Eben gewälzt

  • Mach doch keinen Blödsinn - vielleicht hat auch für dich das Leben noch einen Sinn .Etwa mal Heinrich Mann lesen . War eh der bessere Mann .

    Das stimmt. Mehr will ich aber nicht sagen, da halt doch dumm geboren und nichts dazugelernt. :|

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • "Gegen den Tag" ist der einzige Pynchton, von dem ich wenigstens einige hundert Seiten gelesen habe bevor das Jean Paul Syndrom zuschlug und ich wie ein Irrer in der Wüste herumirrte und nicht mehr wußte wo oben und unten war und ihn abbrach... Bis dahin war er spannend, hochspannend, aber dann :(


    Hier Band 2 der Kafkabio von Stach durch heute. Bevor ich den dritten angehe werd ich heute Abend den "Verschollenen" beenden (Kafka in der "Fassung der Handschriften" zu lesen ist teuer aber nur so will ich ihn haben), und dann werde ich die "Strafkolonie" lesen, hier:

    ... Und dann den dritten Band beginnen von Stach und parallel den "Process"

    ... In dieser Version.

    Gibt es eigentlich ein "eben verarmt" für Bücher hier? Meine drei Wochen Urlaub gehen zuende, und für meine Kafkaausgaben fahren andre Leute 2 Wochen nach Ibiza...

    Aber egal. 30 Jahre blieb Kafka mir eher fremd. Aber der Stach in Kombination mit der Gesamtsausgabe nach den Handschriften - so teuer die ist -, das ist ein unperfekter, tastender, lebendiger, quasi zitternder Kafka, ein ganz andrer Autor als der den ich zu kennen glaubte. Erregend.


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Kafka in der "Fassung der Handschriften


    Vielleicht hast du einmal Gelegenheit und vor allem Lust, einen Blick in die Kritische Ausgabe zu werfen. Im Falle Kafka fand ich es besonders lohnend, zu sehen, welche Varianten er verworfen, welche beibehalten hat.

    "You speak treason" - "Fluently"
    "You've come to Nottingham once too often!" - "When this is over my friend, there'll be no need for me to come again!"

  • Ja, aber das ist dann sauteuer... Ich bin ja nur kleiner Heilerzieher :( Das überlege ich, wenn, dann bei den Tagebüchern. Sonst ist es ja textgleich.

    Allein die Briefe werden mich 200 Euronen kosten (und da werde ich mich nicht mit den Briefen an Felice allein begnügen) die will ich alle :) , aber die kritische Ausgabe... Und nutz ich das dann tatsächlich?

    Ich fühle mich mit der Ausgabe nach den Handschriften schon sehr, sehr toll bedient. Dabei soll es bleiben. Tagebücher evt ausgenommen.


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Ich bin ja sonst kein Freund des Vorgelesenen, von ein paar Werken einmal abgesehen s.o. und selbst Westphal höre ich zuweilen gern, wenn er Fontane liest.
    Aber Kafka vorlesen? Wer könnte das?
    Da gibt es nur einen: Klaus Kammer. Bericht für eine Akademie.
    Eine Sternstunde

    Und wo wir schon bei Kafka Sternstunden sind. Klaus Wagenbach hat sich immer wieder für Kafka eingesetzt. Er hat etliches über Kafka publiziert und in seinem Verlag dieses wunderbare Taschenbuch herausgegeben. "In der Strafkolonie" mit Quellen, Abbildungen,.....

    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Und wo wir schon bei Kafka Sternstunden sind. Klaus Wagenbach hat sich immer wieder für Kafka eingesetzt. Er hat etliches über Kafka publiziert und in seinem Verlag dieses wunderbare Taschenbuch herausgegeben. "In der Strafkolonie" mit Quellen, Abbildungen,.....

    "In der Strafkolonie" ist eine meiner Lieblingserzählungen von Kafka. (Ich muss dazu sagen, dass ich Kafka, und so auch diese Story, außerordentlich amüsant finde; das geht wohl nicht jedem so.¹) Kannst Du bitte kurz erläutern, was dieses Buch von Wagenbach genau zu bieten hat?


    maticus

    ¹Als ich mal unangenehmerweise im Krankenhaus lag, habe ich zu meiner Erheiterung und Stimmungsaufhellung viel im Buch von Kafkas Erzählungen gelesen, u. a. (erneut) auch die "Strafkolonie". Als bei der Visite der Oberarzt das Buch auf meiner Konsole liegen sah, fragte er mich, ob ich sowas deprimierendes überhaupt lesen könnte.......

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Kannst Du bitte kurz erläutern, was dieses Buch von Wagenbach genau zu bieten hat?

    Moin,
    ich habe die alte Ausgabe von 1975! Die umfasst nur 95 Seiten, ist aber eng gedruckt. Wahrscheinlich ist die oben gezeigte eine Überarbeitung, der Titel suggeriert es.
    Zum Inhalt:
    Einordnung in die Biografie.
    Einordnung in das Jahr der Entstehung (1914) mit Tagebuchnotizen.
    Der Text selbst.
    Varianten des Textes.
    Veröffentlichungsgeschichte
    Dann über Strafkolonien, anschließend über Apparate.
    Zur Arbeiter Unfallversicherung, in der Kafka arbeitete.
    Anmerkungen und Quellen mit Zitaten.
    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Es kommt immer anders als man denkt.
    Da richte ich mich auf einige Wochen ein, "Gegen den Tag" zu lesen, s.o., da bringt mir Freundin K. aus Berlin die "Dauerleihgabe"
    "Im Stein" von Clemens Meyer zurück und schon verfalle ich diesem wunderbaren Buch erneut. Jedenfalls für einen Tag intensiven Lesens und Nachblätterns.
    siehe auch hier: Eben gewälzt

    Ja, es ist düster, dunkel, grau in grau, ja es geht um Nutten und Zuhälter, um Freier und das Gewerbe des Nachtlebens, das Millieu
    Und es schreibt ein Kapitel der Wende weiter, welches ich letztens im Fernsehsehen als Feature sah: "Prostitution in der DDR."
    Etwas, das der "Wessi" nur mitbekam, wenn wieder einmal ne Messe in Leipzig anstand. Später nach der Wende wunderte ich mich, dass an jeder gepflegten Hotelbar immer noch Damen saßen, die sich anboten, solventen Herren in eine gute Nacht zu begleiten. (Ich hatte nie Geld, leider?)
    Hier aber beschreibt Meyer, wie der Westen das Metier eroberte, wie die "quasi" Gemütlichkeit dem Marketing Druck des Westens nichts mehr entgegen zu setzten hatte und der letzte Rest "Romantik" aus dem Gewerbe getrieben wurde.
    Hart in der Sprache und dann doch das letzte Kapitel, ein Monolog einer Nutte am Ende das Arbeitstages. Wer da an Molly Bloom denkt, liegt gar nicht so verkehrt.
    Aber Vorsicht. Das Buch ist nix für zarte Naturen, die Sprache auch nicht.
    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Der Mann, der alle kannte.
    Wenn man wie ich die letzten Jahre immer wieder Sachbücher liest, die mit dem 1. Weltkrieg, der Zeit davor und danach, also die Zeit zwischen 1900 und 1930 sich befassen, dazu gehört ja auch die fulminante Kafka Biografie von Stach, die Werke von Jörg Leonhard, von Pyta und anderen, dann kommt man irgendwann an diesem Namen nicht vorbei:
    "Harry Graf Kessler"
    Und so brachte der Briefträger ne 2nd Hand Ausgabe seiner Tagebücher vorbei.

    Das ist zwar nur ne Sammlung und umfasst nur 1918 - 1937, zu allen reicht weder die Zeit noch der Geldbeutel, aber ca. 800 Seiten sind schon einmal ein Anfang. :D
    Und wieder wird der Pynchon nach "hinten" geschoben.
    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Das ist zwar nur ne Sammlung und umfasst nur 1918 - 1937

    Ich finde , die Sammlung reicht . Allerdings habe ich die Insel - Originalausgabe , denn als Taschenbuch wäre sie schon zerfleddert . So wie es dem daneben stehenden broschiertem Band erging : Gesichter und Zeiten , die 1935 erschienenen Erinnerungen ., die ich auch empfehlen kann .

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Das ist zwar nur ne Sammlung und umfasst nur 1918 - 1937, zu allen reicht weder die Zeit noch der Geldbeutel, aber ca. 800 Seiten sind schon einmal ein Anfang

    Das Buch ist ja sowas von genial, ich kriege mich nach nunmehr 150 Seiten vor Begeisterung gar nicht mehr ein. CMS muss erdulden, wie ich mit dem Buch vor der Nase im Zimmer laut vorlesend umhergehe und das Jahr 1919 auferstehen lasse.
    GROSS ARTIG!!
    Soweit der Zwischenbericht also.
    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Ich komme noch einmal auf 'Eurotrash' von Christian Kracht zurück.

    Ich glaube ja weiterhin, dass man das Buch vom Titel her lesen muss, dass er sich so richtig über die Literaturkritik lustig macht. Und wenn das so ist, dann muss diese Diskussion im SFR-Literaturclub geradezu ein Born der Freude für ihn sein. :D

    https://www.youtube.com/watch?v=2iAvhFBgyyI

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Bei mir ist Band 2 von Stachs Kafkabiographie durch, ich lese nahtlos im 3.Band weiter.

    Begleitend dazu


    Der Process

    sowie


    Immer wieder manches aus Kafkas nachgelassenen, zu Lebzeiten nicht veröffentlichten und oft genug (gelegentlich mitten im Satz abgebrochenen) Erzählungen.

    Der Stach wäre auch so schon fulminant, aber das Beste für mich ist doch, daß er mir nach Jahrzehnten einen neuen, frischen Blick auf die Werke selbst eröffnet. Es liegt aber auch an den ungeschönt / ungeglätteten und irgendwie unfertigen Versionen der "in der Fassung der Handschrift" - Ausgabe, zu der ich nur raten kann, will man Kafka ganz erleben. Der Verschollene, die Verwandlung waren schon wie nie gelesen und groß. Beim Process scheint sich das noch zu steigern (weit bin ich nicht bislang), die Kurzprosa aber finde ich am Erstaunlichsten.

    Leider ist der Urlaub vorbei. Mist. Ich habe eigentlich gar keine Zeit zum Arbeiten, das stört erheblich meine Kreise, und zur Rente noch 7 Jahre :cursing: Also ist strenge Zeitökonomie angesagt, und das geht dann zu Lasten von Film und Musik (und Schlaf)...


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass Franz Kafka einer der deutschen Autoren ist, die ich am schlechtesten kenne, das ist seit der Schulzeit so geblieben.

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Harry Martinson – Schwede, Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger

    Harry Martinson war ein Mann der Bücher – oder Homme de Lettres, wie der Franzose zu sagen pflegt. Jetzt kommt der an dieser Stelle wie immer scheinbar berechtigte Einwand, dass das i-wie nicht deckungsgleich sein könne, da „Lettre“ doch die französische Vokabel für ein längst ausgestorbenes und früher doch so weit verbreitetes Schriftgut sei, den ordentlichen handschriftlich und mit guter Tinte abgefassten Brief. Mitnichten, denn dazu muss man wissen, dass der Franzose an und für sich längere Texte verabscheut, also kein Freund von Büchern war und ist, weshalb man sich vor langer Zeit in gebildeten französischen Zirkeln auf die Konvention Lettre stillschweigend geeinigt hatte. Ist ja auch i-was mit Text, nur halt nicht gar so lang. Und wenn man ein paar davon vereint, dann reicht es auch zu einer in Leinen gebundenen Form.

    Harry Martinson habe ich von jeher bewundert. Er konnte eine Baskenmütze wie ein Kosmopolit tragen, er ist schließlich weit gereist. Nicht so wie Bölls Heinrich, bei dem diese Kopfbedeckung immer nur eine Aura von Köln-Müngersdorf verströmte. Der schwedische Schriftsteller war auch der erste Vertreter seines Geschlechts, der ein Haarnetz mit Würde tragen konnte und sich mannhaft zu diesem nächtlichen Accessoire bekannte. Fotos legen ein beredtes Zeugnis davon ab.

    Harry Martinson hat es zu Ruhm und Ehre gebracht. Der Naturessay war eine von ihm bevorzugte literarische Form. Heute würde man es Nature Writing nennen. Auf Deutsch wohlgemerkt, dieses Neusprech halt. Häschtäg, Dschända, Nehtscha Raiting – warum ersetzt man nicht gleich die herrliche und so reiche deutsche Sprache durch dieses angloamerikanische Zeuch? Die Schüler müssten sich dann nur noch mit einer Fremdsprache quälen, ihr liebes Leben – nicht Liebesleben! – lang. Nicht Deutsch und Englisch. Außerdem wäre Englisch auch viel schneller erlernt, ist doch der deutsche Sprachschatz etwa um den Faktor Vier mächtiger als der englische Bruder, die englische Schwester oder das englische Sternchen [Dschända!]. Nein, ich rege mich jetzt nicht auf, gleich zu Wochenbeginn.

    Ich rege mich nicht auf. Aber wie klingt denn das, wenn eine weibliche Nase mit Sommersprossen überzogen ist und von Thomas Mann zärtlich mit „ein Sattel von Sommersprossen“ poetisch gefasst wird und in einer englischen Übersetzung dann als „a saddle of freckles“ matt schimmert – von Glanz kann schließlich nicht die Rede sein. Fräckels, Gefrickel, wie Fräcking, auch so ein Neusprech. Tommy dreht sich gerade im Grabe herum.

    ICH REGE MICH JETZT DOCH AUF! WISST IHR WAS? LEST DAS BUCH DOCH EINFACH SELBST!


    Harry Martinson
    Svärmare och harkrank – Schwärmer und Schnaken
    Nehtscha Raiting
    Guggolz, 219 S.

    "You speak treason" - "Fluently"
    "You've come to Nottingham once too often!" - "When this is over my friend, there'll be no need for me to come again!"

  • ....nice !
    But if I may......

    Außerdem wäre Englisch auch viel schneller erlernt, ist doch der deutsche Sprachschatz etwa um den Faktor Vier mächtiger als der englische Bruder, die englische Schwester oder das englische Sternchen [Dschända!]. Nein, ich rege mich jetzt nicht auf, gleich zu Wochenbeginn.

    :D War das wieder ein Test, wer alles mitliest? Ich habe gerade nachgezählt: Wenn ich nicht ganz falsch liege, dann hat Englisch mehr als doppelt so viele Wörter wie Deutsch, denn die Zusammensetzungen gelten nicht.

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