• Konzerte in Stuttgart

    Anscheinend gibt es keinen Capriccianer, der in Stuttgart lebt UND ins Konzert geht bzw darüber berichten mag. Ich gehe regelmäßig in die Liederhalle, habe ein Abo für die Kammermusikreihe und bin sonst nach Bedarf auch im grossen Saal beim RSO Stuttgart bzw den tourenden Orchestern.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Modigliani Quartett 10.11.2015

    Gestern abend war das französische Modigliani Quartett zu Gast, ich habe es wohl zum ersten Mal live gehört.

    Auf dem Programm stand (leider) gar kein französiches Werk, sondern

    Mozart KV 421

    Schostakowitsch SQ 1

    Beethoven op. 95

    Wer die Werke kennt, dem fällt gleich auf, ein ziemlich kurzes Programm.

    Nun, das Modigliani Quartett ist ein noch junges Quartett, man ist seit 10 Jahren zusammen. Die Interpretation aller drei Stücke ging in Ordnung, es gab auch einige Stellen, wo man die Ohren spitzte, aber so ganz begeistert war ich am Ende des Abends dann doch nicht. Dafür kann es zwei Gründe geben. Entweder war ich nicht gut drauf oder aber ich bin inzwischen so verwöhnt durch Artemis, Belcea, Ebene, Pacifica und Minguet (alle kürzlich live erlebt), dass mich eine Darbietung unter diesem Niveau nicht mehr mitreisst. In der Liga spielen die vier Herren jedenfalls eindeutig (noch) nicht. Schauen wir was in ein, zwei Jahren ist.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Zitat

    Nun, das Modigliani Quartett ist ein noch junges Quartett, man ist seit 10 Jahren zusammen. Die Interpretation aller drei Stücke ging in Ordnung, es gab auch einige Stellen, wo man die Ohren spitzte, aber so ganz begeistert war ich am Ende des Abends dann doch nicht. Dafür kann es zwei Gründe geben. Entweder war ich nicht gut drauf oder aber ich bin inzwischen so verwöhnt durch Artemis, Belcea, Ebene, Pacifica und Minguet (alle kürzlich live erlebt), dass mich eine Darbietung unter diesem Niveau nicht mehr mitreisst. In der Liga spielen die vier Herren jedenfalls eindeutig (noch) nicht. Schauen wir was in ein, zwei Jahren ist.

    Ich befürchte, Du wirst sie am Niveau der anderen Quartette gemessen haben...Eigentlich auch völlig normal und menschlich. Vermutlich werden die vier Musiker das auch selbst wissen, dass es für die allererste Liga noch nicht ganz reichen wird, aber so etwas dauert halt seine Zeit.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • WKO Case Scaglione 11. Mai 2017

    Heute im 9. Konzert der Reihe "Faszination Klassik" im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle: Eine einzige Enttäuschung!

    Es spielten das Württembergische Kammerorchester Heilbronn, Tanja Becker-Bender (vl) unter der Leitung des Einspringers Case Scaglione Haydn Sinfonie Nr. 82, Mendelssohn Violinkonzert und Beethoven Sinfonie Nr. 1.

    Haydn: unispiriert und langweilig - ganz old school

    Mendelssohn: Keine Harmonie zwischen Solistin und Pult; häufig auch nicht zusammen, große Intonationsprobleme, alle expressivi mit übertriebenem accelerando. Viele Temporückungen - meiner Meinung nach ohne Verstand. Ein Dirigent, der sich selbst inzeniert ohne viel zu bieten. Das Orchster deckte (trotz Kammerbesetzung - bspw. Hörner - noch nie so gehört) die Solistin immer wieder zu. Diese hatte auch nicht ihren besten Abend - leider!

    Beethoven: Im Orchseter dürfen alle Bläser spielen, wie sie wollen. 1. Klarinette gefühlt doppelte Lautstärke wie die Kollegen an der Oboe oder Flöte bei deren Solostellen. Dirigat nur über Tempo und (etwas) Dynamik - sonst keine Gestaltung. Eine stretta nach der anderen. Immer auf Effekt. Großer Beifall (was sonst?).

    Den Jungen (Scaglione) merk ich mir. ¡Nunca jamás!

  • Colombian Youth Philharmonic

    Gestern abend war das Columbian Youth Philharmonic unter der Leitung des sehr sympathischen Andres Orozco-Estrada zu Gast in Stuttgart. Das Orchester besteht aus den besten jungen (16-24) Nachwuchsmusikern seiner Landes und hat inzwischen schon über 120 Konzerte gegeben. Um es gleich vorweg zu sagen, das kolumbianische Orchester lässt so manches nur routiniert oder wie in Stuttgart in letzter Zeit öfters frustriert aufspielende Radiosymphonieorchester ziemlich alt aussehen. Die Begeisterung mit der die jungen Musiker spielen ist wahrlich ansteckend und hat das Publikum wirklich mitgerissen.

    Das Konzert begann mit einem 20-minütigen Stück von Jimmy Lopez, einem 1978 geborenen Chilenen, mit dem Titel America Salvaje. Und wild war das Stück auch, eine Mischung aus Le Sacre und Sensemaya mit Okarinas und massivem Schlagzeugeinsatz. An die Zuhörer waren vor dem Konzert kleine Pfeifen verteilt worden, mit denen man Vogelgezwitscher imitieren konnten und so kam auch das Publikum an einigen Stellen urwaldmäßig zum Einsatz.

    Gefolgt wurde dieser Auftakt von zwei Darbietungen des famosen Cellisten Daniel Müller-Schott, der Bruchs Kol Nidrei und Tschaikovskys Rokoko-Variationen spielte. Letzteres ist ein Stück, das ich ziemlich langweilig finde, aber der Solist hat es zumindest hervorragend gespielt.
    Zum Abschluß dann Tschaikovskys unverwüstliche 5. Symphonie, bei der Dirigent und Orchester dann zeigen konnten, was sie können und das war viel. Nicht jede Tempomodifikation im Kopfsatz war ganz in meinem Sinne, aber was das Orchester auszeichnet, sie können auch richtig leise spielen. Und im Finalsatz ging dann richtig die Post ab. Überwältigender Beifall, der sich nach einer überaus stimmungsvollen Wiedergaben von Elgars Nimrod noch steigerte. In zwei Jahren kommt die Truppe wieder.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • die Stuttgarter Zeitung watscht die "verzopften" Rokoko-Variantionen ja auch ziemlich ab. Finde ich schade und für mich persönlich auch nicht nachvollziehbar. Muss ich aber mit leben. Darf ja jeder anders sehen. Haben die die Nimrod-Zugabe in Stuttgart auch nicht nur gespielt sondern auch gesungen?

    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttga…36d1a9e14e.html

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Darf ja jeder anders sehen. Haben die die Nimrod-Zugabe in Stuttgart auch nicht nur gespielt sondern auch gesungen?

    Gesungen wohl nicht, aber vermutlich gesummt, ich war mir nicht ganz sicher, aber ich hatte auch den Eindruck, dass da menschliche Stimmen dabei waren.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Mahler 2. Symphonie mit Karg, Romberger und Eschenbach

    Mahlers 2. Symphonie hat mich vor ca 40 Jahren zur Klassik gebracht und ist eines der Musikstücke, die ich ziemlich in- und auswendig kenne. Ich habe es bewusst aber in den letzten Jahren kaum noch gehört, um es mir nicht überzuhören.

    Ein Livekonzert aus der 6. Reihe Mitte mitzuerleben ist dann aber doch immer wieder eine besondere Erfahrung. Es gibt ja kaum eine Stück, dass noch mehr "ganz großes Hörkino" ist.

    Und das SWR SO mit Christiane Karg, Gerhild Romberger, dem Chor des BR - SWR Vokalensemble unter der Leitung von Christoph Eschenbach haben nicht enttäuscht, es war eine in jeder Beziehung absolut mitreissende Aufführung. Das SWR SO, das sich ja zur Hälfte aus dem unter Michael Gielen Mahler-erprobten SO Baden-Baden und Freibug zusammensetzt, ist zumindest an diesem Abend zu einem Orchester zusammengewachsen und hat die Partitur exemplarisch dargeboten. Wie bei jedem Livekonzert gab es es hie und da kleinere Imbalancen, aber insgesamt war der Gesamteindruck hervorragend. Auch die Solisten machten ihre Sache hervorragend und zwei der weltbesten Chöre muss man wohl nicht mehr extra loben. Der letzte Satz Gänsehaut pur. Toller Abend, der noch lange nachklang.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Delian Quartett mit Werken für Sopran und Streichquartett

    Das Sommerloch geht seinem Ende entgegen und gestern gab es die Gelegenheit im Rahmen des Musikfestes Stuttgart das Delian Quartett in Stuttgarts Liederhalle zu hören. Dieses 2007 gegründete Quartett hat einen sehr guten Ruf und seit gestern weiss ich auch, warum. Das ist Musizieren auf höchstem Niveau und auf der "vordersten Stuhlkante" (wenn sie denn nicht stehen würden, die drei Streicher), ein Spiel, dass einfach begeistert. Ein kostenloser Sitzplatz in der ersten Reihe ist dann natürlich zusätzlich ein Geschenk.
    Das Programm stand unter dem Motto Aufbruch und Neubeginn.
    Er ging los mit Haydns 1. "reifen Quartett" op. 33.1 und gleich hier wurde klar, was für eine tolle Truppe das ist. Von Warmspielen und Papa Haydn war hier nichts zu spüren, sie präsentierten das Werk mit schlankem, aber kräftigem Ton und überaus spannend und nach dem Motto: hier kommt ein Meisterwerk. Bereits nach dieser Darbietung erste Bravorufe im leider halbleeren Haus.
    Stefano Pierini (*1971) war ein neuer Name für mich und sein "Cantai un tempo" für Sopran und Streichquartett ist Musik über Musik nämlich drei Liedern aus Monteverdis Madrigalbüchern. Während die Stimme noch weitgehend tonal bleibt, spielt die Begleitung mit avantgardistischen Elementen und kurzen Zitaten. Ein interessantes Stück, von Sylvia Schwartz mit klarer und sicher ausschwingender Stimme hervorragned dargeboten.
    Auch Aribert Reimann hat sich mit älterer Vokalmusik beschäftigt und u.a. vier Schubert-Lieder zu Mignon für Sopran und Streichquartett zusammengefasst. Hier ist die Begleitung aber weitgehend nur eine Transkription der Klavierpartitur für Streichquartett. Ich kenne mich mit Schubertliedern nicht gut aus, könnte mir aber vorstellen, dass mir die Original besser gefallen.
    Nach der Pause dann als Höhepunkt DAS Streichquartett für Sopran und Streichquartett, Schönbergs op. 10, das die fünf Musiker absolut hinreissend darboten. Das hatte nicht akademisches, sondern war erfüllt von einem tiefen Verständnis dieser ungewöhnlichen Partitur. Kaum vorstellbar, das dieses Werk seinerzeit einen der größten Musikskandale des 20. Jahrhunderts ausgelöst hat.
    Vom Delian Quartett gibt es bereits einige CDs, aber noch in der ersten Zusammensetzung. In 2015 sind offensichtlich zwei Positionen (Viola und Cello) ausgewechselt worden, und offenkundig nicht zum Nachteil. Ich saß der italienischen Cellistin Miriam Prandi am nächsten und war von ihrer ernsthaften Versenkung in die Musik schwer beeindruckt.
    Der Abend bestätigte wieder meine Überzeugung, dass wir was Streichquartettformationen angeht, in einem "Goldenen Zeitalter" leben. Möge es noch lange so bleiben.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Currentzis mit Bruckner 9 und Lontano

    Nach viel Marketing-Gedöns war es gestern soweit, Teodor Currentzis dirigierte in Stuttgart das SWR SO, dessen 1. Chefdirigent er zur kommenden Konzertsaison werden wird. Auf dem Programm standen Bruckners 9. Symphonie sowie Lontano von György Ligeti.

    Der Konzertsaal war wohl bis auf den letzten Platz ausgebucht und die Erwartungshaltung lag förmlich greifbar in der Luft. Nun, ich denke die Stuttgarter wurden nicht enttäuscht von diesem Einstand. Die erste gute Nachricht: zwischen Orchester und Dirigent scheint die Chemie zu stimmen, die erste Verliebtheit sozusagen. Das tut dem gebeutelten Orchester erst einmal gut und dementsprechend hat es auch gegeben, was es geben konnte. Schon vor einem halben Jahr hatte ich bei Mahler 2 unter Eschenbach das Gefühl, dass das Orchester schneller als erwartet aus der Krise gekommen ist und zumindest unter dem richtigen Dirigenten wieder auf hohem Niveau arbeitet. Dieser Eindruck verstärkte sich gestern noch.

    Und Currentzis Bruckner? Nun, wer irgendwelche Exzentrizitäten erwartete, wurde enttäuscht, hier wurde wirklich Bruckner gespielt mit konventionellen Tempi, auch im 2. Satz, den man ja auch in eine Raserei verwandeln kann. Passierte nicht. Das Adagio auch nicht auszelebriert, sondern eher zügig genommen. Der Klang: üppig, süffig, österreichisch, eher klangschwelgerisch als analytisch, eher Karajan als Wand oder Blomstedt. Das einzig Ungewöhnliche war dann die Kopplung ohne Pause mit der Weltraumkomposition von Ligeti. Obwohl nur im Programmheft angedeutet, gab es beim Übergang vom Adagio in die moderne Komposition nicht einen Fehlapplaus in die Stille hinein und auch nach Lontano war es ca. 30 sec mucksmäuschenstill im vollbesetzten Saal. Ob Ligetis Stück quasi als vierter Satz von Bruckner funktioniert, ist sicher Geschmackssache, ich fand es eine interessante Lösung des Finalproblems. Und stellte fest, wie "normal" für heutige Ohren Lontano doch klingt.

    Natürlich Riesenbeifall mit fast tumultartigen Beiträgen aus den hinteren Rängen. Ein Abend, der einen optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Vielleicht hole ich mir ein Abo für die nächste Saison.

    P.S. Heute morgen im Radio gab es ebenfalls eine Besprechung des Konzerts durch einen SWR-Redakteur. Hinterher habe ich nur kopfschüttelnd gedacht, der war in einem anderen Konzert.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Mandelphon & Marimbaring

    Das Mandelring Quartett kam letzten Donnerstag mal wieder in die Stuttgarter Liederhalle und brachte als Gast die deutsch-polnische Marimbaphonistin Katarzyna Mycka mit. Die eröffnete den Abend auch mit einem Tango von Astor Piazzolla, der für Marimba bearbeitet worden war. Danach gab es dann Haydns op. 71.2, natürlich ohne Marimba. Daniel Schnyder, ein 1961 geborener Schweizer, hat dann tatsächlich ein Quintett namens "Zoom In" für Marimba und Streichquartett komponiert, eine 5-sätzige kurzweilige Suite irgendwo zwischen Piazzolla und Chick Corea angesiedelt. Hier konnte die Solistin dann aus dem Vollen schöpfen und zeigen, was sie kann. Und das ist viel. Nicht nur ihr Spiel, auch ihre tänzerischen Bewegungen zeigten, dass sie diesem Instrument ganz und gar verfallen ist. Nach der Pause ging es weiter mit Dvoraks amerikanischem Dauerbrenner, den die Mandelringer mit sehr viel Schwung und Musikalität servierten. Abschliessend dann wieder gemeinsam eine Suite aus der West Side Story. Und als Zugabe dann noch einen Tango zu fünft.

    Ich würde zwar nicht behaupten, dass das perkussive Instrument mit dem aparten Klang zwingend als Partner ein Streichquartett benötigt, fand den Abend aber doch sehr interessant und erfrischend. Dass das Mandelring Quartett zu den Top Ten der Szene gehört, haben die Musiker an diesem Abend wieder einmal bestätigt.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • vision string quartet in der Liederhalle 22. Nov 2018

    Ich komme eben aus dem Konzert des vision string quartet (Jakob Encke, Daniel Stoll, Sander Stuart, Leonard Disselhorst) im Mozartsaal der Stuttgarter Liederhalle. Ein Knaller!

    Mit einem "freundlichen" aber engagierten Schubert (Quartettsatz D 703) begann der Abend. Dann Ligetis Streichquartett Nr. 1 von 1954. Perfektes Zusammenspiel und detailreiche Artikulation ließen das Publikum - das wohl im der Mehrheit nicht täglichen Umgang mit dieser Musik hat - nicht kalt. Bravos zur Pause. Die vier Jungs hatten den Saal erobert.

    Dann Beethoven op. 132. Kein leichtes Stück für die Zuhörer. dem Quartett gelang jedoch, was keineswegs selbstverständlich ist, die langen Bögen mit Spannung aufzuladen und zu halten. Molto adagio mein Höhepunkt.

    Drei Zugaben aus einer anderen Welt. Spitze! Alle (da bin ich mir sicher) gingen mit einem Lächeln nach Hause.

    EINE ECHTE ENTDECKUNG!

    Eine erste CD - so das Programmheft - soll erst im kommenden Herbst erscheinen. Also ab ins Konzert:

    Konzerttermine

  • Lieber Harald
    vielen Dank für Deinen Bericht, dem ich wenig hinzuzufügen habe außer dass ich ebenso begeistert von dem Konzert war. Die Jungs sind auf dem besten Weg ganz nach oben, hoffentlich kommen sie nächstes Jahr wieder. Falls Du öfters in die Kammermusikkonzerte gehst (z.B. das nächste mit dem Ebene Quartett) und Interesse hast, könnten wir uns gerne mal in der Pause treffen.
    Beste Grüße
    Wieland

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • SWR - Preisträgerkonzert - Eva Zaïcik

    SWR Symphonieorchester - Preisträgerkonzert 31. Jan. 2020
    Leitung: Kerem Hasan


    Programm:

    Benjamin Britten: Four Sea Interludes für Orchester op. 33a

    Luciano Berio: Folk Songs für Mezzosopran und Orchester
    Eva Zaïcik (Mezzosopran)

    Sergej Rachmaninow: Rhapsodie über ein Thema von Paganini für Klavier und Orchester op. 43
    Robert Neumann (Klavier)

    Béla Bartók: Tanzsuite für Orchester Sz 77


    (auf SWR2: Liveübertragung aus der Liederhalle Stuttgart)

    Gleich mal zum Höhepunkt: Eva Zaïcik gestaltete Berio's "Folk Songs" mit einer Flexibilität und individuellem Einfühlungsvermögen, das mich regelrecht gebannt hat. Die mir bis heute unbekannten Stücke bekamen dadurch Farbe und Intensität. Eine eche Entdeckung (Stück und Interpretin). Werde ich weiterverfolgen.

    Dann Robert Neumann mit Rachmaninow. Etwas vorgespannt auch durch das meiner Meinung nach unglückliche Kurzinterview im Programmheft (vielleicht etwas zu überambitioniert) eine sehr ausgeglichene Leistung am Klavier. Mehr auf der virtuosen Seite (ganz super bspw. Variationen 19 & 20). Fürs Auge ein bischen viel jugendliche Gestik - aber warum auch nicht !? In Teilen musste er arg kämpfen um vom auftrumpfenden Orchester nicht zu sehr zugedeckt zu werden.

    Schöne kleine Zugabe der Solisten: Ein Klavierlied von Faure. Da hätte das Konzert auch gut enden können. Nicht, dass der Bartók nicht gepasst oder gelungen gewesen wäre. Hier zeigten die Orchestersolisten und der Dirigent ihre Klasse.

    Insgesamt ein ansprechendes und anspruchsvolles Programm mit Kerem Hasan am Pult, der nie wie ein Nachwuchsmusiker wirkte und auch immer Herr der Lage über den sehr großen Orchesterapparat war.

    Dank an den SWR und die Veranstalter SKS Russ und die Kulturgemeinschaft. So macht die Präsentation von Preisträgern Sinn und fürs Publikum Spass.

    Das Konzert wurde live übertragen und ist für kurze Zeit auch online unter http://swr.de/swr2/musik-klassik/ nachzuhören

  • Quatuor Ebene in Stuttgart 02.03.2020

    Das Quatuor Ebene hat in Stuttgart inzwischen eine richtige Fangemeinde, jedenfalls war das gestrige Konzert ausverkauft und der 752-Personen fassende Konzertsaal bis auf den letzten Platz besetzt. Auf dem Programm stand Beethoven und sonst gar nichts. Vor der Pause

    Op. 59.1

    und nach der Pause

    op. 130 + Fuge op. 133

    Die Ebenes touren ja derzeit weltweit mit Beethoven (die dazugehörige Live-GA steht in wenigen Wochen im Laden) und es ist schon erstaunlich, dass sie es im Konzert immer noch schaffen, den Eindruck zu erwecken, sie hätten die Stücke gerade erst für sich entdeckt. Nicht eine Spur von Routine, sondern hellwaches Spiele, einander Zuhören und technische Souveränität gepaart mit einer gewissen Spontanität machen das Spiel der Vier zu einem Ohren- und Augenschmaus. Tumultartige Ovationen nach dem Verklingen der letzten Takte von op. 133. Keine Zugabe. Ein perfekter Abend.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Gestern endete die lange Durststrecke und es gab wieder ein Kammerkonzert in Stuttgarts Mozartsaal. Corona-bedingt ausgedünnt, 200 statt 750 Hörer und dementsprechend wurden in erster Linie die Abonnenten bedient. Während des Konzerts gab es aber zum Glück keine Maskenpflicht. Es gab auch keine Pause und ein verkürztes Programm, das aber zweimal (17 und 20 Uhr) gespielt wurde. Vor dem Konzert konnte man auch wie gewohnt Getränke zu sich nhemen.

    Zu Gast war das fast runderneuerte Artemis Quartett, das ein im Frühjahr ausgefallenes Konzert nachholte:

    Vineta Sareika, Violine - Suyoen Kim, Violine - Gregor Sigl, Viola - Harriet Krijgh, Violoncello

    Im Prinzip hat es an allen vier Positionen Änderungen gegeben. Vineta Sareika, die schon seit 2012 Primaria ist, und Neuzugang Suyoen Kim teilen sich in Zukunft diese Aufgabe. Gregor Sigl wechselte von der 2. Violine zur Bratsche und das Cello bedient jetzt Harriet Krijgh. Letztere beeindruckte auch sofort mit höchster Musikalität und großer Bühnenpräsenz. Das gelang Suyoen Kim als Primaria beim Beethoven Quintett (noch) nicht, hier fällt der Vergleich mit der ebenfalls sehr präsenten Vineta Sareika doch noch deutlich zu Gunsten Letzterer aus. Ob es eine kluge Entscheidung war, die Primaria-Position zu teilen, wird die Zukunft zeigen.

    Beim Beethoven als Gast Ex-Artemisianer Eckhard Runge, Violoncello

    Beethoven Streichquintett a-Moll nach der "Kreutzersonate", op. 47
    Mendelssohn Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 13

    Mit dem Beethoven legten sie gleich mächtig los, teils fast orchestral der Klang. Die Solostimme der berühmten Sonate wird dabei auf die drei oberen Stimmen verteilt. Ob man solche Bearbeitungen hoch schätzt, ist sicher Geschmacksache, mir gefällt das Original wesentlich besser. Und ich hätte lieber z.B. das Schubert Quintett gehört. ;)

    Beim Mendelssohn hatte man dann die Möglichkeit das neue Quartett pur zu hören. Ohne Frage sind das vier Spitzenmusiker, die alle beeindruckend spielen können. Aber was m.E. noch etwas fehlt, ist ein gemeinsamer Klang. Daran konnten die Musiker Corona-bedingt sicher nicht so intensiv arbeiten, wie das vielleicht nötig gewesen wären, um sofort wieder Weltspitze zu sein. Aber verglichen mit Ebene, Pavel Haas, Belcea oder dem jungen Dover Quartett ist da noch ein Weg zurückzulegen.

    Insgesamt aber ein schönes Konzert. Mit Freuden sehe ich dem kommenden Freitag entgegen, wo sich Patricia Kopatschinskaja und Teodor Currentzis die Ehre geben.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Vielen Dank für den informativen Bericht! Es ist ja schon ein Erlebnis besonderer Güte, wenn man wieder Kammermusik im Konzertsaal hören kann. Mal sehn, wie sich die Artemisianer jetzt weiter entwickeln...

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

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