Was singt ihr gerade?

  • Nachdem ich mich am Samstag bei einer neuen GL in Lille vorgestellt habe, darf ich mich ein wenig mit dem Sopranrepertoire beschäftigen.
    Sie meint nämlich, ich wäre das gleiche Stimmfach wie sie und sie singt solche Hammerpartien wie Kundry, Salome, Wozzek-Marie usw.
    Nachdem ich am Samstag erfolgreich Iphigenie massakriert und viele Kommentare ob meiner nach Ansicht der Lehrerin und des Pianisten völlig unverständlichen französischen Aussprache bekommen habe, darf ich mich an "Einsam in trüben Tagen" aus dem Lohengrin versuchen. Das könnten die mir wenigstens bei der Sprache nicht reinreden :P
    Danach kommen dann Santuzza und Forza-Leonore (nein, nicht Pace Pace, das würde mir vermutlich noch den Hals zuschnüren).

    LG
    Rosenkavalier

    Ich glaube, dass es in jedem Sänger einen einzigen, reinen und kleinen Ton gibt, welcher der wahre Ton der Stimme ist, und was immer man tut und wie man auch seine Stimme auf diesen Ton aufbaut, man muss zu ihm zurückkehren können, sonst ist es aus. (Agnes Baltsa)

  • Einen Versuch ist es allemal wert, liebe Sangeskollegin ! Solange es sich " nur " um Arien handelt und nicht um die ganze Partie, solltest Du diese neue, spannende Herausforderung probehalber annehmen und schauen, ob Du Dich wohl dabei fühlst !

    Du bist inzwischen so erfahren und gesangstechnisch gefestigt, dass Du kein Risiko eingehst, dafür jedoch Deinen Rollenhorizont erweiterst. Vitellia hat ja bereits zuvor erfolgreich diesen Weg beschritten.


    Ciao. Gioachino :kiss:

    miniminiDIFIDI

  • Lieber Gioachino, ich halte besagte Sängerin fûr ausgesprochen kompetent und der Pianist ist einer der besten Stimmenkenner, die man sich vorstellen kann.

    Sie hat ihrerseits auch den Weg vom Mezzo zum Sopran gemacht und eine sehr ähnliche Tessitura wie Rosenkavalier.
    Die Stimmern zwischen Sopran und Mezzo changieren ja sehr häufig in beiden Fächern und eigentlich ist eine genaue Zuordnung nur bei einer professionellen Opernkarriere zwingend. Und selbst da gibt es Chamâleone, die in beiden Fächern zu Hause sind.
    Eine erweiterung des Horzontes und Austesten der Möglichkeiten ist immer gut. Ich habe mich aber sicherheitshalber gleich nach einer möglichen Forsetzung der Duett-Tâtigkeit erkundigt und die kann munter wie bisher weitergehen. Wenn auch eher Octavian und Sophie oder Arabella und Zdenka als Orfeo e Eurydice da angesagt sind.
    Nach meiner Prüfung am Samstag werde ich jedenfalls meinerseits auch gesangstechnisch und nciht mehr "nur" musikalisch mit dieser Sängerin arbeiten, ihre Atemtechnik ist ein Phänomen und erlaubt ihr, diese riesigen dramatischen Partien unbeschadet durchzustehen.

    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Hm... sorry dass ich erst jetzt antworte...

    bei der Dichterliebe kommt langsam immer mehr dran. Aussenvor bleiben nur noch das "Ich grolle nicht" und "Die alten bösen Lieder". Zum Ich grolle nicht: Ich singe als normaler Bariton (ohne Höhe und Tiefe... :-() die tiefe Ausgabe, wo das Stück aber in Originaltonart steht, nur kann man anstelle des a` auf dem d` bleiben und dann chromatisch runtergehen.

    Aber ich mache Fortschritte bei der Dichterliebe und das ist das wichtigste. Die Arien sind immer noch die gleichen, nur das ich für mich hin und wieder auch andere Mozartstücke singe, dies aber immer ohne Belastung und wirklich nur zum Spass. Im Moment komme ich sowieso nicht mehr so oft zum Singen wie auch schon, ich habe in der Schule wieder mächtige Stress (Randnotiz an mich: Meine Kinder werden nie in so eine Spezialklasse gehen...^^).


    LG


    ps: Im professionellen Opernbetrieb gibt es die Aufteilung zwischen drammatischem Mezzo und Sopran immer weniger. Partien die von beiden Stimmlagen gesungen werden: Isolde, Ortrud, Kundry, Kostelnicka, Carmen, mittlerweile sogar Brünnhilde! Wobei ich mich frage, ob dies klug ist.

  • So, nach längerer Abstinenz melde ich mich hier doch auch mal wieder zu Wort :wink: Und möchte als Erstes anmerken, dass ich mir sehr sicher bin, dass unsere liebe Rosenkavalier sich den "sopranesken" Herausforderungen bravourös stellen wird :klatsch:

    Für ein anstehendes Konzert Anfang April zusammen mit einem befreundeten Mezzosopran/ Alt widme ich mich auch wieder Literatur, die wahlweise von Sopranen oder (hohen) Mezzosopranen bewältigt werden kann. Und ich habe gerade mal wieder eine eher lyrische Phase (bzw. ich brauchte mal eine Pause von den "großen" Arien und habe mich auch wieder auf Literatur besonnen, die ich vor Jahren mal im Untericht durchgenommen habe, als ich noch gar nicht daran dachte, irgendwann mal eine Hallenarie o. ä. zu singen)

    Marcello - Il mio bel foco ... Quella fiamma che m'accende (nach langer Zeit mal wieder Arie Antiche)
    Mozart - Als Luise die Briefe ...
    Mendelssohn - Auf Flügeln des Gesanges
    Brahms - Duett: Die Schwestern
    Mozart - Alma grande e nobil core (eine wunderbare Konzertarie in einer angenehm moderaten Tessitur)
    Catalani - Ebben? N'andro lontana (gut, ich gebe es zu - eine "große" Arie musste es dann doch sein ;+) )
    Millöcker - Ich schenk mein Herz
    Weill - Youkali

    Und dann darf ich endlich mal die Gretel beim Abendsegen singen :D

    Meine Mezzo-Partnerin wird Lieder von Bellini, Mozart, Pergolesi, Arien von Vivaldi, Mozart und Verdi sowie Nannas Lied von Weill darbieten.

    "Die Verpflegungslage ist für den Kulturmenschen eigentlich das Wichtigste" (T. Fontane)


    But that's the beauty of grand opera. You can do anything as long as you sing it (Anna Russell)

  • Dieser Thread liegt ja auch schon eine ganze Weile brach ... *knock, knock*

    Bei mir gerade in Übung: "Edward" - Ballade von Carl Loewe. Demnächst dann der erste Duett(ino)-Versuch, "Là ci darem la mano" aus dem "Don Giovanni" ... :rolleyes:

    DiO :beatnik:

    "Wer Europa in seiner komplizierten Verschränkung von Gemeinsamkeit und Eigenart verstehen will, tut gut daran, die Oper zu studieren." - Ralph Bollmann, Walküre in Detmold

  • Loewes Edward habe ich oft gesungen - ein in jeglicher Hinsicht lohnendes Unterfangen, wie überhaupt die Balladen dieses Komponisten auch heute noch ein " Muss " für dramatisch angelegte mittlere oder tiefe Männerstimmen sind !

    Viel Erfolg damit, Dio !


    Ciao. Gio :wink:

    miniminiDIFIDI

  • Lieber Gioachino,

    der "Edward" ist wirklich ein sehr schönes, dramatisches Stück - hat für mich als Laie aber durchaus so seine Tücken ... ;+) Diese verflixten "Oh!"-Einsprengsel an den verschiedenen Stellen peinigen mich etwas ... :D

    Werde mir jedenfalls in Zukunft noch andere Sachen von Loewe anschauen.

    Beste Grüße, DiO :beatnik:

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  • Der "Edward" ist wirklich ein sehr schönes Stück - für meinen tenoralen Gatten liegt es zu seinem großen Bedauern leider etwas tief. Aber die "Ohs" haben doch ihren ganz eigenen Reiz :D


    Ich selbst arbeite gerade daran, der Arie der Donna Elvira "Mi tradi quell'alma ingrata" den letzten Schliff zu geben, nachdem ich mich mit Schuberts Suleika (II) beschäftigt habe. Dann wollte ich auch mal wieder ins kirchliche Repertoire schauen (Schöpfung, evtl. C-Moll-Messe) und muss bis Mai die 1. Arie der Verkauften Braut (Gern ja will ich dir vertrauen) konzertreif draufhaben. Dazu noch einige Brahms-Duette. Über Mangel an möglichem Repertoire kann ich mich also wahrlich nicht beklagen.
    Ach ja, mein Lehrer schlug mir überdies noch "Es gibt ein Reich" (Ariadne auf Naxos) vor - und so rein vom "Ansingen" könnte das ein gutes Stück für mich werden. Aber eines nach dem anderen.

    Liebe Grüße

    Vitellia

    "Die Verpflegungslage ist für den Kulturmenschen eigentlich das Wichtigste" (T. Fontane)


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  • Es ist so einiges zu tun. Auch heuer habe ich bei einem Hauskonzert schon Stücke von Händel und Monteverdi gesungen. Die gelegentlichen Ausflüge in die Barockmusik tun gut, solange ich nicht mit Gewalt auf "HIP" machen soll (mache ich eh nicht).

    Für Karfreitag sind die drei Altarien aus dem Stabat Mater von Pergolesi angesagt und eventuell noch die Solopartie aus einer kleine Kantate von Liszt. Im herbst soll dann noch Kirchenmusik russischer Komponisten folgen, aber hier weiß ich noch nicht einmal, was es ist. Hört sich aber auf jeden Fall spannend an.

    Dann werde ich demnächst mal die englichsprachigen Lieder für Pfingsten angehen und ferner an der Winterreise und der Klythämnestra weitermachen. Letztere kommt mit der Einstudierung doch bald zum Ende, aber es einzelne Stellen, die einfach grottenschwer sind...

    :wink:

    Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren (Bert Brecht)

    ACHTUNG, hier spricht Käpt´n Niveau: WIR SINKEN!! :murg: (Postkartenspruch)

  • Ach ja Pfingsten - da bin ich noch bei der Literatursuche - vielleicht wird es u. a. die Embroidery Aria aus Brittens Peter Grimes. Und dann vielleicht mal was Fröhliches :D Ich wollte mich schon immer mal mit dem "Prima Donna-Song" (Herbert) selbst auf die Schippe nehmen.

    Liebe Grüße

    Vitellia

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  • "Prima Donna-Song" (Herbert)

    :D Klingt lustig. Was ist das?

    Lieber Sotka,

    die Abkürzung heißt "übersetzt" Historisch informierte/inspirierte (wie auch immer) Aufführungspraxis mit der Zielsetzug, Aufführungen möglichst den zeitgenössischen Gepflogenheiten der Komponisten nahe zu kommen. Eigentlich ein positiv zu wertendes Anliegen, wenn es denn a) wirklich belegbar und b) heute noch Sinn macht. Bei den Orchestern werden z. B. die historischen Instrumrntierungen verwendet mit damaligen Besetzungen, Positionierungen im Klangkörper und historischen Instrumenten. Finde ich persönlich allemal interessant.

    Eigenartig nach meiner Meinung wird das aber in Bezug auf den Gesang bzw. vor allem dem Sologesang. Man meint, es müsse "vibratolos" gesungen werden (gespielt auch, das zu praktizieren, was die Streicher z. B. betrifft, kann sehr schön sein, finde ich), aber meiner Meinung nach wird hier für den Gesang nicht nur eine möglichst gerade Tongebung verlangt, was ich für diesen Stil auch unterstütze, sondern schlichtweg wenig tragfähige, gequetschte Töne, und das lehne ich als unorganisch ab.

    Sicher, das mag in Einzelfällen debattierbar sein, aber wenn dabei in etwa herauskommt, dass beim WO zwar ein ziemlich saftiger Orchester- und Chorklang herauskommt, aber die Gesangssolisten mit gezogener Handbremse agieren müssen, wie ich es gehört habe, dann ist diese Art von Interpretation zumindest extrem unausgewogen und so würde ich nicht singen wollen.

    Das war hier gemeint.

    :wink:

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    ACHTUNG, hier spricht Käpt´n Niveau: WIR SINKEN!! :murg: (Postkartenspruch)

  • Liebe Ulrica,

    vielleicht ist das Stück Dir eher unter dem Titel "Art is calling for me" geläufig. Da ist eine junge Frau aus gutem Hause der unerschütterlichen Meinung, dass ihre einzige und wahre Bestimmung es ist, auf einer Opernbühne zu stehen. Sonst singe ich ja immer so elegische Trauer-Elsen, da wäre das mal eine willkommene Abwechslung. Aber ich werde meinen Gesangslehrer auch mal fragen, ob er noch die eine oder andere Idee hatm, immerhin ist der Mann Engländer. Das Problem ist, dass ich aus der englischen Musik noch viel zu wenig kenne.

    Liebe Grüße

    Vitellia

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  • Liebe Vitellia,


    frag ihn doch mal nach Liza Lehmann. Die hat im 19. Jh. gesungen und komponiert. Dabei sind wunderschöne Lieder entstanden, vornehmlich für Sopran. Tahalena hat sich bereits zwei davon für den Pfingstworkshop reservieren lassen. Mrs. Lehmann war mir bis vor kurzem gänzlich unbekannt, genauso wie Gerald Finzi, der berührende Songs komponiert hat, diese wiederum hauptsächlich für tiefere Stimme, ebenso wie sein Freund Vaughn Williams. Pfingsten werden wir gemeinsam Schätze heben, die auf der Insel schlummern !


    Ciao. Gioachino :klatsch:

    miniminiDIFIDI

  • Lieber gioachino,

    vielen Dank für den Tipp :) , ich werde meinen armen Lehrer am Montag gleich einmal löchern.

    Liebe Grüße

    Vitellia

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    But that's the beauty of grand opera. You can do anything as long as you sing it (Anna Russell)

  • Zum Hineinhören bietet sich die Naxos-Reihe "The English Song Series 8" an. Hier findet man Lieder von Liza Lehmann . Auch Lieder von Finzi gibt es in dieser billigen Reihe, allerdings von einem Tenor gesungen (John Mark Ainsley)

    :wink:
    Renate

    Unsre Freuden, unsre Leiden, alles eines Irrlichts Spiel... (Wilhelm Müller)

  • Hallo Zusammen,

    ich bin gerade dabei, für ein "Engagement" im Sommer einige bunt gemischten Opernarien einzustudieren, so bspw. Leoprellos Registerarie - die ich allerdings schon recht häufig gesungen habe - (also eher Wiederholung denn Neueinstudierung), dann "Ein Schütz bin ich" aus Kreutzers "Nachtlager in Granada", dann noch "La calunnia è un venticello" und mit einem Bekannten das Duett Fluth/Falstaff aus Nicolais "Lustigen Weibern" ("Gott grüß Euch Sir"). Ich bin der Fluth. :D

    Schaun wir mal. :D

    :wink: Agravain

  • Hallo Zusammen,

    ich bin gerade dabei, für ein "Engagement" im Sommer einige bunt gemischten Opernarien einzustudieren, so bspw. Leoprellos Registerarie - die ich allerdings schon recht häufig gesungen habe - (also eher Wiederholung denn Neueinstudierung), dann "Ein Schütz bin ich" aus Kreutzers "Nachtlager in Granada", dann noch "La calunnia è un venticello" und mit einem Bekannten das Duett Fluth/Falstaff aus Nicolais "Lustigen Weibern" ("Gott grüß Euch Sir"). Ich bin der Fluth. :D

    Schaun wir mal. :D

    :wink: Agravain

    Lieber Agravain,

    ich wünsch Dir viel Spaß mit den Stücken! Die Registerarie wollte ich in naher Zukunft auch mal einstudieren. Der "Don Giovanni" ist schon eine kleine Schatzkiste für tiefe Männerstimmen ... :thumbup:

    DiO :beatnik:

    "Wer Europa in seiner komplizierten Verschränkung von Gemeinsamkeit und Eigenart verstehen will, tut gut daran, die Oper zu studieren." - Ralph Bollmann, Walküre in Detmold

  • Lieber Agravain,

    ich wünsch Dir viel Spaß mit den Stücken! Die Registerarie wollte ich in naher Zukunft auch mal einstudieren. Der "Don Giovanni" ist schon eine kleine Schatzkiste für tiefe Männerstimmen ... :thumbup:

    DiO :beatnik:

    Lieber DiO!

    Und nicht nur der!

    Viel Spaß auch bei der Leporello-Arie! Das ist sehr dankbar - nicht nur für den Sänger, sondern auch für's Publikum.
    Meine Zugabe habe ich oben vergessen: "Heiterkeit und Fröhlichkeit" aus dem Wildschütz. Damit bin ich dann aber auch wirklich gut bedient bis Juli. :whistling:

    :wink: Agravain

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