Shakespeare und die Musik

  • Und eine weitere Ergänzung:

    Florent Schmitt: Antoine et Cléopâtre - Six épisodes symphoniques en deux suites d'après le drame de Shakespeare

    :wink: Agravain

  • Unglaubliche Anzahl von Werken, die auf Shakespeare Bezug nehmen. Stellt sich fast die Frage, ob es irgendeinen Komponisten gibt, der sich nicht mit ihm beschäftigt hat oder dies vielleicht sogar auch ausdrücklich abgelehnt hat? Mit Sicherheit gibt es da welche, die in einer Zeit komponiert haben, als der 'Barde' noch nicht wieder (kontinental gesehen) so populär war. Aber vorher und danach?

    Eine andere Frage ist natürlich, warum nun gerade er? Natürlich seiner packenden Theatralik wegen, dass er eigentlich alle Themen des (modernen) Menschen irgendwo und irgendwann anspricht, wegen seiner unglaublichen Psychologie, dass er so allumfassend ist, dass es letztlich Welttheater ist. Aber gibt es da vielleicht noch andere Gründe? Spontan fällt mir niemand ein, mit dem sich die Musik (oder Film oder andere Künste) so sehr auseinandergesetzt hat, wie mit Shakespeare.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Spontan fällt mir niemand ein, mit dem sich die Musik (oder Film oder andere Künste) so sehr auseinandergesetzt hat, wie mit Shakespeare.

    Mein Brägen hat momentan Autorenkollektiv von Bibel und den ollen Homer auf Schirm.
    Allein Homer lieferte bereits jede Menge Stoff/Material für zahlreiche Zeilen- und Versequälerei.
    Antike: Aischylos (seine fetzige Orestie von Peter Stein übersetzt), Sophokles, Euripides, Vergil .....
    .. später dann Goethes Faust II, Kleist, Joyce, Kafka .... Versequälerei Hölderlins, Peter Huchels, Erich Arendts.. und das bildet vermutlich lediglich Spitze vom Zeilen-Eisberg…
    ...was Mucke betrifft u.a. Monteverdi, Berlioz sowie Luigi Dallapiccolas hammer-geiler Ulisse ..Ariberts Reimanns Troades (nach Euripides) .. aber auch da gibt’s vermutlich noch viel mehr..
    . superfetziger SF.-Film von Kubrick 2001: Odyssee im Weltraum/2001: A Space Odyssey bezieht sich zu mindestens dem Titel nach auf Homer..

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Bislang noch nicht erwähnt:

    William Walton, Filmmusik zu Henry V, Auskopplung davon in der Henry V Suite für Orchester
    Henry Hugh Pearson (aka Heinrich Hugo Pierson), Hamlet, Trauermarsch, 1848
    Henry Hugh Pearson (aka Heinrich Hugo Pierson), Macbeth, symphonische Dichtung für großes Orchester op.54, 1875 (schon mal erwähnt)
    Henry Hugh Pearson (aka Heinrich Hugo Pierson), Romeo and Juliet, Ouvertüre, op.86, 1874 (schon mal erwähnt)
    Henry Hugh Pearson (aka Heinrich Hugo Pierson), As You Like It, Ouverture, 1874
    Wilhelm Stenhammar, Romeo och Julia Suite op 45, 1922

    und noch ein ganzer Sack von Opern:


    Lauro Rossi, Cleopatra (Antonius und Cleopatra), 1876
    Niccolò Antonio Zingarelli, Giulietta e Romeo, 1796
    Christian Jost, Hamlet, 2009
    Brett Dean, Hamlet, 2017
    Rudolf Kelterborn, Julia 1991 (Adaption nach Romeo & Julia, Romeo & Julia auf dem Dorfe von Keller und weiteren Motiven)
    Hippolyte Chelard, Macbeth, 1827
    Salvatore Sciarrino, Macbeth, 2002
    Pascal Dusapin, Macbeth Underworld, 2019
    Luigi Canepa, Riccardo III, 1879
    Heinrich Sutermeister, Romeo und Julia, 1940
    Heinrich Sutermeister, Die Zauberinsel (Der Sturm), 1942
    Aulis Sallinen, Kuningas Lear (King Lear, 2000 (Oper in 2 Akten, nicht nur „festliche Ouvertüre op75“, wie bei KALEVALA)
    Toshio Hosokawa, Vision of Lear, 1998
    Jeremy Sams, The Enchanted Island, Pasticcio nach The Tempest und A Midsummer Night's Dream mit der Musik verschiedener Barock-Komponisten, u.a. Händel, Vivaldi und Rameau, 2011.

    Marcel Delannoy, Puck (A Midsummer Night's Dream), 1949
    John Frederick (Johann Friedrich) Lampe, Pyramus and Thisbe (nach Richard Leveridges The Comickal Masque of Pyramus and Thisbe, die ihrerseits wieder auf Shakspeare basiert), 1745
    Daron Hagen, Bandanna (Othello), 1999
    Nicola Vaccai, Giulietta e Romeo
    Georg Benda, Romeo und Julie, 1776
    Boris Blacher, Romeo und Julia, 1943
    Frederick Delius, A Village Romeo and Juliet (nach der Keller-Adaption), 1907 (in Berlin mit deutschem Titel)
    Ruperto Chapí, Las bravías (Die Tauben, nach The Taming of the Shrew), Zarzuela, 1896
    Dominick Argento, Christopher Sly (The Taming of the Shrew), 1963
    Vittorio Giannini, The Taming of the Shrew, 1953
    Vissarion Shebalin, Ukroshchenye stroptivoy (Укрощение строптивой, The Taming of the Shrew), 1957
    Johann Friedrich Reichardt, Die Geisterinsel (The Tempest), 1798
    Johann Friedrich Anton Fleischmann, Die Geisterinsel (The Tempest), 1798 (selbes Libretto, wie das Singspiel von Reichard)
    Michael Nyman, Noises, Sounds & Sweet Airs (The Tempest), 1991. Der Titel stammt aus einem Zitat aus III,2: CALIBAN: Be not afeard; the isle is full of noises, Sounds and sweet airs, that give delight and hurt not.
    Lee Hoiby, The Tempest, 1986
    Max Bruch, Hermione (The Winter's Tale), 1872
    Nicolas Nabokov, Love's Labour's Lost, (1973)
    Francesco Bianchi, La morte di Cesare (Julius Caesar), 1788
    Charles Villiers Stanford, Much Ado About Nothing op76a, 1901
    Hans Werner Henze, Venus und Adonis, 1997
    Bedřich Smetana, Viola (Twelfth Night), unvollendet
    Ryan Wigglesworth, The Winter's Tale, 2017
    Josef Förster, Jessika, op. 60 (The merchand of Venice), 1905
    Ermanno Wolf-Ferrari, Sly (The Taming of the Shrew), 1927
    Dmitri Kabalevsky, Bühnenmusik zu Romeo und Julia, op 56

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Mein Brägen hat momentan Autorenkollektiv von Bibel und den ollen Homer auf Schirm.
    Allein Homer lieferte bereits jede Menge Stoff/Material für zahlreiche Zeilen- und Versequälerei.
    Antike: Aischylos (seine fetzige Orestie von Peter Stein übersetzt), Sophokles, Euripides, Vergil .....
    .. später dann Goethes Faust II, Kleist, Joyce, Kafka .... Versequälerei Hölderlins, Peter Huchels, Erich Arendts.. und das bildet vermutlich lediglich Spitze vom Zeilen-Eisberg…
    ...was Mucke betrifft u.a. Monteverdi, Berlioz sowie Luigi Dallapiccolas hammer-geiler Ulisse ..Ariberts Reimanns Troades (nach Euripides) .. aber auch da gibt’s vermutlich noch viel mehr..
    . superfetziger SF.-Film von Kubrick 2001: Odyssee im Weltraum/2001: A Space Odyssey bezieht sich zu mindestens dem Titel nach auf Homer..

    ...den Ovid nicht zu vergessen....

    unterm Strich: alles das, was irgendwie in Karl Gustav Schwabs Anthologie zu finden ist.
    Und den Schiller...
    Aber die Bibel ist vermutlich zusammen mit ein paar anderen, damit assoziierten Texten (wie z.B. das Ave Maria) tatsächlich die unangefochtene Nr. 1 in Kompositionsvorlagen. Und das seit über 1200 Jahren. Da hat der Shakespeare noch a bisserl hin.

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • ...den Ovid nicht zu vergessen....

    unterm Strich: alles das, was irgendwie in Karl Gustav Schwabs Anthologie zu finden ist.
    Und den Schiller...
    Aber die Bibel ist vermutlich zusammen mit ein paar anderen, damit assoziierten Texten (wie z.B. das Ave Maria) tatsächlich die unangefochtene Nr. 1 in Kompositionsvorlagen. Und das seit über 1200 Jahren. Da hat der Shakespeare noch a bisserl hin.

    Ja, ja, jetzt kommt ihr mir mit Kollektiven. :D

    Ich beharre weiter auf meiner Einzelperson. ;) Außerdem haben Homer & Co und die Bibel ja auch noch 'n ordentlichen zeitlichen Vorsprung.

    Klar Bibel und gesamte Antike mit Homer im Zentrum sind Stofflieferanten ohne Ende für die gesamte europäische Kulturgeschichte. Inwieweit dieser Stellenwert erhalten bleibt, ist natürlich noch eine ganz andere Frage.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern….

    Ja, ja, jetzt kommt ihr mir mit Kollektiven.
    Ich beharre weiter auf meiner Einzelperson

    No Problem.
    Lediglich sich 2. Brief von Petrus reinziehn und sich zu eigen machen. Da wird - wenn man so will - bisheriges Autorenkollektiv der Bibel (besonders Prophetie) als vom heiligen Geist getrieben, also im Auftrag von Gott bestimmt ~ 2. Petrus 1;21.
    .. sowas wie ein quasi "totales" Subjekt besäße möglicherweise sogar Urheberrechte auf kompletten Text.
    Als Special Guest kommt er sogar in Bachs Passionen (Gestalt Jesu) und in Goethes Faust I zu Ehren. In Folge schließt sich dort der Himmel....

    Inwieweit dieser Stellenwert erhalten bleibt, ist natürlich noch eine ganz andere Frage.

    So isses. Angesichts beim Reinziehn von Becketts Endspiel dann in Versuchung gerät, folgende Zeilen-Chose auf besagtes „totales“ Subjekt zu beziehen:

    ...Pause
    Er ist natürlich gestorben, der alte Arzt.
    CLOV: Er war nicht alt.
    HAMM: Aber er ist gestorben.
    CLOV: Natürlich.
    Pause.....

    Oder auch Versequälerei Eugenio Montales:

    .. die Hölle, die sich wiederholt, ist knappe Vorprobe
    für die Uraufführung, die seit langem verschoben wird,
    weil der Regiesseur beschäftigt oder krank oder
    wer weiß wo untergeschlupft ist, und keiner kann ihn ersetzen…

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • bisheriges Autorenkollektiv der Bibel (besonders Prophetie) als vom heiligen Geist getrieben,

    Du willst doch wohl nicht den Heiligen Geist als Einzelperson festmachen. Da wankt St. Peter schon wegen des Zölibats und nun das auch noch. :D

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Du willst doch wohl nicht den Heiligen Geist als Einzelperson festmachen. Da wankt St. Peter schon wegen des Zölibats und nun das auch noch.

    Nee, nee will ich doch nicht. :neenee1: :neenee1: Denn diese Chose ist gar nicht auf meinen Mist gewachsen. Glaub mir.
    Amtsträger, auch manch olle Kirchenväter reden/redeten „Drei = Eins sei“ bereits mit Personalpronomen (singular) an.

    Sogar in Bachs fetziger JP:
    Herr, unser Herrscher, dessen Ruhm
    In allen Landen herrlich ist!
    Zeig uns durch deine Passion,
    Dass du, der wahre Gottessohn,
    Zu aller Zeit,
    Auch in der größten Niedrigkeit,
    Verherrlicht worden bist!

    https://www.youtube.com/watch?v=tCSbS2YJGuk

    Ich bin ganz schuldlos. Glaub mir. Ja. Echt. Isch schwöre…. :jaja1: :jaja1: :jaja1:

    Um wieder Topic anzudocken:
    Überfälliger Link zu Haubenstocks-Ramatis geile Mobil for Shakespeare Mucke
    https://www.youtube.com/watch?v=cF2CRaSdjYY

    .. sowie zu Aribert Reimanns Lear
    https://www.youtube.com/watch?v=rqKY0At0xkg

    Wurden hier im Thread bereits Strawinskys fetzige 3 Lieder von Shakespeare gepostet ?
    https://www.youtube.com/watch?v=Qm8IkylMIxE

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Glaub mir.
    Amtsträger, auch manch olle Kirchenväter reden/redeten „Drei = Eins sei“ bereits mit Personalpronomen (singular) an.

    Die Trinität ist klar. Mir ging es m die eher darum, dass diese Trinität nun mit einer Einzelperson, also einem Menschen gleichgesetzt wird. ^^

    Ich bin ganz schuldlos. Glaub mir. Ja. Echt. Isch schwöre….

    Na gut, dann musst du auch nicht auf Knien nach Lourdes rutschen. ;)

    Aber du hast vollkommen recht, zurück zum Thema.

    Vom Reimannschen Lear gibt es auch 'n Quickie. 'Fragmente aus Lear', hier mit Fidi.

    https://www.youtube.com/watch?v=UnseGvZxjiI

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Äußerst spärlich ist wohl das Material, dass Beethoven für seine geplante Oper 'Macbeth' hinterlassen hat. Immerhin hat das (und wohl ergänzendes) zuu einer Uraufführung im Jahr 2001 gereicht.

    Hier die Ouvertüre, die wohl auch nur teilweise von Beethoven direkt stammt.

    https://www.youtube.com/watch?v=wIa-9qRLxeo

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • als eingefleischter Fischer-Dieskau-Nerd hänge weiterhin an der ollen Ersteinspielung von Reimanns Lear unter G. Albrecht. Die Töchter finde ich da auch cool besetzt.... als Chailly-Quickie lohnt sich Lear-Chose auch reinzuziehn .... Lear für Gestresste..
    ... Intro bzw. Beginn von der Macbeth-Mucke kommt einen rüber wie Largo-Verarsche von op. 70, 1 irgendwie recht strange und schlicht diese M-Mucke... ?(
    stammt das aus irgend welchen Beethoven-Skizzen ?(

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • stammt das aus irgend welchen Beethoven-Skizzen

    So wie ich das verstanden habe, gibt es hier und dort ein paar Fragmente, die dann zur vollständigen Oper ergänzt wurden, so dass sie aufgeführt werden konnte. Und das gilt wohl auch für diese Ouvertüre. Ich würde den Eigenanteil erstmal als sehr gering annehmen, aber ob das nun 90:10, 60:40, 50:50 ist oder sogar mehr - keine Ahnung.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Scheint noch nicht erwähnt worden zu sein:

    Ambroise Thomas: Le songe d'une nuit d'été

    (Die Handlung ist nicht der Sommernachtstraum von Shakespeare, aber dafür tritt Shakespeare - und Elizabeth I., sowie Falstaff - persönlich auf)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!