Wem sagt das Wiener Neujahrskonzert noch etwas?

  • Ich habe das vor allem als nervöse Schnittfolge im Saal herumzoomender Kamerafahrten in Erinnerung, wobei das Publikum schon einen großen Raum einnimmt.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Neujahrs Konzert 2021.

    Bei dem voraussichtlichen Corona-Zustand denke ich dass das Neujahrskonzert 2021 keinesfalls stattfinden wird.

    Leider, denn das Programm wäre ja schön, wie geschrieben.

    Liebe Grüße von Peter / Streiferl. :wink:

  • Neujahrs Konzert 2021.

    Bei dem voraussichtlichen Corona-Zustand denke ich dass das Neujahrskonzert 2021 keinesfalls stattfinden wird.

    Leider, denn das Programm wäre ja schön, wie geschrieben.

    Ich vermute eher mal, sie werden es gerade jetzt erst recht spielen. Nach dem Attentat und Corona wird man in Österreich dieses Konzert als Chance sehen, dass man Österreich wieder positiv zeigen möchte. Vielleicht unter besonderen Schutzvorkehrungen, dazu nur einer ausgesuchten Zuhörerschaft. Alternativ als reines Live-Programm ohne Publikum.

    Alleine die Übertragungen weltweit wird man nicht so einfach außer Acht lassen.

    Und ja, das Programm finde ich ausgesprochen stimmig und gelungen ausgesucht.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Wiener Neujahrskonzert 2021

    Heuer habe ich tatsächlich zum erstenmal das ganze Neujahrskonzert durchgehend gehört, ein paar Postings gab es dazu schon ab hier (in "Eben gehört und geguckt").

    War eh ziemlich gut. Muti ist wahrscheinlich von den verfügbaren und aufgrund der Vermarktung in Frage kommenden Dirigenten derjenige, der es am besten macht; mit seiner Rede hatte er recht. Dem Lob für den Walzer von Karl Komzák kann ich mich hingegen überhaupt nicht anschließen: Unbekannte Rarität schön und gut, aber das Stück war doch der klare Schwachpunkt des Abends.

    Nächstes Jahr dirigiert Daniel Barenboim.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Dem Lob für den Walzer von Karl Komzák kann ich mich hingegen überhaupt nicht anschließen: Unbekannte Rarität schön und gut, aber das Stück war doch der klare Schwachpunkt des Abends.

    Finde ich überhaupt nicht. Ich kenne sehr viele Stücke von Komzák, da sich das Label Marco Polo auch dessen Werke angenommen hatte. Außerdem musste ich in früheren Zeiten einige seiner Werke selbst spielen.


    War eh ziemlich gut. Muti ist wahrscheinlich von den verfügbaren und aufgrund der Vermarktung in Frage kommenden Dirigenten derjenige, der es am besten macht;

    Er und vermutlich noch Zubin Mehta. Den sollte man nicht vergessen.

    Die Progammauswahl fand ich sehr gut, es war ja bekannt gewesen. Das Konzert habe ich wirklich nur im Autschnitt gesehen, daher auch keine Wertung zum Thema, ob es mir gefallen hat. Ein leerer Saal ist das Schlimmste, was man einem Musiker zumuten kann (oder ein total unaufmerksames Publikum), daher sind solche Übertragungen rein nach Vermarktungsgründen zu bewerten. Das mögen alles Profis sein, aber gefühllose Maschinen sind es nicht.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Danke für Deine Antwort!

    Finde ich überhaupt nicht. Ich kenne sehr viele Stücke von Komzák, da sich das Label Marco Polo auch dessen Werke angenommen hatte. Außerdem musste ich in früheren Zeiten einige seiner Werke selbst spielen.

    Da hast Du mir was voraus; ich kannte diesen Komponisten überhaupt nicht. Dennoch bin ich persönlich der Meinung, dass sein Walzer Bad'ner Mad'ln der Schwachpunkt des Programms war.

    Das mögen alles Profis sein, aber gefühllose Maschinen sind es nicht.

    Das stimmt sicherlich. Ich kann mir gut vorstellen, dass es sich heuer für die Musiker sehr seltsam angefühlt hat. Anderseits finde ich diese (gespielte) Heiterkeit bei Neujahrskonzerten oftmals ein bisschen aufgesetzt und daher unpassend, also war für mich gut, dass es heuer anders war.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Anderseits finde ich diese (gespielte) Heiterkeit bei Neujahrskonzerten oftmals ein bisschen aufgesetzt und daher unpassend,

    Nein, das denke ich überhaupt nicht. Die Musiker dürften ehr froh sein, mal ein Konzert spielen zu dürfen, wo man den Humor auch zeigen darf. Das ist leider eines der Hauptprobleme der Klassischen Musik, dass man dort oftmals zu "ernst" und "humorlos" agiert. Musik war zur Unterhaltung da, auch wenn sich das nicht bei jedem im Kopf festgesetzt hat bis ins Jahre 2021. Vielleicht wirkt es auf DICH aufgesetzt, weil Du in dieser Hinsicht eine gewisse "Ansicht" Dir zu eigen gemacht hast, dass man "Klassische Musik" nur ernst spielen sollte. Bitte nicht falsch verstehen jetzt.

    Ich finde es viel schrecklicher, wenn sich Musiker so inszenieren, etwa das Gehabe bei Lang Lang oder wenn sich Dirigenten zu sehr in den Mittelpunkt stellen. Das mag dann vielleicht spektakulär aussehen, hat aber musikalisch gesehen keinen echten Nährwert. Anders herum finde ich es manchmal geradezu grotesk, wenn Musiker beim Spielen dasitzen wie die Orgelpfeifen und keinerlei Regung bei ihrem Spiel empfinden zu scheinen. Auch das ist natürlich nur eine rein optische Wahrnehmung, die oftmals totaler Blödsinn ist.

    Vielleicht mal zwei Extrem-Beispiele, damit man mich grundsätzlich versteht: Die Dirigenten Richard Strauss oder auch Fritz Reiner machten nur kleinste Bewegungen beim Dirigieren. Das sah immer so aus, als wären sie kalt wie Hundeschnauze, als ob sie keinerlei Empathie beim Dirigieren empfinden würden, was aber völliger Unsinn ist. Andererseits der "tanzende Kasper" Leonard Bernstein, bei dem ich immer den Verdacht haben könnte, er alleine wäre das Hauptereignis. Doch "Lenny" lebte diese Musik wirklich so wie er auch dirigierte. Vermutlich merkte er nicht einmal, dass er dort so ein Schauspiel aufführte. Alle drei waren aber großartige Dirigenten gewesen, wenn auch auf völlig unterschiedliche Art und Weise.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Klar dürfte das als Musiker sehr seltsamm und vielleicht auch unangenehm sein, in einem ansonsten proppevollen Saal vor komplett leeren Stühlen spielen zu müssen .... aber wenn man sich so die Gesichter der Musiker angesehen hat, habe ich viel Freude und Spaß an der Musik und am gemeinsamen Musizieren darin gesehen ....

    Viele Grüße - Allegro

    "Musik ist ... ein Motor, Schönheit, Intensität, Liebe, Zauber, alles in allem: ein Elixir." Lajos Lencsés

  • Klar dürfte das als Musiker sehr seltsamm und vielleicht auch unangenehm sein, in einem ansonsten proppevollen Saal vor komplett leeren Stühlen spielen zu müssen .... aber wenn man sich so die Gesichter der Musiker angesehen hat, habe ich viel Freude und Spaß an der Musik und am gemeinsamen Musizieren darin gesehen ....

    Die haben wahrscheinlich schon an die zu erwartenden üppigen Einnahmen aus Übertragungsrechten und CD-Verkäufen gedacht. Das hebt die Stimmung und dürfte auch der mit Abstand wichtigste Grund für dieses "Konzert" ohne Publikum gewesen sein. Ich finde das bei diesem Konzert, welches den Fokus auf die Unterhaltung des Publikums legt, noch absurder als bei allen anderen.

  • Die haben wahrscheinlich schon an die zu erwartenden üppigen Einnahmen aus Übertragungsrechten und CD-Verkäufen gedacht. Das hebt die Stimmung .....

    Könnte ja möglicherweise als Ersatz für fehlende kommunikative Publikums-Atmosspäre funzen... :D :D

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • ielleicht mal zwei Extrem-Beispiele, damit man mich grundsätzlich versteht: Die Dirigenten Richard Strauss oder auch Fritz Reiner machten nur kleinste Bewegungen beim Dirigieren. Das sah immer so aus, als wären sie kalt wie Hundeschnauze, als ob sie keinerlei Empathie beim Dirigieren empfinden würden, was aber völliger Unsinn ist. Andererseits der "tanzende Kasper" Leonard Bernstein, bei dem ich immer den Verdacht haben könnte, er alleine wäre das Hauptereignis. Doch "Lenny" lebte diese Musik wirklich so wie er auch dirigierte. Vermutlich merkte er nicht einmal, dass er dort so ein Schauspiel aufführte

    Es gibt da so eine Geschichte, daß Lennie gerade einmal in Wien war und sich beim ORF eine Parodie Maxi Böhms von sich ansah, über die er Tränen lachte. Er sagte anschlißend zu Böhm: "Sehr hübsch gemacht, nur eines: ich springe doch beim Dirigieren nicht!" Als nächstes begutachtete er zur Kontrolle den Mitschnitt eines Konzerts von sich. Mittendrin beugte er sich zu Böhm hinüber und flüsterte ihm zu: "Sie haben recht - ich springe wirklich..."

    “There’s no point in being grown up if you can’t act a little childish sometimes” (Doctor Who, der Vierte Doktor)

  • Es gibt da so eine Geschichte, daß Lennie gerade einmal in Wien war und sich beim ORF eine Parodie Maxi Böhms von sich ansah, über die er Tränen lachte. Er sagte anschlißend zu Böhm: "Sehr hübsch gemacht, nur eines: ich springe doch beim Dirigieren nicht!" Als nächstes begutachtete er zur Kontrolle den Mitschnitt eines Konzerts von sich. Mittendrin beugte er sich zu Böhm hinüber und flüsterte ihm zu: "Sie haben recht - ich springe wirklich..."

    Ja, er ist gesprungen, in der Tat. Ich sehe es ja immer bei mir selbst, wobei das im Jazz sicher völlig normal ist, dass man mit der Musik mitgeht. Man selbst merkt es wirklich nicht, es sei denn, man übt das vor dem Spiegel ein. Auch diese Leute gibt es, man mag es kaum glauben.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Meine Lieben!

    Diese Neujahrskonzert hatte seinen besonderen Reiz, die Stühle werden sich gefreut haben einmal mit hören zu können.

    Doch zu Sadkos Anführung zu Komzaks "Badner Madeln" bin ich einmal nicht seiner Meinung es ist keinesfalls fade gewesen, gerade Karl Komzak ist einer der Militär-Komponisten die viel zu wenig gewürdigt werden.

    Ich habe das ganze Konzert gesehen, das grad beim "Frühlingsstimmen-Walzer" am Anfang ein Patzer war hat mich mehr gestört aber den putzen sie schon bei der CD oder DVD wieder raus und was die Fotos, aus aller Welt betrifft, ich kam mir vor wie in St. Stephan beim Pontifikalamt zu Ostern 2020. Fotos und zugespielter Applaus ersetzt kein Publikum.

    Aber Euch alles Gute für 2021 :cincinsekt: , bleibt gesund und freut Euch das 2020 vorbei ist, das wünscht Euch Euer Streiferl aus Wien. :wink:

  • Nein, das denke ich überhaupt nicht. Die Musiker dürften ehr froh sein, mal ein Konzert spielen zu dürfen, wo man den Humor auch zeigen darf. Das ist leider eines der Hauptprobleme der Klassischen Musik, dass man dort oftmals zu "ernst" und "humorlos" agiert. Musik war zur Unterhaltung da, auch wenn sich das nicht bei jedem im Kopf festgesetzt hat bis ins Jahre 2021. Vielleicht wirkt es auf DICH aufgesetzt, weil Du in dieser Hinsicht eine gewisse "Ansicht" Dir zu eigen gemacht hast, dass man "Klassische Musik" nur ernst spielen sollte. Bitte nicht falsch verstehen jetzt.

    Hmm, darüber habe ich nachgedacht, aber ich finde nicht, dass das so ist. Ich habe überhaupt nichts gegen Heiterkeit und Humor in der Klassischen Musik, und ich finde auch überhaupt nicht, dass sich für die Zuhörer ein Konzert anfühlen sollte wie ein Begräbnis. Ich finde nur den aufgesetzt wirkenden Humor deplatziert, egal ob das das Mitklatschen beim Radetzkymarsch ist oder die abgenützten Pointen in einer Operette oder sowas. Danke trotzdem für den Denkanstoß!

    Ich finde es viel schrecklicher, wenn sich Musiker so inszenieren, etwa das Gehabe bei Lang Lang oder wenn sich Dirigenten zu sehr in den Mittelpunkt stellen.

    Da bin ich vollkommen Deiner Meinung.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Woher willst du wissen, dass die Fröhlichkeit der Musiker ausgesetzt ist? Du postulierst das und leitest davon ab, dass das alles ganz furchtbar ist. Es soll Menschen geben, die Spaß bei der Arbeit haben. Und hier zeigen sie es mal, bei Bruckner oder Mahler halt weniger.

    Wenn ich F10 auf meinem Computer drücke, schweigt er. Wie passend...

  • Das kann ich natürlich nicht wissen, aber z.B. sowas halt ich für ziemlich peinliches Theater und für aufgesetzte Fröhlichkeit (Jansons, Neujahrskonzert 2016). Naja, glücklicherweise werde ich mich nie in ein Neujahrskonzert verirren und dort gefilmt werden.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Als noch Boskovsky das Neujahrskonzert dirigierte, waren - dosierte - Spaßeinlagen ein Fixpunkt. Spezialist dafür war der damalige Schlagzeuger. Ich glaube, selbst seine Kollegen waren manchmal darauf gespannt, was ihm Neues eingefallen war.

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    Homo sum, ergo inscius.

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