Die großen Streichquartettformationen und ihre Aufnahmen
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Borodin Quartett: Schostakowitsch, Schubert...
Für mich sind es *die* Interpretationen der Schostakowitsch-Quartette, auch wenn sie offiziell etwas im Schatten des Beethoven-Quartetts standen. Das Quartett wurde 1945 in Moskau gegründet. Rudolf Barschai (Viola) war ein Gründungsmitglied, wie auch der Cellist Valentin Berlinski, der bis 2007 (!) aktiv war.
Die Chandos-Box (1-13) ist die erste Einspielung der Schostakowitsch Quartette durch das Borodin in der "Originalbesetzung". Interpretatorisch fantastisch, aber leider klanglich nicht ganz befriedigend. Etwas besser im Klang ist die komplette Melodiya-Box (in neuer Besetzung), die auch das Quintett mit Swjatoslaw Richter beinhaltet:
Klanglich sind die diese beiden CDs hervorragend (die zweite mit dem Quintett):
Vom Klavierquintett kenne ich keine bessere Version als die beiden oben genannten. Hier noch etwas für's Auge:
Auch Schuberts "Der Tod und das Mädchen" gefällt mir in dieser Einspielung sehr:
"https://de.wikipedia.org/wiki/Borodin-Quartett
"https://en.wikipedia.org/wiki/Borodin_Quartet
maticus
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:yes: Wunderbar finde ich auch den Beethoven-Zyklus der Japaner:
Die Aufnahmen haben diese ganz spezielle "Wärme" im Klang, die ich (noch stärker live im Konzert) beim Tokyo String Quartet sehr berührend fand, und die mir bei modernen Ensembles so oft fehlt.
Christian
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Das Smetana-Quartett war wohl nachvollziehbarerweise das berühmteste der tschechischen Ensembles. Es zeigt eine nahezu ideale Balance zwischen Homogenität und Transparenz und Intensität und Klangschönheit. Jedenfalls sind vergleichsweise viele Aufnahmen einigermaßen problemlos erhältlich. Die früheren Einspielungen sind teils bei Supraphon (z.B Beethovens Quartette 11-16), Dvorak, Smetana, Janacek oder Testament (Mozart u.a.) erhältlich. Die späteren der 1970er/80er (Denon) oft deutlich entspannter. Hier gibt es den Beethoven dann komplett (die ich aber nicht kenne), sowie Mozarts "Haydn-Quartette" und Quintette (mit Suk als Bratscher). Die letztgenannten sind, wie gesagt, auf der eher entspannten Seite, aber m.E. sehr hörenswert.
Ein Geheimtipp ist der Ermitage/aura-Mitschnitt mit einem herausragenden op.33/3, sowie D 810 und dem frühen Es-Dur von Schubert
ASIN: B000050V5OVom Janacek-Quartett ist dagegen im wesentlichen nur die Universal "Masters"-Box problemlos greifbar, aber durchweg empfehlenswert. Insbesondere Dvorak, Smetana, Janacek, aber auch das Brahms-Klavierquintett; von den 4 Haydn-Quartetten und LvBs op.59/2 ist mir einiges etwas zu gemütlich. (Sehr gelobt werden ihr Brahms op.51 und Schubert a-moll, die kenne ich aber alle nicht.)
Am schlechtesten ist das Vlach-Quartett (nicht zu verwechseln mit dem neueren Ensemble gleichen Namens) discographisch repräsentiert. Beethovens op.18 in Radio-Qualität muss m.E. nicht unbedingt sein. Aber die Supraphon-CD mit Dvoraks G-Dur (und einem von Tschaikowsky) ist großartig. Ein ganz eigener Ton, der den besonderen Charakter des späten Dvorak-Werks einzigartig trifft.
Das Borodin-Quartett dürfte TB als Slawophilem sicher nicht unbekannt sein. Chandos hat die frühen Aufnahmen vor der Emigration des Primarius Dubinsky wieder zugänglich gemacht.
Die klingen für mich etwas "wärmer" als die Aufnahmen der 70er/90er in geänderter Besetzung. Obgleich die letzten beiden Quartette fehlen, lohnt daher der ältere Beinahe-Schostakowitsch auf jeden Fall, die spätere komplette sowieso (evtl. kann man auch 14+15 ergänzen)
Ebenso die beiden Quartette des Namenspatrons (dessen 1. Quartett ist ein seltsamerweise beinahe ignoriertes Werk) und vermutlich auch Tschaikowsky (hier kenne ich nur die spätere Aufnahme, das Sextett ist bei beiden dieselbe ältere Einspielung mit Rostropowitsch). -
Das Auryn-Quartett wurde 1981 von Matthias Lingenfelder, Jens Oppermann, Stewart Eaton und Andreas Arndt gegründet und spielt bis heute in dieser Besetzung. Seit 2003 unterrichten die vier auch an der HfM Detmold, wo ich ihnen unzählige, wunderbare Konzerterlebnisse verdanke, darunter sämtliche Quartette von Beethoven, Schubert, Brahms und Schumann. Das größte und für mich beeindruckendste Projekt aber war die Gesamtaufführung aller 68 Quartette von Joseph Haydn, die ich zum größten Teil gehört habe, und bei der sich meine Bewunderung gleichermaßen auf den schier unerschöpflichen Einfallsreichtum des Komponisten wie auf die bis zum letzten Konzert frische, inspirierte und absolut professionelle Leistung des Ensembles erstreckte. Komischerweise sind die dazugehörigen Aufnahmen bei Tacet offiziell immer noch nur in Doppel-CD-Boxen erhältlich, während ich schon vor zwei oder drei Jahren bei einem Konzert eine Gesamtbox mit allen Quartetten kaufen konnte.
Christian
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Seit dem Hinscheiden des in Beitrag 18 genannten Quartetto Italiano wurde in Kreisen italienischer Kammermusikanhänger (ja, so etwas gibt es )auf würdige Nachfolger gehofft. Obwohl sehr verschieden hinsichtlich ihrer ästhetischen Vorstellungen, dürfte das im Jahr 2000 gegründete Quartetto di Cremona diese Ansprüche erfüllen.
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Das Auryn-Quartett wurde 1981 von Matthias Lingenfelder, Jens Oppermann, Stewart Eaton und Andreas Arndt gegründet und spielt bis heute in dieser Besetzung. Seit 2003 unterrichten die vier auch an der HfM Detmold, wo ich ihnen unzählige, wunderbare Konzerterlebnisse verdanke, darunter sämtliche Quartette von Beethoven, Schubert, Brahms und Schumann. Das größte und für mich beeindruckendste Projekt aber war die Gesamtaufführung aller 68 Quartette von Joseph Haydn, die ich zum größten Teil gehört habe, und bei der sich meine Bewunderung gleichermaßen auf den schier unerschöpflichen Einfallsreichtum des Komponisten wie auf die bis zum letzten Konzert frische, inspirierte und absolut professionelle Leistung des Ensembles erstreckte. Komischerweise sind die dazugehörigen Aufnahmen bei Tacet offiziell immer noch nur in Doppel-CD-Boxen erhältlich, während ich schon vor zwei oder drei Jahren bei einem Konzert eine Gesamtbox mit allen Quartetten kaufen konnte.
Die Haydn-Aufnahmen, so weit ich sie kenne, höre ich gerne.Der Hammer ist m. E. aber ihre Erstaufnahme. Schubert 15. Der Stuhlkantenfaktor ist sehr hoch.
Gruß
MB -
Vom Juilliard Quartet gibt es noch einen dritten Bartok-Zyklus:.
Dieser späte vom Anfang der Achtziger gilt gemeinhin als wenig gelungen. Ich teile die Auffassung nicht. Die frühe Mono-Aufnahme war eine Pioniertat, zeigt aber auch, dass die Bartok-Quartette damals noch Neuland waren. Ich meine, Intonations-Probleme zu hören und zum Teil auch Unsicherheiten bei der Annäherung an die Charakteristik einzelner Sätze.
Der ca. 10 Jahre später entstandene zweite Zyklus ist legendär und macht deutlich, dass die Probleme des ersten durch gereifte Praxis des Ensembles überwunden wurden.
Der letzte Zyklus setzt aus meiner Sicht diesen Weg fort, vielleicht mit dem Risiko, dass Einiges zu selbstverständlich klingt. Wenn man Gelegenheit hat, mag man diesen angeblich so schwachen Zyklus aber mal mit dem der Emersons oder des Alban-Berg Quartetts vergleichen - ich ziehe die Juilliards auch in der späten Aufnahme weiterhin den beiden prominenten "Konkurrenten" bei Weitem vor. Das Takács-Quartet schlägt einen anderen Weg ein, der auch im Vergleich zu den Juilliards sehr erhellend sein kann, und vor allem aufnahmetechnisch allen anderen weit überlegen ist. Eine sehr hörenswerte Alternative zu den Juiliards - aber verdrängen können die Takácz-Leute die Juilliards für mich nicht.
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Schönberg
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(Auryn-Quartett)
Der Hammer ist m. E. aber ihre Erstaufnahme. Schubert 15. Der Stuhlkantenfaktor ist sehr hoch.
Stimmt, das ist hervorragend. Und im Konzert war das eine wirkliche Sternstunde...
Christian
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Die Budapester (in Wahrheit alle Russen) sind für mich ein absolutes Kultquartett und ihr Beethoven hat mich immer begeistert. Klar, es ist "Monoschrott", aber klanglich absolut OK für mich. Beethovens 16 SQe sind wohl der grossartigste Zyklus (obwohl ich persönlich trotzdem Haydn bevorzuge), weshalb ich an Deiner Stelle hiermit beginnen würde.
Lieber Felix
die Monoaufnahmen der Beethoven Quartette durch das Budapest String Quartet schätze ich auch sehr, die gezeigte Sonybox beinhaltet aber die späten Stereoaufnahmen (hab es gerade noch mal überprüft), die nicht verhehlen können, dass das Quartettspiel des einstigen Spitzenensembles technisch schon gelitten hat. Die Aufnahme Anfang der 50er Jahre findet man hier:
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Wie schon angedeutet, gibt es mit dem Budapest Quartett auch eine (nicht ganz vollständige) Beethoven-Aufnahme aus den 1930er und 40er Jahren.
In Sonys Reihe "masterworks heritage" zwei sets mit opp.18/1,4,6, 29, 59/3, 95 sowie opp.127,131,132,135 (aufg. ca. 1940-45)
Bei Biddulph aus den 1930ern: opp.18/2+3 + 74 und 59/2 und 130 (ohne 133). Es fehlen außer op.133 op.18/5 und 59/1.
(bei diesem Label gab es auch Brahms und späten Schubert, sowie ein paar Mozart-Quartette mit dem Ensemble)Anscheinend sind die nur noch als Download zu kriegen; als ich die vor einigen Jahren *vor* dem Erscheinen der hier im thread genannten Boxen gekauft habe, waren das die am leichtesten erhältlichen. Dann gibt es noch die Live-Aufnahmen aus der Library of Congress (Bridge).
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Aufnahmen von erweiterten Streichquartetten hin zum Klavierquintett usw können genannt werden, wenn dies notwendig erscheint.
Ist notwendig : -
Das Stück haben sie zweimal eingespielt, einmal in Mono in den Fünfziger Jahren (die Aufnahme kann ich gerade nicht finden)
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Guaneri Quartett
Diese Formation hatte ich zuerst mit den späten Quartetten von Beethoven erlebt. Ich halte die Aufnahmen immer noch für aussergewöhnlich.
Aber wo mir das Quartett bisher am besten gefällt, sind dessen Aufnahmen in Zusammenarbeit mit Artur Rubinstein. Sie sind alle in der großen Rubinstion Edition enthalten. Da wären zunächst die Klavierquartette und das Quintett von Brahms zu nennen. Dann aber noch das Quintett op.81 von Dvorak und das Quartett op.15 von Fauré. Nach meinem Eindruck bestand eine besondere Beziehung zwischen den Musikern, und auch Rubinstein hat sich sehr bewundernd zum Quartett wie auch zur Zusammenarbeit geäussert. Man spürt das auch in den Aufnahmen, die eine wunderbare Balance der einzelnen Instrumente liefern, und für mich (fast) keine Wünsche offen lassen.
Es gibt auch noch die Quartette KV 478 und KV 493 von Mozart, sowie das Quintett von Schumann, die ich aber nicht besitze. Offenbar sind die Aufnahmen aber nicht mehr so leicht zu beschaffen (wie ich gerade sehe), daher poste ich hier auch keine Bilder.
Eusebius
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Nach meinem Eindruck bestand eine besondere Beziehung zwischen den Musikern, und auch Rubinstein hat sich sehr bewundernd zum Quartett wie auch zur Zusammenarbeit geäussert. Man spürt das auch in den Aufnahmen, die eine wunderbare Balance der einzelnen Instrumente liefern, und für mich (fast) keine Wünsche offen lassen.
Das finde ich auch. Arnold Steinhardt war vor fünf Jahren hier in Detmold und hat mir noch damals, also mehr als 20 Jahre nach Rubinsteins Tod und mehr als 40 Jahre nach den Aufnahmen voller Begeisterung von der großartigen Zusammenarbeit erzählt.
Christian
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