Joaquín Rodrigo

  • Joaquín Rodrigo

    Es gibt wohl kaum einen Komponisten, bei dem das Verhältnis zwischen Bekanntheit resp. anhaltender Popularität und Ignoranz resp. Mißachtung in Kennerkreisen so krass ist, wie bei Rodrigo (1901-1999) und seinem Concierto de Aranjuez von 1939. Das kennt hier irgendwie jeder - jedenfalls das Thema des 2. Satzes - und er steht in keinem meiner Nachschlagewerke. Typischerweise wird er hier im Forum durchaus nicht so wenig gehört, findet sich dann aber in einem "zu unrecht bekannt"-Thread genannt, sonst in keinem "Sachthread". Also quasi Musik für die Doofen, wer denken und schreiben kann, der verachtet sie. Als braver Modernski hatte ich auch bis vor kurzem keine Rodrigo-Aufnahme und erst jetzt in Zuge meiner Sammlungs-Ausweitung in alle möglichen Richtungen, bei der quasi jeder irgendwie Bekanntere als Bildungslücke fungiert (irgendwann sollte ich damit aufhören ...) habe ich

    erstanden und das Stück, das alle kennen, gehört, bei passendem Wetter mit wenig unter 30 Grad im stickigen Musikzimmer leicht benebelt, entfaltete das Gesülze seine volle Wirkmächtigkeit, vor allem gegen Ende des zweiten Satzes, wenns satt in den Streichern gesetzt ist:
    :faint:
    verursachte es mir Pärtsche Anmutungen. Große Musik!
    Übrigens war Rodrigo blind, seit er 3 war, hatte es im Leben nicht immer so leicht und wurde von de Falla gefördert, soviel Biographie gehört in einen ordentlichen Threaderöffnungsbeitrag!
    (Hier ist es auch ziemlich warm.)

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Die "Phantasia para un Gentilhombre" fand ich eigentlich auch ganz schön...

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Die "Phantasia para un Gentilhombre" finde ich sogar noch viel schöner als dieses Concerto per Aranjuez :P

    Viele Grüße - Allegro

    "Musik ist ... ein Motor, Schönheit, Intensität, Liebe, Zauber, alles in allem: ein Elixir." Lajos Lencsés

  • Ich bekenne mich (heute ist mein Bekenner-Tag ^^ ) , die Musik Rodrigos schon seit vielen Jahren oft und gerne zu hören, nicht nur die für Gitarre und Orchester.
    Meine Favoriten sind:
    Concierto Madrigal für 2 Gitarren und Orchester l-l
    Concierto Andaluz für 4 Gitarren und Orchester l-l
    Concierto heroico für Klavier und Orchester l-l
    Concierto Pastoral für Flöte und Orchester l-l
    und, und, und...


    Am allerliebsten wenn es Sommer und heiß ist und die Sonne brennt, dazu 1, 2 Gläser Rotwein und Spanien ist in Berlin! ^^


    Bleibt noch anzumerken das Rodrigo ein biblisches Alter von fast 99 Jahren erreicht hat,
    1991 mit 90 Jahren wurde er von König Juan Carlos in den erblichen Adelsstand erhoben, als Marqués de los Jardine de Aranjuez


    Herzliche Grüße:
    KALEVALA :wink:

    Die Wahrheit ist hässlich: wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen. (Nietzsche)


    Es gibt nichts Überflüssigeres und Schädlicheres als wie Musik. Wenn ein Mensch eine gewisse Zeit lang Musik hört, wird sein Gehirn faul und unseriös. (Ayatollah Khomeini)

  • Im Gitarrenmusik-Thread unter "Kammermusik" auf S.1 ab Post #27 geht es auch um Rodrigo und seine Kompositionen für Gitarre


    :wink:

    amamusica :pfeif:

    Ein Blümchen an einem wilden Wegrain, die Schale einer kleinen Muschel am Strand, die Feder eines Vogels -
    all das verkündet dir, daß der Schöpfer ein Künstler ist. (Tertullian)

    ...und immer wieder schaffen es die Menschen auch, Künstler zu sein.
    Nicht zuletzt mit so mancher Musik. Die muß gar nicht immer "große Kunst" sein, um das Herz zu berühren...


  • Danke für die Nennung der beiden weiteren Gitarren-Konzerte :P

    Mit dem Andaluz für 4 Gitarren bin ich nun durch; das ist auch sehr hübsch.

    Aber richtig gut gefällt mir das Madrigal für 2 Gitarren 8+) - das werde ich nun sicher öfters mal hören ;+)

    Viele Grüße - Allegro

    "Musik ist ... ein Motor, Schönheit, Intensität, Liebe, Zauber, alles in allem: ein Elixir." Lajos Lencsés

  • Hallo zusammen,

    die Gitarre ist seit vielen Jahren eine meiner Lieblingsinstrumente. (Sie ist das einzige Musikinstrument dem ich einige Töne in korrekter Reihenfolge entlocken kann.)

    Aus diesem Grund höre ich sehr gern Gitarrenmusik. Diese Einspielung mag ich ganz besonders.

    LG
    Maggie

    Wenn Einer kümmt un tau mi seggt, Ick mak dat allen Minschen recht, Dann segg ick: Leiwe Fründ, mit Gunst, O, liehr'n S' mi de swere Kunst. - Fritz Reuter

  • Ich überlege mir gerade, ob es ein Zufall ist, dass bei dieser romantischen Wohlfühlmusik der Anteil weiblicher Beiträger für dieses Forum überproportional hoch ist.
    ;+)
    Anbei noch der Link zum Gitarren-Kammermusik-Gespräch in dem es auch um Rodrigo ging:
    Kammermusik für Gitarre, Laute, Mandoline: Ohrwürmer und anderes freundliches Getier...

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  • Von dort:


    Ob jetzt Giuliani oder Rodrigo "flacher" ist in der Verarbeitung, weiß ich nicht so recht. Das Hauptproblem von Gitarrenkonzerten scheint mir die Schwäche des Instruments zu sein, da knallt ja beim Aranjuez-Konzert auch das Orchester stark heraus - andererseits wenn man Klavierkonzerte der Mozartzeit mit originalen Hammerflügeln hört, dann ist das Klavier auch sehr leise, und die Duos für Gitarre und Klavier von Diabelli scheinen ganz gut ausbalanciert, aber auf CD könnte man natürlich mogeln ...

    Dass Rodrigo also so bekannt ist, weil er mal im Gegensatz zu den anderen Komponisten ein eingängiges Konzert für Gitarre geschrieben hat, hat jedenfalls hier im Thread gefehlt und das war mir gar nicht mal so bewusst. Castelnuovo-Tedesco, von dem ich bislang nur Gitarren-Solo-Werke kenne, ist aber in denen zumindest auch nicht weniger radikal-konservativ. Die Kombination Solo-Gitarre im frühen 20. Jahrhundert und Stil von vorgestern scheint irgendwie eine Konstante?

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    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Die Kombination Gitarre im frühen 20. Jahrhundert und Stil von vorgestern scheint irgendwie eine Konstante


    Mal in den Raum spekuliert: Die besagte Zeit war eine Art Renaissance der Gitarre, und der Mangel an wirklich begeisternden Konzerten für dieses Instrument eklatant. Also klare Marktlage.

    "Stil von Vorgestern" triffts auch nur halb: die Kombination klarer Tonalität mit folkloristischen Elementen und Spielweisen war "vorgestern" in dieser Form ja noch nicht da, jedenfalls in dieser spezifisch gitarristischen Kombination.

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Dass der "Stil von Vorgestern" nicht trifft, war mir klar - schließlich gibt es in den Ecksätzen des Aranjuez-Konzerts dezente Neoklassizismen, also falsche Töne, denen man anhört, dass Rodrigo die moderne Pariser Szene um Strawinsky gekannt hat.
    Bei Peppings zeitgleicher 1. Sinfonie stoßen mir die vehementen Klassizismen auch mehr auf als hier. Irgendwie ist Rodrigos Neoromantik schon auch "frisch" in seiner Zeit.

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    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Sehr Subjektives zu Rodrigo

    Ob jetzt Rodrigos Musik künstlerisch besonders anspruchsvoll, besonders wertvoll ist oder nicht, will ich nicht beurteilen, da mich gerade mit seinem Concierto de Aranjuez sehr persönliches verbindet, war doch das das erste Konzert, das ich nach der Beerdigung meiner Lebensgefährtin gehört habe. Durch seine Einfachheit, seine Schönheit und die ihm eigene Melancholie, die sowohl Trauer als auch Schmerz akzeptiert, hat es mich nicht "überfahren" , sondern sich gleichsam nur beigesellt und mir Platz für meine Empfindungen und Gedanken gelassen.
    Ich höre es nicht oft und wenn ich es höre, dann mit großer Liebe.

    Und selbstverständlich habe ich auch die anderen Konzerte Rodrigos kennen gelernt. Sind alle einfach und leicht verständlich, voll von Schönheit, die mit einer gewissen Melancholie durchsetzt ist. Und weil ich mir genau das bewahren möchte, höre ich sie sehr selten und analysiere sie dabei auch nicht, weil es alle miteinander kleine Schönheiten sind, die ich mir bewahren möchte.

    B000BVXC7G

    Batiz, der dem ein oder anderen über seine Villa Lobos-Einspielungen bekannt sein dürfte, liefert eine sehr gesangliche, schöne Interpretation, die aber auch Rodrigos diverse kleine "Modernismen" deutlich zur Geltung bringt. D.h. man weiß bei Batiz trotz aller Schönheit und südländischem Flair, dass es sich um Musik des 20. Jahrhunderts handelt.

    Spartacus

    Für Monika

  • Batiz war/ist der ideale Dirigent für die Musik Latein-Amerikas (und noch weit darüber hinaus). Die Brilliant Classics-Aufnahmen wurden im Original von EMI veröffentlicht.

    Die EMI-Box ist zur Zeit für schlappe 3,99 € gebraucht zu erwerben, also ein echtes Schnäppchen.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Rodrigo hat neben seinen Gitarrenkonzerten auch Lieder geschrieben: bekannt sind wohl vor allem die "Cuatro madrigales amatorios", Bearbeitungen von spanischen Volksliedern bzw. Renaissanceliedern. Unter den Originalkompositionen unter den Liedern scheint mir besonders das eigenwillige "Triptic de Mossén Cinto" (1. L'harpa sagrada, 2. Lo violì de San Francesc, 3. San Francesc i la cigala) interessant.

    Auch die späteren Lieder ("Rosalíana", "Cantos de Amor y de Guerra") werden zunehmend spröder, ohne natürlich zur Avantgarde aufzuschließen.

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Ich möchte überhaupt einmal auf die Naxos-Serie hinweisen, die insgesamt einen mehr als nur grundsoliden Eindruck macht. Ich habe einige CDs davon und finde sie sehr gut gelungen. Hier habe ich einfach mal Volume 1 genommen, die auch mit EINEM Cent sehr günstig zu erwerben ist bei Amazon zur Zeit.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Die Klaviermusik von ihm scheint mir nicht so präsent zu sein.
    Beim Hören der »Suite para piano« (speziell das Preludio) und der »Toccata en modo de pregón« musste ich irgendwie an Ravel denken.
    Pau

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können. (Noam Chomsky)

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