VERDI: Il Trovatore - Virtuoser Reißer oder perfekte Italianità?

  • Da ich noch keinen Trovatore habe, habe ich da mal zugeschlagen, für 99 Cent, wenn auch
    gebraucht, kann man nichts falsch machen.
    Danke für den Tip.


    Das ist ja witzig, genau das habe ich gestern auch getan, zu einem ähnlichen Preis! Hatte bisher nur einen Mitschnitt vom vielgescholtenen diesjährigen Salzburger Trovatore und dachte, dass ich auf Dauer doch einen anderen brauche. Ebenfalls danke für den Hinweis.
    LG, Amaryllis

  • Zitat von »HollaD«



    Da ich noch keinen Trovatore habe, habe ich da mal zugeschlagen, für 99 Cent, wenn auch
    gebraucht, kann man nichts falsch machen.
    Danke für den Tip.

    Das ist ja witzig, genau das habe ich gestern auch getan, zu einem ähnlichen Preis! Hatte bisher nur einen Mitschnitt vom vielgescholtenen diesjährigen Salzburger Trovatore und dachte, dass ich auf Dauer doch einen anderen brauche. Ebenfalls danke für den Hinweis.
    LG, Amaryllis


    Das ist wirklich witzig.

    Ich habe gestern festgestellt, das ich doch eine Trovatore Aufnahme besitze, nämlich die aus der obigen
    abgebildeten Box Verdissimo. Die habe ich natürlich auch gestern sofort gehört, und bis auf die eingefangene
    Stimme des Soprans hat sie mir auch gut gefallen, für das Jahr eine ausgezeichnete Tonaufnahme.
    Die Sänger vermag ich nicht zu beurteilen, da fehlt mir die Erfahrung, bin ja auch ein relativ Neuer Opernhörer.
    Aber jetzt hat mich auch der Opernvirus infiziert, deshalb sind solche Threads wie dieser hier Gold wert.

    Gruß, HollaD

  • Hatte bisher nur einen Mitschnitt vom vielgescholtenen diesjährigen Salzburger Trovatore und dachte, dass ich auf Dauer doch einen anderen brauche.

    Wenn Du für einen lächerlichen Preis einen erstklassigen Trovatore suchst, kannst Du mit diesem nichts Falsches machen (den gibt's auch in einer anderen Aufmachung gebraucht ab 0,01 € - das Bild läßt sich nicht einstellen: einfach nach Trovatore Domingo Price suchen):

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Hallo Philbert, vielen Dank für den Tipp; habe gerade gesehen, dass diese Aufnahme hier schon in einigen Beiträgen durchweg positiv besprochen wurde (#12, #19, #24, #30) -- das 0,01-EUR-Angebot habe ich gefunden. :thumbup:
    LG, Amaryllis

  • Scala di Milano (Live) 1962, Walhall 2012

    Was mich an dieser Aufnahme interessiert hat, war nicht zuletzt der Vergleich mit der nur ein halbes Jahr früher aufgenommenen Studio-Einspielung des "Trovatore" unter Tullio Serafin, ebenfalls mit Stella, Bastianini und Vinco, die zu meinen absoluten Favoriten gehört.

    Begreiflicherweise kann die Live-Aufnahme bezüglich der Tonqualität nicht mithalten, zumal das ein bloß semiprofessioneller Mitschnitt zu sein scheint (daran gemessen, ist das Ergebnis jedoch recht gut). Dafür hat man eben eine andere Atmosphäre mit eigenem Reiz. Und eine Aufführung mit Sternstundencharakter.
    Wie die meisten bedeutenden Dirigenten, ist auch Gianandrea Gavazzeni darauf bedacht, nichts Reißerisches zu produzieren. Typischerweise wird - so wie auch bei Serafin - die Stretta nur einstrophig gesungen. Was mich willenlosen Fanatiker - ich gesteh's - oft zu sofortiger Hörwiederholung bringt. Im direkten Vergleich mit Serafin stelle ich diesen noch eine Stufe höher, aber das ist ein Vergleich in Stockerl-Regionen.

    Womit wir bei Franco Corelli wären, ein zu Recht berühmter und beliebter Manrico und außerdem der klassische Gegensatz zum höfisch-kultivierten Carlo Bergonzi unter Serafin, nämlich ein kraftvoll-heldischer Manrico, mitunter etwas ungeschliffen, aber mit betörendem Timbre, vollem Organ und müheloser Höhe. Man kennt ja alle seine Stärken wie auch seine Schwächen (die tenoralen Allüren - hier in dieser Aufnahme ein bißchen merkbar - sollten ihm nicht so übel genommen werden, ohne sie wäre das Mailänder Publikum wohl ein wenig enttäuscht gewesen, so aber jubeln ihm die Zuschauer justament zu). In den ersten beiden Teilen strengt sich Corelli allerdings nicht besonders an und verläßt sich mehr auf seine beträchtliche Routine. Er bleibt zwar eindrucksvoll genug, gerät aber ein paar Mal doch mehr ins Kraftvoll-Laute als gut ist. Das dürfte er selbst bemerkt haben, denn in der zweiten Hälfte ist er voll da (natürlich wird er gewußt haben, daß er eine hinreißende Stretta singen mußte) und zeigt besonders im Schlußbild, daß er sehr wohl über Ausdrucksqualitäten verfügt, die einen schmelzen lassen.

    Antonietta Stella war sicher eine der besten Leonoren der Jahre zwischen 1950 und 1970. Meist leider im Schatten von Callas und Tebaldi. Das Beiheft zitiert einen angeblichen Ausspruch von ihr über die beiden Konkurrentinnen: "Sie streiten, ich singe" - zu schön, um nicht erfunden zu sein (zumal ja eigentlich nur die jeweiligen Anhänger sich gegenseitig so heftig befetzten). Stella beherrscht das Elegante wie das Dramatische, leichte Härten in den höchsten Höhen sind eher der Aufnahmetechnik zuzuschreiben.

    Ettore Bastianini sang diesen Luna wenige Tage, nachdem sein Krebsleiden diagnostiziert worden war. Ich kann keine Beeinträchtigung merken. Als Bonus sind einige Ausschnitte mit ihm aus einem "Trovatore"-Gastspiel der Opera di Roma in Berlin unter Oliviero de Fabritiis 1961 beigegeben. In vorzüglicher Tonqualität übrigens (die gesamte Aufführung hat Walhall ebenfalls im Programm) und mit einem diszipliniertem Publikum, das höfllich wartet, bis das Orchester den letzten Ton gespielt hat, bevor es jubelt. Die Stimme klingt da etwas schwärzer. Traumhaft sind aber beide Interpretationen.

    Für Fiorenza Cossotto gilt als einzige Einschränkung wie unter Serafin, daß ihre Stimme eine Spur zu jugendlich anmutet. Man vergißt das aber rasch und vollkommen. Zwar muß sie sich erst etwas warm singen, dann aber legt sie eine Azucena hin, die einen wirklich vom Stockerl reißt. Ihr Gatte Ivo Vinco als Ferrando garantiert ebenfalls höchstes Niveau, ebenso wie Piero De Palma als Ruiz, der seinem Beinamen als bester secondo tenore der Welt alle Ehre macht.

    Kinder, das waren Opern-Zeiten! Hier trifft die nostalgische Feststellung wirklich zu (sie ist nicht einseitig gemeint!).

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Ihr Lieben,

    ein Zufallskauf war das hier:

    Es handelt sich um den Mitschnitt einer Aufführung aus Covent Garden aus dem Jahre 1975. Guadagno dirigiert - man ist bei ihm in sicheren Händen, ich kann mir vorstellen, daß Sänger sich ausgesprochen wohl bei ihm fühlten.

    Ich war sehr überrascht, wie substanzreich und schön Carlo Cossutta als Manrico singt; ich gestehe, ich hatte ihn nie richtig auf dem Schirm. Selbst die Stretta (allerdings auf eine homöopathische Dosis verkürzt... :pfeif: ) singt er ohne hörbare Anstrengung. Seine Stimme klingt für mich voll und angenehm; vielleicht fehlte ihm das Unverwechselbare, sonst wäre er an der Spitze des Tenorzirkus wohl präsenter gewesen.

    Montserrat Caballé singt eine schöne Leonora, engagiert, wohltönend. Es beeindruckt vor allem ihre absolute Vertrautheit mit der Partie. Vielleicht war es nicht ihre beste Leonora, aber man wird trotzdem mitgerissen.

    Ich bin ja einer der größeren Fans von Sherrill Milnes, aber sein Luna begeistert mich hier nicht - kein Vergleich mit der Mehta - Aufnahme. Obwohl - vielleicht ist das unfair; Letzteres ist ja eine Studio-Aufnahme, da kommt seine besondere Art des Singens vielleicht besser heraus. Hier macht er den Eindruck, als sei er nur irgendwie dabei und müsse immer Lautstärke und Ausdruck fein- und nachjustieren.

    Star der Aufnahme ist für mich Irina Archipova als Azucena. Ich habe sie nur einmal live gehört - irgendwann nach 2001 in Chisinau bei einem Konzert zu ihren Ehren, da sang sie die winzige Szene der Gräfin/Fürstin aus Pique Dame, mit den Resten einer Stimme, wie man sie halt mit 80 Jahren gemeinhin so hat. Kein Vergleich mit der Spitzenleistung in dieser Aufnahme. Azucena klingt von anderen oft wie aus einer Tonne, dunkle Stimmen werden oft noch dräuend-dramatischer gemacht. Die Archipova hat das nicht nötig; sie singt volltönend, mit hervorragend verblendeten Registern, textverständlich, engagiert, wirklich bis zum Ende dabei: höchst eindrucksvoll. Alleine ihretwegen lohnt der Kauf dieser Aufnahme.

    Das Publikum tobt und jubelt ausgiebig - und ich dachte immer, die Briten warteten vornehm den Aktschluß ab, um zu applaudieren? :sleeping:

    Klanglich ist der Live-Mitschnitt in Ordnung, aber nicht mehr: wahrscheinlich war vor fast 50 Jahren mehr nicht wirklich drin... Also: eine willkommene Ergänzung der Trovatore-Sammlung.

    Grüße!

    Honoria Lucasta

    "...and suddenly everybody burst out singing." (Busman's Honeymoon)

  • Ich habe mir gerade mal Arie und Stretta mit Cossutta angehört, leider ist die Wiedergabe auf YT extrem leise. Aber es gibt noch einen Mitschnitt aus dieser Serie mit einer Ljiljana Molnar Talajic und mit Dragoslav Aleksic am Pult, der von der Lautstärke her besser ist.

    https://www.youtube.com/watch?v=LG9H6rIx1eM

    Ich habe Cossutta nur einmal gehört, als Otello und das sehr gegen Ende seiner Karriere. Von daher bin ich sehr überrascht, wie fein und differenziert er singen konnte. Die Arie strömt wunderbar und auch wie er in der Stretta die kleinsten Notenwerte berücksichtigt, ist wahrlich vorbildlich. Dafür aber fehlt mir dann doch ein wenig Metall in der Stimme. Den alle mitreißenden 'Krieger' nehme ich ihn dann nicht so richtig ab. Aber es ist wohl halt so wie meistens. Entweder eine sensible Arie oder eine knallige Stretta. Beides bekommt man wohl selten.

    Der kurze Abschnitt mit Caballé ist allerdings ein Traum. Beide scheinen sich ja in feinsten Linien überbieten zu wollen.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

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