Künstler ist. (Tertullian)

    ...und immer wieder schaffen es die Menschen auch, Künstler zu sein.
    Nicht zuletzt mit so mancher Musik. Die muß gar nicht immer "große Kunst" sein, um das Herz zu berühren...


  • Was den Soundtrack betrifft, so ist für mich die Musik zur "Herr der Ringe-Saga" belanglos und nichtssagend. Das ist für mich nur aufgeblasenes Orchestergetöse, wo bei mir keine einzige Note in den Gehörgängen haften bleibt. Kein Vergleich z. B. zur Filmmusik, die John Williams zu den alten "Star Wars"-Filmen (Teile 4 - 6) schrieb. Da hat es Williams für meine Begriffe sehr gut verstanden, mit verschiedensten Themen/Leitmotiven die Musik immer den jeweiligen Handlungsverläufen anzupassen und auch eigene Akzente zu setzen. All das habe ich bei Howard Shores Score zu "HdR" vermisst und da ich eh kein großer "HdR"-Fan bin erspare ich mir die "Hobbit"-Filme und aus dem, was Anamusica und Philmus über den Soundtrack geschrieben haben, verpasse ich da in musikalischer Hinsicht offensichtlich nichts.

    Lionel

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Kauker hat auch gemeint, dass die Musik unnötig bombastisch und episch ist, und dass es nervt, dass die Leitmotive so penetrant und offensichtlich eingesetzt werden. Wenn man den Ring sieht, hört man das Ring-Motiv, sieht man Hobbits, hört man das Hobbit-Motiv usw.

    Da höre ich lieber Wagner, der konnte das besser ;+)

  • Mir dies!

    Nun habe ich mich doch tatsächlich von 2 Freunden breitschlagen lassen, diesen Film zu sehen! :wacko:
    Heute Abend!...Ich wollte diese Verfilmungen eigentlich ja boykottieren, nicht wegen 3D oder ähnlichem, sondern weil ich diese MelkingCow-Strategie mit den 3 Filmen aus diesem kleinen u einfachen Büchlein so unglaublich doof finde u mich der Kommerz, da schon von Anfang an angesprungen ist...ach ja.
    Mal sehen...

    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"

  • Was den Soundtrack betrifft, so ist für mich die Musik zur "Herr der Ringe-Saga" belanglos und nichtssagend. Das ist für mich nur aufgeblasenes Orchestergetöse, wo bei mir keine einzige Note in den Gehörgängen haften bleibt.

    Ich finde es gibt wirklich schöne Stellen darin. Das "Hobbitthema" ist sogar eine ziemlich coole Melodie. Aber richtig rührend finde ich die Passage wo Gandalf in die Schlucht von Kazadthum (oder wie man das auch schreiben soll) hinunterstürzt. Ich bilde mir bei dem Gesang immer ein, der Sopran singt ein Kyrie Eleison.
    Gelungen fand ich aber überhaupt, dass Orte des Films charackteristische Musik bekam; z.B. Rohan, oder Bruchtal. Das ist gekonnt komponiert.

    "Ohne Musik wär alles nichts."

  • Für Tolkien waren diese Namen sehr wichtig. Sie waren Teil der mythischen Geschichte von Mittelerde. Außerdem wollte ich nur Christians Einwand

    Zitat

    (oder wie man das auch schreiben soll)

    ergänzen.


    jd :wink:

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  • Mich erinnert sowas immer an diese Extrem-Fans von Sachen wie Star Trek, die darauf erpicht sind, dass alles richtig benannt wird, dass man klingonische Wörter richtig ausspricht und schreibt usw.

    Ich finde es nicht gut, wenn man solche Fantasy-Sachen zu ernst nimmt, egal ob als Autor oder als Fan. Da lege ich doch mehr Wert darauf, dass ich ECHTE Wörter richtig ausspreche oder schreibe.

  • :mlol: :mlol: tut mir leid, aber das ist wirklich allerliebst.


    Jeder schlichte Humor findet seine Fans ... aber du findest ja jeden Furz witzig, solange er sich gegen mich richtet, gell? Sehr unauffällig verhältst du dich dabei nicht. :D

  • Dreißig Jahre Tolkien-Jüngerschaft läßt sich halt nicht so ohne Weiteres verleugnen... :)


    jd :wink:

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