100 Jahre Charles Chaplin und der Tramp
Es war am 2. Februar 1914, da erschien in den USA ein Kurzfilm namens Making A Living. Es war ein One-Reeler - also ein Kurzfilm mit der Länge einer Rolle (1000 ft = 304,80 m). Produziert hat ihn das Keystone-Studio, welches von Mack Sennett (1880-1960) geleitet wurde. In diesem Film tritt ein junger Brite auf, der sich als arroganter Zylinderträger verkleidet hat und sich zwischen eine Liason eines Mädchens und eines jungen Mannes drängt. Es ist Chaplins erster Auftritt in einem Film.
Hier kann man ihn sehen:
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Damit beginnt die Filmkarriere eines der ganz großen Komiker der Filmgeschichte. Bis 1967 sollte er weitere achtzig Filme realisieren, die meisten in den Jahren 1914-1918.
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Making A Living hat noch nicht jene Unverwechselbarkeit, die Chaplins Filme berühmt gemacht haben; hier war er nur Darsteller, aber noch nicht Regisseur. Allerdings fällt er im Vergleich zu den anderen Darstellern durch seine Karikatur deutlich aus dem Rahmen. Seine Erfahrung aus dem Vaudeville hatte ihm zu einem exzellenten Bühnendarsteller gemacht, und diese Techniken setzt er hier verstärkt ein.
Damals wurden die Filme bei Keystone improvisiert: man hatte eine grobe Idee und entwickelte beim Drehen die konkrete Handlung. Für so einen One-Reeler benötigte man je nach Aufwand 1-2 Tage, manchmal auch eine gute Woche. Als Drehorte wurden Kulissen auf dem Studiogelände errichtet oder man drehte in der Umgebung; die letztere Methode wurde zumeist angewandt. Da Keystone bereits ein routiniert arbeitendes Studio war, produzierte es zwei Filme pro Woche. In diesem Fließbandsystem war Chaplin einer von vielen Darstellern und Technikern, und er fühlte sich etwas verloren.
War der Film abgedreht, wurde er sofort geschnitten - zumeist vom Kameramann oder vom Regisseur. Interessant ist aber, daß man damals das Kameranegativ direkt bearbeitete; später wurde das aufgegeben, um das Negativ nur noch einmal zu schneiden, wenn man zuvor den sogenannten Positivschnitt abgeschlossen hatte. Es wurden Titel hinzugefügt, und schon wurde das fertige Negativ kopiert und die Vorführkopien erstellt.
Der Film selbst war mit seinen verschiedenen Schauplätzen eher aufwendig gemacht. Die Story war recht gut entwickelt und gab Gelegenheit für jede Menge Nonsens. Typisch war aber auch noch die statische Kamera, die das gesamte Geschehen in einer Einstellung zeigte; Close-Ups waren eher selten und wurden sehr gezielt eingesetzt. Das Tempo ist gegen Ende am Höchsten, und der Endgag gehört zu jenen Dingen, die man damals noch relativ einfach machen konnte. Sicherheitsvorschriften - geschweige eine Gewerkschaft - waren damals noch sehr locker...
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Am letzten Sonntag also, am Fest Mariae Reinigung, waren die hundert Jahre erreicht. Das ist lange her - und es ist faszinierend zu sehen, wie Chaplin innerhalb von 18 Monaten seine Rolle fand und die Filmkomik revolutionierte.
Demnächst mehr...
Links:
"http://en.wikipedia.org/wiki/Making_a_Living"
"http://www.imdb.com/title/tt0004288/"
jd