Sind wahrscheinlich die meisten von uns. Spannend wird's doch aber erst so richtig, wenn man sich von dem löst, bzw. über das hinaus geht, was man sozusagen mit der musikalischen Muttermilch in die Wiege bekommen hat.
Lieber DiO,
Ich kann Dich versichern: ich habe mich gelöst von der "Prägung".
Was ich mitbekam von Hause war ab Barock (von meinem Vater), über verhältnismäßig sehr wenig Klassik, via Romantik (Mutter, aber auch Vater) bis hin ins 20. Jhdt (beiden Eltern). Daneben Operette (Großmutter), wenig Opern (Familie), Lieder (Familie), Films mit Musik wie in den 20. und 30. Jahre gemacht wurden (denke an Nelson Eddy, Jeanette McDonald, Lilian Harveu, Willy Fritz, usw). Jene Filme habe ich in den 60. Jahre fast alle über die Belgisch TV gesehen,
Weiter Französische Chansons, Jazz, Schlagers, usw (wieder die ganze Familie).
In der Schule gab es eine Allgemeinbildung. Jedes Zeitalter, jede Stil wurde behandelt.
Beim Gesangunterricht wurde fast nur Romantik gewählt. Oder Barock. Meine Lehrerin hatte dafür auch eine Erklärung. Sie sagte "Du liebst ja Mozart (damals schon ) und wird ihn deswegen ohnehin singen. Außerdem ist Mozart eine Schonung der Stimme. Ich muß aber gerade versuchen aus Deiner Stimme herauszuholen, was darin steckt. Mozart kannst du dann zur Erholung singen".
Die klassische Epoche (zusammengefaßt Mannheimer, echte Klassik und Früh- bis Mitte-Romantik) habe ich selbst gewählt, weil sie mir damals so gefiel. Und immer mehr gefällt.
Und genau daran krankt meiner Meinung nach Dein Aufhänger: Du wirfst hier Natur (Biologie) und Kultur (von Menschen gemachte Musik) in einen Topf. Das mag als metaphorische Analogie brauchbar sein, im Detail finde ich das aber höchst problematisch.
Hier machst Du m.E. einen Gedankenfehler. Denn die Evolutionsmetapher paßt sogar sehr gut.
Die Quintessenz ist, daß (Ver)Änderungen fast immer statt finden, weil es kleine (Splitter)Gruppen (oder Einzelwesen) gibt, die etwas anders denken/tun/dachten/taten. Und damit und dadurch etwas in Bewegung brachten, daß Folgen hatte. Menschen abseits des Mainstreams also. Ergo: am Rande!
Auch in der Musik gibt es solche "Schlüsselpersonen". Palestrina, Monteverdi, Gluck, die Gruppe der Mannheimer Musiker, Weber wenn es sich handelt um Romantischen Oper; Mercadante, der Verdi beeinflußt; etc, etc, etc.
Daneben gilt noch, daß die "alte" Gruppe sich nicht ohne Kampf verloren geht. Sie beharrt auf ihren Einfluß. Du weißt doch, "la garde meurt mais ne se rend pas".
LG, Paul