Eben gewälzt

  • So hätte Joyce geschrieben , wenn er nicht bescheuert gewesen wäre ".

    Ich kenne das Zitat von Harry Rowohlt über Frank Schulz. "So hätte Arno Schmidt geschrieben, wäre er nicht bescheuert gewesen."

    In der Tat. Frank Schulz wäre zu entdecken. Aber dazu vielleicht später.

    Zum Ulysses. Ich bin mehrfach gescheitert. Erst die Goyert Übersetzung, dann gab es Wollschläger, alias Willi Wüllenweber.. Und der gab, Eckard Cordes* sein Dank, in Kiel ne Lesung seiner Übersetzung. Der Doc, noch nicht als Doc, war dabei und kaufte sich das Buch: Wieder gescheitert.

    Doch mein damaliger Freund Ecki meinte. "Lies das Buch als Abenteuerroman in Dublin und ignoriere den Überbau!

    Gesagt getan und in einer Woche hatte ich ihn durch. Das war Mitte/Ende der 70iger.

    Seit dem wieder und wieder.

    Als zeitweiliger Lehrer kam ich mir wie Stephen Dädalus vor, mein Freund Karsten hatte Züge von Buck Mulligan und der unglückliche Andreas mit seiner dauern fremdgehenden Frau war also Leopold Bloom. Dazu gab/gibt es bei Denis das beste Guinness auf dem Kontinent.

    Doch mal ehrlich: Verglichen mit Ulysses ist Gravities Rainbow heute das größere Werk, nicht nur weil es die Aktualität so sehr vorwegnimmt.

    Und was soll ich noch mit Finnegans Wake?

    Ich finde Joyce war nach dem Ulysses leergeschrieben, jedenfalls was den Inhalt anbelangt.

    (Ich nehme das zurück: Dazu habe ich zu wenig im Finnegan gelesen, als das ich das aufrecht erhalten sollte)

    Aber mit den Dubliners, "Portrait" und Ulysses hat er schon erheblich was geleistet.

    Gruß aus Kiel

    * Eckard Cordes war in Kiel nicht nur Buchhändler. Sein Charme und seine Überredungskunst schafften es, dass seit den späten 60igern bis Ende der 80igern alles was Rang und Namen in der deutschsprachigen Literatur hatte bei ihm in seiner Buchhandlung Lesungen abhielt.

    Ich hatte das Privileg mit ihm manchen Nachmittag in seiner Buchhandlung zu sitzen, während aus Lautsprechern in Raum Opern erklangen und er in Erinnerungen schwelgte.

    Wir alle waren froh, das er den Kieler Kulturpreis erhielt und ebenso erstaunt wie erfreut, dass Ulli Fries ihn jahrelang finanziell über Wasser hielt, denn Eckard Cordes verkaufte Literatur, nicht Bücher.

    Ulli Fries ist DER Förderer des Uwe Johnson Gedenkens der letzten Jahrzehnte und Stifter eines Lehrstuhls sowie Herausgeber einer neuen Ausgabe der Werke Johnsons und vieles mehr.

    Hier der Link zu Gravities Rainbow

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

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    2 Mal editiert, zuletzt von Doc Stänker (19. Juni 2022 um 11:00)

  • "Lies das Buch als Abenteuerroman in Dublin und ignoriere den Überbau!

    Gesagt getan und in einer Woche hatte ich ihn durch.

    Und dann wieder und wieder.

    Ja, das kann ich nachvollziehen, dass ein Einstieg so funktionieren kann. Ich habe mehrere englische Online Guides benutzt und bei 2 Kapiteln (Scylla and Charybdis und Oxen of the sun) wurde gesagt, dass genau hier die meisten Leser aufgeben, man aber einfach über Schwierigkeiten hinweg lesen sollte.

    Und nur anbei, weil glaube ich wichtig: Bloom geht auch fremd, nicht nur Molly. Aber das war nicht dein Punkt und ich will das auch gar nicht diskutieren.

    Übersetzung

    ja, also das verstehe ich überhaupt nicht, wie das möglich ist. Müsste mal in eine deutsche Ausgabe reinschauen, wenn ich wo zu Besuch bin. Ich kann es mir nicht vorstellen, wie es funktioneren kann.

  • Übersetzung.

    Ja, bereits der erste Absatz ist problematisch und für irische Katholiken um 1904 wohl pure Blasphemie, tritt da doch einer (Buck Mulligan) mit ner Rasierschale, darin Spiegel und Rasiermesser gekreuzt, in den Händen auf und intoniert.

    'Introibo ad altare dei'

    Bei Joyce beginnt der Roman mit 'Stately, plumb'

    und Goyert übersetzt es einfach mit 'Gravitätisch.'

    Wollschläger beginnt viel korrekter 'Stattlich und feist'

    Natürlich lese ich auch im Original, aber immer mit ner Hilfe an der Seite.

    Verloren ist man allerdings dann in Episode 14, bei der sich Wollschläger vom altdeutschen bis zum Berliner Slang der 20iger 'hocharbeitet', weil die Sprachreise von altenglisch bis Dubliner Slang es auf deutsch wohl keinen Sinn machen könnte.

    Das im Original wie auch auf deutsch zu lesen ist dann wahrlich harte Arbeit.

    Gruß aus Kiel

    PS. Weil unser Freund Karsten damals einen hohen Verschleiß an Freundinnen hatte, wollten wir ihm eine Visitenkarte ala Joyce

    "Buck Mulligan

    Bezirksbefruchter"

    machen lassen. Es blieb bei der Absicht.

    PPS. Ich habe noch einmal nachgesehen. In unserem Bücherregal steht Joyce direkt neben Uwe Johnson. Ulysses neben Jahrestage. Keine schlechte Nachbarschaft.

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

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  • Ich kenne das Zitat von Harry Rowohlt über Frank Schulz. "So hätte Arno Schmidt geschrieben, wäre er nicht bescheuert gewesen."

    "Vielleicht könnte man gar ein irisches Tresen-Bonmot über Flann O'Brian und James Joyce abwandeln: So hätte Arno Schmidt geschrieben, wenn er nicht bescheuert gewesen wäre." https://literaturkritik.de/id/4401 ( Da hast du Schulz und Henscheid und Joyce und O'Brien )

    Harry Rowohlt wird mit dem Joyce / O'Brien Zitat oft in Verbindung gebracht (Auch in der Werbung für' Auf Schwimmen-zwei -Vögel' wurde es verwendet) . Das sich Rowohlt an irischen Thresen auskannte , ist historisch gesichert . Und ' das einfache irische Volk ' iist in seiner Übersetzung von Flann O'Brien At Work - Myles na gCopaleen Golden Hours laufend zu vernehmen . Ursprung am Thresen , Verbreitung Harry Rowohlt ?

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • https://literaturkritik.de/id/4401 ( Da hast du Schulz und Henscheid und Joyce und O'Brien )

    Nach dieser Lobenshymne auf Schulz muss ich doch glatt mal wieder die

    "Hagener Trilogie"

    rausholen: Kolks blonde Bräute, Morbus Fonticuli und Das Ouzo Orakel.

    Gruß aus Kiel

    PS. Ich habe noch einmal recherchiert. Das mit Arno Schmidt ist nicht von Rowohlt, es ist von Gerhard Henschel und es steht auf der Umschlagrückseite vom Ouzo Orakel. Da irrte ich.

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

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  • Übersetzung Teil2.
    Mit Vorsicht lesen!

    Ross MacDonald "Der blaue Hammer" in der "Gelben" Diogenes Ausgabe, übersetzt von Peter Naujack.

    LESEN!!

    Ross MacDonald "Der blaue Hammer" in der 2013-er Neuübersetzung von Karsten Singelmann, die erheblich besser ist als die ältere, die zuweilen etwas "hausbacken" wirkt.

    oder gleich das Original.

    Das Amerikanisch von MacDonald ist noch weit weg von der Schreibe eines James Ellroy, Don Winslow oder gar Pynchon.

    Sprich: Es ist fast britisches Englisch mit wenigen US-typischen Einsprengseln.

    Es ist sein letzter Roman, ziemlich verzwickt und lohnt sich.

    Inhalte gibt es im Netz zuhauf.

    Daher nur die Empfehlung.

    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

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  • Weitere Gedanken zu Ulysses, Joyce, Finnegans Wake

    Zum Vorwurf, dass Joyce dem einfachen Mann den Rücken gekehrt habe: Hier ein Zitat, angeblich hat zB HG Well sich Joyce gegenüber so geäussert " You have turned your back on common men—on their elementary needs … What is the result? Vast riddles.” Dies nur als Beispiel für eine wohl übliche Reaktion auf Joyces Prosa.

    Ich erinnere mich an eine Anspielung, sie war sofort im ersten Kapitel von Ulysses zu finden. Sie wies auf die Diskussion hin, ob Kunst ein Spiegel für das Leben sein sollte, dürfe, könne, oder ob es andersherum sei (sein sollte, dürfe, könne) und letztendlich, ob es überhaupt einen Zusammenhang geben sollte, oder Kunst einfach nur für sich selbst stehen sollte, ohne irgendwelche übersetztbaren Aussagen, Ziele, Ambitionen, die mit der menschlichen Erfahrung zu tun haben (wenn das überhaupt möglich ist). In einem Oscar Wilde Werk gibt es wohl eine Unterhaltung in der jemand sagt, dass man das Genie im Kunstwerk verweigern würde, wenn man Kunst als Spiegel für Leben erklären würde. Die spezielle Anspielung im Ulysses zielt auf Oscar Wildes Passage aus The Decay of Lying: " I can quite understand your objection to art being treated as a mirror. You think it would reduce genius to the position of a cracked looking glass...." Dies alles und was dahintersteht, bezieht sich auf Stephen Dedalus Bemerkung "It is a symbol of Irish art. The cracked looking glass of a servant". Die Iren als Diener der Engländer - Engländer, die ihnen auch noch den Spiegel zerbrochen haben. Was soll man in solch einem Spiegel erkennen für das eigene Leben? Was hat der Diener von solcher Kunst? * Und ist diese Erkenntnis wirklich arrogant gegenüber den "Dienern"?

    Die Äusserung von HGWells sollte ich eventuell erst mal im Zusammenhang lesen, ehe ich dazu eine feste Meinung forme. Nur finde ich sie auf ersten Blick erstaunlich arrogant (in mehrerer Hinsicht) und ein Zeichen von erstaunlicher Ignoranz.

    Ein weiterer Punkt: Ich habe kein Wissen über Joyce als Person und ich weiss nicht, was er selber über sein Schaffen geäussert hat. Aber was ich aus dieser Stelle in Ulysses mitnehme, ist etwas, was mir immer schon klar war. Der Künstler hat keine Pflicht in seinem Schaffen. Er schafft Kunst. Die Erwägung für wen diese Kunst zu geniessen oder geschaffen ist, darf man ihm nicht zwingend auferlegen. Er kann sie selber heranziehen, wenn er es möchte.

    * im vorletzten Kapitel, also in Ithaca, gibt es ja sehr witzig geistreiche Passagen. Aber abgesehen davon ist an einer Stelle von Wasser die Rede. Stephen Dedalus "dislikes the aqueous substances of glass and crystal, distrusts the aquacities of thought and language. " Hier eine rückwirkende Anspielung auf den "Spiegel" des ersten Kapitels. Ich lese dies so: Dedalus, bzw Joyce, steht Eindeutigkeit, Abbildbarkeit oder Durchsichtigkeit in Kunst argwöhnisch gegenüber. Er sucht nach etwas anderem.

    Finnegans Wake ist der Stachel , jedenfalls für mich

    Liest du das auf Englisch?

    PS: meinte damit auszudrücken, dass ich hier nun wirklich keine Übersetzung akzeptieren würde. Ich habe eben mal reingeschaut....haarsträubend. Eine Herausforderung, die ich wohl demnächst annehmen werde.

  • ich kenne die Golden Hours nicht. Oder magst du es kurz erklären?

    Nein - ich würde dich nie des Vergnügens berauben , es selber zu lesen .

    Liest du das auf Englisch?

    Ich weiß , was du meinst . Tatsächlich halte ich die Annäherung an Anna Livia Plurabelle von Wolfgang Hildesheimer unter Berücksichtigung der Unübersetzbarkeit für ziemlich gut - Hildesheimer wurde in Hamburg geboren , war als Simultandolmetscher tätig und wird von mir als Schriftsteller gemocht - also es spricht viel für ihn und seinen Versuch . Ansonsten - was heißt bei dem Buch lesen ? Wenn ich mein zerfleddertes Exemplar ansehe , vollgekritzelt mit Notizen und Anmerkungen ( "Telefon-Nr.der Rennbahn verarbeitet" ) , dann würde ich eher sagen , ich friemel am Werk .

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  • You are not se Werk.

    Da bin ich denn doch froh - bleibt mir das erspart :

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  • Weißt du noch wie Kalle nachts in die Burgruine gewandert ist? Hach :)

    :) Das hatte ich ganz vergessen.....mich nur dunkel an die Prärie und die Bandenkriege erinnert und an die Sommerstimmung. Nun habe ich den ersten Band durch und ja....die Burgruine ist gut. Wir hatte witzigerweise in Köln gegenüber im Volksgarten so eine Ruine, Mit Verlies und so. Ins Verlies konnte man aber nicht rein. Oft haben wir drum herum Verstecken gespielt.

    EGHN – Kölner Volksgarten – Garden Monument with a Long History

    Und vorher, als wir auf dem Dorf wohnten, sind wir mit den Nachbarskindern auf den Feldern rumgezogen. Deshalb habe ich veilleicht so eine Affinität zu diesem Kinderbuch - wie die Kinder ihre Zeit verbrachten kam mir nie besonders weit hergeholt vor.

    Ob Kinder heute noch so rumziehen können?

  • Samstag brachte der Briefträger die DVD des Films. "Vom Ende einer Geschichte"

    Anlass, den Roman zur Einstimmung erneut zu lesen.

    Das wurde dann ne ca. 3 stündige Sitzung heute morgen. Und danach saß ich wie erschlagen auf dem Sofa.

    Ich war beim 2. Lesen wieder total begeistert, auch wenn die Geschichte etwas hart an der Realität scheint.

    1. Lesen

    Egal:

    Ein Roman, in der ein Mann, Tony, ein beschauliches Rentendasein führt, bis Ereignisse ihn an seine Studienjahre erinnern und er schmerzhaft erkennen muss, das er sich viele Ereignisse von damals in seiner Erinnerung schön gedacht hat und nun die Vergangenheit ihn erwischt, wie ein Fluss am Meer, bei dem eintretende Flut die Strömung umkehrt.

    Wie es im Roman heißt: "Geschichte ist die Summe der Lügen der Sieger."

    Geschichte ist aber auch: "Die Summe der Selbsttäuschungen der Besiegten"

    Dass am Ende ein Brief, an den er sich nicht einmal erinnern kann, vermutlich geschrieben in Eifersucht, Verzweiflung, Hass und Suff, drei Menschen unglücklich machte, einer davon sogar den Freitod wählte, dieses sorgt am Ende dafür, dass sein Leben nun "Es herrschte große Unruhe" bestimmen wird.

    So was bringt einen dann dazu, nochmals den Hirnspeicher zu durchsuchen, wo denn eigentlich die "Leichen" liegen, über die man einst gegangen ist.

    Und glaubt mir, davon hat jeder mit zunehmendem Alter genügend.

    Gruß aus Kiel

    PS. Das war sozusagen Ross MacDonald ohne Leichen, Kalifornien und damit Lew Archer.

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Flann O'Brien - eigentlich : Brian O'Nolan - schrieb jahrelang in der Irish Times Kolumnen unter den Psydonym Myles na gCopaleen . Eine Anzahl davon wurde von Harry Rowohlt , dem ihm gemäßen Übersetzer , ins Deutsche übertragen . Neulich hier in Zusammenhang mit Joyce erwähnt , nahm ich es zum Anlass , mich mal wieder gut zu amüsieren . Die Kolumnen lassen sich ganz nach Lust und Ausdauer lesen , was gerade im Sommer nicht zu unterschätzen ist . Seine Romane sind noch wieder etwas anderes , und ein Vergleich mit Joyce wäre unsinnig . Im Hinblick auf die Biografien würde ich allerdings die vom O'Brien als mir imponierendere nennen . ( Korrespondierende Begleitung : Roe & Co. Irish Whiskey Blend / Murphy's Irish Stout - Roe ist neu für mich gewesen , und Murphy's kommt aus Cork , wird aber von mir seit 50 Jahren dem Wöchnerinnen - Trunk aus Dublin vorgezogen ).

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Ich hab erst ein Viertel durch, aber es scheint mir bereits jetzt ein großer Wurf:

    Mariana Enriquez, "Unser Teil der Nacht".

    Aufgrund seiner Vielgestaltigkeit schwer zu umreißen, was dies hier eigentlich ist.

    Es ist

    Eine Familiengeschichte über den Zeitraum von 1957 bis 1997, nicht-linear erzählt, vor dem Hintergrund der politischen Verwerfungen dieser Zeiten in Argentinien mit ihren Angst- und Folterzeiten und demokratischen Zwischenspielen.

    Es ist auch

    Ein okkulter Horrorroman, geschult an einer intimen Kenntnis indigener, halb katholischer, halb voodooartiger Volksreligionen, aber auch der britischen schwarzen Romantik, insgesamt sehr dunkel, gelegentlich explizit brutal.

    Es ist unterm Strich

    Ein Roman, in dem eine Kernfamilie im Mittelpunkt steht: der Vater, ein Medium, der einem allgegenwärtigen und unendlich machtvollen "Orden" als solches dient und unbedingt verhindern will, daß sein Sohn, ebenfalls medial begabt, von eben diesem Orden instrumentalisiert wird wie er selbst. Sowie seine Frau, zu Beginn schon tot (ermordet wohl), deren Geschichte in Rückblenden erzählt wird.

    Neben dieser Kernthematik kommen eine Fülle an Nebenhandlungen zum Tragen, all dies nicht chronologisch, sondern assoziativ und sich gegenseitig befruchtend dargeboten. Komplexe, reiche aber flüssige Sprache. Eine sehr dunkle und beunruhigende Angelegenheit. Kommende Generationen werden es möglicherweise Große Literatur nennen, ich halte mich da mal raus, aber eine Verschmelzung der bösen Seiten des "magischen Realismus" mit einem breitgefächerten Familien- und Gesellschaftstableau unter Einbeziehung traditioneller Horrorelemente -: das trifts so etwa. Und es wächst beim Lesen ständig. 835 Seiten, also eine Menge Stoff.

    Bin sehr angetan bislang von dieser sonderbaren Mischung, die mittlerweile eine kräftige Sogwirkung auf mich ausübt, wobei der Einstieg nicht ganz ohne Mühsal war.

    Keine Strandlektüre!


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Hueb' 7. Juli 2022 um 16:59

    Hat den Titel des Themas von „Eben gelesen“ zu „Eben gewälzt“ geändert.
  • Hueb' 7. Juli 2022 um 16:59

    Hat das Thema geschlossen.
  • Hallo zusammen,

    bitte hier Eben gelesen (unter neuem Namen) fortfahren. Dieser Thread hat auf Basis eines Vorschlags seinen Ursprungstitel zurückerhalten und wird nun geschlossen.

    Viele Grüße

    Frank

    -Moderationsteam-

    :cincinbier:

    "it's hard to find your way through the darkness / and it's hard to know what to believe
    but if you live by your heart and value the love you find / then you have all you need"
    - H. W. M.

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