Sol Sayn - Jiddische Musik
Ich hatte es einmal unternommen, über "Eben gehört" eine Reihe von Lieder aus dieser Edition vorzustellen - wie bei mir üblich, mit Text und Übersetzung. Wenn ich jetzt etwas Ähnliches hier wieder anfange, ist es auch eine Reaktion auf den Wirrwarr in dem "Klezmer"-Thread. Auch hier wird es um Klezmer gehen, aber im Kontext mit den vielfältigen Formen jiddischer Musik, zu der Klezmer auch gehört. Wie bei den Arbeiterliedern hat Bear Family Records eine fantastische Dokumentation vorgelegt, auf die ich zurückgreife, an der ich mich im Folgenden orientiere. Eine Reihe von mir lieb gewordenen Büchern steht mir zur Seite, so das wunderbare Buch von Hai & Topsy Frankl, das mich seit über 30 Jahren treu begleitete. Zur Einleitung zitiere ich aus der Präsentation der Reihe "Sol sayn" bei Amazon:
ZitatDie neue Audiothek ist gleich auf mehrfache Weise einmalig. Die 12-teilige Anthologie mit über 240 Aufnahmen schlägt erstmals die Brücke von der Entdeckung des Jiddischen Lieds durch die Folkbewegung in den 1960er Jahren, über den Einfluss des US-amerikanischen Klezmer Revivals bis zur heutigen farbenfrohen Klezmerszene als eine der Hauptströmungen der Weltmusik. Sie beinhaltet bislang unveröffentlichte Live-Aufnahmen von Auftritten bekannter US-amerikanischer Gruppen in Deutschland (The Klezmorim, Kapelye, Andy Statman Orchestra, Brave OldWorld). Neben raren, zum Teil verschollen geglaubten Aufnahmen stehen überraschende Interpretationen von Musikern aus aller Welt, die in Deutschland auftraten. Jiddische Musik in Deutschland zeigt die Spielfreude und Entwicklung der internationalen Klezmerszene sowie ihren Einfluss auf deutsche Gruppen. Sie dokumentiert aber auch wie durch die Popularität beim deutschen Publikum die musikalische Entwicklung für das Revival wichtiger Gruppen wie Brave OldWorld und The Klezmatics geprägt wurden. Die Sammlung wurde zusammengestellt und in den umfangreichen Begleitheften kommentiert von 3 Experten der Szene: Dr. Alan Bern, einer der führenden Musiker und Komponisten Jiddischer Musik, prägte maßgeblich das Klezmerrevival in den USA; Heiko Lehmann ist Musiker und Gründungsmitglied von 'Aufwind', und Dr. Bertram Nickolay ist ein Initiator zahlreicher Projekte zur jiddischen Kultur.
Der Blick ist hier die Rezeption jiddischer Musik in Deutschland. Der Untertitel Jiddische Musik in Deutschland und ihre Einflüsse (1953-2009) ist ungewöhnlich für ein solches Material, man ist eher an eine wissenschaftliche Untersuchung erinnert. Das wie immer kundige Booklet kann aber einem solchen Anspruch nicht ausreichend genügen. Und die Dokumentation der Musik auf zwölf CDs ist so vielfältig, wie man es sich nur wünschen kann.
Dass jiddische Musik heute vermehrt rezipiert wird, ist nicht nur als historische Tatsache erfreulich, es zeigt Substanz und Kraft jiddischen Kulturschaffens. Erfolg bedeutet bei den kulturellen Bedingungen in unserer Gesellschaft auch immer eine z.T. hemmungslose Vermarktung, die Wesen und Inhalte der Musik verfälscht. Was da widersteht, ist erst einmal Aufklärung und Information. Ein wenig davon möchte ich hier geben, über jede Form hilfreicher Beiträge bin ich dankbar.
Liebe Grüße Peter