Nun sind wir ja m Jahr 1964 angelangt,
ICH bin erst im Jahre 1963 angekommen, und damit auch gleich zur nächsten Einspielung.
Die Volume 4 der "Private Collections" beinhaltet drei verschiedene Aufnahme-Termine des Duke: Den 17.April 1963 (Titel 2 & 9-15), 15.Mai 1963 (Titel 1, 3-5) und 18.Juli 1963 (Titel 6-8, 16). Nur auf 4 der 16 Titel spielt die ganze Band, das Meiste bestreitet eine reduzierte Besetzung. Einige Mitglieder hatten Urlaub, vor allem aus der Blech-Abteilung, doch Ray Nance war da, und so stellte der Duke einfach um. Nance spielte Trompete und Violine, und wurde dann von der Sax-Section und Rhythmusgruppe unterstützt.
Ellington hielt große Stücke auf Ray Nance, der Dank seiner Vielseitigkeit andere Schwächen überspielen konnte. Doch mit der Rückkehr von Cootie Williams wurde es für Nance weniger, was den Solo-Spielraum anging. Hier war ihm Williams an der Trompete doch einfach überlegen.
Auf "Bad Woman" ist dann auch zugleich Ray Nance an der Trompete gefordert. Ihm folgt Jimmy Hamilton, der dieses Mal zum Tenorsaxophon greift. "Jeep's Blues" wird hier ausnahmesweise mal erneut von Ray Nance gespielt. Der Grund dürfte gewesen sein, dass im Studio viel Trompeten-Prominenz anwesend war: Clark Terry, Dizzy Gillespie, Willie Cook und Snooky Young!!!
"Stoona" stellt erneut Nance und dann Johnny Hodges vor. "Serenade to Sweden" hat erneut Nance und Paul Gonsalves als Solisten parat. "Harmony in Harlem", ein Stück von 1937, hat Soli von Nance, Hodges, Hamilton (Klarinette) und Paul Gonsalves. "Action in Alexandria" war eine relativ neue Nummer, und ist ein Solo-Stück für Paul Gonsalves.
"Tajm" wurde vom Duke in Schweden geschrieben, und hat Cootie Williams, Harry Carney, Hodges, Lawrence Brown, erneut Williams, Hodges und am Ende dann Ray Nance als Solisten. "Isfahan" taucht hier das erste Mal auf, und sollte später ein Werk für Johnny Hodges werden. "Killian's Lick" wurde Ende der 1940-er Jahre für den damaligen High Note-Trompeter Al Killian geschrieben. Hier sind Ray Nance, Carney, Procope (Klarinette), Hamilton (Tenorsax), Gonsalves und erneut Nance die Solisten.
"Blousons Noir" gehört Ray Nance, "Elysee" Nance und Gonsalves, "Butter and Oleo" hat Soli vom Duke selbst, Nance, Hodges, Hamilton (Tenorsax), Nance, Gonsalves und nochmals Nance. "Go Nobody Now" ist wiederum ein Stück für Ray Nance. "M.G." hat Soli von Nance, Carney und Gonsalves. "Blue Rose" wurde eigentlich mal für ein Album geschrieben, was man mit der Sängerin Roosemary Clooney gemacht hat. Hier ist es Johnny Hodges, der sich voll entfalten kann.
"July 18h Blues" ist ein typischer Ad Hoc-Blues, der Soli von Nance, Hamilton, Posaunist Buster Cooper, Gonsalves und Cootie Williams hat.
Ein insgesamt feines Album, was wiederum einige Raritäten für den Sammler parat hat. Nur fünf Titel fanden auch hin und wieder Einzug ins Band-Book.
Die Pause zwischen den Einspielungen hier lässt sich recht einfach erklären. Vom 25.Mai bis 25 Juni 1963 war die Band mal wieder Auf Europa-Tournee gewesen. Kaum wieder zurück von der Tournee, herrschte Hochbetrieb beim Duke. Am 16.August 1963 präsentierte er sein Musical "My Peope" vor 5000 Zuhörern in Chicago. Die entsprechende Studio-Einspielung erfolgte dann am 20./21.08. & 27.August 1963.
Hier nun die Einspielung zu "My People" :
Die Vorbereitung dazu war, wie so oft beim Duke, völlig chaotisch. Schuld daran war, dass er quer durch die Staaten hindurch Leute beauftragt hatte, Niemand wusste, wie der Duke dieses Puzzle nun verbinden wollte. So ist tatsächlich belegt, dass noch 30 Minuten vor der Uraufführung (!!!) Teile in New York und Teile in Chicago in Arbeit waren.
Die Band selbst bestand aus ehemaligen Bandmitgliedern, aktuellen Members und fremden Musikern. Am Klavier saß Jimmy Jones, der bereits öfter mit dem Duke arbeitete, und auch als Dirigent agierte, und Billy Strayhorn spielte Celeste, eine Art Glockenspiel mit Tasten.
Hier die Band, die für die Studio-Einspielung zuständig war:
Ray Nance, Bill Berry, Ziggy Harrell, Nat Woodard - Trompeten
Britt Woodman, Booty Wood, John Sanders - Posaunen
Rudy Powell, Russell Procope, Harold Ahsby, Bob Freedman, Pete Clarke - Sax, Klarinette
Jimmy Jones - Klavier
Billy Strayhorn - Celeste
Joe Benjamin - Bass
Louie Bellson - Schlagzeug
Juan Amalbert - Conga
Weiterhin waren Als Sänger dabei: Joya Sherrill, Lil Grrenwood, Jimmy McPhail, Jimmy Grissom und "the Irivng Bunton Singers" . Bunny Briggs war als Stepptänzer mit dabei.
Also eine recht bunte Mischung, die hier entsprechend der eigentlichen Ellington-Band, die Noten auch erst zur Aufführung kennen lernen durften.
"Ain't but the One" und "Will you be There? and 99%" werden von Sänger Jimmy McPhail und den "Irivng Burton Singers" bestritten. "Come Sunday", was wir bereits bestens von früheren Werken her kennen, wird hier von Jimmy McPhail gesungen. In "David Danced" steppt Bunny Briggs dazu , und Bill Berry spielt ein schönes Trompetensolo.
"My Mother, My Father" wird von Jimmy McPhail gesungen. "Montage" wurde zu einer Tanzshow gespielt. "My People" stellt der Duke als Sprecher vor. "The Blues Ain't" wird von Joya Sherrill gesungen. Harold Ashby spielt ein hervorragendes Tenorsolo dazu. ""Workin' Blues", "My Man Sends Me", "Jail Blues" und "Lovin' Lover" stellen Lil Greenwood und Jimmy Grissom als Sänger vor. Solistisch sind Jimmy Jones (Klavier), Booty Wood (Posaune) und Harold Ashby (Tenorsax) zu hören.
"King Fit the Battle of Alabam'" baut auf dem Spiritual "Joshua fid de Battle of Jericho" auf. Die "Irving Bunton Singers" sind hier zu hören. "What Color is Virtue" wird von Joya Sherrill und den "Irving Bunton Singers" gesungen.
So, nun habe ich die schwere Aufgabe, hier eine persönliche Wertung abzugeben. So wie es den meisten Kritikern der Fachpresse damals wie heute ergeht, habe ich nun das gleiche Problem.
Fast alle diese "Suiten", oder wie auch immer der Duke seine Werke bezeichnet hat, haben ein Hauptproblem: Siw wurden hastig und oftmals auch planlos zusammengestellt. Ein durchlaufendes und hörbares Konzept ist selten vorhanden. Entsprechend kommen diese Werke bei den Kritikern schlecht weg. Und so sehe ich es leider auch.
Einzelne Teile sind, wie immer, gut gelungen oder hervorragend, aber insgesamt hat man am Ende der CD mehr Fragen als Antworten parat. Rund 42 Minuten sind für ein Musical nicht lange genug, doch der Duke hat es als solches geschrieben. Am Ende fiel es auch beim Publikum durch, und musste nach bereits 14 Tagen eingestellt werden.
Wenn eine Oper oder ein Musical, sagen wir mal von Webber, nach bereits 14 Tagen zurückgezogen werden muss, würde man nicht nur von einem Fiasko, sondern auch von einem finanziellen Kollaps sprechen. Es muss dabei nicht an den Ausführenden liegen, sondern am Komponisten selbst. Und dementsprechend werte ich es als das vielleicht schlimmste Missverständnis, dass dem Duke in dieser Hinsicht "gelang".