Josef Suk (1874-1935) - mehr als nur der komponierende Schwiegersohn Dvoraks ?
Ich habe festgestellt, dass es noch keinen eigenen Thread zu Josef Suk gibt. Dem möchte ich nun Abhilfe schaffen, und ihm eine kleine Würdigung widmen. Immerhin gibt es einige bemerkenswerte Einspielungen seiner Werke, so dass man ihm hier durchaus mehr Aufmerksamkeit zuwenden sollte.
Geboren wurde er am 04. Januar 1874 im Ort Krekovice bei Prag, was damals zu Österreich-Ungarn gehörte , verstorben am 29.05. 1935 in Benesov bei Prag. Neben seiner Tätigkeit als Komponist war er auch ein bekannter Violin-Virtuose und später dann der Schwiegersohn des großen Antonin Dvorák. Sein Enkel Josef Suk Junior (1929-2011) wurde auch ein bekannter Violinist, der die Tradition als Musiker fortsetzte.
Zunächst noch ganz in der Tradition Antonin Dvoraks stehend, dessen Schüler er war, schrieb er die "Dramatische Ouvertüre" a-moll, op.4 1891/92 und seine "Streicherserenade", op.6 1892. Orchesterwerke, die auch auf CD zu hören sind, sind "Erzählung eines Winterabends", op.9 , "Ein Märchen", op.16 - Suite für Orchester (1907-1909) , "Praga-Symphonische Dichtung, op.26 (1904) und dann die "Sinfonie E-Dur" (1897-1899) und natürlich die "Asrael-Sinfonie",op.27 (1905-1906), ein Werk für großes Orchester in fünf Sätzen, was in seinen Dimensionen und Ausdruck durchaus mit Mahlers Werken zu vergleichen ist, die er dem Tode Antonin Dvoraks und dessen Tochter/seiner Frau Ottilie widmete.
Weitere wichtige Werke waren "Ein Sommermärchen-Eine Symphonische Dichtung", op.29 (1907-1909), ebenfalls in fünf Sätzen , "Lebensreife-Symphonische Dichtung für Frauenchor und Orchester", op.34 (1912-1917) und "Epilog - Symphonisches Werk für Sopran, Bariton, Bass und gemischten Chor, großen gemischten Chor und Orchester", op.37 (1920-1929, rev. 1930-1933). Letzteres ist ein nicht so ganz zugängliches Stück, was durch seine Abwechslung von Text und Orchester auffällt und ursprünglich den Titel "Ernte der Liebe" bekommen sollte.
Als Solo-Werk gibt es eine "Fantasie für Violine und Orchester",op.24 (1902-1903). Erstaunlich, dass er nicht mehr Solo-Werke für Violine geschrieben hatte, aber er war wohl durch sein Mitwirken im "Tschechischen Streichquartett", dem vielen Reisen auch mit dem Quartett, und anderen Kompositionen zu beschäftigt.
Suk schrieb zahlreiche Kammermusiken, darunter acht Streichquartette, reine Klaviermusik, mehrere Werke für Cello und Klavier , Lieder und Chorwerke.
Seinen musikalischen Stil würde ich als Spätromantisch beschreiben, der Einflüsse von Dvorak und vielleicht etwas Mahler in sich birgt, ganz der tschechischen Tradition folgend. Einer seiner "Konkurrenten" war ohne Zweifel Vitezslav Novák (1870-1949). Auch er war ein Schüler Antonin Dvoraks, und stand diesem, aber auch der Spätromantik und vor allem der Volksmusik seiner Heimat nahe.
Besondere Aufmerksamkeit bekam Josef Suk nach vielen Jahren der völligen Ignoranz seiner Werke im Westen durch die Einspielungen einiger Orchesterwerke durch den Dirigenten Libor Pesek, der mit dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra "Asrael", "Zrani (Lebensreifen)" und "Praga" einspielte, und dann auf EMI veröffentlicht wurde. Das war Anfang der 1990-er Jahre gewesen.
Nach erneuter Durststrecke machte dann der Dirigent Kirill Petrenko mit dem Orchester der Komischen Oper Berlin bei CPO erneut bahnbrechende Aufnahmen, die gerade in Deutschland besonders gut ankamen. Für Petrenko waren diese Einspielungen der Start zu einer nun beachtlichen Karriere, die ihn nun 2018/2019 zum Orchester der Berliner Philharmoniker wieder zurück nach Berlin führen wird.
Ebenfalls eine hervorragende Box mit vier CDs wurden in Suks Heimat bereits Anfang/Mitte der 1980-er Jahre durch Vaclav Neumann und erneut Libor Pesek mit der Tschechischen Philharmonie Prag für Supraphon eingespielt.
Neuere Aufnahmen von Suks Werken, besonders "Asrael" wurden durch die Dirigenten Jiri Belohlavek (er nahm drei CDs mit den ganzen Orchesterwerken auf), Petr Altrichter,Vladimir Ashkenazy, Walter Weller und JoAnn Falletta eingespielt.
Ich kenne natürlich nicht alle dieser zahlreichen Aufnahmen, doch wenn jemand meine Favoriten wissen möchte, so würde ich Petrenko, Neumann und Pesek nennen. Allerdings sollen auch Weller und Ashkenazy gut geworden sein. Sehr schön ist auch die "Streicherserenade" auf der Naxos-CD, die mit Dvorak auch eine ideale Koppelung haben. Hervorragend müssen auch die Einspielungen unter Belohlavek geworden sein, doch auch hier kann ich selbst nichts sagen dazu.
Trotzdem hoffe ich, hier eine gerechte Würdigung des Komponisten Josef Suk getan zu haben. Hoffentlich finden sich noch ein paar User, die etwas über die Kammermusiken schreiben können. Hier bin ich wirklich nicht der Richtige für.