Noch einmal: Es ist Deine Theorie, dass sich "Andante" und "Adagio" sich hier auf einen gemeinsamen Puls der halben Takte beziehen. Das ist angesichts der völlig veränderten Struktur beider Teile keineswegs die einzig mögliche Deutung, schon gar nicht in einem Werk mit dem Titel "Fantasie".
nun, zunächst einmal schreibt Mozarts nichts von einem Zählzeitwechsel,man sollte einen solchen also nur beim Vorliegen besonderer Gründe (die es natürlich immer mal geben kann, keine Frage) annehmen. Die "völlig veränderte Struktur" sehe ich nicht. Das Andante geht in Halben - zunächst hat es in einem sehr gleichmäßigen Fortgang eine Kräuselung in der Bewegung auf der Halben, dann geht auch der Harmoniegang in Halben. Beim Adagio geht der Harmoniegang zunächt in Ganzen, dann verkürzt er sich, aber die motivische Teilung geht von Anfang an in Halben. Die von dir angeführten identischen Spitzentöne (m.E. geht die Übereinstimmiung noch weiter) finden sich auf dem jeweils 1., 3., 5. Takt. Das ließe sich weiter ausführen.
Aber ok, wie sieht die Theorie nach Gilels aus? Wenn das Adagio bei Gilels entgegen dem Ergebnis beim Zeitvergleich "langsamer" als das Andante sein soll, muß entweder für das Andante ein kleinerer oder für das Adagio ein größerer metrischer Wert als Bezugswert gewählt werden. Letzteres (das wäre ein Adagio auf "Ganze") scheidet aus (weil ein absurdes absolutes Tempo zum Quadrat vorausgesetzt werden müßte), es bleibt also nur übrig, das Andante bei Gilels auf Viertel zu verstehen und das Adagio auf Halbe. Das wäre jetzt die "Theorie" von Gilels. Danach hätte Mozart die Allabreve-Vorschrift gerade dorthin gesetzt, wo sie nicht hingehört (beim Andante anstelle beim Adagio). Eine fehlende Allabreve-Vorschrift läßt sich ja verstehen, aber ein falsch lokalisierte?
ZitatAch hör doch auf, das ist doch etwas vollkommen anderes! Mozart spöttelt hier über einen pianistischen Rivalen und dessen zu langsames Tempo in einem virtuosen Satz, daraus folgt für die sich hier stellende Frage schlicht überhaupt nichts.
halt - nicht so schnell. Sicher will Mozart seinem Rivalen was ans Zeug flicken, und möglicherweise bemängelt er auch zu langsames Spiel. Explizit bemängelt er allerdings eine Diskrepanz zwischen Notation und Ausführung bei Clementi (das ist die "Scharlatanerie"), ob ihm nun das Spiel zu langsam oder die Notation verfehlt erschien wissen wir nicht. Mozart hatte offenbar eine genaue Vorstellung von Notation und Ausführung von Takt und Tempo (warum diese in einer Fantasie, die längst dem Stadium einer Improvisationsvorlage entwachsen ist, anders aussehen soll, wüßte ich nicht), die Allebreve-Vorschrift war ihm wichtig, sonst hätte das Verfehlen nicht als Clementikritik getaugt.
ZitatEr war halt nicht so musikalisch wie Du. Da kann ich schon gar nicht länger mitreden.
ich schrieb: Gilels elementarmusikalische Desorientiertheit hier. Ist doch nur ein kleines Stück.
Guldas kaltschnäuzige[] und eitle[] Darstellung
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