Hallo zusammen,
nach vier Wochen Pause kommen hier wieder einige Nachschläge. Mike hat mich dankenswerterweise mit einigen Schätzen aus seinen unergründlichen Vorräten an CDs teilhaben lassen. So manche der dort vorhandenen Aufnahmen lohnen sich in meinen Ohren sehr. Anfangen möchte ich mit Davide Pozzi, der Sonaten aus den 1740'er und 1750'er Jahren spielt. Seine Auswahl scheint sich an den Veröffentlichungen von Louise und Aristide Farrenc in den 1860'er/1870'er Jahren zu orientieren. Er spielt sowohl Cembalo als auch Fortepiano, wobei ich bei seiner Spielweise immer eher dem Fortepiano den Vorzug geben würde.
Das älteste Stück aus seiner Einspielung ist die 1746 entstandene g-moll-Sonate Wq 65,17 H 47 Hier empfinde ich die Schreibweise noch sehr viel stärker an der Musik des damals noch lebenden Vaters orientiert, Pozzi spielt auf dem Cembalo. Die taktfrei geschriebenen Arpeggien zu Beginn klingen in dieser Interpretation noch sehr spätbarock. Der Moment, an dem es nicht JS Bach, sondern sein zweitältester Sohn ist, sind die Abbrüche der Musik, das Fehlen der Sicherheit der Entwicklung. Pozzi ist im Kopfsatz mit 5:05 schneller unterwegs als Andreas Staier, der diese Sonate mit seiner großen Tempovarianz adelt. Aber auch das striktere Tempo Pozzis kann überzeugen. Die Tempogestaltung des Mittelsatzes Adagio in G-dur finde ich nicht überzeugend, hier habe ich eher den Eindruck eines Andante. Das Schlusstempo ist für Allegro assai erneut zu langsam, er ist dennoch schneller als Staier am Ende des Satzes, weil er eine Wiederholung weglässt.
Das Capriziöse der Musik ist allerdings sehr schön getroffen, mir fehlt in der Wahrnehmung dieser Musik das Grimmig-Humorvolle dieses Stücks. Grundsätzlich ist es aber ein großes Vergnügen, CPE Bach in diesen Aufnahmen zu rezipieren.
Gruß Benno