Liebe Eifelplatz, ich schliesse mich deinem Urteil weitestgehend an. Ich habe Teile des Finales direkt verfolgt und den Rest nachgehört. Zunächst: das Niveau fand ich ausserordentlich hoch und jeder Finalist hat m.E. Aussichten auf eine internationale Karriere, wenn zum Talent Persönlichkeit und kluge Repertoirewahl kommen. Die deutsche Finalistin Daniela Gerstenmayer hat auch mich angenehmst überrascht: ich fand ihre Final- Vorstellung mehr als beeindruckend, kein Vergleich zum Demifinale. Das war die mutigste und persönlichste Repertoirewahl von Allen, jenseis der Hits und virtuosen Spielereien und mit einer Souveranität und Integrität dargeboten, die ihresgleichen sucht. Bravissima! :juhu: Auch wenn sie vor allem eine hochbegabte Oratoriensängerin ist, hat mich auch ihre Pamina überzeugt. aber mit diesem unspektakulärem Repetoire kann man wohl nicht gewinnen, wenn andere glittern und tirilieren und wagnern und mahlern. Auch die belgischen Radiomoderatoren waren begeistert und haben gesagt, es täte sehr gut, inmitten dieser Opernarien ein so tief religiöses Programm in deutscher Tradition zu hören. Ich hatte dabei eine anwandlung von Nationalstolz, denn das deutsche Oratorium ist von einer musikalischen Tiefe die inmitten all dieser Opernhits besonders hervosticht.
Was die Siegerinnen angeht; fand ich Platz 1 und 2 wirklich verdient. Eine so makellos schöne und sicher geführte lyrische Stimme wie die von Sumi Hwang hat die Goldmedaille verdient, ihr Finale war sensationell gut gesungen, und die hohen Töne bei Liu und Louise ein Traum. Oder Strauss Im Abendrot: so schwierig und so wunderbar beherrscht. :juhu: Auch wenn das überhaupt nicht mein Lieblingsrepertoire ist, muss ich doch sagen, dass es sehr angenehm zu hören ist, wenn es so wunderschön dargeboten wird.
Jodie Devos mit ihrer virtuosen Technik und sprudelnden Person und dem Wahnsinnsrepertoire "Vorrei spiegarmi o Dio" und "Glitter and be gay" hat ebenso verdient gewonnen. Sie war zudem ein Publikumsliebling. Was Sarah Laulan angeht fand ich allerdings Andere wesentlich besser; dieses teilweise unsaubere Übervibrieren hat mich sehr gestört. Aber es reicht vielleicht die einzige grosse Mezzo unter lauter Sopranen zu sein und ein schweres abwechslungsreiches Repertoire von Rossini bis Wagner aufzufahren um hinreichend zu punkten. Ausserdem ist sie eine echte Schauspielerin und auf der Opernbühne zählt das ebensoviel wie die Stimme . Wenn man sie sieht UND hört gleicht das vieles aus denke ich. Nur hören war für mich nciht überzeugend. Über den 4. Platz des chinesischen Tenors habe ich mich gefreut. Aber Hyesang Park hätt ich wirklich weiter vorne gewünscht. Aber sie wird so oder so Karriere machen. Temperament, stimme und Erscheinung, da stimmt Alles. Was Sheva Theoval angeht war ihr Programm für das Finale M.E. schlecht gewählt. da sie selbst nie damit gerechnet hatte, hat sie da nciht besonders aufgepasst und sich viel zu konventionell und ohne persönlcihe Note gezeigt. Aber mit 23 steht ihr die Welt offen und sie kann noch 2 mal teilnehmen. In jedem Fall waren das tolle Konzerte hochbegabter Nachwuchssänger und wie hoch die Latte hängt, ist geradezu erschreckend und erfreulich zugleich. Schade dass nicht mehr Capricciosi an diesem Thread teilnehmen wollten/konnten.