Königin-Elisabeth-Wettstreit 2014

  • Liebe Eifelplatz, ich schliesse mich deinem Urteil weitestgehend an. Ich habe Teile des Finales direkt verfolgt und den Rest nachgehört. Zunächst: das Niveau fand ich ausserordentlich hoch und jeder Finalist hat m.E. Aussichten auf eine internationale Karriere, wenn zum Talent Persönlichkeit und kluge Repertoirewahl kommen. Die deutsche Finalistin Daniela Gerstenmayer hat auch mich angenehmst überrascht: ich fand ihre Final- Vorstellung mehr als beeindruckend, kein Vergleich zum Demifinale. Das war die mutigste und persönlichste Repertoirewahl von Allen, jenseis der Hits und virtuosen Spielereien und mit einer Souveranität und Integrität dargeboten, die ihresgleichen sucht. Bravissima! :juhu: Auch wenn sie vor allem eine hochbegabte Oratoriensängerin ist, hat mich auch ihre Pamina überzeugt. aber mit diesem unspektakulärem Repetoire kann man wohl nicht gewinnen, wenn andere glittern und tirilieren und wagnern und mahlern. Auch die belgischen Radiomoderatoren waren begeistert und haben gesagt, es täte sehr gut, inmitten dieser Opernarien ein so tief religiöses Programm in deutscher Tradition zu hören. Ich hatte dabei eine anwandlung von Nationalstolz, denn das deutsche Oratorium ist von einer musikalischen Tiefe die inmitten all dieser Opernhits besonders hervosticht.

    Was die Siegerinnen angeht; fand ich Platz 1 und 2 wirklich verdient. Eine so makellos schöne und sicher geführte lyrische Stimme wie die von Sumi Hwang hat die Goldmedaille verdient, ihr Finale war sensationell gut gesungen, und die hohen Töne bei Liu und Louise ein Traum. Oder Strauss Im Abendrot: so schwierig und so wunderbar beherrscht. :juhu: Auch wenn das überhaupt nicht mein Lieblingsrepertoire ist, muss ich doch sagen, dass es sehr angenehm zu hören ist, wenn es so wunderschön dargeboten wird.
    Jodie Devos mit ihrer virtuosen Technik und sprudelnden Person und dem Wahnsinnsrepertoire "Vorrei spiegarmi o Dio" und "Glitter and be gay" hat ebenso verdient gewonnen. Sie war zudem ein Publikumsliebling. Was Sarah Laulan angeht fand ich allerdings Andere wesentlich besser; dieses teilweise unsaubere Übervibrieren hat mich sehr gestört. Aber es reicht vielleicht die einzige grosse Mezzo unter lauter Sopranen zu sein und ein schweres abwechslungsreiches Repertoire von Rossini bis Wagner aufzufahren um hinreichend zu punkten. Ausserdem ist sie eine echte Schauspielerin und auf der Opernbühne zählt das ebensoviel wie die Stimme . Wenn man sie sieht UND hört gleicht das vieles aus denke ich. Nur hören war für mich nciht überzeugend. Über den 4. Platz des chinesischen Tenors habe ich mich gefreut. Aber Hyesang Park hätt ich wirklich weiter vorne gewünscht. Aber sie wird so oder so Karriere machen. Temperament, stimme und Erscheinung, da stimmt Alles. Was Sheva Theoval angeht war ihr Programm für das Finale M.E. schlecht gewählt. da sie selbst nie damit gerechnet hatte, hat sie da nciht besonders aufgepasst und sich viel zu konventionell und ohne persönlcihe Note gezeigt. Aber mit 23 steht ihr die Welt offen und sie kann noch 2 mal teilnehmen. In jedem Fall waren das tolle Konzerte hochbegabter Nachwuchssänger und wie hoch die Latte hängt, ist geradezu erschreckend und erfreulich zugleich. Schade dass nicht mehr Capricciosi an diesem Thread teilnehmen wollten/konnten. :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Wirklich aktiv habe ich nicht nach demn Karrieren der TeilnehmerInnen des Wettbewerb-Jahrgangs 2014 gesucht, aber manchmal habe ich mich an einen Namen erinnert, wenn ich ihn las. Zunächst war das v.a. Emöke Barath, deren Namen in der Besetzung einiger CDs genannt wurde. Heute las ich in dem Bericht von Christian über den Deutschen Musikpreis 2916 wieder einen bekannten Namen aus dem Wettbewerb 2014: Sheva Tehoval, sehr gut, Publikumsliebling, Finalistin - damals angeblich eine der jüngsten Finalistinnen (aber die Quellen für diese Behauptung finde ich nicht mehr) - und auf Fragen, ob sie enttäuscht sei, weil sie nicht auf "Podium" gekommem sei, wies sie lachend darauf hin, dass sie doch noch jung genug sei, es nocvhmal zu versuchen. Und im Übrigen stecke sie mitten in einer Prüfung.
    Dass ich sie heute auf der Liste der Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs entdekt habe, hat mich sehr gefreut.


    lg vom eifelplatz, Chris.

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    https://www.capriccio-kulturforum.de/index.php?thre…2370#post402370

    "https://www.google.de/webhp?ie=utf-8…%C3%B6ke+barath

    http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_no…1ke+Bar%C3%A1th


    "https://www.google.de/webhp?ie=utf-8…q=sheva+tehoval

  • Liebe Eifelplatz, zumindest Enöke Barath braucht sich um ihre Karriere nach dem Wettbewerb wohl keine Sorgen zu machen. Obschon sie nicht gewonnen hat , scheint ihre Stimme sehr gefallen zu haben (mir auch!) und ich habe sie inzwischen sogar schon live hier an der Oper gesehen und gehört, da sie sich offenbar im Barockrepertoire spezialisiert. Damit ist sie in Belgien und Nord-Frankreich auf der sicheren Seite. Ganz Flandern, auf der belgischen, frz und niederländischen Seite ist ja Barockland- zu meiner grossen Freude versteht sich. :sofa1: Von den anderen Finalisten 2014 habe ich nichts mehr gehört oder gesehen aber z.B. Gabrielle Philipponet, die ganz in meiner Nähe in Valenciennes studierte, aus dem Gesangwettstreit 2011 hat in Frankreich eine schöne Karriere gemacht. U.A. Traviata , was ja nun ein Riesenkaliber ist. Auch sie war nicht Siegerin. Ich glaube das Entscheidende ist wirklich nicht der Sieg sondern neben den unverzichtbaren connections die Einsetzbarkeit und das Charisma. Und wer erstmal bis ins Finale gekommen ist, hat gewiss die grosse Aufmerksamkeit der Agenten und Opernintendanten. Leider steht Brüssel heute ganz anders im traurigen Brennpunkt des Interesses und ich kann nur meinem Schutzengel danken, dass ich dieses Wochenende, während ich über Brüssel gereist bin, verschont geblieben bin und mein Mitgefühl mit den Opfern und deren Familien und Freunden ausdrücken. :fee:

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