Sagt uns die Operette heute noch etwas?

  • Franz von Suppé der österreichische Offenbach!

    Der Dirigent des Carl -Theaters in Wien [gibt's nicht mehr, im 2. WK ausgebombt worden], begleitet nicht nur Adelina Patti bei ihrem Wien Konzert, es war Suppé ja mit Donizetti verwandt, sondern er komponierte Operetten im Stil Offenbachs, aber er in Spalato geboren, und so kam, bei ihm, das Flair des alten Österreich / Ungarns [da Spalato, heute Split zum Königreich Ungarn gehörte) in die Operette.

     

    Liebe Ulrica!

    Natürlich hast Du Recht, nach dem großen Börsenkrach der viele, früher reiche Personen, in den Tod trieb, kam die Operette heraus, mit dem "Glücklich ist, wer vergisst...".

    "Die Fledermaus" hat halt das Schicksal, an der WStO, nur an Silvesterabenden gespielt zu werden, aber da singen, wie früher, 1945 - 1955, Opernsänger Operette, na schlecht? :?: :?:

    Liebe Grüße sendet Euch Euer Peter aus Wien. :wink: :wink:

  • Die 1.Fledermaus inder Wiener Staatsoper seit der Wieder - Eröffnung am 5.11.1955.

    Meien Lieben!

    Herbert von Karajan hat, als Direktor der Wiener Staatsoper, nach längerem Wegbleiben den Wiener - und nicht nur diesen -

    am 31.12.1960, ein Geschenk gemacht. Die "Fledermaus" die ansonsten nur mehr in der Wiener Volksoper, zwar sehr gut, noch in der Inszenierung von Oscar Fritz Schuh, gebracht wurde,

    und Karajan holte sich vom Burgtheater, den Nestroy Regisseur, Leopold Lindtberg und brachte folgende "Fledermaus" heraus:

    und es veränderte das Publikum, in der Einstellung zu Karajan, Giuseppe di Stefano sang, im 2. Akt, beim Ball des Prinzen, Gerhard Stolze, "Dein ist mein ganzes Herz" und "O sole mio" und der Gefängnisdirektor Frank, alias Erich Kunz, sang das "Fiakerlied. :klatsch: :klatsch: :klatsch:

    Hilde Güden war wieder einmal, nach der Volksoper bis 1955, eine zauberhafte Rosalinde und Eberhard Waechter sang seinen Ersten Eisenstein. Josef Meinrad war der Frosch und die beste Ida, Elfriede Ott, war auch dabei. Die Adele war Rita Streich und der Haustenor Giuseppe Zampieri war der Alfred. :juhu: :juhu: :juhu:

    Liebe Grüße sendet Euch Euer Peter.

  • Liebe Ulrica!

    Natürlich hast Du Recht, nach dem großen Börsenkrach der viele, früher reiche Personen, in den Tod trieb, kam die Operette heraus, mit dem "Glücklich ist, wer vergisst...".
    ...
    Liebe Grüße sendet Euch Euer Peter aus Wien. :wink: :wink:

    Lieber Peter,

    zuerst dache ich ja, dass Du die FLEDERMAUS arg modernisiert und nach 1929 verlegt hast, aber dann fiel mir der sogenannte "Gründerkrach" an der Wiener Börse 1873 ein. Da waren wohl 1874 schon wieder die meisten Leute glücklich, weil sie davon verschont geblieben waren.

    Genau dieses Verdrängen, dass die melodienseligen Stücke auch einmal richtig sozialkritischen Pfeffer hatten, hat letztlich zum Niedergang der Operette geführt. Wenn man so will: das Publikum wurde medikamentensüchtig und wollte deswegen immer weniger Erinnerung an die Krankheit erinnert werden.

    Man überlege doch mal, was wir in dieser Operette tatsächlich für eine Gesellschaft vorgeführt bekommen: ehrbare Großbürger, die bis an den Rand der Dummheit vergnügungssüchtig sind, eine Ehefrau, die sich von ihrer Dienstbotin auf der Nase herumtanzen lassen muss, weil sie mit einem Tenor schlafen will, einen Fürsten, der sich nur dekadent amüsieren will, einen unfähigen Anwalt, einen dünkelhaften Gefängnisdirektor und dessen ständig besoffenen Wächter, und dazu noch die verlogene Sentimentalität eines "Brüderlein und Schesterlein", von "Klänge der Heimat" ganz zu schweigen. Mag sein, dass Hans Neuenfels in Salzburg übertrieben hat, aber wenigstens hat er an etwas erinnert, das wir gerne glücklich vergessen würden, weil wir lieber weiter ignorieren möchten, dass wir gemeint sind.

    Ein großartiges Stück, das wir auf sein "Du-li-du" reduziert haben und trotzdem nicht umbringen konnten. Viele gibt's davon leider nicht - und nichts gegen Du-li-du.

    :wink: Rideamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Lieber Rideamus!

    In vielen Aussagen hast Du Recht, doch möchte ich behaupten, dass es, neben der "Fledermaus", dem "Zigeunerbaron" und der "Lustigen Witwe"sowie Millöckers "Bettelstudenten",

    kaum eine andere Wiener Operette gibt, die ein derart gutes Libretto hat. Wobei "Der Zigeunerbaron" zu den K.&.K.ungarischen Operetten hinführt.

    Die heute weniger bekannten Operetten von Johann Strauss, wie der "Simplizissimus" welcher in Zürich herausgebracht wurde, ist hier mit einzurechnen.

    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus dem heißen Wien. :wink: :wink:

  • Lieber Peter,

    bei der Hervorhebung der Qualität der Bücher von DIE FLEDERMAUS und DIE LUSTIGE WITWE hast Du sicher Recht, aber ob man die fraglos vorhandene Qualität von SIMPLICISSIMUS, den in Zürich auch eine sehr gute Regie retten musste, und DER ZIGEUNERBARON an ihren Libretti festmachen sollte, wage ich zu bezweifeln. Allein die extreme Verharmlosung des Militarismus, die hier allen Ernstes betrieben wird, ist schon nicht mehr nur durch den Zeitgeschmack zu rechtfertigen. Melodisch sind damit aber sicher die drei stärksten Werke von Strauß genannt.

    Es ist aber nun nicht so, dass es später keine guten Operettenlibretti gegeben hätte. Die von Rideamus (DIE LUSTIGEN NIBELUNGEN, DER VETTER AUS DINGSDA, EHE IM KREISE), die auch eine starke Musik von Oscar Straus oder Eduard KÜnneke enthalten, habe ich ja schon mehrfach genannt, aber es gibt auch andere. Dass ich die aber in dem Zeitraum ab 1930 ernsthaft und außerhalb des Films vergeblich suchen muss, ist symptomatisch.

    Mehr dazu ein andermal zu einer vernünftigeren Tageszeit

    :wink: Rideamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Lieber Rideamus!

    Bei vielen,späteren Operetten hast Du Recht, wenn ich an Heubergers "Opernball" denke, an Lehár "Rastelbinder" da habe ich wieder gelungen Librettis, aber auch die späten Lehár Operetten die an Puccini erinnern, nur besser sind als dessen "La Rondine", muss ich sagen, da stimmt einfach alles und,

    dass die Filmoperetten "Die drei von der Tankstelle" oder "Der Kongreß tanzt" mit Lilian Harvey bezaubernde Fortsetzungen sind.

    Die ungarische Operette Emmerich Kámán hatte es bei den Textbüchern schwerer und auch nicht, eine "Gräfin Mariza", eine "Zirkusprinzessin" und eine "Czardasfürstin" aber auch "Die Herzogin von Chicago", wobei letztere mehr dem Musical ähnelt, wollten eine Zeit zurück, die 1918 vorbei war, jedoch in der Operette nicht.

    Die Berliner Operette mit dem "Vetter aus Dingsda" die Walter Kollo und Paul Lincke Operetten, sowie das "Schwarzwaldmädel" zeigen, dass die Operette auch heute noch populär ist.

    Übrigens will ich auf den ZDF Theaterkanal verweisen, wo im Juli 2009, Oscar Nedbals "Polenblut" [Sendezeiten bitte dem Thread "Heute im TV" entnehmen] gezeigt wird.

    Jetzt kann man sagen in der Lindtberg Fassung, aber die waren gar nicht so schlecht gemacht, natürlich weit entfernt von irgend einer Sozialkritik.

    Mich als älteren Menschen stört das kaum, jedoch hat doch Gustaf Grüdgens gezeigt, dass man auch, in den späten 1960er Jahren, Operette sozialkritisch machen konnte.

    Nur was Hanoncourts "Fledermaus " im Theater an der Wien mit Sozialkritik zu tun hat, das weiß ich nicht, aber vielleicht bin ich der Operette zu verfallen - hier meine ich den Melodien, dass ich kaum objektiv denke, sondern mit dem Patina der Operette.

    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus Wien. :wink: :wink:

  • Allein die extreme Verharmlosung des Militarismus, die hier allen Ernstes betrieben wird, ist schon nicht mehr nur durch den Zeitgeschmack zu rechtfertigen.

    Lieber Rideamus,

    Direkte Kritik am Militarismus wäre damals unmöglich gewesen. Im "Zigeunerbaron" geschieht das aber recht raffiniert, indem die heroischen Töne der Werbung mit Ironismen versetzt sind (Zsupan und Ottokar) und der Krieg schließlich in der großen Arie des Zsupan entlarvt wird, in dem der antiheldische Schweinezüchter bramarbasierend seine angeblichen Taten preist, aber zugleich seiner Erleichterung Ausdruck gibt, daß das alles vorbei ist. Dieses unangreifbare Parodieren war ein sehr wirksames Mittel gegen jede Zensur (tatsächliche oder auch indirekte).

    Mittlerweile habe ich, wie man sieht, die Schnipselbox wieder im Bild gefunden (und sie mir am Wochenende neben der Arbeit auch wieder mit Hochgenuß angehört). Da sind nämlich nicht nur bekannte Sänger und Sängerinnen vertreten, sondern auch weniger bekannte, die aber einen ganz ausgezeichneten Eindruck machen (Ingrit Liljeberg in "Wiener Blut" etwa oder Friederike Sailer, die mit Fritz Wunderlich singt). Auch kann man da zum Beispiel sehr gut hören, daß Heinz Hoppe, über keine sinnliche Stimme verfügend, doch durch sein entwickeltes Gefühl für Rubato-Effekte und seine Musikalität beeindrucken kann, oder daß Ferry Gruber mehr als ein Buffo war.

    LG
    Waldi

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Ester Réthy die Diva der Wiener Staatsoper.

    Eine der bezauberndsten Operetten - Diven war in meiner Jugend, lang ist es her, eine wunderschöne Frau, die ich, neben Hilde Güden, sehr schätzte,

    Kammersängerin Violet Esther Réthy.

    Ihr blendendes Auftreten, ihr ungarischer Charme, wo sie in der Mariza und als Fedora Palinska in der "Zirkusprinzessin" brillierte und, ich kann mich noch erinnern als wäre es gestern gewesen, das hoch aufgeschlitzte rote Abendkleid zeigte ihre makellosen Beine. Leider auf CDs nicht zu sehen. Die perfekte Stimme aber wenigstens zu hören.

    Zum Glück gibt es ja, durch den ORF gerettet, einige CDs unter der Reihe "Lehár dirigiert Lehár"

      .

    Es war ja vor 1945 die Idee geboren worden alle Lehár - Operetten auf Schallplatte herauszubringen, durch die großen Rüstungskosten wurde das Projekt zu den Akten gelegt, und es gibt eigentlich nur vier Aufnahmen, die ich besitze, unter der Esther Réthy, bei dreien, die Diva singt, übrigens mit hervorragenden Opernsänger der damaligen Zeit.

    In den 1950er Jahren sang aber Esther Réthy auch in Bregenz, wo damals noch Operette gespielt wurde eine zauberhafte Annina in der "Nacht in Venedig".

    Aus dieser Zeit muss auch diese Aufnahme von Lehárs "Zigeunerliebe" gehören, ebenfalls mit Ester Réthy.

    capriccio-kulturforum.de/index.php?attachment/19/

    Unter dem Motto: "Hören Sie sich das an"!

    Liebe Grüße sendet Euch Peter aus Wien. :wink: :wink:

  • Meinelieben Operettenfreunde!

    Eine der ganz besonderen Operetten, die mir sehr gefallen ist Millöckers "Gasparone"

    Anni Schlemm singt eine reizende Carlotta, nur geht mir Herta Talmars "Ich bin eine Spanierin" manchmal auf die Nerven.

    Obwohl ich dies Aufnahme nicht zu den Besten zähle, ist sie mir leber als die mit Anneliese Rothenberger. Die wirkt da so aufgesetzt.

    Liebe Grüße sendet Euch Peter aus Wien. :wink: :wink:

  • Operettenstimmen

    Kammersängerin Violet Esther Réthy.

    Ihr blendendes Auftreten, ihr ungarischer Charme, wo sie in der Mariza und als Fedora Palinska in der "Zirkusprinzessin" brillierte und, ich kann mich noch erinnern als wäre es gestern gewesen, das hoch aufgeschlitzte rote Abendkleid zeigte ihre makellosen Beine. Leider auf CDs nicht zu sehen. Die perfekte Stimme aber wenigstens zu hören.


    Hallo,

    ich habe Peters Zitat nicht gewählt,um über die oben erwähnte Sängerin zu schreiben,sondern vielmehr gab mir der letzte Satz über ihre perfekte Stimme einen Anstoss für einige Fragen .

    Als Kind liebte ich es,die schönen Fernseh-Operettenverfilmungen mit R.Schock,D.Koller,M.Schramm usw.anzusehn.Als ich dann älter war und die Gelegenheit hatte,sie live zu erleben,wurde auch ich von dem Virus des Kitsch-Klischees der Operette heimgesucht.

    Viele Jahre vergingen,wo ich keine Operette im Gesamten gesehn oder gehört habe,bis unser lieber Waldi einen Thread eröffnete,wo er verschiedene Operetten vorstellte und hoffentlich noch weitervorstellen wird.Irgendwann werde ich sicher wiedereinmal eine Operette besuchen,wenngleich ich auf die Inszenierung achten werde,denn rosa Plüschvorstellungen mag ich immer noch nicht.

    Aber es gibt da noch immer ein großes Problem für mich,dass ich unter den Begriff "vibratoreiche Klischee-Operettenstimme"anführe.

    Einfach gesagt,habe ich ein furchtbares Problem mit der Stimme der Operettensängerinnen.Gerade bei der Operettenstimme fällt mir sehr oft dieses extreme Vibrato auf,das ich nicht aushalten kann.Ausserdem habe ich auch oft das Gefühl,dass sie die Höhen nicht schaffen oder den gleitenden Übergang von den Tiefen zu den Höhen.

    Und nun zu meinen Fragen: gibt es eine reine Ausbildung zum Operettensänger(In) oder sind das sehr oft Sänger,die es zum Opernsänger nicht schaffen?

    Warum klingt die weibliche Operettenstimme meistens so,als ob man ihr auf den Zehen gestiegen wäre ?

    Sind die stimmlichen Anforderungen einer Operettensängerin viel weniger schwierig, als die einer Opernsängerin?

    Ich belasse es einmal bei diesen Fragen und hoffe,dass mich die wahren Operettenfans nicht an den Pranger stellen ,sondern mir vielmehr bei der Beantwortung meiner Fragen helfen werden.

    LG Mozartinaa

    " Das Österreichisch klingt wie ein einzig großer Topfenknödel "......Zitat aus der Krimiserie "Bella Block"

  • Liebe Mozartinaa!

    In den Konservatorien wird die Operette etwas vernachlässigt, jedoch kann ich nur sagen, dass die Operette, wenn sie gut gesungen wird, von allen Teilnehmern eine gute Stimme sowohl beim Sprechen und beim Singen braucht.

    Eine Glawari oder eine Rosalinde sind, als Partie, derart anspruchsvoll, dass man eine Stimme braucht, wie es ein Evchen in den "Meistersinger" haben sollte.

    Ich kenne auch heute noch gute Operettensängerinnen, das Problem ist das, dass junge Sänger, egal ob weiblich oder männlich mehr zur Oper drängen. Aber eine Janowitz, eine Popp und auch eine Gruberova haben bewiesen, dass man auch nach den 1960er Jahren, wie mit Opernstimmen Operette gesungen wird.

    Katalin Pitti ist so eine Sängerin die das alles beherrscht, nur wo sind die Operettenbühnen? In Wien war einmal das Raimundtheater eine, die anderen [Johann Strauß-Theater, Bürgertheater...] fielen der Spitzhacke zum Opfer, und es hat für mich ausgesehen als wäre die Operette mit abgerissen worden.

    Dabei kann, und soll, die Operette eine anspruchsvolle Restaurierung erfahren, keine "Muss-Neu-Interpretierungen", da kann die "Dame" Operette nicht mithalten. Es muss nicht Kitsch sein, das hat schon Gustaf Gründgens, nach dem Krieg, bei Offenbach bewiesen.

    Jetzt wirst Du sagen, ich bin ein eifriger Verfechter für die Operette, aber es sollte sich an den Konservatorien herumsprechen, dass Operette die 1. Garde von Sängern braucht [Ausspruch von Wilma Lipp] also nicht von mir.

    Dass in Mörbisch Operette zu Tode inszeniert wird, haben die Jahre des Harald Serafin bewiesen, denn so wir er kann man nicht Operette machen, da verläuft es in Kitsch und leider in Verblödung der Operette und Mißachtung vor dieser Kunstart, Outrage und Chargieren gehören keinesfalls zur Operette.
    Liebe Grüße sendet Dir mit Handküssen Peter aus Wien. :wink: :wink:

  • Meine Lieben,

    Gute Operetten gut zu singen erfordert Stimmen, die nicht nur technisch ausgezeichnet geschult sind, sondern auch in Timbre und Ausdruck Überdurchschnittliches bieten, also Spitzenbegabungen. Zudem erfordert die Gattung unbedingt großes schauspielerisches, oft auch tänzerisches und Sprechtalent. Leider setzt man gegenwärtig für Operette oft Material der 2. und 3.Kategorie ein (manche Defizite in der einen Beziehung können da einige Künstler durch Vorzüge in der anderen zumindest teilweise kompensieren) bzw. wird man mit Protagonisten konfrontiert, die vielleicht ganz leidliche Opern-Nebendarsteller abgeben, aber vom Operettensingen keine Ahnung haben. Sicher wird in der Ausbildung hier auch viel zuwenig getan, u.a. weil die revue- und klischeehaften Darbietungen, die unser Streifenpeter angesprochen hat, oft erstaunlich niedrige Ansprüche stellen. Wobei ich Mörbisch und Serafin zubilligen muß, nicht immer so tief zu sinken. Den "Bettelstudenten" von 1995 (mit Marc Clear, Martina Serafin, Mirjana Irosch) etwa finde ich noch immer ganz gut. Aber natürlich kann man über vieles nur den Kopf schütteln.
    Gute Operette kommt in der Produktion also nicht billig; es gibt auch nicht viele Regisseure von Rang, die sich dafür interessieren und sich auch wirklich auskennen. Das war vor ein bis zwei Generationen noch anders. Dabei findet niveauvolle Operette nach wie vor ein begeistertes Publikum.
    Meine (angeheiratete) Kusine Katalin Pitti, die Peter so freundlich lobt, ist über das Bühnenoperettenalter leider auch schon hinaus, bei ihren Konzertauftritten singt sie zwar noch sehr schön einzelne Arien, aber das ist klarerweise schon mehr Abgesang.
    Wenn man sich Rudolf Schock so über die Jahre hinweg anhört: Am Anfang war seine Stimme göttlich; seine besten Operettendokumente stammen aber aus jenen Jahren, als er nicht mehr ganz so schöne Töne produzierte, aber mit viel mehr Intelligenz und Gestaltungskraft sang. Ähnliche Reifeprozesse lassen sich auch bei anderen Künstlern verfolgen. Das braucht alles Zeit - und die wird bekanntlich den jungen Sängern heute kaum mehr gegönnt.
    Kein Wunder, daß eine Marta Eggerth noch in ihren Achtzigern in punkto Operettenkultur die junge Generation kläglich erscheinen ließ. Für die Operette ist das Beste gerade gut genug. Wer von den Spitzenleuten engagiert sich hier regelmäßig? Nicht viele, leider, leider. Ein Domingo ist bei den Zarzuelas noch immer einsame Klasse, findet aber, wie mir scheint, zu wenig Nachahmer. Die Netrebko hätte wohl das Zeug, beschränkt sich aber auf einzelne Lieder, hat vermutlich auch nicht die Zeit, sich da gründlich weiterzuschulen. Manche Damen kamen auch erst (zu) spät zur Operette...

    Liebe Grüße
    Waldi

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Liebe Mozartinaa,

    als jemand, die sich mit der Operette in der Theorie zwar noch nicht so arg beschäftigt hat (diesen Thread aber sehr interessiert mitverfolgt), sich aber gerade in der Praxis Arien aus dem Fach der so genannten "Operettendiva" erschließt - und das mit sehr viel Freude - möchte ich mich meinen beiden Vorschreibern anschließen: Leicht sind die Anforderungen an das Operettenfach gewiss nicht, die Arie einer Rosalinde aufführungsreif (ich rede hier vom semiprofessionellen Bereich, ich möchte mir nicht anmaßen, mich mit "echten" Operettengrößen vergleichen zu wollen, auch wenn ich hoffe, dass ich nicht so klinge, als sei mir jemand auf die Füße getreten :hide: ) einzustudieren ist durchaus anspruchsvoll. Und da rede ich nur von einzelnen Arien und Szenen, das Einstudieren einer ganzen Partie -die man dann auch noch schauspielerisch und tänzerisch adäquat darbieten soll - ist ein ganz anderes Kaliber und nötigt mir großen Respekt ab.


    Liebe Grüße

    Vitelllia

    "Die Verpflegungslage ist für den Kulturmenschen eigentlich das Wichtigste" (T. Fontane)


    But that's the beauty of grand opera. You can do anything as long as you sing it (Anna Russell)

  • Lieber Waldi!

    Katalin Pitti hat vor Jahren, damals mit Adolf Dallapozza, in Mörbisch eine bezaubernde stimmsichere Saffi gegeben,

    und da soll einer sagen die Saffi wäre keine anspruchsvolle Partie. Jede der Operettendamen, der Goldenen und Silbernen Operette, auch bei Lehár und Kálmán und auch bei Robert Stolz müssen Opernstimmen haben, Marta Eggerth ist hier hervorzuheben, wie sie eine Operettenarie singt, mit ihren achtzig Jahren , noch im Tatort "Nie wieder Oper", wo sie das Robert Solz Lied "Auf der Heide blühn die letzten Rosen"singt, da ist man ergriffen, und sie wurde nie schmalzig.

    Lieber Waldi, Du hast völlig Recht, wenn Du sagst, dass an manchen Häusern Operette, mit der 2. oder 3. Garde gebracht wird, das ruiniert die Operette, und gerade das macht dann die Operette unbeliebt, das darf nicht sein.

    Ildiko Raimondi hat ja in Wien "nur" die Rosalinde im Repertoire, aber wie sie diese singt, vom Anfang bis zum Schluss ist hinreißend.

    Liebe Grüße sendet Dir Peter. :wink: :wink:

  • Was die Anforderungen an Operettensänger anbelangt, kann ich nur bestätigen, was meine verehrten Vorredner gesagt haben. Eine Rosalinde, eine Hanna Glawari, eine Saffi sind durchaus mit Opernpartien zu vergleichen, sind aber zudem mit zwei Hypotheken belastet : Ihre Interpretinnen müssen nicht nur singen, sondern auch sprechen können, und sie müssen das Ganze charmant "servieren". Diese Kunst der Präsentation macht m.E. den Unterschied zwischen einem Opern- und einem Operettensänger aus.


    Als Jurymitglied in einem Operetten-Wettbewerb habe ich so manche Opernstimme gehört, die über das nötige Material verfügte, nicht jedoch über diese spezifische Fähigkeit. Ein Christian Gerhaher, heute ein weltweit gefragter Lieder- und Oratoriensänger (manchmals tritt er auch in Opern auf), ließ auf Grund seiner Stimme aufhorchen, überstand jedoch die 1. Runde nicht, weil er diese operettentypische Fähigkeit des "Servierens" nicht besaß. Gleiches gilt auch für Evelyn Herlitzius und Klaus Florian Vogt, beide damals am Anfang ihrer Karrieren, die sie u.a. bis nach Bayreuth führten. Als Gegenbeispiele für Sänger mit Opernstimmen, aber trotzdem für Operette geeignet, möchte ich Petra Lang und Egils Silins nennen, die beide diesen Wettbewerb gewannen, bevor ihre internationale (Opern-)Karriere begann.


    Dazu würde ich auch die diesjährige Gewinnerin zählen, die Litauerin Vida Mikneviciute, derzeitig Mitglied des Opernstudios der Hamburger Staatsoper. Zwar eine Opernstimme (sie sang in der Vorrunde u.a. Rusalka), doch sie "räumte" mit Rosalinde und (im Finale) dem Vilja-Lied so richtig ab. In diesen Rollen könnte ich sie mir sehr gut auf der (Operetten-)Bühne vorstellen. Ein weiteres Beispiel für eine Opernkarriere mit Abstechern zur Operette ist der Tenor Daniel Behle, der kurze Zeit an der Wiener Volksoper engagiert war und mit dem Rosillon an der Mailänder Scala debütierte. Ein Opernsänger gewiss, aber mit allen für die Operette erforderlichen Fähigkeiten. In einer Rundfunkaufnahme von Léhars "Friederike" sang er sehr kompetent den Lenz, neben Klaus Florian Vogt als zwar prominenten, aber nicht dafür passenden Goethe.


    Dass Mozartinaa mit Operette eine "vibratoreiche Klischee-Operettenstimme" verbindet, liegt m.E. daran, dass Operette häufig zum "Auffangbecken" für älter gewordenen Sängerinnen und Sänger geworden ist, die mit der Vermarktung ihres Namens noch einmal Geld machen wollten. Im Fußball ist ein Franz Beckenbauer, als er älter wurde, doch auch in die sog. "Operettenliga" des USA-Fußballs gegangen. Warum sollte ich es also einem Giuseppe di Stefano verübeln, wenn er mit dem "Land des Lächelns" seine Spielschulden verringern wollte? Ich denke also nicht, dass Operette dieses nicht nur für Mozartinaa unerträgliche Vibrato erfordert; es handelt sich dann einfach um schlechte Sängerinnen und Sänger, nicht anders als in der Oper.


    Sune

  • Dazu würde ich auch die diesjährige Gewinnerin zählen, die Litauerin Vida Mikneviciute, derzeitig Mitglied des Opernstudios der Hamburger Staatsoper. Zwar eine Opernstimme (sie sang in der Vorrunde u.a. Rusalka), doch sie "räumte" mit Rosalinde und (im Finale) dem Vilja-Lied so richtig ab.

    Dass Mozartinaa mit Operette eine "vibratoreiche Klischee-Operettenstimme" verbindet, liegt m.E. daran, dass Operette häufig zum "Auffangbecken" für älter gewordenen Sängerinnen und Sänger geworden ist,

    Lieber Sune,lieber Peter aus Wien,lieber Waldi (der,wie ich gelesen habe,zur Zeit auf Urlaub ist) !

    Vielen Dank für eure kompetenten Antworten und erlaubt mir,noch einwenig nachzuhaken.Ich beginne mal mit Sunes Beitrag.

    1.Zitat:ich verstehe jetzt nicht ganz,warum sich eine gute Sängerin,wie die oben von dir erwähnte Littauerin zu einem Operettenwettbewerb meldet,wenn es sie ohnehin an ein Opernhaus zieht.Da werden Sänger prämiert,die vielleicht gar nicht die Absicht haben,dem Operettenfach treu zu bleiben.Welchen Sinn ergibt da ein Operettenwettbewerb?

    Und wenn jeder gute Sänger lieber an einer Oper singt (warum eigentlich? verdienen sie hier besser,oder haben sie bessere Chancen,bekannt zu werden?),dann hat man ja wirklich den Eindruck,dass die Operette schon die 2.oder 3.Wahl des Musiktheaters ist und auch die Zuschauer unwillkürlich zu Klassikfreunden der 2./3.Wahl abgestempelt werden.

    Zitat 2:

    Lieber Sune,ich muss gestehn,dass dieser Ausdruck nicht von mir stammt,er mir aber aus der Seele spricht und ich ihn zufällig las:

    Bei EMI wünschte man sich eine Sängerin, die eine an Mozart und Puccini geschulte Stimme besaß, um auf den Aufnahmen von den vibratoreichen Klischee-Operettenstimmen wegzukommen. Helen Donaths klare, sauber intonierende Stimme war da mehr als willkommen, und so wirkte sie auch in Werken wie Friederike oder Land des Lächelns akustisch erfolgreich mit.


    Ich hoffe,du bist mir weiter bei meinen Fragen behilflich

    mit lieben Grüßen nach Finnland

    Mozartinaa

    " Das Österreichisch klingt wie ein einzig großer Topfenknödel "......Zitat aus der Krimiserie "Bella Block"

  • Liebe Mazarinaa!

    Helen Donath war ein besonders gutes Beispiel, aber gerade "Friederike" und "Land des Lächelns" fallen wieder in die Sparte rein, wo eine Opernstimme gebraucht wird. Franz Lehár hat da sich an Puccini orientiert.

    Warum Opernsänger heute weniger Operette singen wollen kann ich Dir eigentlich nicht sagen, Gabriele Fontana hat an der Staatsoper die Sophie und die Zdenka gesungen, aber an der Volksoper eben auch die Rosalinde und Glawari.

    In Berlin wurde sie dann zur Operettendiva, genauso wie, die in Mörbisch, Seinerzeit, noch die Lisa in der "Gräfin Mariza" gesungen habenden, Noemi Nadelmann, die nach Mörbisch als Gräfin Zedlau im "Wiener Blut" zurückkam.

    Ich denke, dass sich die Sänger der Opernklassen, in den diversen Konservatorien, gar nicht den Gedanken machen, dass Operette erstklassige Kunst ist und es verschlägt sie zur Oper, es stimmt natürlich, dass Operette nicht nur eine schöne Sprechstimme, ein Auftreten braucht, da war es in Wien, zwischen 1945 und 1955 recht gut, dass auch junge Sänger, der Staatsoper im Schwesternhaus, an der Volksoper Operette singen und spielen lernten.

    Rudolf Christ gehört z. B dazu, der ein ausgezeichneter Hoffmann oder Tamino war, aber gleichzeitig ein guter Orlofsky, das zeigt auch die Karajan - Einspielung der "Fledermaus" aus London, aber nicht nur, er war auch ein wunderbarer Tasillo in der "Mariza".

    Liebe Grüße sendet Dir Peter. :wink: :wink:

  • Hallo!

    Ich möchte, abgesehen von den richtigen Stimmen für die Operette, erst einmal etwas zur Ausgangsfrage schreiben: "Sagt uns die Operette heute noch etwas?" und vielleicht auch "Warum interessiert sich die junge Generation der Musikliebhaber nicht mehr für die Operette?"
    Ich glaube nicht, dass das in erster Linie an den Stimmen liegt, das hat schon auch Gründe, die mit der Gattung an sich zu tun haben!

    Ich kenne eine ganze Reihe von jungen Musikliebhabern, Musikstudenten und engagierte Hobbymusiker zumeist. Sie hören mit Begeisterung Barockmusik oder romantische Symphonien, aber keine Operetten, weil die als zu simpel wahrgenommen werden. Rein auf der musikalischen Ebene passiert da nicht viel, von schönen Melodien einmal abgesehen. Der Komponist erfindet eine Melodie, vielleicht noch in einem Tanzstil der zur Zeit unserer Urgroßeltern einmal populär war, harmonisiert sie auf die einfachste Art und Weise und musikalisch war es das dann!
    Wenn man zur Musik nun noch den Schlagertext nimmt, erinnert das teilweise schon recht deutlich an den "Musikantenstadl" und die Operetten- und Schlagerfilme der 50er-70er Jahre sind von ihrem Anspruch und ihrer Machart den Heimatfilmen und Schmonzetten für die Generation 70+ auf fatale Weise ähnlich. Wundert es da im Ernst noch Jemanden, dass sich kaum ein Musikliebhaber zur Operette bekennt?
    (Ich bitte darum, mich jetzt nicht stürmisch von den Qualitäten dieser Gattung überzeugen zu wollen, die ich ja komplett verkenne! Ich höre Operetten und weiß sie durchaus zu schätzen. Ich weiß auch, dass hier Vieles polemisch überspitzt ist, aber der Kern ist allemal wahr und ein "audiatur et altera pars" kann uns gerade in dieser Diskussion sicher nicht schaden!)

    Das andere Problem, das man mit der Operette haben kann ist neben dem ausgeführten musikalischen ein inhaltliches. Die Operette ist eine apologetische Gattung, ihre Grundtendenz und Aussage ist die, dem Betrachter zu zeigen, dass die Gesellschaft in der er lebt doch die beste aller denkbaren Welten ist und das am Ende alles wieder gut wird. Es ist der Kern fast aller Operetten (Offenbach und Manches von Strauß ausdrücklich ausgenommen), dass die bestehende Gesellschaftsordnung droht, durcheinander zu geraten, am Ende aber wieder hergestellt wird. Die Gesellschaft, die hier apologetisch verteidigt wird, ist aber spätestens seit dem ersten Weltkrieg tot! So gibt es in Operetten einen unreflektierten Militarismus ("Lieber möge unser Blut seine Erde färben, als dass die Hand im Kampfe ruht, die uns den Feind soll verderben!"- und auf zum Isonzo) und eine Stilisierung des alten Adels als bessere Menschenklasse. Jetzt werdet ihr mir sagen, ich müsse das als historisches Phänomen betrachten und nicht mit unseren demokratischen Wertmaßstäben. In Ordnung- aber was sagt uns die Operette dann heute noch?

    Liebe Grüße,
    Lars

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Fakt ist, dass die Operette inzwischen wieder Boden gut macht - und zwar auf Kosten des Musicals, das häufig genug zur Ausstattungsorgie verkommen ist, welche die musikalische Armut verkleistern soll.

    Seltsam genug, dass deutschsprachiger Sängernachwuchs die Operette u n d die deutsche Spieloper ( Lortzing ! ) vernachlässigt, obwohl genau hier, abgesehen von den französischen und angelsächsischen Ablegern, deutsch gesungen und

    g e s p r o c h e n wird. Dieser beklagenswerte Mangel an sprachlich versierten Darstellern muss oft genug als Entschuldigung dafür herhalten, dass sowohl die Operette als auch die Spieloper meist ein Nischendasein fristen oder - besonders schlimm - mit Drittbesetzungen vorlieb nehmen müssen. Und selbst die radebrechen dann einen Text, dessen ( Hinter ) Sinn sie überhaupt nicht begreifen können.

    Schade um dieses Genre und das der Spieloper à la Lortzing !


    Ciao. Gioachino :boese:

    miniminiDIFIDI

  • 1.Zitat:ich verstehe jetzt nicht ganz,warum sich eine gute Sängerin,wie die oben von dir erwähnte Littauerin zu einem Operettenwettbewerb meldet,wenn es sie ohnehin an ein Opernhaus zieht.Da werden Sänger prämiert,die vielleicht gar nicht die Absicht haben,dem Operettenfach treu zu bleiben.Welchen Sinn ergibt da ein Operettenwettbewerb?

    Und wenn jeder gute Sänger lieber an einer Oper singt (warum eigentlich? verdienen sie hier besser,oder haben sie bessere Chancen,bekannt zu werden?),dann hat man ja wirklich den Eindruck,dass die Operette schon die 2.oder 3.Wahl des Musiktheaters ist und auch die Zuschauer unwillkürlich zu Klassikfreunden der 2./3.Wahl abgestempelt werden.


    Liebe Mozartinaa!


    Mit dem "dem Operettenfach treu bleiben" ist das so eine Sache. Eine Sängerin/ein Sänger, die/der sich auf Operette konzentrierte, würde bald verhungern. Außer in Österreich gibt es nur wenige Häuser, die sich auf Operette konzentrieren, und an den anderen Theater wird dieses Genre aus den verschiedensten Gründen recht stiefmütterlich behandelt. Als sind die hier auftretenden Künstler meist Opernsänger, die auch die Operette beherrschen.


    Warum eine Opernsängerin sich an einem Operettenwettbewerb beteiligt? Diese Frage möchte ich verallgemeinern : Warum nimmt man überhaupt an einem Wettbewerb teil? Weil man sich einen Preis erhofft, weil man Erfahrungen sammeln und sich mit Anderen vergleichen kann, weil man gerade dann Zeit hat, weil man Fachleute, d.h. Agenten, Betriebsdirektoren u.ä. auf sich aufmerksam machen möchte...... Wenn man dann bei einem Operettenwerttbewerb, zumindest in der 1. Runde, eine Opernarie singen kann, warum also nicht?


    Ich erinnere mich mit großem Vergnügen, im Hamburg der 60er Jahre "Fledermaus" gehört und gesehen zu haben. Regie führte der vom Schauspiel her kommende Leopold Lindtberg, und mit Hilde Güden, Anneliese Rothenberger, Erwin Wohlfahrt und Hans Beirer waren gestandene Opernsänger aufgeboten. Wir Fans standen für die Karten genauso lang wie für einen Wagner-"Ring" an, nämlich mehrere Tage und Nächte. Aber Operette heute an deutschen Staatstheatern wird wie auch wie die Oper vornehmlich von Regisseuren "verfremdet", die im Grunde nichts mit ihr anfangen können. Also : Harry Kupfers Sicht auf die "Lustige Witwe", damit die Kritiker etwas zum Nachdenken und Schreiben haben. Ich übertreibe einmal (vielleicht auch nicht) : Erkennt ein Kritiker das Werk wieder, entschlummert er sanft und stellt beim Wiederaufwachen fest : Alles schon mal dagewesen. Lässt aber ein Regisseur dieses Stück in einem Filmstudio spielen, kann der Kritiker mit dem Nachdenken darüber, was der Regisseur damit aussagen wollte, Zeilen füllen.


    In einer Zeit, in der "Kulinarik" in der Oper zweitrangig geworden ist, hat auch die Operette wenig Chancen.


    Sune

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