Wieland Wagner – „Inszenierung ist für mich Interpretation.“

  • Stuttgarter Ring-Inszenierung

    Nachtrag:
    Ich habe eben in einer schon leicht verschlissenen Schachtel mit ausgewählten Opern-Programmheften gestöbert und dabei die genaue Dokumentation zu Wielands Stuttgarter Ring gefunden, die anlässlich der letzten Aufführung (2.1.-11.1.1976) erstellt wurde. Definitiv ist die Stuttgarter Inszenierung älter als die letzte Bayreuther Inszenierung von 1966.

    Rheingold: Premiere 24.11.1955 (insgesamt 32 Aufführungen), davon sang Windgassen 31x mal den Loge, nur 1x ersetzt durch Peter Hofmann...

    Walküre: Premiere 31.3.1957 (insgesamt 30 Aufführungen), Windgassen 26x Siegmund, Catarina Ligendza 8x Brünnhilde (die war mir am liebsten von den Brünnhilden)

    Siegfried: Premiere 21.11 1956 (insgesamt 26 Aufführungen), Windgassen 19x Siegfried, Ligendza 7x Brünnhilde

    Götterdämmerung: Premiere 28.11.1956 (insgesamt 24 Aufführungen), Windgassen 19x Siegfried, Ligendza 6x Brünnhilde, Otto von Rohr 19x Hagen

    Erstaunlich, dass man das Lieblingsstück Walküre als letztes herausbrachte...
    Ich habe nur Windgassen und Ligendza noch explizit mit aufgeführt, da mir die zwei am meisten in der Erinnerung haften. Natürlich waren da auch noch Neidlinger, Stolze, Grace Hoffman. Neidlinger sang wohl am Anfang regelmäßig den Wotan/Wanderer und wechselte erst später zur Alberich-Rolle.
    Die Inszenierung war also 20 Jahre lang auf der Bühne und in den letzten Jahren dann manchmal technisch nicht mehr so richtig in Schuss. Jedenfalls erinnere ich mich, dass es in der Götterdämmerung zum Teil Probleme mit Bühnenumbauten gab (speziell 3. Aufzug während Brünnhildes langem Solo).

    Die Jahre 1967-1980 waren meine ganz intensive und fanatische Wagnerzeit mit über 40 Aufführungen, davon 5 Ring-Zyklen. Seitdem bin ich etwas auf Distanz gegangen und überhaupt mehr zu Kammermusik gewechselt, obwohl ich mir vor 2 Jahren noch die genialen Bayreuther Meistersinger in der gekonnten Inszenierung von Barrie Kosky erlaubt habe.

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    Was ist heute Kunst ? Eine Wallfahrt auf Erbsen. (Thomas Mann, Doktor Faustus, Kap. XXV)

  • Vielen Dank, lieber leverkuehn, für Deine Informationen! Daß die Stuttgarter Inszenierungen älter sind als die Bayreuther, wußte ich gar nicht. Ist ja auch so lange her...

    An einige der Sänger erinnere ich mich noch ganz gut: Wolfgang Windgassen (Loge), Catarina Ligendza (Brünnhilde), Otto von Rohr (Hagen), Gustav Neidlinger (Alberich), Grace Hoffman (Fricka), Jean Cox (Siegfried). Müßte Anfang der 1970er gewesen sein.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

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    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Da war ja auch dieser Versuch del Monacos als Siegmund, den Mitschnitt habe ich.

    “There’s no point in being grown up if you can’t act a little childish sometimes” (Doctor Who, der Vierte Doktor)

  • Lionel 7. Dezember 2021 um 23:30

    Hat den Titel des Themas von „Wieland Wagner – „ Inszenierung ist für mich Interpretation.““ zu „Wieland Wagner – „Inszenierung ist für mich Interpretation.““ geändert.
  • Ich verdanke meiner Mutter, dass ich 1960 als 15jähriger erstmals die Bayreuther Festspiele besuchen durfte. Sie sang ab 1951 für mehr als 20 Jahre im Chor, 1951 und 1958 sogar eine Solo-Blume im "Parsifal". Es war also ein Glücksfall für mich, dass ich 1960, 1962 und 1964 bei den Proben dabei sein und die Generalproben besuchen durfte, danach bis 1993 auf Kaufkarten.

    Diese Zeit hat mich sehr geprägt, und besonders die Proben mit Wieland Wagner waren beeindruckend. Wieland Wagner war ein Schwieriger, nicht nur als Mensch, sondern auch als Regisseur. Wenn wir uns heute daran erinnern, wie er mit Persönlichkeiten wie Varnay, Mödl, Windgassen, Hotter, Adam, Greindl gearbeitet hat, vergessen wir leicht, dass er mit Sängern, die nicht auf seine Intentionen eingingen, überhaupt nicht konnte. 1965 war ein gewisser William Olvis als Erik und Froh verpflichtet, und Wieland verzweifelte daran, dass Olvis nicht von seinem Gestenrepertoire aus italienischen Opern ablassen konnte oder wollte, und überließ die Arbeit mit diesem Sänger schließlich seinem Assistenten Hans-Peter Lehmann. Wieland "schuf" Persönlichkeiten, benötigte sie aber auch für seine Arbeit.

    Außerhalb Bayreuths sah ich seine Inszenierungen in Hamburg ("Lohengrin", "Carmen", "Tristan", "Holländer"), Berlin ("Aida", "Meistersinger") und Wien ("Holländer").

    Bei Bedarf gerne mehr zum Thema Wieland Wagner.

    Beste Grüße aus dem hohen Norden

    Sune

  • 1951 und 1958 sogar eine Solo-Blume im "Parsifal".

    Ist dir bei einer der beiden Jahreszahlen vielleicht ein Fehler unterlaufen? Ich habe gerade mal in der Aufführungsdatenbank der Bayreuther Festspiele die "Parsifal"-Besetzungen abgeglichen und finde keine Sängerin, die sowohl 1951 als auch 1958 eine Solo-Blume gesungen hat.

    1951: Wissmann, Zimmermann, Ludwig, Brivkalne, Lacorn, Wild

    Aufführungsdatenbank - Bayreuther Festspiele
    www.bayreuther-festspiele.de

    1958: Schädle, Schünemann, Prenzlow, Pöltinger, Siebert, Schärtel

    Aufführungsdatenbank - Bayreuther Festspiele
    www.bayreuther-festspiele.de

    Beste Grüße vom Stimmenliebhaber

  • Lieber Stimmenliebhaber!

    Leider ist die Datenbank nicht korrekt. Ich habe die Festspiele mehrfach auf diesen Fehler hingewiesen, ohne dass dieser korrigiert oder ich einer Antwort für würdig befunden wurde.

    Meine Mutter ist Hildegard Schünemann und sang 1951 im Chor, als die 1. Blume, 1. Gruppe zu ersetzen war. Dies war Lore Wissmann, die spätere Frau Wolfgang Windgassens. Für sie sprang meine Mutter in zwei Aufführungen ein.

    Als der 51er Kna-"Parsifal" auf LP erschien, wusste man nicht, welche der Aufführungen mitgeschnitten worden war, und als 1. Blume wurde Lore Wissmann genannt. Auf dem CD-Umschnitt hatte man offenbar herausgefunden, dass meine Mutter in den aufgenommenen Vorstellungen gesungen hatte, und so erschien ihr Name auf der CD. Eine korrekte Datenbank müsste dies eigentlich wissen.

    Aus Gründen, die ich nicht weiß, ging meine Mutter allerdings in den nächsten Jahren wieder in den Chor zurück, und nahm erst wieder 1958 das Angebot an, eine der Solo-Blumen zu singen.

    Alles klar?

    Sune

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