Beethoven: Violinkonzert D-Dur op. 61

  • Beethoven: Violinkonzert D-Dur op. 61

    I. Allegro ma non troppo
    II. Larghetto
    III. Rondo (Allegro)

    Spieldauer: ca 44 Minuten

    Auftraggeber des Violonkonzertes war der Geigenvirtuose Franz Clement (1780–1842), Konzertmeister am Theater an der Wien, er wirkte 1804 bei der Uraufführung Beethovens dritter Sinfonie, der sogenannten Eroica mit. Clement erlaubte sich, den großen Komponisten 1806 um ein Konzert für Violine und Orchester zu bitten, das am 23. Dezember 1806 in Wien uraufgeführt wurde.

    Beethoven komponierte das Werk in ungewöhnlich kurzer Zeit, er begann mit der Niederschrift erst Ende November 1806 und wurde kurz vor der Uraufführung fertiggestellt.

    Nach der Uraufführung wurde Beethovens Violinkonzert nur noch selten gespielt. Fast 40 Jahre nach seiner Entstehung stand es auf dem Programm eines denkwürdigen Konzerts in London: Der zwölfjährige Geiger Joseph Joachim spielte das Werk am 27. Mai 1844 unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy. Joachim war zeit seines Lebens ein Fürsprecher und ein überragender Interpret dieses Violinkonzerts.

    Allegro ma non troppo

    Der erste Satz des Konzerts umfaßt ganze 535 Takte und dauert je nach Interpretation und Solokadenz zwischen 20 und 26 Minuten. Damals dauerte ein ganzes Violinkonzert in der Regel nicht länger als 25 Minuten.
    Beethoven hielt an der bewährten Sonatensatzform fest, auch wenn er diese stark erweiterte. Statt zwei Themen stellt er in der Exposition gleich sechs Ideen vor.

    Das erste einfache Motiv steht am Anfang des Konzerts und wird allein von der Pauke vorgetragen: es ist ein aus fünf Vierteln bestehendes Motiv, welches im weiteren Verlauf des Satzes an Bedeutung gewinnt.
    Im zweiten Takt, zusammen mit dem letzten der fünf Viertelnoten, setzen die Holzbläser ein und spielen eine achttaktige Periode (zweites Motiv), das klopfende Paukenmotiv wird von den Streichern imitiert und erhält nun auch eine melodische Komponente.
    Klarinette und Fagott präsentieren wenige Takte später einen dritten Gedanken, der eigentlich nur aus einer aufsteigenden Durtonleiter besteht und gerade mal zwei Takte beansprucht.
    Einen ersten Ausbruch bietet das Werk mit dem vierten Motiv, das harmonisch, dynamisch und mit seinem martialischen Ausdruck nach dem lyrischen Beginn überrascht.
    Nach acht spannungsvollen Takten und einer kurzen Überleitung findet die Exposition im fünften Gedanken zu ihrem anfänglichen Ausdruck zurück. Es handelt sich um ein volksliedhaftes Thema, das in zwei mal vier Takte unterteilt und in jeder Hinsicht einfach gehalten ist.
    Ein sechstes Motiv, drei Takte umfassend, klangvoll und kantabel gestaltet, schließt die Exposition ab.

    Wie in den klassischen Konzerten üblich wird die Exposition ein zweites Mal vorgetragen, diesmal aber mit der Solovioline im Vordergrund.

    Bevor das Paukenmotiv aber wieder erklingt, stellt sich der Solist mit einer auskomponierten Solokadenz vor. Dann mit dem Einsatz der Pauke wird die Wiederholung der Exposition eingeleitet. Zu dem nun schon bekannten Motiven fügt die Solostimme zahlreiche Variationen hinzu.

    Wieder beginnt der Solist mit den gebrochenen Oktaven und der folgenden Kadenz und von den sechs Ideen der Exposition werden in der Durchführung nur die ersten beiden verarbeitet. Vor allem das Paukenmotiv bestimmt diesen Formteil und bildet auch den klanglichen Hintergrund für die ausdrucksvolle Kantilene der Violine. Mit einer chromatisch aufsteigenden Triolenkette leitet die Solovioline in die Reprise über, die nicht wie in der Exposition leise und nur mit der Pauke beginnt, sondern mit dem vollen Klang des Orchesters.

    Die Reprise folgt in ihrem Aufbau weitestgehend der Exposition des Solisten, nur daß gegen Ende, wie in klassischen Konzerten üblich, einer vom Solisten frei zu gestaltenden Solokadenz Raum gelassen wurde.


    Larghetto und Rondo (Allegro)

    Leise und getragen beginnt der zweite Satz, die Streicher stellen das zehntaktige Thema vor, das periodisch gestaltet, dabei aber mit einem erweiterten Nachsatz versehen ist. Den besonderen Klang des zweiten Satzes erreicht Beethoven durch eine Reduzierung des Orchesters - Flöten, Oboen, Trompeten und Pauken setzen aus - und der Spielanweisung con sordino für die Streichinstrumente. Kurz vor der Überleitung in den Schlußsatz, erklingt noch einmal das Anfangsmotiv des Themas.
    Mit einer kurzen improvisierten Überleitung leitet der Solist in den belebten Schlußsatz über. Vor der Coda steht wieder eine nicht vom Komponisten festgelegte Kadenz, die in einem langen Triller endet.

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  • Liebe Caprcciosi,

    von diesem wunderschönen Violinkonzert besitze ich diese 10 Aufnahmen hier:

    Vadim Repin / Riccardo Muti / Wiener Philharmoniker – 25’28 - 10’01 - 10’20 – 45’49
    Isabelle Faust / Jiri Belohlavek / Prager Philharmoniker – 21’32 - 08’57 - 08’48 – 39’17
    Yehudi Menuhin / Otto Klemperer / New Philharmonia – 24’24 - 10’23 - 10’07 – 44’54
    Hilary Hahn / David Zinman / Baltimore S.O. – 24’25 - 09’47 - 09’43 – 43’55
    Zino Francescatti / Bruno Walter / Columbia. – 23’35 - 09’41 - 10’05 – 44’01
    Christian Tetzlaff / David Zinman / Tonhalle Zürich – 22’47 - 08’51 - 09’10 – 40’46
    Maxim Vengerov / Mstislav Rostropovich / London SO – 27’20 - 09’27 - 09’56 – 46’43
    Anne Sophie Mutter / Masur / New York Philharmoniker. – 27’09 - 10’58 - 10’10 – 48’17
    Gidon Kremer / Neville Marriner / Ac. St. Martin in the Fields – 24’12 - 09’58 - 10’20 – 44’30
    Nigel Kennedy / Klaus Tennstedt / NDR Sinfonieorchester – 26’25 - 11.33 - 12.13 – 50’11


    Zino Francescatti war meine erste CD des Violinkonzerts, ich besitze sie seit 1988. Etwas später kamen noch Menuhin mit Klemperer hinzu. Das Sammelfieber brach erst vor zwei Jahren aus. Zur Zeit höre ich am liebsten die neueren Aufnahmen mit Isabelle Faust oder Vadim Repin.

    Mir gefallen all diese Aufnahmen gut, außer vielleicht Tetzlaff, Kennedy und Vengerov, die mir weniger oder gar nicht gefallen.

    Einen Favoriten oder Lieblingseinspielung habe ich nicht, die suche ich immer noch. Gibt es überhaupt ‘die Aufnahme’ die absolut heraussticht?
    Welche sind Eure Lieblingsaufnahmen, und warum?

    Liebe Capricciosi, wäre es möglich daß ihr bei Euren Empfehlungen die Zeitangaben angibt (nur von denen ich noch nicht habe, siehe oben). Ich bin nämlich einen Statistik-Freak und würde gerne eine op. 61-Capricciosi-Liste zusammenstellen, die ich dann später hier einfügen werde.

    Liebe Grüße
    romain

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  • Vielen Dank für die gute und verständliche Einführung.

    Du hast aber noch nicht erwähnt, dass es von dem Violinkonzert eine Fassung für Klavier und Orchester gibt, die Beethoven 1807 angeregt durch Clementi angefertigt hat, sie ist 1808 erschienen und Julie von Brentano gewidmet.

    Ich besitze das Violinkonzert in den folgenden Fassungen
    a) Urfassung des ersten Satzes mit Tetzlaf ( 22:40)
    b) das Violinkonzert mit A S Mutter (Aufnahme aus der Beethoven Gesamtedition der DG) (26:35 / 11:25 10:28 )
    c) Heifetz / Toscanini (21:15 / 8:40 / 8:40 )

    Klavierfassung:

    D. Barenboim mit dem English Camber Orch. (24:10 / 10:54 / 9:51 )

    Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum (Nietzsche)
    In der Tat spuckte ... der teuflische Blechtrichter nun alsbald jene Mischung von Bronchialschleim und zerkautem Gummi aus, welchen die Besitzer von Grammophonen und Abonnenten von Radios übereingekommen sind Musik zu nennen (H Hesse)
    ----------------------------
    Im übrigen bin ich der Meinung, dass immer Sommerzeit sein sollte (gerade im Winter)

  • Hallo Antipasti,

    ich habe folgende weitere Aufnahmen. Anbei die statistischen Daten:

    Ludwig van Beethoven, Violinkonzert op. 61:

    Heifetz, Munch, Boston Symphony Orchestra: 20:35, 8:45, 8:23
    Heifetz, Toscanini, NBC Symphony Orchestra: 21:13, 8:42, 8:26
    Kremer, Harnoncourt, Chamber Orchestra of Europe: 24:24, 8:51, 9:52
    Suske, Masur, Gewandhausorchester Leipzig: 24:45, 9:40, 11:08
    Menuhin, Furtwängler, Philharmonia Orchestra: 23:52, 9:38, 10:15
    Milstein, Steinberg, Pittsburgh Symphony Orchestra: 21:13, 9:17, 8:38
    Mutter, Karajan, Berliner Philharmoniker: 26:31, 11:24, 10:16
    Neveu, Rosbaud, Sinfonieorchester des Südwestfunks: 23:57, 9:51; 10:18
    Stern, Bernstein, New York Philharmonic: 23:46, 10:48, 9:08


    Leider habe ich nicht mehr alle Eindrücke parat. Nur soviel:
    Ich bevorzuge die Heifetz-Aufnahmen sowie die Kremer-Aufnahme, hier auch besonders wegen der Kadenz und des Dirigats. Ebenso habe ich die Milstein-Aufnahme angenehm in Erinnerung.

    Die Mutter-Aufnahme sowie die Suske-Aufnahme sind anscheinend nach einer Überdosis Valium durch die jeweiligen Dirigenten zustande gekommen. Karajan fasste die möglichen Anweisungen des Dirigenten an das Orchester einmal so zusammen: "Zu laut, zu leise, zu spät, zu früh, zu schnell, zu langsam." Gut..., hier gilt u. a.: Zu langsam! Langeweile im wahren Sinn des Wortes. Mutter hat später zugegeben, dass ihr das Tempo Karajans nicht richtig erschien. Wenn ich mir jedoch die Zeiten „Deiner“ Mutter-Masur-Aufnahme betrachte, komme ich ins Grübeln.

    Bis dann.

  • Du hast aber noch nicht erwähnt, dass es von dem Violinkonzert eine Fassung für Klavier und Orchester gibt, die Beethoven 1807 angeregt durch Clementi angefertigt hat, sie ist 1808 erschienen und Julie von Brentano gewidmet.

    Hallo Erzherzog, da hast Du völlig recht und gut daß Du das hier ergänzt.

    Ich hatte schon daran gedacht, aber letztendlich ist es ein Klavierkonzert und gehört dann aber doch hierher.

    Ich besitze diese hier:

    gruß
    romain

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  • Hallo Keith M.C.

    Vielen Dank für Deine Liste und Eindrücke, ich sehe schon, wir bekommen eine lange Capriccio-Liste zusammen.

    Im Prinzip mag ich bei Symphonien (Bruckner oder Brahms) schon langsame Tempi, aber beim Konzerte wie diesem mag ich doch lieber die goldene Mitte.

    Die Aufnahme zB. mit Vengerov/Rostropovich ist meiner Meinung nur interessant zum Vergleichen, sie ist sauber und schön gespielt aber doch sehr langweilig, um einen schönen musikalischen Genuß zu bekommen, brauche ich doch was spritzigeres wie zB die mit Isabelle Faust.

    gruß
    romain :wink:

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  • Meine prägende und lange Zeit einzige Aufnahme des Violinkonzertes war diese hier:


    Leider habe ich sie nur auf einer LP, die keine Zeiten angibt, und die von Amazon sind falsch, denn die Hörprobe, die man dort anbietet, ist die Version mit Menuhin. Ich finde sie trotz der sehr breiten Tempi wegen Schneiderhahn noch immer eine der besten.

    Unter den neueren gefällt mir besonders die bereits erwähnte von Kremer und Harnoncourt.

    Außerdem habe ich noch zwei Aufnahmen, in die ich aber erst wieder hinein hören müsste, wozu ich derzeit leider nicht komme:

    Isaac Stern, Daniel Barenboim NY PO

    Die Zeiten: 18:25 - 4:36 - 13:01

    Frank Peter Zimmermann, Jeffrey Tat; ECO


    Die Zeiten: 25:18 - 9:57 - 10:53

    Außerdem eine interessante Alternative zu Mutter/Karajan, nämlich

    Mutter, Solti; Chicago SO

    Im Moment kann ich nur die Gesamtlänge mit 43:56 Minuten angeben, abewr es ist definitiv eine meiner besten Aufnahmen des Konzertes.

    Mehr vielleicht ein andermal.

    :wink: Rideamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • ich sehe es geht voran,

    liebe Capricciosi,

    Nicht daß hier der falsche Eindruck entsteht, mir ginge es nur um Tempi und Zeiten.

    Ich bin auf der Suche nach der perfekten, schönsten oder Referenz-Aufnahme, vielleicht habe ich sie ja auch schon.

    Was gehört zu einer hervorragenden Aufnahme?

    der Klang der Violine und des Orchesters
    das Zusammenspiel zwischen Dirigent und Solist (Dialog) soll homogen sein,
    der Solist soll frei, temperamentvoll und inspiriert aufspielen können,
    die Musik muß fließen und pulsieren, brillant und mit kräftigen Farben,

    der zweite Satz: verträumt und tief verinnerlicht oder doch eher zart, weich und transzendiert.

    Was gehört noch dazu?

    gruß
    romain :wink:

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  • Das erste einfache Motiv steht am Anfang des Konzerts und wird allein von der Pauke vorgetragen: es ist ein aus fünf Vierteln bestehendes Motiv, welches im weiteren Verlauf des Satzes an Bedeutung gewinnt.
    Im zweiten Takt, zusammen mit dem letzten der fünf Viertelnoten, setzen die Holzbläser ein und spielen eine achttaktige Periode (zweites Motiv), das klopfende Paukenmotiv wird von den Streichern imitiert und erhält nun auch eine melodische Komponente.

    Das Hauptthema (im Zitat "zweites Motiv" genannt) scheint im 2/2-Takt zu stehen (bzw. 4/4 alle breve, um genau zu sein). Dieses Metrum wird von den immer wieder ertönenden Pauken-Vierteln jedoch gestört. Schon zu Beginn, und dann immer wieder während des Hauptthemas, legen die gleichmäßigen Paukenschläge einen 4/4-Takt nahe.

    Die Takte ohne Paukeneinsatz erscheinen also wie im 2/2-Takt, die mit Paukeneinsatz wie im 4/4-Takt. Dies sorgt für eine Unbestimmtheit des Taktes und stört ein wenig den Melodienverlauf des Hauptthemas. Der melodiöse Wohlklang des Hauptthemas ist dadurch von Anfang an mit einer gewissen Spannung versehen. Toll!

    Falstaff

  • Zur Klavierversion des Violinkonzertes hat Beethoven eine eigene Kadenz geschrieben. Diese wurde - ich weiß nicht mehr, von wem - für Geige arrangiert und ist u.a. auf der Tetzlaff/Zinman-Aufnahme zu hören. Das interessante dabei: Die Kadenz wird von der Pauke mit ihrem charakteristischen Anfangsmotiv begleitet.

    Im Konzert hörte ich einmal das Beethoven-Violinkonzert mit Gidon Kremer und der Kremerata Baltica. Kremer spielte Kadenzen von Alfred Schnittke. Schnittkes Kadenzen sind bewusst nicht im Beethoven-Stil geschrieben, sondern im Stil der Moderne! Auf mich hat das einen großartigen Eindruck gemacht!

    Falstaff

  • Die Mutter-Aufnahme sowie die Suske-Aufnahme sind anscheinend nach einer Überdosis Valium durch die jeweiligen Dirigenten zustande gekommen. ... Langeweile im wahren Sinn des Wortes.

    Pardon – dieser Aussage kann ich mich überhaupt nicht anschließen: :shake:
    Suske macht seine Sache recht gut - das GOL klingt sehr natürlich; auch Masur hatte anscheinend einen guten Tag! :D

    In meiner Sammlung findet sich noch außer den bereits genannten Aufnahmen:

    Philharmonia Orchestra, Sinopoli/Mintz – 25:47; 10:32; 10:49
    Wiener Philharmoniker, Kirill Kondrashin/Kyung Wha Chung – 25:29; 9:52; 10:08
    BPO, Barenboim/Perlman – 23:46; 9:27; 9:54
    Orchestre Revolutionaire et Romantique, Gardiner/Mullova (HIP) – 23:15; 8:16; 9:35

    Gespannt bin ich auf die Aufnahme mit Herreweghe/Kopatchinskaja … ;)

    Es grüßt
    Maurice_Hol

  • Hallo Romain,

    gerade erst habe ich gesehen, daß Du Deinen angekündigten Beitrag schon eingestellt hast, daher bin ich noch nicht soweit mit meiner List, um auf Deine Fragen nach den Zeiten eine etwas längere Liste einzustellen. Nur dies

    Nicht daß hier der falsche Eindruck entsteht, mir ginge es nur um Tempi und Zeiten

    Nicht ganz außer Acht lassen darf man meiner Auffassung nach beim Auflisten der Zeiten den Umstand, daß es natürlich eine Vielzahl von Kadenzen gibt, die von den Interpreten geboten werden.

    Mit am häufigsten werden nach meinem Eindruck die Kadenzen von Kreisler und Joachim gespielt, wobei es von den Joachim-Kadenzen eine Bearbeitung von Heifetz gibt, ebenso hat Heifetz eine Kadenz von Auer für den ersten Satz bearbeitet. Andere, wie z. B. Tetzlaff und Kremer (unter Harnoncourt; unter Marriner spielt er Schnittke) – und ich glaube auch Barton Pine – spielen eigene Bearbeitungen der von Beethoven für die Klavierfassung geschriebenen Kadenz. Oder sie spielen überhaupt eigenen Kadenzen, wie z. B, Svensen oder Bell. Oder sie kombinieren, wie etwa Kennedy in seinen beiden Aufnahme: erster Satz Kreisler, dritter eine eigene. Vera Beths spielt Kadenzen von Anner Bylsma, Zehetmair welche von Schneiderhan.

    Ein weites Feld, dies nur mal als kleiner erster Einstieg in das Thema. Leider habe ich es auch immer noch nicht auf die Reihe gekriegt, aus meiner inzwischen auf ca. 80 Aufnahmen angewachsenen Sammlung all' diese Daten zusammenzutragen.

    Kennengelernt habe ich das Konzert in den Aufnahmen Menuhin/Furtwängler und Oistrach/Cluytens, zwei Aufnahmen, die ich eigentlich nur noch aus nostalgischen Gründen ab und zu auflege, aber in ihrer Art nicht mehr so wahnsinnig schätze. Ich ziehe inzwischen eher neuere Aufnahmen vor, etwa Mullova/Gardiner, Faust/Bělohlávek, Bell/Norrington, Hahn/Zinman oder Tetzlaff/Zinman. Tempomäßig total daneben ist für meinen Geschmack Vengerov/Rostropowtisch, ebensowenig gefällt mir Mutter/Masur. Auch nicht wirklich überzeugt haben mich meine letzten Zugänge, als da wären Kennedy/Kennedy, Repin/Muti und zuletzt Steinbacher/Nelsons. Aber jetzt habe ich natürlich eine ganze Reihe Aufnahmen nicht erwähnt, die durchaus ihre Qualitäten haben. Aber wir haben ja keine Eile, oder?

    Viele Grüße,
    Wolfgang

    Die Wahrheit zu sehen müssen wir vertragen können, vor Allem aber
    sollen wir sie unseren Mitmenschen und der Nachwelt überliefern,
    sei sie günstig oder ungünstig für uns. (August Sander)

  • Schnittkes Kadenzen sind bewusst nicht im Beethoven-Stil geschrieben, sondern im Stil der Moderne!

    ... und sind durchsetzt mit Zitaten aus der Musikgeschichte: WIMRE u.a. Violinkonzerte von Brahms, Bartok, Berg und Schostakowitsch, daneben der unvermeidliche Bach-Choral, der natürlich nicht fehlen darf, wenn man zeigen will, dass man es so richtig ernst meint. Aus jedem Dorf 'nen Köter sozusagen :hide: .


    Viele Grüße,

    Christian

  • Hallo,

    Gespannt bin ich auf die Aufnahme mit Herreweghe/Kopatchinskaja …

    Auf diese Aufnahme bin ich ja auch gespannt. Wenn die Kopatchinskaja so frei aufspielen kann/darf wie bei der Kreuzersonate mit Fazil Say dann wird das ein Hammer!

    Ich glaube aber eher nicht, sie wird Schuhe anziehen und Herreweghe seriös zu Seite stehen. (Hoffentlich irre ich mich)

    gruß
    romain

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  • Auf diese Aufnahme bin ich ja auch gespannt. Wenn die Kopatchinskaja so frei aufspielen kann/darf wie bei der Kreuzersonate mit Fazil Say dann wird das ein Hammer!

    Ich glaube aber eher nicht, sie wird Schuhe anziehen und Herreweghe seriös zu Seite stehen. (Hoffentlich irre ich mich)

    Hallo Antipasti,

    ein User aus einem »Nachbarforum«, dem eine Vorab-Aufnahme zur Verfügung steht, schrieb: „Bei dieser Aufnahme saß ich seit längerer Zeit mal wieder vorne auf der Stuhlkante – so habe ich das Konzert seit langem nicht mehr gehört“ ... dagegen klingen andere (bereits genannte) wie aus dem … (Museum) …

    Glaube, Du kannst weiter gespannt sein … ;)

    Es grüßt
    Maurice_Hol

  • „Bei dieser Aufnahme saß ich seit längerer Zeit mal wieder vorne auf der Stuhlkante – so habe ich das Konzert seit langem nicht mehr gehört“ ... dagegen klingen andere (bereits genannte) wie aus dem … (Museum) …

    Ich freue mich schon drauf :P :jub: ;)

    gruß
    romain

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  • Von Beethoven kaufe ich mir grundsätzlich nur HIP-Einspielungen (einzige Ausnahme: Leibowitz' Sinfonien). Für das Violinkonzert heißt das:


    Monica Huggett, MacKerras, Orchestra of the Age of Enlightenment: 21:50 - 8:02 - 8:58
    Chase, Goodman, Hanover Band: 22:34 - 9:401 - 9:43
    Vera Beths, Bruno Weil, Tafelmusik: 19:56 - 7:11 - 8:46
    Mullova, Gardiner, Orchestr Revolutionaire et Romantique: 23:10 - 8:16 - 9:26
    Schoonderwoerd, Cristofori (Klavierfassung): 19:33 - 7:35 - 8:29

    Zitat

    Was gehört zu einer hervorragenden Aufnahme?

    der Klang der Violine und des Orchesters
    das Zusammenspiel zwischen Dirigent und Solist (Dialog) soll homogen sein,
    der Solist soll frei, temperamentvoll und inspiriert aufspielen können,
    die Musik muß fließen und pulsieren, brillant und mit kräftigen Farben,

    der zweite Satz: verträumt und tief verinnerlicht oder doch eher zart, weich und transzendiert.

    Diese meine volle Zustimmung findenden Kriterien von antipasti erfüllen diese Aufnahmen alle, wobei die auch chronologisch erste von Monica Huggett nach wie vor mein Favorit ist. Leider erschien sie aus vertraglichen Gründen nur bei einem Budget-Label der EMI in England und fand hierzulande nie die Beachtung, die sie verdient hätte. Sie ist auch immer noch die, die sich am meisten von der konventionellen Aufführunsgpraxis absetzt, wenn man Schoonderwoerds solistische Besetzung mal außen vor läßt.

  • Von Beethoven kaufe ich mir grundsätzlich nur HIP-Einspielungen (einzige Ausnahme: Leibowitz' Sinfonien). Für das Violinkonzert heißt das:
    ...

    Hallo Miguel54,

    heißt das, dass Du alles andere ignorierst, oder nur nicht käuflich erwirbst, aber dennoch hörst bzw. kennst? Könntest Du freundlicherweise (mir) mitteilen, welche Kadenzen gespielt werden?

    Bis dann.

  • Ich höre mir immer wieder welche im Laden an, aber Klang und Spielweise der nicht-HIP-ViolinistInnen gefallen mir einfach nicht, der Orchesterklang ist mir zu pastos, die Tempi oft zu träge.

    Ich habe mir eben das Video von Kopatchinskaja angesehen - das ist mir übertrieben. Ich habe letzten Sonntag die Kreutzer-Sonate von Anton Steck und Marieke Spaans live gehört, wie wohltuend war das dagegen in seinen klanglichen Dimensionen, bei totaler fast verschmelzender Übereinstimmung der beiden Partner.

    Nun denn ...

    Huggett spielt ihre eigene Kadenz.
    Chase dtto.
    Beths spielt Kadenzen von Anner Bylsma.
    Mullova spielt Kadenzen von Ottavio Dantone.
    Schoonderwoerd improvisiert seine Kadenzen.

    :wink:

    -p.s. Ein guter Freund von mir hat sehr viel Beethoven in nicht-HIP, bei dem kann ich mich in dieser Hinsicht satthören ... :D


  • Ich höre mir immer wieder wleche im Laden an, aber Klang und Spielweise der nicht-HIP-ViolinistInnen gefallen mir einfach nicht, der Orchesterklang ist mir zu pastos, die Tempi oft zu träge.
    ...

    :wink:

    Hallo Miguel54,

    vielen Dank. Bzgl. der Tempi geht es meinen Ohren ebenso. Ich werde mir zwei Deiner Empfehlungen zulegen.

    Bis dann.

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