NAXOS 2005, aufgenommen 2002 (die Bonus-Nummern 2003)
Daß Richard Bonynge ein wunderbares Dirigierhändchen für die Operette hat, ist eine längst bekannte Tatsache, welche durch diese Aufnahme mit dem Slowakischen Radio-Symphonieorchester großartig bestätigt wird. Bonynge weiß nämlich sehr genau, daß Temperament und Schnelligkeit nicht kongruent sein müssen, nimmt eher getragene, ausschwingende Tempi, die er mit lebhafteren Momenten gekonnt kontrastiert. Natürlich schwelgt er dabei in Rubato-Effekten, genau wie es sich für die Kálmánsche Musik gehört.
Leider, leider liegt auch hier wieder einmal nur eine Kurzfassung vor, die von einem bloßen Querschnitt nicht weit entfernt ist, und es tröstet wenig, daß einige Orchesternummern aus anderen Operetten als Bonus beigegeben sind. Denn mit Yvonne Kenny hatte man eine Sylva Varescu zur Verfügung, die als ideale Interpretin der Titelrolle anzusprechen ist. Die Australierin ist bei uns viel zu wenig bekannt. Ihre dunkel timbrierte Stimme verfügt über Wärme und Sinnlichkeit, ihr voller Klang steht dem der großen Operettendiven des vorigen Jahrhunderts nicht nach. Die Sylva ist ihr wie auf den Leib und die Stimmbänder geschrieben.
Michael Roider als Edwin (bekannt auch aus Mörbisch) paßt gut zu ihr, vermittelt glaubhaft sowohl den Verliebten wie den Aristokraten, ohne als Weichei zu wirken. Heinz Holecek als alter Fürst ist natürlich auch eine gelungene Besetzung, obwohl er hier nicht alle Register zieht und einige Abnützungserscheinungen erkennen läßt (was aber im Grund dem Leopold Maria ja angemessen ist).
Marko Kathol und Mojca Erdmann verkörpern das Buffopaar Boni und Stasi. Kathol, den ich auch von der Bühne her kenne, ist an sich ein guter und sympathischer Sänger, der aber vom Typ her eher einen guten Edwin abgäbe. Für die Komik fehlt ihm und seiner Partnerin ein bißchen die Lockerheit. Auch der Feri Karl-Michael Ebners könnte mehr Temperament vertragen, aber schlecht sind alle drei nicht, nur halt etwas steif für meine wienerisch-ungarischen Ansprüche.
Den obigen und sonstigen Empfehlungen für die Edition kann ich mich aber nur anschließen. Kenny und Bonynge sind ein Glücksfall und hymnischer Begeisterung wert. Das Orchester geht munter und versiert mit. Roider ist auch über dem Durchschnitt. Schwach ist niemand (außer vielleicht die alte Fürstin, die aber hier nur ein paar belanglose Sätze aufzusagen hat). Operettenfreunde in aller Welt, greift zu und genießt!
Liebe Grüße
Waldi