Und noch was: Petrenko ist auch ein höchst mittelmäßiger Dirigent, der es immer sehr eilig hat und so durch wesentliche Stellen durchhetzt und darüber hinaus bemerenswert emotionslos dirigiert. Insofern passt er zu Currentzis. So schlimm wie Currentzis ist er zwar nicht, aber niemand ist so schlimm wie Currentzis, insofern ist das keine Leistung.
Gestern habe ich übrigens eine gute Freundin, die ihr bisheriges Leben lang sehr viel mit Musik zu tun hatte, aus einer Profimusikerfamilie kommt, viele Instrumente spielt, jahrelang singen gelernt hat, sehr viele Leute in dieser Branche kennt, aktuell aushilfsweise in Chören singt, regelmäßig in Konzerte geht etc. und die generell fast immer komplett recht hat (nicht nur bei musikalischen Themen), per WhatsApp gefragt, ob sie den Petrenko auch für überschätzt hält. Ihre Antwort lautete exakt folgendermaßen: "überschätzt? nein, gar nicht xD ich kenn nämlich niemanden, der ihn für passabel hält".
So ist es.
Ich habe wirklich versucht, Deinem jugendlichen Elan einen gewissen Charme zuzusprechen, aber das ist nur noch lächerlich.
Ich habe von Petrenko Darbietungen gehört, die einfach nur außergewöhnlich waren, z. B. seinen "Ring" aus Bayreuth (mit einem Schluss der Götterdämmerung, der bei mir den Mund offenstehen ließ).
Da Du ja offensichtlich Wert auf Expertise legst: ich spiele mehrere Instrumente, hatte mehrjährigen Theorieunterricht bei einem Komponisten und Hochschulprofessor (der seinerseits bei einem der bekanntesten Komponisten des 20. Jahrhunderts studiert hat), bin aktiver Laienmusiker, mit international angesehenen konzertierenden Musikern befreundet, ebenso mit einem sehr renommierten Musikwissenschaftler. Ein Konzert, an welchem ich 2018 beteiligt war, wurde im Fernsehen übertragen, mein letztes Konzert war Teil eines Musikfestivals. Mein letztes rein privates Projekt war es, beide Bände des Wohltemperierten Klaviers durchzuspielen.
LG