ZARZUELA - Die spanische Operette

  • ZARZUELA - Die spanische Operette

    Da ich soeben erfahren habe, dass das Operettenforum unserer alten Heimat nicht mehr zugänglich ist, möchte ich gleich mit einem Ausgleich beginnen und meinen alten Text zur Geschichte der spanischen Operette, der Zarzuela hier einstellen - wie immer natürlich renoviert und modernisiert.

    Die Entstehung der Zarzuela


    Die spezifisch spanische Form der komischen Oper oder Operette geht bis auf das Jahr 1653 zurück, als eine Vertonung von Calderón de la Barcas Komödie „El Laurel de Apolo“ durch Juan de Hidalgo vor dem damaligen Königspaar aufgeführt wurde. Der Name der Gattung entstammt dem Ort der Uraufführung, einem Jagdschloss Philips IV in der Nähe von Madrid, das wegen der vielen „zarzales“, d. h. dem dichten Brombeergestrüpp in seiner Umgebung, La Zarzuela genannt wurde. Die Aufführung wurde zum Vorbild einer eigenen Gattung unterhaltsamer Barockopern und Pastiches, d. h. Zusammenstellungen diverser Melodien und Nummern bestimmter Komponisten, welche in der Glanzzeit des spanischen Hofes auch ausländische Komponisten anzog. Noch 1786 schrieb z. B. Boccherini eine Zarzuela für das spanische Königshaus. Bald danach verlor die Gattung jedoch an Anziehungskraft. Dieser Abschnitt der Geschichte der Gattung wird hoffentlich demnächst in unserem Forum zur Barockoper eine wichtige Rolle spielen, denn dazu kenne ich sie zu wenig.

    Erst 1874, womöglich unter dem Einfluss der ersten Offenbach-Operetten, schuf Francisco Barbieri mit EL BARBERILLO DE LAVAPIES die erste "moderne" Zarzuela, nämlich ein milde satirisches Musikdrama nach heutigen Vorstellungen von der Gattung. Sie orientierte sich vor allem an Vorbildern der italienischen und französischen komischen Oper, deren Vorliebe für den Witz der sogenannten kleinen Leute sie übernahm. Um diese zu charakterisieren, bediente sie sich der vielfältigen spanischen Volksmusik, die sie zu einer eigenen Kunstgattung weiter entwickelte, in welcher nicht nur die Solisten, sondern auch der Chor und der Tanz Elemente von zentraler Bedeutung sind. Sie entwickelte sich dann parallel zur Operette, aber zunehmend unabhängig von ihr. Erst nach der Jahrhundertwende sind deutliche Einflüsse der damals an ihrem Zenith stehenden Operette zu erkennen, ohne dass die Zarzuela jemals ihren spezifisch spanischen Musikcharakter verloren hätte. Statt dessen nahm sie schon relativ früh auch Anregungen aus dem Musical auf.

    Das gilt natürlich besonders für die lateinamerikanische, insonderheit die kubanische Zarzuela. Sehr bald konnte die Zarzuela nämlich auch in Lateinamerika Fuß fassen und dort, vor allem in Kuba, sogar eine eigene, eher melodramatische, Tradition begründen. Die regionale Verwurzelung der Zarzuela, die zum vollen Verständnis eine gewisse Vertrautheit mit den spanischen (Musik-) Traditionen voraussetzt, behinderte allerdings ihren Export in das übrige Europa. Hinzu kam eine ausgeprägte Vorliebe für einaktige Formate, die an die Frühzeit der Opera buffa als Pausenfüller anknüpft, in den Spielplänen der übrigen Welt aber immer weniger gefragt war. Erst in jüngerer Zeit wurde dank des Einsatzes spanischer Opernstars wie Victoria de los Angeles, Teresa Berganza, Montserrat Caballe, Placído Domingo, Alfredo Kraus u.a. für diese Kunstform, mit der sie aufgewachsen waren, auch international ein wachsendes Interesse für diese Kunstform geweckt, die eine große Bereicherung unseres Musikrepertoires darstellt."

    Zu den besten Komponisten und Werken der Gattung gehören die folgenden, die - neben dem erwähnten "Barbier" von Barbieri - zu hören und über die zu diskutieren sich allemal lohnt. Leider sind die meisten Aufnahmen nur noch antiquarich oder im Ausland zu finden:

    Alonso, Francisco 1887-1948
    LA CALESERA
    LA LINDA TAPADA
    LA PARRANDA

    Während viele der besten Zarzuelas mehr oder weniger starke Einflüsse der Opéra comique bzw. der Operette aufweisen, blieb Alonso fast ausschließlich den musikalischen Traditionen Sevillas und ihren maurischen Wurzeln verpflichtet. So verdanken klassische spanische Tanzformen wie der Pasodoble Alonso zahlreiche Erfolgsnummern. Die ausgeprägt regionale Klangwelt seiner über 150 Bühnenwerke und Filmmusiken hat ihren Export so sehr erschwert, dass sie fast nur in der spanischsprachigen Welt zugänglich sind. Dies ist besonders bedauerlich, weil Alonso einen ausgeprägten Theaterinstinkt besaß und einige der besten und frechsten Libretti der Zarzuela vertonte.

    Emilio Arrieta, 1821-1894
    MARINA

    Eigentlich ist nur die heute kaum mehr zu hörende Urfassung dieser Oper eine Zarzuela. Sie wurde später zu einer dreiaktigen Oper erweitert, die ein wenig an den frühen Verdi und Gounods "Mireille" erinnert. Ein gutes Werk für Einsteiger, denn da ist es, im Gegensatz zu manch anderen späteren Zarzuelas mit ihm, rollengerecht, dass Alfredo Kraus schon etwas älter ist.

    Francisco Asenjo Barbieri, 1823-1894
    EL BARBERILLO DE LAVAPIES

    Diese Urmutter der Zarzuela ist in einer, im Gegensatz zu den meisten Zarzuela-Einspielungen der 50er-70er Jahre auch klanglich sehr empfehlenswerten Einspielung mit Maria Bayo erhältlich und für Liebhaber der Buffo-Oper - natürlich vor allem als Gegenstück zu Rossinis "Barbier" - sehr empfehlenswert.


    Tomas Bretón 1850-1923
    LA VERBENA DE LA PALOMA

    LA DOLORES
    Eigentlich eine hervorragende, veritable Oper, die als eines der wenigen Werke seiner Gattung auch international Beachtung fand.

    Manuel Fernández Caballero, 1835-1906
    EL DUO DE LA AFRICANA
    GIGANTES Y CABEZUDOS

    Vor allem die Komödie "El Duo..." besticht durch einen (nahezu) Überfluss an hinreißenden melodischen Einfällen und wird zu Recht in den meisten Zarzuela-Zusammenstellungen zitiert, am besten auf der Duettplatte des Ehepaars Caballé/Martí, die auch sonst einen guten Einblick in das Beste der Zarzuela vermittelt:


    Ruperto Chapí, 1851-1909
    LA BRUJA
    LA REVOLTOSA (s.o. bei Breton)
    EL REY QUE RABIÓ


    Fernando Chueca, 1846-1908
    AGUA AZUCARILLOS Y AGUARDIENTE
    LA GRAN VIA

    Letztere, meine absolute Lieblingszarzuela, ist eher eine Revue über bestimmte Straßen von Madrid, aber sie war mit Recht eine Zeit lang die populärste Zarzuela auch außerhalb Spaniens, wo man sie oft spielte. Hier eine sehr gute Aunahme unter der Leitung von Pablu Sorrozábal, der selbst ein Komponist hochinteressanter Zarzuelas war (s.u.).

    Geronimo Giménez, 1854-1923
    EL BAILE DE LUIS ALONZO
    LA TEMPRANICA

    Zur Zeit gibt es nur Ausschnitte auf dem offiziellen Markt, davon sehr gute in dieser Sammlung mit Teresa Berganza und José Carreras, die auch viele Nummern aus den übrigen hier genannten Werken enthält:

    Jacinto Guerrero, 1895-1951
    EL HUESPED DEL SEVILLANO
    LA ROZA DEL AZAFRAN

    Jesús Guridi, Jesús 1886-1961
    EL CASERIO


    Vicente Lleo, 1870-1922
    EL CORTE DEL FARAON

    Eine köstliche Paraphrase über AIDA und die Folgen. Leider gibt es die alten Aufnahmen wohl nur noch im Net.

    Pablo Luna 1897-1942
    MOLINOS DE VIENTO
    EL NIÑO JUDIO

    Die in Holland spielende Windmühlen-Zarzuela sollte allen Operettenliebhabern gefallen, aber das bessere Werk ist das über den Judenjungen. Ein hinreißendes Duett daraus findet sich auf der bereits genannten Scheibe mit Montserrat Caballé und ihrem Gatten.


    Manuel Penella 1880-1939
    DON GIL DE ALCALA
    MUSAS LATINAS
    EL GATO MONTES

    Vielleicht der außerhalb Spaniens populärste Zarzuelisto, nicht zuletzt dank dieser Platte mit Plácido Domingo und Juan Pons:

    José Serrano 1873-1941
    ALMA DE DIOS
    LA CANCION DEL OLVIDIO
    LOS DE ARAGÓN


    Pablo Sorozábal 1897-1988
    KATIUSZKA
    LA MANOJO DEL ROSAS
    LA TABERNA DEL PUERTO
    DON MANOLITO

    Sorozábal ist der letzte große Zarzuela Komponist mit prägnanter und sehr eigener, melodiestarker Handschrift, die m. E. die fast aller zeitgleich entstandenen, deutschen Operetten übertrifft. In "Don Manolito", von der es eine schöne Aufnahme mit Teresa Berganza und Manuel Ausensi gibt, wagt er sich, womöglich beeinflusst von Léhars SCHÖN IST DIE WELT, sogar auf das Terrain des Ski und Après Ski, was auf dem spanischen Grundton kaum weniger exotisch wirkt als seine frühe Beschäftigung mit dem Kommunismus in KATIUSZKA. Das Ergebnis ist aber trotzdem - in beiden Fällen - hörenswert.


    Reveriano Soutullo, 1884-1932 und Juan Vert 1890 - 1931
    LA LEJENDA DEL BESEO
    EL ULTIMO ROMÁNTICO

    Der vielleicht einzige Fall eines herausragenden Komponistenduos, zuständig für die ernst-sentimentale Zarzuela, die m. E. in jeder Hinsicht mit dem späten Léhar mithalten kann. Rolando Villazón hat sich das auf seiner vorzüglichen Zarzuela-Platte nicht entgehen lassen:


    Federico Moreno Torroba, 1891-1982
    LA CHULAPONA
    LUISA FERNANDA

    Der Romantiker unter den Komponisten der Zarzuela. Leider halten seine Libretti selten mit der Schönheit seiner melodischen Einfälle mit, die nicht von ungefähr zu den Favoriten Domingos gehören.


    Amadeo Vives, 1871-1932
    BOHEMIOS
    DONA FRANCISQUITA
    LA GENERALA

    Einer der wichtigsten und besten Zarzuela-Komponisten überhaupt. BOHEMIOS fußt auf dem gleichen Stoff wie die berühmte LA BOHEME, neben der sie zwar verblasst, aber nur, weil das Optimale der ärgste Feind des sehr Guten ist. Eine ganz andere und in jedem Fall hörens- und ggf sehenswerte Umsetzung dieses berühmten Materials.

    Pünktlich zur Urlaubssaison sei noch ergänzt:
    Spanien-Urlauber sollten sich die Gelegenheit, einmal eine Zarzuela-Aufführung zu sehen, keinesfalls entgehen lassen, vorher aber möglichst den Inhalt des Stückes kennen lernen, denn gesprochen wird darin nicht weniger als in der französischen oder deutschen Operette. Dafür ist man vor den Attacken hypermodernen Regietheaters in aller Regel gefeit. Und wer sich dann noch für die noch unbekanntere, aber durchaus hörenswerte, weil viel leidenschaftlichere kubanische Zarzuela interessiert, sollte mal in diese hinein hören:

    Ernesto Lecuona 1896-1963
    MARIA DE LA O


    Viel Freude an diesen Entdeckungsreisen wünscht

    :wink: Rideamos, el Zarzuelito

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Liebe Capricciosi!

    Auch ich finde die spanische Zarzuela sehr reizvoll! Leider ist der Markt mit Gesamtaufnahmen nicht gerade gut bestückt und ich kenne daher auch nur die wenigsten Zarzuelas vollständig. Von den Häppchen-CDs ist die Brilliant-Box ein MUSS und bietet einen quantitativ wie qualitativ mehr als überzeugenden Überblick über die Welt der Zarzuela! Darüberhinaus kann ich auch die Zarzuela-Aufnahmen von Victoria de los Ángeles sehr empfehlen (Arien von Luna, Chapí, Giménez, Chueca, Valverde, Serrano, Lléo, Caballero und Barbieri), die wie üblich sehr scharfe Charaktere zeichnet, was gerade den komödiantischen Musiktheaterformen zum Vorteil gereicht.

     

    Bedauerlicherweise sind Aufnahmen der Barockzarzuela, eines besonders charmanten Genres, noch seltener! Von den Komponisten ist hier besonders António de Literes zu nennen, dessen bekannteste Zarzuelas "Acis y Galatea" und "Júpiter y Semele" seit einigen Jahren in Einspielungen vorliegen (erstere ist schon wieder vergriffen... :rolleyes: :(

     

    Dann besitze ich noch die von Rideamus bereits erwähnte "Luisa Fernanda" von Torroba, allerdings auf CD:

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Hallo alle miteinander,

    gibt es eigentlich Aufnahmen mit Luis Mariano? Ich kenne mich mit Zarzuelas gar nicht aus, aber Marianos Stimme liebte ich.


    Liebe Grüße

    Kristin

    Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der schon der in München wohnt (Eugen Roth)

  • Liebe Kristin,

    Luis Mariano würde ich eher unter Weltmusik verorten, denn er war vor allem in Frankreich beliebt und hat mit Zarzuelas eher wenig zu tun.

    Lieber Areios,

    danke für den Hinweis auf die Sammlung von Victoria de los Angeles, die sich zeitlebens enorm für die Zarzuela eingesetzt hat und natürlich zu ihren allerbesten Vertreterinnen zählt.

    Hier noch ein Hinweis auf weitere interessante Aufnahmen, die gerade sehr preiswert sind:


    Die Aufnahme mit Maria Bayo bietet einen Querschnitt durch die barocke Zarzuela, und Boccherinis Werk ist eine der bekanntesten frühen Zarzuelas überhaupt. Beide haben natürlich mit der von mir beschriebenen Neuschaffung der Gattung nichts zu tun, lohnen sich aber für jeden Liebhaber unbekannter älterer Musik.

    :wink: Rideamos

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Guten Abend Ihr Lieben, ich besitze noch eine Barock-Zarzuelaaufnahme mit Al Ayre Espanol, Dir. E.L. Banzo "Ay Amor" . Es gibt u.a. Ausschnitte aus Los Elementos und Azis y Galatea von de Literes, von Sebastian Durón: El impossible mayor en amor le venze Amor. Es wird außerordentlich schwungvoll gespielt . Es singt Marta Almajano.

    Wenn noch ein Tenor Zarzuelas hinreißend singen kann, dann ist es Jaime (Giacomo) Aragall auf der CD Romanzas de Zarzuelas. Eine weiter CD habe ich mit Teresa Berganza, auch unter dem Titel: Romanza de Zarzuelas..

    Bildchen traue ich mich nicht einzustellen, weil ich Angst habe, das Forum zu sprengen. Ich beherrsche diese Kunst nicht.

    Schöne Grüße von calisto.

  • Am 27. Januar hatte am Theater Wuppertal die Zarzuela "Der Barbiert von Barmen" (1901, OT: El Barbero de Sevilla) von G. Giménez und M. Nieto Premiere. Am 4. und 12. Mai gibt es noch zwei Vorstellungen.

    "http://www.wuppertaler-buehnen.de/index.php?id=1688"

    DiO :beatnik:

    "Wer Europa in seiner komplizierten Verschränkung von Gemeinsamkeit und Eigenart verstehen will, tut gut daran, die Oper zu studieren." - Ralph Bollmann, Walküre in Detmold

  • ZARZUELA - Die spanische Operette - Louis Mariano

    Hallo alle miteinander,

    gibt es eigentlich Aufnahmen mit Luis Mariano? Ich kenne mich mit Zarzuelas gar nicht aus, aber Marianos Stimme liebte ich.


    Liebe Grüße

    Kristin


    Guten Tag Kristin,

    bin seit zwei Tagen (30.12.2013) Mitglied bei Capriccio und kann deshalb erst jetzt auf die Frage antworten.
    Vor etlichen Wochen habe ich bei jpc drei CDs von Louis Mariano gekauft. Die Titel der CDs lauten: "Le chanteur de Mexico",
    "C'est magnifique" und "Les plus grandes chansons". Da ich auch ein Freund von Louis Marianos Stimme bin, aufmerksam geworden durch einen Spielfilm mit ihm, und Aufnahmen von ihm in meiner Sammlung fehlten, ging ich bei jpc auf die Suche und wurde mehr als fündig. Vielleicht ist mein Hinweis doch noch nützlich. Bei weiteren Suchaktionen bin ich gerne behilflich. Wünsche einen guten Start in das Jahr 2014 und verbleibe

    mit freundlichen Grüßen

    Alfred

  • Spanisch lernen mit Zarzuelas

    Der Betreff ist etwas übertrieben, man sollte nämlich schon halbwegs Spanisch können. Zarzuelas sind aber eine perfekte Möglichkeit, sein Spanisch weiter zu trainieren. Hier ein paar Eindrücke:

    Zarzuelas bestehen zu einem beträchtlichen Teil aus gesprochenem Text, der in meinen Aufnahmen nicht enthalten ist. Einzige mir bekannte Abhilfe:
    http://atodazarzuela.blogspot.de/2014/02/la-ver…ma-libreto.html (für das das Beispiel "La Verbena de la Paloma", aber diese Seite bietet fast alles)
    Dabei sieht man: Das ist ganz schön viel gesprochener Text. Aber anders kann man das Werk kaum erfassen.

    Alternative: Libretti mit Inhaltsangabe und Text der Gesangsnummern:
    http://lazarzuela.webcindario.com/ARGUM_PDF/LAVERBENADELAPALOMA.pdf (wieder für die o.g. Zarzuela, aber auch diese Seite ist extrem umfangreich)

    Englischsprachig gibt es immerhin diese Seite:
    http://www.zarzuela.net/ref/works.htm

    Das Interessante an der Sache ist nicht nur die Musik, sondern auch das Eintauchen in eine gewisse Lebenswelt, meistens im volkstümlichen Madrid gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Lokalitäten lassen sich oft mit Google Maps bzw. mit Urlaub vor Ort wiederfinden.

    Ich habe mir bisher die folgenden Aufnahmen besorgt:

       


    Die Reihenfolge entspricht ganz grob auch der Bedeutung der jeweiligen Zarzuela. "La Verbena de la Paloma" würde ich an Nummer 1 setzen.


    Die mittlere der o.g. CDs ist derzeit sinnlos teuer, ich hab mir die Aufnahme daher von Spotify geholt. Die anderen beiden kosten derzeit unter 5 Euro pro CD.

    Auf Youtube findet man auch Aufnahmen inkl. gesprochenem Text. Die sind dann mehr als doppelt so lang wie die reinen Gesangsaufnahmen. Es ist eben Musiktheater.


    Thomas

  • Zarzuelas sind aber eine perfekte Möglichkeit, sein Spanisch weiter zu trainieren.

    Des Spanischen nicht mächtig, aber der Musik zugetan , habe ich mich bislang mit einer Zusammenstellung von Intermezzi, Arien und Chören aus diversen Zarzuelas begnügt, die ich auch bereits mehrfach im Forum angepriesen habe, weil sie mir so gut gefällt . Aber tiefer einsteigen - da stehe ich vor der Sprachbarriere .

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    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Wer sich günstig einhören möchte, aber trotzdem eine gute Einspielung sucht, wird hier bestens bedient.


    Des Spanischen nicht mächtig, aber der Musik zugetan , habe ich mich bislang mit einer Zusammenstellung von Intermezzi, Arien und Chören aus diversen Zarzuelas begnügt, die ich auch bereits mehrfach im Forum angepriesen habe, weil sie mir so gut gefällt . Aber tiefer einsteigen - da stehe ich vor der Sprachbarriere .

    Ich bin der spanischen Sprache auch nur sehr eingeschränkt mächtig, aber habe schon mit einem spanischen Orchester gespielt. Grundsätzlich sollte einem die Sprache so gut vertraut sein, dass man den Sinn der Worte versteht. Wenn das nicht der Fall sein sollte, wäre eine gewisses Gefühl für die spanische Musik, aber auch das spanische Leben haben. So ist der Rhythmus grundsätzlich völlig gegen unsere Hörgewohnheiten gerichtet. Man merkt das weitaus extremer, wenn man in so einem Orchester sitzt und dann mitspielen darf (oder muss).

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)


  • Des Spanischen nicht mächtig, aber der Musik zugetan , habe ich mich bislang mit einer Zusammenstellung von Intermezzi, Arien und Chören aus diversen Zarzuelas begnügt, die ich auch bereits mehrfach im Forum angepriesen habe, weil sie mir so gut gefällt . Aber tiefer einsteigen - da stehe ich vor der Sprachbarriere .

    [Blockierte Grafik: https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/41izH3b87ML.jpg]


    Klar, dann musst du dich auf die Musik beschränken. Wobei es immer noch hilfreich ist, zumindest die englischen Inhaltsangaben zu lesen. Ich meine nämlich, dass die spanische Zarzuela deutlich mehr Regionalkultur vermittelt als z.B. die deutschsprachige Operette.

    Generell ist der "Dokumentationsstand" der Zarzuela im nichtspanischen Sprachraum leider nicht besonders hoch. Z.B. hätten mich die Tracks auf der von dir genannten CD interessiert: Das geht nur mühsam über die spanische Seite von Amazon. Dort sieht man, dass auf dieser CD viele der "üblichen Verdächtigen" auftauchen:

    la verbena de la paloma
    la revoltosa
    agua, azucarillos y aguardiente
    el barberillo de lavapies
    gigantes y cabezudos

    Für Spanien-Urlauber darf ich noch mal auf operabase.com hinweisen. Dabei reicht es, als Ort "Madrid" einzugeben, und man findet in den nächsten 12 Monaten immerhin 6 Treffer, darunter auch "El gato montés", die auf deiner CD enthalten ist.

    "La Verbena de la Paloma" gibt's im Dezember in Montevideo, also nix wie hin! ;)


    Thomas


  • "La Verbena de la Paloma" gibt's im Dezember in Montevideo, also nix wie hin! ;)


    Den Flug hab ich schon mal. Jetzt muss ich das "Teatro Solís" nur noch dazu bringen, mir eine Karte zu verkaufen. Ist gar nicht so einfach...


    Heute habe ich "La Revoltosa" auf Youtube gesehen: http://www.youtube.com/watch?v=_NEHrPMkjoM

    Das ist eine Aufführung vom Teatro Calderón (Madrid). Stimmungsvoller ist dieser Film von 1969: http://www.youtube.com/watch?v=94qu416fYrE

    Hier bekommt man eine Idee, wie man sich die Sache auch optisch vorzustellen hat, oder besser: Wie das soziale Leben in diesen Innenhöfen in Madrid damals (d.h. im Jahr 1897) ausgesehen haben könnte...


    Thomas

  • Ich lasse mal die Sprache aus und nähere mich über die Musik. Da Argenta sowieso von mir als Dirigent sehr geschätzt wird, habe ich mir diese 3 CDs besorgt ( bei amazon.es günstiger ) :

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • La Verbena de la Paloma

    Nachdem ich gestern und heute das Stück (komplett) noch mal auf YouTube gesehen habe, wird mir so langsam klar, warum diese Zarzuela immer wieder empfohlen wird. Hier stehen gesprochener Text und Musik in einem ziemlich guten Verhältnis zueinander. Man kann also der Handlung auch über die Musik halbwegs folgen. Den einen oder anderen Ohrwurm gibt's dazu. Jetzt muss es nur noch mit Montevideo klappen...

    Thomas

  • Wie durch ein Wunder sitze ich tatsächlich gerade im Teatro Solís. Gestern war ich noch im falschen Land 1000 km entfernt mit gecancelten Flügen und keine Aussicht auf Ersatz.

    Gleich geht's los...

  • Also erst Mega-Pech mit den gestrichenen Flügen (Streik), dann Riesenglück mit der 19-stündigen Busfahrt und der 2 1/2-stündigen Überfahrt mit dem Schiff von Buenos Aires nach Montevideo. Die Unterkunft war 10 Minuten vom Hafen entfernt, das Theater 10 Minuten von der Unterkunft. 15 Minuten vor Beginn erreichte ich das Theater. Es hat sich gelohnt.

    Die Inszenierung war recht schlicht, mit einem einzigen, stilisierten Bühnenbild. Bei unserer Operette wäre so etwas undenkbar. Dafür zeigte sich die Truppe sehr spielfreudig, es gab keinen Ausfall, wobei Julián der beste war, sängerisch und darstellerisch. Probleme gab's bei der einen, Verdi-ähnlichen Ensembleszene, dafür war der Chor immer sehr auf Zack. Vor allem bei den beiden Hauptmelodien merkte man, wie auf den jeweiligen Höhepunkt hingearbeitet würde. Sehr gut auch die vielen Tänze mit klar erkennbarem spanischen Flair.

    Dramaturgisch sind diverse Wendungen nicht immer nachvollziehbar, offensichtlich soll hier der Zuschauer seine Fantasie mit ins Spiel bringen. Dies gilt übrigens für viele Zarzuelas und ist kein spezielles Problem der aktuellen Aufführung.

    Thomas

  • Es hat sich gelohnt.

    Da könnte ich glatt neidisch werden, wäre es mir nicht so wesensfremd . Aber nach der abenteuerlichen Vorgeschichte möchte ich nicht mit Dir tauschen - ich bewundere Deine Nerven und freue mich für Dich über das Erlebnis, das Du sogar geniessen konntest . Flugstreik ? Busfahrt ? Fähre ? Ich wäre im falschen Land am Thresen sitzen geblieben, bis der Magnetstreifen der Kreditkarte abgeschabt ist .
    Aber Du hast alles richtig gemacht , und die Belohnung gab es auch ! Tolle Musik .

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Nach Absage des Fluges und Buchung einer Billigabsteige für die nächsten beiden Tage war ich immerhin im psychologischen Vorteil: Die Zarzuela war definitiv futsch.

    Bin also nur noch aus Pflichtbewusstsein zum Busbahnhof gelatscht. Es war 18.10 Uhr. Nächster und letzter Bus des Tages: 18.30 Uhr. Noch genau ein Platz frei. Der Angestellte zeigte es mir auf dem Bildschirm. Da gab"s kein Halten mehr. Im Bus dachte ich dann: Du probierst es einfach aus. Als dann am nächsten Morgen der Fahrer meinte, wir würden um 13 Uhr in Buenos Aires ankommen, wähnte ich mich auf der sicheren Seite, in der irrigen Annahme, die Schiffe (Katamarane) nach Montevideo würden regelmäßig fahren und nur eine Stunde brauchen. Das beruhte leider auf einem geografischen Irrtum. Direkt gegenüber Buenos Aires liegt Colonia, Montevideo ist viel weiter östlich. Konkret: Abfahrt 16 Uhr, Fahrzeit 2,5 Stunden. Ankunft real: Kurz vor 19 Uhr. Und ich wusste die ganze Zeit nicht, wo genau wir ankommen würden. Das GPS des Handys streikte während der ganzen Fahrt, und auch an Land ging erst mal nichts. Irgendwann kam die Erlösung: Ich war schon in der Altstadt! Es musste nur noch mein Airbnb-Vermieter anwesend sein. Er war.

    Zum Theater waren es dann noch 10 Minuten. Ob die mir wirklich eine Karte zurückgelegt haben, spätestens eine Stunde vorher abzuholen? Es war inzwischen 19.45 Uhr. Die Frau vor mir an der Theaterkasse bekam nur noch einen ziemlich schlechten Platz. Parkett komplett ausverkauft. Ich dann ganz schüchtern: Soy Thomas de Alemania, tengo una reservación, pero no soy seguro que ... blablabla (mein Spanisch ist ausbaufähig). Die Karte war da. Umgerechnet knapp 20 Euro, teuerste Kategorie.

    Während der Aufführung war ich dann entspannt und konzentriert zugleich, obwohl die letzte Mahlzeit ca. 22 Stunden her war. Ein Psychologe kann das sicher genauer erklären.

    Möglicherweise ist man bei Aufführungen, die eine längere Anreise oder sonstigen Mehraufwand erfordern, einfach generell fokussierter. Das müsste man ggf. in einem eigenen Thread diskutieren...


    Thomas

    PS: Morgen gibt's Tango...

  • Möglicherweise ist man bei Aufführungen, die eine längere Anreise oder sonstigen Mehraufwand erfordern, einfach generell fokussierter. Das müsste man ggf. in einem eigenen Thread diskutieren...

    Wäre bei mir vermutlich komplett anders, weil ich in so einer Situation viel zu aufgeregt wäre. Bei Bedarf gern in eigenem Thread.

    Danke für Deine anschaulichen Berichte! Auch wenn Zarzuela nicht so meins ist: Eine spannende Kulturreise, das lese ich mit Interesse!

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

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