Diese Doppel-CD gehört sicher nicht zu den lebenswichtigen Aufnahmen, aber der Duke stand 1958 beim Newport Jazz Festival im Mittelpunkt. Diverse Künstler (darunter Dave Brubeck) spielten zu Ehren des Duke seine Stücke. Die Original-Platte bestand aus 11 Titeln, während die Doppel-CD insgesamt 19 Titel aufbieten kann. Dafür gibt es Gründe, doch alles der Reihe nach.
Der Reiz dieser CD ist einfach erklärt: Neben dem Gastmusiker Gerry Mulligan (Baritonsax), der zusätzlich mit der Band bei einigen Titeln spielte, sind es vor allem die 11 brandneuen Titel, die hier das erste Mal von der Band gespielt wurden. Zusammen mit Billy Strayhorn machte er sich rund vier Wochen vor dem Auftritt daran, hier ein völlig neues Programm zu bieten, da man ja schon alle Titel vorher gespielt hatte, die auch nur im Entferntesten mit dem Duke etwas zu tun hatten.
Drei Takes fallen schon mal weg, da sie die Ansage von Moderator Willis Conover und den Abspann mit "Take the A-Train" beinhalten. An drei weiteren Titeln wirkt ferner Mahalia Jackson mit, davon "Come Sunday" zusammen mit dem Duke. Da bleiben nur noch noch 14 Titel übrig.
Weitere zwei Titel stammen aus einer Radio-Übertragung vom gleichen Tag. Sind wir bei 12 Titeln. Es tut mir leid, dass das ein wenig kompliziert wird, aber daran bin nicht ich schuld, sondern die so aufgemachte Doppel-CD. Ich bespreche daher erst einmal die Original-Platte, das ist einfacher.
"Happy Reunion" kenne wir aus der Paul Gonsalves-CD bereits. Er ist auch hier der Solist. "Multicoloured Blue" lässt Ozzie Bailey und Johnny Hodges hervortreten. "Mr.Gentle and Mr.Cool" ist ein sehr interessantes Stück für Harold Baker und Ray Nance (Violine). Es wurde vom Duke auch später immer wieder mal gespielt. "Juniflip" gehört dann ganz Clark Terrys Flügelhorn. "Hi Fi Fo Fum" ist dann endlich auch mal eine Solo-Nummer für Sam Woodyard. Er spielt dann auch völlig anders sein Solo, als es z.B. Louie Bellson machen würde. So bearbeitet er sein Instrument mit den Stöcken, den Händen und die ganze Palette seines Könnens, ohne dass es zu einem Kraftakt kommt.
"Jazz Festival Jazz" ist dann was ganz Besonderes. Hier lässt der Duke die Band quasi "alt gegen neu" spielen. Auf der einen Seite Ray Nance, Quentin Jackson und Russell Procope (Klarinette), die die Traditionalisten verkörpern, auf der anderen Seite Clark Terry, Paul Gonsalves und Jimmy Hamilton (Klarinette). Sie werfen sich die Bälle alle vier Takte gegenseitig zu. Was für eine geniale Idee !!! "Prima Bara Dubla" ist dann dem Tandem Gerry Mulligan/Harry Carney gewidmet. Das Stück gibt allerdings keinem der beiden Musiker wirklichen Freiraum, so dass man hier von einem einmaligen Fall von Sinnlosigkeit schreiben kann. Dafür braucht man keinen Gerry Mulligan dazu zu setzen.
Die weiteren Titel gehörten nicht zur Original-LP, und stammen aber alle (außer anders angegeben im Cover) vom Newport Jazz Festival. Dazu gehören "I got it bad" und "Bill Bailey" als Feature für die neue Bandsängerin Lil Greenwood, "El Gato", einem Stück von Cat Anderson, was neben Anderson auch die weiteren Trompeter Clark Terry, Harold Baker und Ray Nance vorstellt. Auch dieses Stück sollte viele Jahre in der Band bleiben, aber es wurde kein Standard-Stück im Jazz.
Mir hat trotz diverser Schwächen die ganze Einspielung gut gefallen. Es ist für Jeden was dabei, vor allem das neue Programm gefällt mir sehr gut. Nur mit aufgewärmten Erinnerungen fühlt sich kein Musiker, aber auch kein wirklicher Jazzfan wohl.
Etwas für Raritäten-Sammler ist diese CD. Aufgenommen am 09.September 1958 im Plaza-Hotel von New York City. Der Duke hatte den Sänger Jimmy Rushing, die Vokalistin Billie Holiday und Trompeter Buck Clayton zu Gast. ich habe diese CD auch nicht, was aber eher Zufall ist.
Die Suite hier wird mit "Jazz Festival Suite" bezeichnet, ist aber die "Tooth Suite", eine nicht gerade umwerfende Musik. Immerhin werden einige der Musiker solistisch herausgestellt, doch sie ist auch als Studio-Einspielung auf einer anderen CD drauf, die ich später eh beschreiben werde. Da dort noch die gleichen Musiker mitspielen, dürfte sich auch bei den Solisten kaum etwas geändert haben.
Jimmy Rushing singt "Go Away Blues", Hello,Little Girl" und Love to hear my Baby", Billie Holiday ist auf "Hush Now" und "When your Lover has gone" zu hören. Sie wird nur von der Rhythmusgruppe und Buck Clayton begleitet. "El Gato" bildet dann den fulminanten Abschluss, den wieder die Trompeten besorgen. Psychologisch ist es interessant zu wissen, dass nach Ellington Miles Davis mit seiner Band an die Reihe kommen sollte. Man kann denken was man will, aber hier hat der Duke mit Absicht seine Zähne gezeigt....
Das Duke Ellington-Orchester ging dann ab Oktober bis zum 20.November 1958. Von zwei Konzerten habe ich Aufnahmen vorliegen. Eines vom 29.Oktober aus dem Alhambra in Paris, und das Abschlusskonzert vom 20.November aus dem Salle Pleyel, auch in Paris. da beide Programme ziemlich ähnlich sind, werde ich zwar beide Aufnahmen als Cover posten, dazu die Besetzung der Tournee, aber keine Besprechung machen.
Zur Zeit ist die Doppel-CD aus dem Alhambra-Konzert recht günstig zu bekommen, also wäre hier dann eher da die Chance zuzuschlagen.
Damit geht das Jahr 1958 fast zuende. Da ich noch die beiden CDs in kleiner Besetzung versprochen habe, werde ich die nun auch wirklich nachholen. Doch erst nachher.
Fortsetzung folgt !!