Ein Grenzgänger zwischen allen Stilen: Jack Bruce 1943 - 2014
Hallo,
nachdem ich gesehen habe, dass es keinen Thread zu diesem am letzten Wochenende verstorbenen Musiker gibt, möchte ich versuchen, ein paar Dinge über ihn zusammen zu tragen. Vor allem betrifft das seine Musik!
Seine Biografie ist hinreichend dokumentiert, es gibt Einträge bei Wikipedia, es gibt zwei(!) Biografien über ihn, die erste ist von Stephen Myatt und heißt schlicht "Jack", taugt aber nichts, da Bruce die Zusammenarbeit wohl ab einer Stelle verweigert hat. Die andere heißt "Composing himself" ist von Harry Shapiro und Eric Clapton hat das Vorwort verfasst.
Beide behandeln die dunkelste Zeit seines Lebens recht schmal. Bruce wurde Anfang der 70iger zum Junkie, wie zeitgleich auch Clapton, also deutlich nach Cream, wo mit Baker der Oberjunkie am Schlagzeug saß. Doch da haben die beiden anderen nur gesoffen oder Trips eingeschmissen.
Shapiros Biografie ist geprägt von einer Durchdringung der Musikszene der frühen 60iger. Das sollte eigentlich als Information reichen, wenn nicht die aus heutiger Sicht rührende Geschichte seines väterlichen Freundes Dick Heckstall-Smith (ein Garant gegen Heroin, er stand auf Teachers!) kurz gestreift werden sollte.
Man = Heckstall-Smith und Baker spielten bei Alexis Korner, als ein kleiner Schotte mit dem Kontrabass unterm Arm fragte, ob er mal mitspielen dürfe. Er lies sich nicht abwimmeln und so wurde beschlossen, ihn mit nem äußerst komplizierten Stück aufs Kreuz zu legen.
Doch lesen wir selbst bei Heckstall-Smith:
ZitatTwelve bar in beef" I called and counted "Blue'n boogie" which is normally a fastish, vaguely bobby riff, a nice, neat, simple hook to hang long solos on, so that whether it's good or bad depends almost entirely on how well it's played. That night it went at an absolutely fiendish tempo,....And holy shit, the little guy stormed into it like there was no tomorrow, heads down and no prisoners from the off......
He was Jack Bruce!
Ähnliches steht bei Ginger Baker (Hellraiser)
Mein "Erweckungserlebnis" mit Bruce war 1969, nachdem Cream ja eigentlich Bakers Gruppe war, die LP "Songs for a Tailor"!
Was für eine Wendung!
Endlich nicht mehr diese ewigen Soli auf der Gitarre, klare Bläsersätze, dazu mit Hiseman und Marshal zwei Schlagzeuger, die eindeutig was neues für mich schufen; was für eine Platte!! (aber kurz!) Kein Wunder, dass sie bei der Kritik nicht wohl gelitten war und begründete, dass Bruce fortan nicht mehr gut verkauft wurde.
Dei nächsten beiden LPs waren ebenfalls Meisterwerke (Zwischendurch begann übrigens das Drogendrama mit "West, Bruce and Laing", so dass von einem "Out of the Storm" wirlich nicht die Rede war, wenn man seine Situation betrachtete)
"Harmony Row"
und "Out of the Storm"
etablierten das Duo Bruce/Brown im Club der wichtigsten Songwriter Duos aller Zeiten (meine Meinung)
Dass Bruce zwischendurch immer wieder Jazz und vor allem Fusion mit Tony Williams machte, habe ich erst später gemerkt. Obwohl "Escalator over the Hill"
mit "Jacks Travelling Band" war Pflicht und die 3-fach Lp musste man einfach haben.
Ich ignorierte ihn dann jahrelang, bis ich mit Automatic
mal wieder ein seltsames Album (alles selbst gemacht!!) in die Finger bekam und meine damalige Freundin mind. 1-mal pro Tag "The best is still to come", dort unter dem Titel "Encore" hören musste. (Der Titel war ein Remake aus dem Ende der 70iger nicht mehr veröffentlichten Albums "Jet Set Jewel", ein Album, fix und fertig, doch man kündigte den Vertrag)
Da hatte er schon Margritt Seiffer aus Schwaben kennengelernt, die ihn, der keinen Plattenvertrag mehr hatte, wieder auf die Erfolgspur und zum Entzug brachte. Ihr Einfluss und ihre Hilfe können garnicht hoch genug bewertet werden. Sie hat sein Leben gerettet und die Ehe hat ihm drei Kinder beschert (Schmacht!)
Ich will nicht alles vorweg nehmen, ich hoffe, andere greifen die wenigen Fäden auf, um einen Überblick über das Schaffen eines Zeitraumes von ca. 50 Jahren zu erstellen.
Auch die Wiederentdeckung des kurzlebigen Gruppe mit Mick Taylor, der angeblich die Stones auch deswegen verlies, mit Carla Bley und anderen, eine Gruppe, die wohl auch im Drogenmorast stecken blieb, den Bruce und auch Taylor an den Füßen hatten, war ein Ereignis.
Er konnte einfach so (zu?) viel: Pop mit "Ringo Starrs All Star Band", Jazz mit "Tony Williams Livetime" oder als Hommage "Spektrum Road" oder echten "Schweinerock" mit Robin Trower.
Und er hatte seine Meinung: "Led Zeppelin are crap"
Die Höhepunkte sind und bleiben aber die Soloalben.
So, nun sind andere dran.
Gruß aus Kiel