Charles Wuorinen (geb. 1938) Pianist und vor allem Komponist
Je öfter man sich die Mucke der Oper Brokeback Mountain reinzieht (als Video- oder Audio-String), desto stärker festigt sich der Eindruck, dass Charles Wuorinen nichts geringes als ein Meisterwerk aus der Taufe gehoben hat.
Weder die zu Grunde liegende Erzählung (von Annie Proulx) ist mir bekannt, noch der sehr erfolgreiche Kino-Film.
Die im atonalen Duktus komponierte Mucke von Brokeback Mountain zeichnet sich aus durch einen ganz individuell geprägten Tonfall, verbunden vor allem mit Härte, aber auch Expressivität. Das ist dem Gegenstand dieser Oper höchst angemessen. Die Brokeback-Mucke möchte den Hörer weder trösten, noch das Scheitern von Ennis und Jacks Glück (die beiden Hauptprotagonisten) in Schicksalsversöhnung umfälschen. Vielmehr verstört sie den Hörer, lässt ihn mit sich allein, wie am Ende Ennis. Damit steht sie auch in der Tradition der Neuen Wiener Schule, insbesondere Arnold Schönbergs, aber auch Alban Bergs.
Der Eindruck wird vom Dirigenten der Aachener Premiere Kazem Abdulah bekräftigt:
Zitat„„Die Musik arbeitet sehr beschreibend“, erklärt Abdullah „Es gibt schwierige atonale Passagen, aber auch kontemplative Momente, in denen man das Gefühl hat, die Zeit stoppt....... keine Western- oder Country-Musik, keine folkloristischen Farben, sondern eine „Mischung aus Sprechen, Sprechgesang und Singen“, ein Spiel mit europäischen Operntraditionen und den Einflüssen der Schönberg-Schule. Und dennoch habe Wuorinen „seine eigene, ganz einzigartige Stimme“, meint Abdullah.
Der Generalanzeiger-Kritiker Christoph Zimmermann beklagt in seinem Feedback, dass es der Brokeback-Mucke an dramatisch herausgearbeiteten Situationen mangelt und es ihr an ausreichend Melos fehlt. Aber genau das, was Zimmermann bemängelt, gereicht der Brokeback-Mucke zum Verdienst. Dieser notwendige „Mangel“ verhilft zu ihrer besonderen Qualität und Eindringlichkeit. Die Lakonie und – wenn man so will – Kälte, welche expressive und beschreibende Momente fortlaufend quasi „bricht“, verschaffen dem Werk denn auch höchste Intensität.
Könnte der verknappte, lakonische Ausdruck im Brokeback Mountain zu einem sich entwickelnden Spätstil des Komponisten zugerechnet werden ? Leider bin ich mit anderen Werken Wuorinens bisher kaum vertraut, um darauf eine Antwort zu finden.
Deshalb - und natürlich auch ganz im allgemeinen Sinne - dieser Thread zu Charles Wuorinens Mucke; verbunden mit der Erwartung auf viele hilfreiche Hinweise, CD-Tipps, Links etc....
„http://www.aachener-zeitung.de/news/kultur/brokeback-mountain-als-oper-im-aachener-theater-1.971417“
„http://www.welt.de/regionales/nrw/article135151153/Wir-sind-von-innen-schwul-und-von-aussen-Cowboy.html“
„http://www.rp-online.de/kultur/schwule-cowboys-in-der-oper-aid-1.4725933“
„http://www.omm.de/veranstaltungen/musiktheater20142015/AC-brokeback-mountain.html“
http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/kultur/…cle1516168.html"