Eure absolute Lieblingsoper

  • DU mußt zufrieden sein, liebe Kathy. Und ja, die Auswahl ist schier unmöglich, es ist bei mir auch bei 10 oder 15 Opern oder auch Sängern immer nur eine Momentaufnahme.

    Ein paar Wochen später hat man vielleicht schon wieder was Neues entdeckt!!


    :wink: :wink: Kristin

    Vom Ernst des Lebens halb verschont ist der schon der in München wohnt (Eugen Roth)

  • Also wenn ich mich wirklich festlegen müsste auf eine einzige, wäre es wohl Janáceks "Totenhaus". Andererseits - immer kann ich das nicht hören und anschauen, das ist schon eine Oper, die einen im wahrsten Sinne des Wortes ein bisschen in Mitleidenschaft zieht.

    Lieblingsopernalternativen, die ein bisschen leichter verdaulich sind, wären u.a. "Jenufa", "Contes d'Hoffmann" (aber nur Keck-Kaye-Fassung!), "Thais", "Pelléas et Mélisande", "Herzog Blaubarts Burg" (naja, richtig leichte Kost sind die letztgenannten auch nicht gerade) oder im barocken Bereich Monteverdis "Orfeo", Lullys "Bellérophon", Fuxens "Orfeo ed Euridice".

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Hier meine Auswahl

    Guten Abend allerseits!

    Mir geht´s, was die Auswahl des Lieblingswerks betrifft, auch nicht anders als meiner Partnerin.

    - Die Zauberflöte

    - Die Entführung aus dem Serail

    - Don Giovanni

    - Cosí fan tutte

    - Le nozze di Figaro

    - Hoffmanns Erzählungen

    - Carmen


    Ciao, auf bald!

    Gruß,

    Papageno70

  • Was "beste Musik", "bestes Libretto" etc. betrifft für mich völlig unmöglich zu beantworten.
    Was den persönlichen Nahebezug betrifft wird es immer diese bleiben:

    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/51Rd4qmE8iL._SL500_AA300_.jpg]

    Als die Wiener Staatsoper im April 1986 auf Japantournee war, hat Leonard Bernstein seine Oper "A Quiet Place" sechsmal im Opernhaus "als Füllprogramm" mit dem ORF-Symphonieorchester in einer Regie des Librettisten Stephen Wadsworth aufgeführt. Ich war damals in der öffentlichen Generalprobe und in allen sechs Vorstellungen am Stehplatz, und dieses Erlebnis, eine Oper von Bernstein, von ihm selbst dirigiert, hat mich ganz tief beeindruckt. Es geht um eine schwierige amerikanische Familiensituation nach dem Tod einer Ehefrau und Mutter, ausgehend von Bernsteins Operneinakter aus den 50ern "Trouble in Tahiti".

    Nach der letzten Vorstellung musste man bis Mitternacht beim Portier Kärntnerstraße warten, bis Leonard Bernstein zum Autogrammeschreiben herauskam. Er fragte in die Gruppe: "Habt ihr auch nur ein einziges Wort verstanden?"

    Zumindest habe ich verstanden, dass Familienleben auch anderswo nicht ganz einfach ist. Und die Charaktere der Oper wie Bernstein sie komponiert gingen und gehen mir alle nach wie vor sehr nahe.

    Seit damals ist "A Quiet Place" meine absolute Lieblingsoper.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Einstweilen immer noch:

    Verdi / Otello / Toscanini (RCA, 1947).

    Nur weil etwas viel Arbeit war und Schweiß gekostet hat, ist es nicht besser oder wichtiger als etwas, das Spaß gemacht hat. (Helge Schneider)

  • Prokofjew

    "Die Verlobung im Kloster"
    von S.Prokofjew.

    Unverwüstlich wie die Zauberflöte.

    Lb. Gr.

    Cäcilius

    "Ist es ein Fortschritt, wenn ein Kannibale Messer und Gabel benutzt?"
    (S.J.Lec)

  • Was ist meine Lieblingsoper? Gute Frage. Natürlich fallen mir da welche ein, die ich häufiger höre, aus welchen Gründen auch immer. Aber da eine Auswahl treffen, um dann zu sagen DIE ist es..?

    Eine Satiren-Sammlung von Ephraim Kishon trägt den Titel "Essen ist meine Lieblingsspeise". Ich finde, das trifft es ganz gut. Was ist mein Lieblingsessen, meine Lieblingsoper, mein Lieblingsbuch, -bild, -film, -urlaubsort, -komponist? Mein Lieblingswasauchimmer? Schwierige Frage. Eigentlich ist sie sinnvoll und seriös nicht zu beantworten. Rideamus hat das in Post 2 wohl ähnlich gesehen.

    Natürlich habe ich Vorlieben. Aber reicht das für "Lieblings-"? Ein Lieblingsobjekt zu haben (hier im speziellen Fall eine Lieblingsoper, aber die Fragestellung läßt sich verallgemeinern), bedeutet doch, daß man das entsprechende Objekt anderen Objekten der selben Kategorie prinzipiell vorziehen würde: Wenn mich als Kind meine Großmutter gefragt hätte, was sie mir kochen soll - Schokopudding, Vanillepudding oder Schmorgurken - wäre die Antwort völlig klar und eindeutig gewesen und die Frage an sich absolut überflüssig und sinnlos. Wenn meine Lieblingsoper nun "L'Arbore di Diana" wäre (das ist ein fiktives Beispiel - ich nehme hier bewußt ein heute eher unbekanntes Stück, damit sich niemand persönlich angesprochen fühlt) und ich hätte die Wahl in diese Oper zu gehen, oder in Carmen, Figaro, Barbiere, Rheingold, Orfeo, Nachtflug... würde ich dann gleicherweise grundsätzlich die Soler-Oper bevorzugen, weil: das ist doch meine Lieblingsoper? So wie ich früher den Schokopudding bevorzugt habe? Oder doch nicht? Wenn nicht - wieso ist es dann eine "Lieblingsoper"?

    Also: Was macht "Lieblings-" zum "Lieblings-" wenn ich es nicht grundsätzlich und immer bevorzuge? Das wäre die erste offene Frage hier.

    Mit 13 Jahren war das noch einfach, da hatte ich eine klare Lieblingsoper: die Zauberflöte! Ich kannte aber damals nur zwei Opern, und mit 15 Jahren war es die andere (Fidelio). Damit steht schon mal die Erkenntnis im Raum, daß Vorlieben und "Lieblings-" eine vorübergehende Erscheinung sind, nicht zuletzt auch wegen der persönlichen Entwicklung und der zunehmenden Erfahrung. Wie lange muß also eine Vorliebe anhalten, damit das entsprechende Objekt das Prädikat "Lieblings-" rechtfertigt? Lebenslang? Zehn Jahre? Zwei Wochen? Fünf Minuten? Ich beschäftige mich z.Z. mit Donizettis L'Elisir d'Amore. Das wird vielleicht noch ein oder zwei Wochen anhalten. Ist das jetzt meine Lieblingsoper? Und was dann? Dann kommt eine neue - aber das führt das Prädikat "Lieblings-" ad absurdum.

    Wenn man von der Voraussetzung ausgeht, daß "Lieblings-" irgendwie beinhaltet, daß die Lust bei der Beschäftigung damit deutlich größer ist, als die Lust bei der Beschäftigung mit jedem anderen vergleichbaren Objekt, so daß man sich nach dem Prinzip der Lustmaximierung eigentlich viel lieber mit dem Lieblingsobjekt beschäftigt als mit allen anderen, kann es dann überhaupt noch "Lieblings-" Objekte geben, wenn man genug vergleichbare Objekte kennt? Schließt nicht bereits die Überlegung "welche von den vielen Opern (et alias), die mir gut gefallen, ist den nun meine Lieblingsoper?" (und die dann vielleicht gleich zu einer ganzen Liste von Lieblingsopern führt) die Existenz einer Lieblingsoper per definitionem aus?

    Zurück zum Schokopudding und der Zauberflöte von oben: Legt das nicht nahe, daß Lieblingsobjekte nur dort existieren, wo nicht genügend Vergleichsobjekte bekannt sind und die Frage danach auch nur dort sinnvoll zu beantworten ist? Bei entsprechender Erfahrung, d.h. Kenntnis vieler entsprechender Objekte in verschiedensten Präsentationen (es gibt auch Schokopudding , der nicht schmeckt!) wäre unter dieser Bedingung eine Antwort auf diese eigentlich nicht beantwortbaren Frage aber allenfalls unreflektiert möglich und wäre nicht wirklich stichhaltig. Natürlich wird man im Einzelfall Gründe für seine Wahl finden, aber sind das dann Gründe, oder nicht eher eine nachträgliche Rationalisierung einer Zufallswahl? Vergleichbar nach dem Griff zum rechten oder linken Paket Zucker im Supermarktregal?

    Also: von mir erfahrt Ihr keine Lieblingsoper. Ich habe keine. Essen ist meine Lieblingsspeise.
    Subjektiv. Andere können das anders empfinden.

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Ich interessiere mich seit ca. 10 Jahren für Opern. Lange Zeit (2012-2018) war Elektra von Richard Strauss meine unangefochtene Lieblingsoper. 2018-2019 war es Rusalka von Antonín Dvořák. Derzeit ist es Das schlaue Füchslein von Leoš Janáček, wobei ich mich noch nicht endgültig entschieden habe, ob nicht vielleicht Die Sache Makropulos von Janáček noch besser ist. Oder vielleicht Aus einem Totenhaus von Janáček? Auf jeden Fall ist der späte Janáček bei mir extrem hoch im Kurs. Oder vielleicht bezeichne ich die vier zuletzt genannten Opern einfach als meine 4 Lieblingsopern ex aequo. :D

    Weiters kommen in die engere Auswahl Peter Grimes von Benjamin Britten, Lulu (dreiaktig!) von Alban Berg, Chowanschtschina von Modest Mussorgski und Die Gezeichneten von Franz Schreker.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Lieblingsoper ist schon schwierig, dann aber auch noch absolute Lieblingsoper? So etwas gibt es nicht, dafür ist das Feld zu eng bestellt.

    Die ersten zehn Jahre meines Opern-Hörens hätte ich Otello genannt: Sehr gutes Libretto, angenehme Länge, musikalische Qualität und Dichtheit, sängerische Herausforderungen, so dass das Werk als solches wie auch als Sänger-Oper überzeugt. Heute begeistert mich Otello nur noch in Teilen. Die Freude am Vergleichshören der Tenöre hat sich abgeschliffen, die Lautmalereien mag nicht nicht mehr, finde ich sogar störend kitschig/naiv, sogar das Rache-Duett wirkt auf mich inzwischen ein wenig wie Zirkus. Insgesamt habe ich die Oper womöglich auch zu oft gehört. Keine Lieblingsoper mehr also. Ähnliches gilt für den Holländer, fällt mir auf.

    Gefragt ist allerdings nicht nach der Qualität einer Oper, sondern nach der rein emotionalen Lieblingsoper. Rein emotional gibt es einige, die mich immer wieder uneingeschränkt packen. Blaubart ist dabei, auch der erste Akte der Walküre (mit Melchior/Lehmann). Generell fesseln mich bedeutungsschwangere Werke mehr, als es die leichte Muse vermag. Walküre wie Otello beginnen mit einem Sturm, packen mich sofort. Salome? Wozzeck? Nein, äußerst wertgeschätzte Opern sind das, aber schon keine Lieblingsopern, erst recht keine einzige, absolute. Von mir ebenfalls keine Antwort.

  • "Lieblings..." - das bedeutet schlicht: Das, was ungehindert und uneingeschränkt geliebt wird - von mir.


    Wenn ich sage, dass die oder die "meine absolute Lieblingsoper" ist, ist damit gemeint, dass diese mich mit der bisher größten Mächtigkeit von der Schönheit und Pracht von Opernmusik überzeugt hat.
    Es geht also gar nicht primär um das Werk, sondern um die Überzeugungskraft von Musik an sich mittels eines Werks, dass sich über die Persönlichkeit eines Hörers anhaltend in Schönheitsempfinden umwandelt . Nur darum geht es: Wie kann ich dieses Erleben immer wieder haben?
    "Essen ist meine Lieblingsspeise." ist also aus meiner Sicht keine schlüssige Analogie/Antwort in der Vorliebenfrage, weil dieser Satz so tut, als ginge es gar nicht darum, was man isst.
    "Hören ist meine Lieblingsmusik." ???
    Hauptsache "Rein ins Ohr" - das kann nicht ernst gemeint sein. :verbeugung2:

    Lb. Gr.

    Cäcilius

    "Ist es ein Fortschritt, wenn ein Kannibale Messer und Gabel benutzt?"
    (S.J.Lec)

  • "Lieblings..." - das bedeutet schlicht: Das, was ungehindert und uneingeschränkt geliebt wird - von mir.

    So sehe ich das auch - und habe insofern auch kein Problem mit der Bezeichnung "Lieblingsoper". Problematisch bzw. unmöglich ist es mir, nur einen Favoriten zu benennen. Diese sechs Meisterwerke, die ich vor ein paar Monaten in der Capriccio-Opernmeisterschaft 2018: Eure 15 Lieblingsopern aufgeführt habe, stehen bei mir nach wie vor ganz oben:

    • Claude Debussy: Pelléas et Mélisande (UA 1902)
    • Paul Dukas: Ariane et Barbe-Bleu (UA 1907)
    • Franz Schreker: Die Gezeichneten (UA 1918)
    • Luigi Nono: Prometeo (1984/85)
    • Helmut Lachenmann: Das Mädchen mit den Schwefelhölzern (UA 1997)
    • Brian Ferneyhough: Shadowtime (UA 2004)

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Nochmal etwas nachgedacht: Von den genannten Sechs entscheide ich mich nun doch für eine. Meine Lieblingsoper also:

    Franz Schreker: Die Gezeichneten

    Ausschlaggebend sind bereits die ersten Takte im Vorspiel: Der irisierende Mischklang (mit 2 Celesten, 2 Harfen, Klavier und Violinen, dann das Eingangsthema ("sehr ausdrucksvoll") mit der Partituranweisung: "Anmerk. f. d. Dirigenten: Die Melodie der Bratschen, Cellis[sic!] und der Baßklarinette muß ungemein voll hervortreten. Die Begleitung darf nur (sehr pp) als ein undeutliches, verschwommenes Summen, Schwirren, Glitzern wahrgenommen werden"), in dem die ganze Utopie der Oper enthalten ist - wunderbar, wie Michael Gielen das gestaltet hat!

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Diese sechs Meisterwerke, die ich vor ein paar Monaten in der Capriccio-Opernmeisterschaft 2018: Eure 15 Lieblingsopern aufgeführt habe, stehen bei mir nach wie vor ganz oben

    dito die 15 vom 2018-Ranking, relativ konstante Tabellenplatzierung:
    1. ...Berg: "Wozzeck" (Abbado, 1987 live, Horenstein 09.11.50 )
    2 ... Mozart "Nozze " (z.B. Suitner 1964, Mühlbach 28.02.10)
    3 ....Nono: „Al gran sole“ (Metzmacher, 02.08.09)
    4 ....Verdi: “Otello" (z.B. Toscanini, Karajan mit Cuts 1971, Jimmy 09.02.74)
    5 ....B.A. Zimmermann „Die Soldaten“ (Metzmacher 20.08.12, Petrenko 25.05.14, François-Xavier Roth 29.04.18)
    6 ....Nunes: „Das Märchen” (Rundel 2006)
    7....Verdi: "Falstaff" (Muti 21.04.16; Maazel 29.03.70, Farnes 15.03.19 )
    ...............und.. und .. und ...

    Von den genannten Sechs entscheide ich mich nun doch für eine.

    dito (auch eine aus dem Pool der 15 Stück) :
    Wozzeck. = Champion
    Welche denn sonst ?( .

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Nochmal etwas nachgedacht: Von den genannten Sechs entscheide ich mich nun doch für eine. Meine Lieblingsoper also:

    Franz Schreker: Die Gezeichneten

    Das freut mich aber sehr, gleich eine Schreker-Oper an erster Stelle! Super! :thumbup: Auch ich finde das Vorspiel grandios, es malt die Stimmung perfekt.

    Wozzeck. = Champion
    Welche denn sonst ?( .

    Dabei ist die Lulu doch viel schöner! :rolleyes: ^^

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • ich bin da eher bei bustopher. ich wüsste auch nicht, welche oper bei mir in frage käme.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • "Essen ist meine Lieblingsspeise." ist also aus meiner Sicht keine schlüssige Analogie/Antwort in der Vorliebenfrage, weil dieser Satz so tut, als ginge es gar nicht darum, was man isst.

    Andersherum wird ein Schuh daraus, aber ok: Diese Interpretation läßt sich aus diesem Satz auch ziehen, aber so war es nicht gemeint. Gemeint war: Es gibt zu viele gute und interessante Speisen (Opern), als sich auf eine Lieblingsspeise (-oper) zu kaprizieren.

    Wenn ich eine Lieblingsoper hätte, würde das für mich implizieren, daß mir die Beschäftigung mit dieser Oper ein Lusterlebnis verschafft, daß mir keine Beschäftigung mit einer anderen Oper verschaffen würde. Gleiches gilt natürlich sinngemäß für alle anderen "Lieblingsobjekte" auch. Das liegt ganz klar auf der Ebene des subjektiven Empfindens. Das individuelle Werk an sich ist da irrelevant, da es nur um persönliches Erleben geht. Du schreibst da ganz richtig:

    Es geht also gar nicht primär um das Werk
    [...]
    Nur darum geht es: Wie kann ich dieses Erleben immer wieder haben?

    Soweit bin ich ganz bei Dir - das ist das Charakteristikum von "Lieblings...": Es geht nicht um das "Ding an sich", sondern um eine Beziehung dazu. Es geht ausschließlich um ein subjektives (und damit auch nicht diskussierbares) Bedürfnis, dessen Befriedigung nach Wiederholung verlangt.
    Anderseits: Zeit ist nicht teilbar. Das Bedürfnis nach Wiederholung eines speziellen Erlebnisses schließt andere Erlebnisse aus. Es gibt Leute (ich kenne solche!), die fahren seit Jahren oder sogar Jahrzehnten an immer den selben Urlaubsort, in immer das selbe Hotel. Die haben ohne Zweifel Motive für eine derartige Bevorzugung eines Urlaubsortes, und es liegt mir fern, das in irgendeiner Weise zu kritisiern - das steht mir auch gar nicht zu. Vielleicht hat das mit einem Bedürfnis nach Sicherheit zu tun - wenn ich einen Lieblingsurlaubsort habe, kenne ich mich dort aus, ich kenne die Wege, die Örtlichkeiten, die Leute..., was für andere Orte erst einmal nicht zutrifft. Das läßt sich auch auf andere Lieblingsobjekte übertragen. Mir (MIR! subjektiv!) wäre das aber zu eindimensional. Für mich würde sich da die Frage stellen, ob ich mich nicht durch die ständige Wiederholung um die Chance bringe, andere interessante und vielleicht noch schönere Orte (Objekte) kennenzulernen.
    Ich hoffe, die Analogie des Lieblingsurlaubsortes zur "Lieblingsoper" und anderen Lieblingsdingen ist evident. Ich lasse mich auch durch andere Opern von der "Schönheit und Pracht von Opernmusik" überwältigen. Beschäftige ich mich überwiegend mir einer speziellen Lieblingsoper, entgeht mir möglicherweise (ich würde aus meiner bisherigen Erfahrung sogar sagen: mit Sicherheit) die Erfahrung einer, die mich mit noch größerer Mächigkeit von dieser Schönheit überzeugt. Ich habe in meinem Leben zu viel überwältigende Musik im Allgemeinen und zu viel überwältigende Oper im Besonderen gehört, um mich da freiwillig durch Fixierung auf eine spezielle Oper einschränken zu wollen.
    Meine subjektive Einstellung dazu. Wenn das jemand anders sieht, respektiere ich das, auch wenn es mir aus meiner Erfahrung der unendlichen Vielfalt von Musik heraus schwerfällt, es zu verstehen.

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Dabei ist die Lulu doch viel schöner!

    Menno, Lulu-Mucke find ich doch auch geil.

    Aber Wozzeck-Mucke halt noch geiler, weil Chose mir packender, verstörender rüberkommt. Mit wenigen Noten, in wenigen Takten wird quasi alles gesagt. Feingeformte, verästelte, expressive Kleinteiligkeit als gepuzzelter fortlaufender Zusammenhang aus Formen, Motiven bzw. Beziehungen. Das ist einfach mega-unvergleichlich………..
    …und fetzig-abrupter Szenenwechsel, super-coole Cuts z.B. geiles mega-kurzes Zwischenspiel nach blutigster Marie-Schlitzerei was für hammermäßiges Crescendo eines H vom ppp -> fff und dann kriegt Hörer plötzlich krude Kneipe-Mucke in seine bereits ungechillte Fresse... Wow !!!!!!!! Wie mega-scharf geht denn da die Chili-Mucken-Lutzi ab….

    Bei der vergleichsweise großförmigeren, großzügigeren, verschwenderischen Lulu-Mucke kommt Feeling auf, als ob Mucke fortlaufend zu sich sowas wie Distanz einnimmt. Vielleicht trägt dazu auch häufige Trennung z.B. in bereits zu Beginn der 1. Szene vom 1. Akt in einerseits rezitativischen bzw. gesprochen (opera comique-artig ?) und andererseits quasi Mucken-Nummern-Parts bei („.Sie verstehen scheinbar keinen Scherz….“) ("Ich finde, du siehst heute reizend aus..") oder Anleihen an Weill-Mucke oder lakonische Schigolch-Holzbläser-Mucke oder ausgedehnte Zwischenspiele……oder... und..oder ...und....

    Manche Berg-Steiger stänkern gegen den 3. Akt an. Mach ich mir aber gar nicht zu eigen. Finde den supi, vor allem, wenn Live-Mitschnitt aus NYC unter Jimmy vom 24.04.02 eingeschmissen . ... wie darin MET-Instrumentenquäler unter Jimmy zirkushaftes Parlando in der 1. Szene (Pariser Spielhölle) fetzig hochpeitschen und in coolem Kontrast zu den Duetten setzen und später im Zwischenspiel die Wedekind-Variationen ächzend zum riesig-resignativen Saumagen aufblähen lassen, der dann im Londoner paradetrommelnden Regen abkackt, kommt einfach super-geil rüber …

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • w a s für eine Opernbesprechung :P :P :P :P :P

    dergleichen muss doch der Mit- und Nachwelt in ausreichendem Maße zur Kenntnis übergeben werden, dergleichen kann doch nicht auf so 'nem entlegenen Kulturkanal vor sich hin säuern … … aber mal gannzz äährlich jezz :jaja1: :jaja1: :jaja1: :jaja1: :jaja1:

    bzgl. Lieblingsoper hab ich n' anderes Assoziations-Geflecht :P ist für mich ganz einfach halt d a s Öperchen, mit dem ich derart aufgewachsen bin wie andere Leut' meines Jahrgangs mit Marmor Stein + Eisen, dem Sound of Silence oder weiß der liebe Henker was . . . . .

    ist also der R i g o l e t t o
    la-ra II: la-rah la-ra :II la-rall lalaaa = = > > g ö t t l i c h >auch wenn ich nie begriffen habe, warum Maddalena dringend eine Hure sein muss<

    :wink:

    Das TV gibt mehr 'Unterhaltung' aus, als es hat - in der bürgerl. Gesetzgebung nennt man das 'betrügerischen Bankrott' Werner Schneyder Es ging aus heiterem Himmel um Irgendwas. Ich passte da nicht rein. Die anderen aber auch nicht. FiDi über die Teilnahme an seiner ersten (und letzten) Talkshow

  • Das Bedürfnis nach Wiederholung eines speziellen Erlebnisses schließt andere Erlebnisse aus

    Nun, ich möchte doch weiter differenzieren.
    Es geht - aus meiner Sicht - gerade nicht um Ausschluss. Das Lieblingswerk soll/wird nicht monomanisch dominieren.
    Und insofern ist das missverstanden, das "Bedürfnis nach Wiederholung" nur auf das eine Werk zu beziehen. Und es geht ja auch zunächst nur um das Genre "Oper".
    Ich will das an deinem Bild fortspinnen:
    Der immergleiche Urlaubsort, an dem es "schön" ist im Ggs. zum gewohnten, vielleicht "öden" Wohnort.
    Ich blicke in zwei Richtungen:
    Musikalisch kann ich einen Heimatort(Herkunfsort, der erste Einstieg in klass. Musik) haben, z.B. die Klassische Moderne, zu dem(r) ich immer wieder gern zurückkehre, wo ich nachhaltige Geborgenheit - oder Vertrautheitspunkte habe mit Menschen, mit Orten, mit Erinnerungen.
    Und daraus mache ich Ausflüge in andere Gebiete, sozusagen in die Fremde, und finde letztlich und immer erneut zurück zu den Schätzen der Heimat, wo es diese wunderbaren Orte gibt, mit denen die Schönheit garantiert ist, bei mir sind dies Prokofjew, Strawinski und Co.
    Das verstehe ich unter dem Begriff "Lieblings...".
    Es geht also gar nicht darum, "anderen Blumen die Verehrung zu verweigern, weil meine ganze Zeit von der Lieblingsblume absorbiert wird", sondern die Liebe zu dieser "Heimat" leuchtet auch zu den anderen Gebieten(Epochen) und macht Lust anderes kennen zu lernen.
    Daher meine Bewunderung für die anderen Klassikbegeisterten, die sich in mehreren Epochen "Heimaten" erschlossen haben.
    Es ist vollkomemn ok, wenn man sich nicht entscheiden kann zu der einen "Lieblingsoper". Aber es kann andererseits nicht beliebig sein, in "welche Blumenblüte ich grade meine Nase versenke."
    Manche riechen nach nichts; sonst gäbe es keinen Unterschied zwischen André Rieu und Issac Stern oder zwischen Salieri und Mozart.
    :sofa1:

    Lb. Gr.

    Cäcilius

    "Ist es ein Fortschritt, wenn ein Kannibale Messer und Gabel benutzt?"
    (S.J.Lec)

  • So sehe ich das auch - und habe insofern auch kein Problem mit der Bezeichnung "Lieblingsoper". Problematisch bzw. unmöglich ist es mir, nur einen Favoriten zu benennen.

    Dieser dein Satz ist ja mittlerweile Geschichte:
    Es ist also doch möglich:
    Nur noch eine also:
    "Die Gezeichneten"
    Eine sehr gute Nachricht!

    Ich hätte mich auch gewundert, denn das Thema fordert ja ausdrücklich die Nennung der einen absoluten, sofern es e i n e gibt.

    Bei mir gibt es das auch: sich nur schwer entscheiden zu können; aber letzlich ist es das Herz, dass da klüger ist als der Verstand.

    "Die Verlobung im Kloster" - mein Über-Favorit gibt es übrigens derzeit in Berlin "Unter den Linden" mit Barenboim und einen fantastischen Sängerensemble.

    Lb. Gr.

    Cäcilius

    "Ist es ein Fortschritt, wenn ein Kannibale Messer und Gabel benutzt?"
    (S.J.Lec)

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