Wobei "abstrakt" doch ziemlich irreführend ist: Das Streichtrio ist 1) z.T. quasi Programmmusik als Darstellung des Herzinfarktes (also nicht abstrakt) 2) hochgradig expressiv (also nicht abstrakt) und 3) auch wieder neo-romantisch (also nicht abstrakt). Es ist eigentlich die Antithese zur abstrakten Musik jener Zeit, nämlich den punktuell-seriellen Anfängen.
Zu 1) meint die Schoenberg-Website: "Der Zusammenhang mit Schönbergs Krankheit mag zwar hinsichtlich der Entstehung des Streichtrios von einigem Interesse sein, seine ästhetische Relevanz allerdings ist mehr als zweifelhaft." Sehe ich ähnlich.
2) Ich stimme dir zu, dass das Trio "hochgradig expressiv" ist, aber das widerspricht für mich nicht meinem "abstrakten" Eindruck. Mit abstrakt meine ich einerseits den formalen Aufbau, der mir auch nach Jahren des Reinziehens noch ziemlich kryptisch anmutet; andererseits die "a-thematische" Gestaltung. Zwölftönige Werke aus Schoenbergs mittlerer Schaffensphase haben meist klar erkennbare ("nachpfeifbare") Themen, beim Trio gibt es sehr wenige Stellen, die ich quasi "mitsingen" könnte.
3) Sowas Aehnliches hattest du ja schon auf Seite 1 des Threads angedeutet. Mich würde immer noch interessieren, was du konkret damit meinst, und inwiefern sich für dich "neo-romantische" Stellen im Trio von lyrischen Stellen in früheren Schoenberg-Stücken unterscheiden.
Als "Antithese" zu punktuell-serieller Musik kann ich persönlich das Trio jedenfalls nicht rezipieren... jedenfalls unter dem Gesichtspunkt, dass es mir deutlich "punktueller" rüberkommt als frühere Schoenberg-Stücke (wenn auch natürlich längst nicht so punktuell wie bspw. Webern).