Haydn: Klaviertrios Hob. XV
Dass es dazu noch keinen Thread gibt, ist unlogisch. Bei den Streichtrios kann man die geringe Bedeutung verstehen. Es sind allesamt Frühwerke. Und so ist es kein Zufall, dass ich die Klaviertrios (zumindest die wichtigtsten) ca. 25 Jahre vor den Streichtrios kaufte, d.h. schon in den 80er Jahren zu LP-Zeiten.
Damals gab es eine Gesamteinspielung des Beaux Arts Trios. Ich sagte mir damals: Wenn die das einspielen, dann müssen die Klaviertrios schon eine gewisse Qualität haben. Und so ist es auch. Allerdings ist es nachvollziehbar, dass die Einspielung damals in Vol.1, Vol. 2 und Vol. 3 unterteilt wurde. Ich kaufte nur Vol. 3, also die Spätwerke. Es hat also durchaus Sinn, sich die Aufteilung der damaligen Gesamteinspielung anzusehen.
Erster Überblick:
Wir reden von der Nummer XV (15) im Hoboken-Verzeichnis, und darin von den Nummern 1-41. Man könnte nun meinen, Hob. XV:1 sei das erste und Hob. XV:41 das letzte Klaviertrio. Dem ist nicht so. Die zuletzt (also 1797) entstandenen Werke haben die Nummern 27-30. Ab der Nummer 34 geht es wieder zurück in die 50er Jahre.
Nehmen wir also die Gruppierung des Beaux Arts Trios:
Vol. 1: Nr. 1, 34-41, C1, f1, dazu noch 2 Werke aus Hob. XIV (Divertimenti mit Klavier) sowie ein Werk ohne Nummer
Vol. 2: Nr. 2, 5-17
Vol. 3: Nr. 18-32
Die Zusammenstellung ist also chronologisch aufgebaut, und die interessantesten Stücke sind natürlich die aus Vol. 3, also die Nummern 18-32, entstanden zwischen 1794 und 1797, es sind somit Spätwerke.
Nr. 5-17 entstanden in den 80er Jahren, und beim Rest handelt es sich um echte Frühwerke. Ich persönlich finde auch diese interessant: Es sind (ähnlich wie die Streichtrios) typische Werke der Frühklassik.
Der Normalhörer wird allerdings den Schwerpunkt auf die Nummern 18-32 legen. Da findet man alles, was Haydn ausmacht: Mehr oder weniger "klassischer" Aufbau, also Sonatenhauptsatzform, meist monothematisch, mit vielen "geistreichen" Einfällen bzw. Abweichungen von der klassischen Form. Immer dreisätzig, bis auf die zweisätzigen Nr. 31+32. Menuette gibt's keine (nur in manchen Frühwerken).
Was den Normalhörer stören könnte: Das Cello ist im Vergleich zu Mozart oder Beethoven auch in den Spätwerken nicht allzu emanzipiert.
Welches sind die Hits? Aus meiner subjektiven Sicht:
Nr. 23
Nr. 24
Nr. 25 (mit dem berühmten "Rondo all'Ongarese")
Nr. 26 (fis-Moll)
Nr. 27
Die Gesamteinspielung des Beaux Arts Trios gibt es inzwischen natürlich auf CD:
Davon habe ich, wie gesagt, nur die Nr. 18-32. Meine Gesamteinspielung ist diese:
Kann ich ebenfalls empfehlen, auch wenn das Beaux Arts Trio am Ende vielleicht die Nase knapp vorne hat.
Die Preise scheinen etwas zu schwanken. Für die Gesamteinspielung des Haydn Trio Eisenstadt hab ich damals 20 Euro bezahlt, da kann man nicht meckern, bei 8 CDs. Aktuell bekommt man die Scheiben für 233 Euro gebraucht...
Interessant könnte auch das hier sein:
Gibt's "Gebraucht - Sehr gut" für 25 Euro...
Thomas