Beethoven: Violinkonzert D-Dur op. 61
I. Allegro ma non troppo
II. Larghetto
III. Rondo (Allegro)
Spieldauer: ca 44 Minuten
Auftraggeber des Violonkonzertes war der Geigenvirtuose Franz Clement (1780–1842), Konzertmeister am Theater an der Wien, er wirkte 1804 bei der Uraufführung Beethovens dritter Sinfonie, der sogenannten Eroica mit. Clement erlaubte sich, den großen Komponisten 1806 um ein Konzert für Violine und Orchester zu bitten, das am 23. Dezember 1806 in Wien uraufgeführt wurde.
Beethoven komponierte das Werk in ungewöhnlich kurzer Zeit, er begann mit der Niederschrift erst Ende November 1806 und wurde kurz vor der Uraufführung fertiggestellt.
Nach der Uraufführung wurde Beethovens Violinkonzert nur noch selten gespielt. Fast 40 Jahre nach seiner Entstehung stand es auf dem Programm eines denkwürdigen Konzerts in London: Der zwölfjährige Geiger Joseph Joachim spielte das Werk am 27. Mai 1844 unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy. Joachim war zeit seines Lebens ein Fürsprecher und ein überragender Interpret dieses Violinkonzerts.
Allegro ma non troppo
Der erste Satz des Konzerts umfaßt ganze 535 Takte und dauert je nach Interpretation und Solokadenz zwischen 20 und 26 Minuten. Damals dauerte ein ganzes Violinkonzert in der Regel nicht länger als 25 Minuten.
Beethoven hielt an der bewährten Sonatensatzform fest, auch wenn er diese stark erweiterte. Statt zwei Themen stellt er in der Exposition gleich sechs Ideen vor.
Das erste einfache Motiv steht am Anfang des Konzerts und wird allein von der Pauke vorgetragen: es ist ein aus fünf Vierteln bestehendes Motiv, welches im weiteren Verlauf des Satzes an Bedeutung gewinnt.
Im zweiten Takt, zusammen mit dem letzten der fünf Viertelnoten, setzen die Holzbläser ein und spielen eine achttaktige Periode (zweites Motiv), das klopfende Paukenmotiv wird von den Streichern imitiert und erhält nun auch eine melodische Komponente.
Klarinette und Fagott präsentieren wenige Takte später einen dritten Gedanken, der eigentlich nur aus einer aufsteigenden Durtonleiter besteht und gerade mal zwei Takte beansprucht.
Einen ersten Ausbruch bietet das Werk mit dem vierten Motiv, das harmonisch, dynamisch und mit seinem martialischen Ausdruck nach dem lyrischen Beginn überrascht.
Nach acht spannungsvollen Takten und einer kurzen Überleitung findet die Exposition im fünften Gedanken zu ihrem anfänglichen Ausdruck zurück. Es handelt sich um ein volksliedhaftes Thema, das in zwei mal vier Takte unterteilt und in jeder Hinsicht einfach gehalten ist.
Ein sechstes Motiv, drei Takte umfassend, klangvoll und kantabel gestaltet, schließt die Exposition ab.
Wie in den klassischen Konzerten üblich wird die Exposition ein zweites Mal vorgetragen, diesmal aber mit der Solovioline im Vordergrund.
Bevor das Paukenmotiv aber wieder erklingt, stellt sich der Solist mit einer auskomponierten Solokadenz vor. Dann mit dem Einsatz der Pauke wird die Wiederholung der Exposition eingeleitet. Zu dem nun schon bekannten Motiven fügt die Solostimme zahlreiche Variationen hinzu.
Wieder beginnt der Solist mit den gebrochenen Oktaven und der folgenden Kadenz und von den sechs Ideen der Exposition werden in der Durchführung nur die ersten beiden verarbeitet. Vor allem das Paukenmotiv bestimmt diesen Formteil und bildet auch den klanglichen Hintergrund für die ausdrucksvolle Kantilene der Violine. Mit einer chromatisch aufsteigenden Triolenkette leitet die Solovioline in die Reprise über, die nicht wie in der Exposition leise und nur mit der Pauke beginnt, sondern mit dem vollen Klang des Orchesters.
Die Reprise folgt in ihrem Aufbau weitestgehend der Exposition des Solisten, nur daß gegen Ende, wie in klassischen Konzerten üblich, einer vom Solisten frei zu gestaltenden Solokadenz Raum gelassen wurde.
Larghetto und Rondo (Allegro)
Leise und getragen beginnt der zweite Satz, die Streicher stellen das zehntaktige Thema vor, das periodisch gestaltet, dabei aber mit einem erweiterten Nachsatz versehen ist. Den besonderen Klang des zweiten Satzes erreicht Beethoven durch eine Reduzierung des Orchesters - Flöten, Oboen, Trompeten und Pauken setzen aus - und der Spielanweisung con sordino für die Streichinstrumente. Kurz vor der Überleitung in den Schlußsatz, erklingt noch einmal das Anfangsmotiv des Themas.
Mit einer kurzen improvisierten Überleitung leitet der Solist in den belebten Schlußsatz über. Vor der Coda steht wieder eine nicht vom Komponisten festgelegte Kadenz, die in einem langen Triller endet.