WAGNER: Die Meistersinger von Nürnberg – Verachtet mir die Meister nicht!

  • Stille Wasser (Magdalene) sind ja bekanntlich tief. Aber sicher, dass das Kind von Balthasar Zorn ist? Es könnte auch genauso gut von Augustin Moser sein. Oder von Ulrich Eißlinger. Oder von Hans Foltz. So genau weiß das niemand, möglich ist bei dieser Magdalene alles. Oder von Niklaus Vogel? Der sich dessen noch immer schämt und sich deshalb wegen Krankheit entschuldigen lässt.

    Glückwunsch. Nun hast du es endlich kapiert. :verbeugung2: Die Nymphomanin hat halt halb Nürnberg flachgelegt. :*

    War total ernst gemeint, für mich funktioniert das gut. Aber ich hab den Entwurf meinen Freunden gezeigt, die darüber den Kopf geschüttelt haben und ihn für Mist befunden haben. Also vielleicht doch fürs Satire-Forum

    Vielleicht wäre auch ein Thread 'Wie würdet ihr XY inszenieren' gar nicht schlecht.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Ja, mindestens halb Nürnberg. Und sie musste aus Regensburg flüchten, weil dort ihr Ruf schon zu ruiniert war.

    Ja, auch das ist eine super Idee. Ich werde gleich morgen einen entsprechenden Thread eröffnen, also den "ernstgemeinten". Wenn Du Lust hast, kannst Du vielleicht dafür einen Satire-Thread im entsprechenden Forum eröffnen, dann kommen sich die beiden Intentionen nicht in die Quere. :D Ist aber nur ein Vorschlag!

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Ja, mindestens halb Nürnberg. Und sie musste aus Regensburg flüchten, weil dort ihr Ruf schon zu ruiniert war.

    Regensburg auch noch. Was für ein Flittchen. :D

    Ja, auch das ist eine super Idee. Ich werde gleich morgen einen entsprechenden Thread eröffnen, also den "ernstgemeinten". Wenn Du Lust hast, kannst Du vielleicht dafür einen Satire-Thread im entsprechenden Forum eröffnen, dann kommen sich die beiden Intentionen nicht in die Quere. Ist aber nur ein Vorschlag!

    Mach ich. Ich weiß nicht, ob ich es gleich morgen hinkriege, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. ^^

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Bitte mach Dir damit keinen Stress. Aber das könnten zwei sehr interessante Threads werden! :)

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Daraus hörte ich heute das Vorspiel zum I. Akt der 'Meistersinger'.

    Ich muss ja gestehen, dass ich eigentlich kein Karajan-Fan bin und erst recht nicht im Wagner-Bereich, aber für die 'Meistersinger' kenne ich kaum einen Besseren. Karajans Idee der schlanken, durchhörbaren Wiedergabe passt hier für mein Verständnis ideal, weil die angestrebte Polyphonie Wagners und der leichte, komödiantische Impetus ihm sehr entgegenkam. Von seinem handwerklichen Fähigkeiten, dies entsprechend dirigieren zu können, mal ganz zu schweigen. Leider kenne ich seine GA aus Dresden (noch) nicht, sondern bislang nur die 1951-Aufnahme aus Bayreuth.
    Von daher habe ich mich mit der 1974-Aufnahme des Vorspiels zum I. Akt zufrieden geben müssen. Aber auch die finde ich in der Durchhörbarkeit, in der Behandlung der Nebenstimmen, im gesamten Zusammenspiel, in den Übergängen von lyrisch zu pathetisch, großangelegt, geradezu exemplarisch.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Da in zahlreichen Opern Mord, Totschlag, Notzucht, Folter, Inzest etc. reichlich vorkommen, kann ich nicht ganz nachvollziehen, warum die nicht ungerechtfertigte öffentliche Bloßstellung eines Unsympathen bei einem Betrugsversuch nun menschenverachtend sein sollte. (Ähnliches war noch vor wenigen Jahrzehnten in einem Kinderstück (Der Sängerkrieg der Heidehasen) darstellbar...) Das gehört zwar nicht hierher, aber ich sehe bei allem Verständnis für die vielleicht manchmal notwendige Sensibilität eine Übersensibilisierung (in Minima moralia verurteilt Adorno meiner Erinnerung mal die Gewaltsamkeit des Türzuschlagens...) und damit eine Verharmlosung handfester Menschenverachtung.
    Und mit dem Wegsperren in den Giftschrank wäre ich noch vorsichtiger. Die das gemacht haben, waren immer überzeugt, die "Guten" zu sein. Und manchmal hatten sie vielleicht auch Recht mit dem Wegsperren.

    Volle Zustimmung!

    Zum heiteren Genre gehört es nunmal auch, dass man sich ggf. über jemanden (oder manchmal sogar ganze Gruppen) lustig macht.

    Und in den "Meistersingern" zieht Wagner halt den bekanntesten Kritiker seiner Zeit durch den Kakao, indem er ihm die Figur des dilettierenden Pedanten Beckmesser widmet.


    ... in einen Giftschrank wollte ich die Meistersinger auch nicht einsperren. Ich hatte den Verzicht auf eine Aufführung nur bei bestimmten Voraussetzungen empfohlen, nämlich denjenigen, die einer traditionell orientierten oder einer minimalistischen Aufführung nicht zutrauen, daß sie die menschenverachtenden Züge deutlich machen können und so daß Stück sichb quasi selber richtet. Diese sollten m.E. eher auf eine Aufführung verzichten, als dem Stück etwas à la Kosy aufpfropfen.

    Ansonsten überrascht mich die Inschutznahme der Meistersinger etwas, da ihnen doch hier im Faden recht entschieden antisemitische Intentionen zugeschrieben wurden. Diese spezifische Stoßrichtung würde ich nicht vertreten, aber in der Art, wie zum Schluß "alle gegen einen" stehen, finde ich schon etwas Menschenverachtendes. Gegenbeispiel wäre etwa Falstaff, wo ja auch einer
    (nein, genau genommen nicht nur einer, sondern drei, worauf im Falstaff ausdrücklich hingewiesen wird) kräftig durch den Kakau das Themsewasser gezogen wird, und doch am Schluß eine Versöhnung sich einstellt.

    dazu gehört, daß die Meistersinger nicht wirklich eine "leichte" Komödie darstellen, sondern in ihr z.B. tiefe Fragen der Kunst verhandelt werden. Dieses Schwergewicht beschwert dann dann auch eben den Schluß.

    ---
    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Diese sollten m.E. eher auf eine Aufführung verzichten, als dem Stück etwas à la Kosy aufpfropfen.

    Aber was genau pfropft Kosky dem Stück auf. Ein Inszenierungsstrang ist das Entstehen der Meistersinger aus den Vorstellungen Wagners heraus, ein anderer für mich gewichtigere ist die Möglichkeit oder Unmöglichkeit der Beurteilung von Kunst nicht nur im Sinne eines Wettbewerbs. Und gerade dadurch 'rettet' er die Schlussansprache, in dem er Wagner selber sie vortragen und das Urteil darüber (und über das gesamte Werk) dem Zuschauer überlässt. Für mich eine wesentlich demokratischere und auch näher sich am Werk befindende Lösung, als die unsägliche Diskussion, die Konwitschny in Hamburg auf der Bühne anzetteln ließ. (Ein Zwischenruf aus dem Publikum damals war: Konwitschny - Oberlehrer.) Beide Stränge gehören aber zum Werk dazu, von daher 'aufpfropfen'?

    Ansonsten überrascht mich die Inschutznahme der Meistersinger etwas, da ihnen doch hier im Faden recht entschieden antisemitische Intentionen zugeschrieben wurden. Diese spezifische Stoßrichtung würde ich nicht vertreten, aber in der Art, wie zum Schluß "alle gegen einen" stehen, finde ich schon etwas Menschenverachtendes. Gegenbeispiel wäre etwa Falstaff, wo ja auch einer
    (nein, genau genommen nicht nur einer, sondern drei, worauf im Falstaff ausdrücklich hingewiesen wird) kräftig durch den Kakau das Themsewasser gezogen wird, und doch am Schluß eine Versöhnung sich einstellt.

    Das sehe ich allerdings genau so. Allerdings glaube ich nicht, dass Wagner, von seiner gesamten Persönlichkeitsstruktur so etwas wie den Falstaff hätte schreiben können. ;)

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • EIn Sommermorgentraum.

    Richard Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg

    Hans Sachs – Michael Volle
    Walther von Stolzing – Roberto Saccà
    Eva – Anna Gabler
    David – Peter Sonntag
    Magdalene – Monika Bohenec
    Sixtus Beckmesser – Markus Werba
    Veit Pogner – Gerd Zeppenfeld

    Lehrbuben – Akademie Meistersinger of the Young Singers Project
    Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
    Wiener Philharmoniker

    Daniel Gatti

    Inszenierung: Stefan Herheim

    Der Sekretär Sachsens, welcher beim inszenierten Vorspiel zum ersten Aufzug noch in der Ecke steht, wird, wie von Zauberhand um ein Mehrfaches gewachsen, zur Bühne für Täuferchoral wie Singschul. Boah. Starker Beginn. Quasi ein Inszenierungs-Zitat der Biene-Maja-Festwiese Konwitschnys, welche ebenfalls die Wucht der nationalen Worte durch Verkleinerung der Handelnden brach. So sind wohl auch die im Buch „Des Knaben Wunderhorn“ getrockneten, überdimensionalen Blumen zu verstehen, ebensolche wurden in Hamburg auf die Bühne getragen.

    Diese Meistersinger spielen im Puppenhaus. Dazu passen ein Schaukelpferd und ein halbrundes Ensemble aus Bauklötzen, wie sie beide auch in Herheims Parsifal zu sehen sind. - Spannend ist der häufige Wechsel zwischen Tag- und Nachtbeleuchtung, zwischen Realität und Traum.

    Zum zweiten Höhepunkt des ersten Aufzugs gerät die Freiung Walthers. Schon beim Hinsetzen mit dem Gedenken an die Geliebte verdunkelt sich die Bühne. Erst haut die Wucht seines beim Sprung vom Singestuhl gezogenen Degens die Lehrbuben um, die Meister ein dazu symmetrischer Schwung des linken Armes dann. Wie Käfer fuchteln die Meister auf dem Rücken liegend in Zeitlupe traumverloren in der Luft, nur Sachs und David bringt so schnell nichts aus der Fassung. Stark das Bild im weiteren Verlauf, wenn sich die Meister Seit an Seit mit halbgehobenen Armen verzückt im Takte des Liedes wiegen. Nicht eingestehbare Verzückung durch ein regelwidriges Lied? Fortführung des Sachsens Traum der Rahmenhandlung aus dem Vorspiel? „Es ward einem bang“.
    Schön herausgearbeitet während der Verteidigungsrede des Schusters: Dass auch Angst ein Teil der Verehrung Sachsens ist. – Walther ist wiederholt schnell mit seinem Degen zur Hand, für den Eva schon in der Kirche besondere Faszination empfand.

    Der erste Aufzug ist vorbei, nächtliche Beleuchtung, Sachs zieht den Vorhang zu, und die Singschul schnurrt auf die Größe des Sekretärs zurück.

    Auch im zweiten Aufzug treten nur Zwerge und Kobolde inmitten riesiger Möbel auf – Sachsens (?) blumenbekränzte Büste eingeschlossen, Fliederzweige überdimensional im emaillierten Tonkrug, das Schaukelpferd ward zur Schnecke. Hier ist’s ein Schrank bzw. ein Regal in der Schusterstube, welches zur Bühne wächst. – Der Dialog Eva/Sachs hatte zumindest anfangs für mich seine Länge, mag auch an der Koordination im Graben gelegen haben. – Sachs klopft seine Merkzeichen auf einen Schuh der ungefähren Größe 152 (für Füße, die etwa 1 m lang sind).

    Anstelle der Figuren aus Biene Maja kommen vor der Prügelfuge die sieben Zwerge, Struwwelpeter, Froschkönig, Rotkäppchen und der Wolf, der gestiefelte Kater und wohl noch anderen Märchenfiguren auf die Bühne, ein zwei Meter hohes Buch mit Grimms Märchen zierte schon vorher den Hintergrund. Beckmessers Laute nimmt sich ein Esel. Nürnbergs Bürger tragen Nachtgewänder, geprügelt wird wenig, eigentlich nur Beckmesser. Regenschirme deuten den Wasserguss an. Dennoch ist der Nachtwächter der letzte, der sich nach der nächtliche Orgie erhebt, um gleich wieder wie bewusstlos liegen zu bleiben. Der Sachs der Rahmenhandlung mit Nachthemd und Schlafmütze zieht abermals der Vorhang zu, zu den Klängen des einsamen Fagotts schrumpft die Bühne wieder zum Regal in der Schusterstube.

    Dritter Aufzug. Wohin schrumpft die Stube dieses Mal? Gar nicht! Zu Ende das Träumen, willkommen in der Realität. Abermals Sachs im Nachthemd mit Schlafmütze. Im Regal der Schusterstube ist über Nacht offenbar einiges durcheinander gekommen. Nach einem Gedenken vor dem unfertigen Halbakt Evas im Paradies (mit dem Apfel; Sachs war also nicht nur Schuster und Dichter, sondern auch Maler) bricht er am Andachtswinkel (in einer Stadt, wo man protestantische Choräle singt?) zusammen, verzweifelt an der Welt und ihren Frauen.

    In die Schusterstube eingedrungen, muss sich auch Beckmesser einiger Traumbilder erwehren. Weniger Stolzings Gedicht als vielmehr Evas Halbakt scheint ihn auf die falsche Fährte bezüglich Sachsens Absichten bringen. Sehr gut gelungen schien mir die Szene zwischen Sachs und Beckmesser mit der Überlassung des Liedes. – Eva wird bei der dritten von Walther gesungenen Strophe von Tränen und muss von Sachs wieder aufgerichtet werden. Sachsens Bericht von der Erwartungen anderer an ihn gerät zum Wutausbruch, Eva muss besänftigen. Große Emotionen hier wie da, die im Quintett glücklich konvergieren, wo Büsten von Wagner, Beethoven (?) und anderer die Fünfergruppe vergrößern. –

    Beim Übergang zur Festwiese spielen Eva und Magdalena Kasperletheater, die Figuren erscheinen dann dreimannhoch beim Auflauf des Volkes. Die Mädels aus Fürth kommen mit der legendären „Adler“. In der Traumsphäre wurde wieder fleißig kopuliert, wie schon nächtens, und der Rest des Aufzugs bleibt wie im Traum. –

    Beim „Wach auf!“ strecken alle auf der Bühne ihre Zeigefinger in Richtung Sachs, der sichtlich getroffen zusammenbricht. Solche Zusammenbrüche sind in dieser Inszenierung in der Tat ein häufiges Ereignis. – Den Meistersingern entgleiten die Gesichtszüge schon bei Beckmessers – sehr langsam genommenen – Vorspiel zum mit „blinder Meinung“ gesungenen Lied. Passend dazu springt Sixtus vom Singestuhle, so deutlich wie noch nie wird der Bezug zur Freiung Walthers im ersten Aufzug. Deutlich wird aber auch, dass der Schelmenstreich nicht in allen Facetten von Sachs geplant war, sondern, dass er die Gunst der Stunde nutzt.

    Vollkommene Dunkelheit auf der Bühne bei „Habt acht!“ und den heiklen Worten zum welschen Tand – mit Ausnahme von Sachs und den Büsten der deutschen Meister.

    Eva schien mir stimmlich an ihren Grenzen. Mit Staunen habe ich gelesen, dass sie auch schon die Senta gesungen hat. – Saccà bleib für mein Empfinden sängerisch wie darstellerisch unter den Möglichkeiten seiner Rolle, was hier doch mehr ins Gewicht fällt als beim Don Ottavio. Volle und Zeppenfeld großartig. – Dem leichten Sommernachtstraumduktus der Inszenierung passte sich Gatti offenbar an. Dem Ohr mag einiges Gewohnte fehlen, doch zum märchenhaft-komödiantischen Ansatz passte es m. E. gut – mich dünkt, sollt‘ passen Wort und Weise.

    Die Meistersinger, gedeutet als Sommermorgentraum – sage noch einer, dass dies nicht im Texte stünd. Ich fühlte mich gut unterhalten. Die nächste Inszenierung mit dem Streben nach Würde und Gewicht kommt bestimmt.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe


  • ARTHAUS 1970

    Bei einer so alten Aufnahme darf man tontechnisch keine übermäßigen Ansprüche stellen, aber immerhin ist die Qualität ganz ordentlich. Bezüglich der Bildregie hätte ich einzuwenden, daß Joachim Hess hier seiner Vorliebe für Nahaufnahmen wieder zu sehr gefrönt hat.
    Die Inszenierung von Leopold Lindtberg wirkt klarerweise stilistisch-optisch veraltet, aber sie hat ihre Meriten, vor allem was die Personenführung betrifft. Was die Besetzung angeht, so können manche Protagonisten auch heute noch als beispielhaft gelten. So vor allem Giorgio Tozzi, der einen perfekten Hans Sachs singt und spielt (und zu 99,9% akzentfrei!) sowie Ernst Wiemann, der dem Veit Pogner in jeder Hinsicht Profil verleiht. Die Schar der Meistersinger finde ich überhaupt blendend disponiert, ich nenne nur Hans-Otto Kloose als Kothner. Übrigens findet sich darunter auch Franz Grundheber, der damals erst wenige Jahre dem Hamburger Ensemble angehörte. Eine etwas schwankende Leistung liefert Richard Cassilly als Stolzing. Sein Organ klingt mir hier auch eine Spur zu heldisch, zu siegmundhaft. Wahrscheinlich beeinflußt aber auch sein hölzernes Spiel meinen Eindruck, denn damit fällt er gegen die anderen Mitwirkenden deutlich ab. Arlene Saunders ist zwar ein sehr liebes Evchen, aber mit der Partie doch mitunter leicht überfordert. Soviel dramatische Kraft, wie man sie gern möchte, hat sie nicht in der Kehle gehabt. Gerhard Unger als David ist trotz mangelnder Jugendlichkeit noch immer eine Spitzenbesetzung. Sehr gut auch Ursula Boese als Magdalene und Toni Blankenheim als Beckmesser.
    Leopold Ludwig dirigiert solide und gut, ohne irgendwie als besonders gelten zu können.

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    Homo sum, ergo inscius.

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