Szenenwechsel.
Ausgelassenes lustiges Treiben der Dorfleute, man juchzt und tanzt zu Ehren des Heiligen Florian [die zu Rhythmus-Instrumenten degradierten Streicher sind beleidigt]. Mittendrin: der tenorale Leibschütz Konrad aus dem Nachbardorf, der mal eben vorbeischaut, um seinem baritonalen Kollegen die Braut auszuspannen. Nach reiflicher Überlegung, wie sein Vorhaben am besten zu bewerkstelligen ist, entschließt er sich wie folgt vorzugehen: 1. Mitstreiter und Sympathisanten gewinnen mittels vager Vermutungen zur untragbaren Verwandtschaft des Baritons 2. die Vermutungen in einem Liedchen zum besten geben, die Dorfleute den Refrain mitsingen lassen, damit es sich besser einprägt 3. den baritonalen Kollegen geradeheraus fragen, ob man mit dem geliebten sopranösen Gegenstand tanzen darf, was der Bariton natürlich verneinen wird, darob das Ännchen schmollen und trotzig mit dem Tenor das Tänzchen wagen wird. Die Kettenreaktion ab Punkt 3 funktioniert trotz deeskalierender Maßnahmen des Alts. [Das gesamte Orchester ist beleidigt, weil auf der Bühne ein Konkurrenzorchester auftritt]. Die Walzermusik des Festes fliehend bleibt Hans Heiling allein auf weiter Bühne zurück, mit waidwundem Blick und zornig bewegter Arie.
Szenenwechsel.
Wilde Wald- und Felsengegend, Gnome lauern im Gebüsch, die Sonne wirft glührote Streifen durch das Buchenlaub. Es ist Sonntagnachmittag. Ännchen wollte ihr unglücklich verliebtes Herz verständnisvollen Freunden ausschütten und hat sich bei Agathe und Max zum Kaffee eingeladen. Wie nicht anders zu erwarten verläuft sie sich auf dem Nachhauseweg und sinkt bei Einbruch der Dunkelheit erschöpft auf dem Baumstumpf rechts vorn zusammen. Ihr ist schwindlig – denkt sie – doch entpuppen sich die vermeintlichen Kreislaufirritationen als tatsächliches Wanken des Bodens, der unterirdische Geisterchor samt Geisterkönigin naht heran. [die Holzbläser sind beleidigt, weil sie im Fortissimo von Streichern, Chor und Blechbläsern niemand hört].
Die Geisterkönigin fordert sie auf die Beziehung mit ihrem Sohnemann sofort zu beenden. Das verdatterte Ännchen, das sich die einzige Sopranistin dieser Oper wähnte, fragt die Kollegin, ob sie sich im Datum geirrt hat, Brünhildes Todesverkündigung sei doch erst morgen dran. Stimmkräftig unterstützt vom Chor der Gnomen und Erdgeister liest die Geisterkönigin Annchen die Leviten. Und wenn die Sopranistin dermaßen schrill singt und gleichzeitig hohl klingt wie Liane Synek, ist das echt gruselig.
Konrad findet das vor Angst halb ohnmächtige Annchen, das irgendwas von Spielplanänderung, Mobbing und Meuterei im Chor stammelt und der Bariton sei auch beteiligt. Triumphierend singt Konrad „Ich hab’s schon immer gewusst“ und führt den geliebten Gegenstand nach Hause, wo Mama Gertrude trübsinnig wartet. Ihr ist der gestrige Streit sehr an die Nieren gegangen, in einem schaurig–düsteren Melodram macht sie ihren Sorgen Luft. Anna ist verzweifelt, übermorgen soll Hochzeit sein, doch schon der Gedanke an ihren Bräutigam und seine Mutter jagen ihr panische Angst ein. Der jetzt ebenfalls nervös werdende Konrad schmeichelt sich bei der Schwiegermutter in spe als Alternativbräutigam ein; bevor Mama Gertrude sich äußern kann, steht Hans Heiling in der Tür. Er bringt Anna den Brautschmuck und stolpert über den tenoralen Leibschütz, der sich zwischen Braut und Bräutigam wirft. Tibia Kontusion Konrad Leibschütz, Sprunggelenkluxation Hans Heiling. In physischer und psychischer Pein erinnert Hans Heiling seine Braut drohend an ihr Treueversprechen. Anna outet ihn: „Einen Erdgeist heirate ich nicht“. Konrad weiß nichts Besseres als sich über den am Boden zerstörten Hans Heiling lustig zu machen, für ihn ist die Angelegenheit jetzt erledigt, Anna habe ab sofort ihre Ruhe vor dem Kobold. Um sich und das Publikum vor der vierten Strophe des Spottliedes zu bewahren, stößt Hans Heiling Konrad ein Messer in den Rücken.