Maria João Pires - Musik und ihre soziale Dimension

  • Maria João Pires - Musik und ihre soziale Dimension

    Hallo zusammen,

    Grund für den etwas ungewöhnlichen Threadtitel ist dieses sehr lesenswerte Interview mit der Mozart-, Chopin- und Schubertspezialistin:

    'http://www.nzz.ch/feuilleton/mus…helfen-ld.87609'

    Ich fand vor allem den Hinweis auf den Männerchor sehr spannend ....

    Auch sonst sind viele Ihrer Aussagen für mich überraschend ...

    Sollte es schon einen Faden zu ihr geben, habe ich ihn übersehen, dann bitte da einfügen, liebe Moderation.

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • Beethovens 4. Klavierkonzert und Empfehlungen

    Ist dies wirklich der einzige Threat zu dieser fantastischen Künstlerin? Pires gehört meiner Meinung nach gehört :love:
    Diese Frau ist wie eine Insel inmitten der stürmischen See voller Virtuosen und anderer Wunderpianisten (nichts gegen die).

    Kürzlich ist sie bei den Berliner Philharmonikern als Ersatz eingesprungen und dafür nochmal aus ihrem "Ruhestand" zurückgekehrt. Diese Aufnahme von Beethovens 4. Klavierkonzert mit Barenboim an der Stabführung ist zutiefst menschlich, behutsam, lyrisch und tiefgründig. Im zweiten Satz übertrumpfen sich Pires und Barenboim geradezu mit Pianissimi, die Musik wird zu einem Hauch, an Innigkeit kaum zu übertreffen!

    Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=W1cLFbKRZ7c
    DCH: https://www.digitalconcerthall.com/de/concert/51864


    Wer noch ein Ticket herumliegen hat oder sich für's nächste mal was vormerken möchte, dem kann ich diese Aufführung wirklich ans Herz legen. Nach 2 Wochen Wanderurlaub im Balkangebirge ohne Strom war dies meine erste Berührung mit Musik und vielleicht doch etwas zu viel für mich ^^

    Nicht für jeden Tag, dafür was Besonderes.

    Vielleicht schreibt noch jemand etwas über ihre tollen Schubert-Aufnahmen oder die legendären Nocturnes? Ich trau mir da leider kein großes Urteil zu, dafür habe ich zu wenige Vergleiche parat.
    Ich nenne folgende Pires-Platten mein Eigen:


    Ihr Mozart steht natürlich ganz oben. Aber auch die Impromtus von Schubert sind herausragend gut gespielt/interpretiert und finden meiner Erkenntnis nach kaum Beachtung neben den Aufnahmen typischer Schubert-Spezialisten wie z.B. Brendel, Lupu oder meinetwegen auch Barenboim.

    „Music is a nexus. It's a conduit. It's a connection. But the connection is the thing that will, if we can ever evolve to the point if we can still mutate, if we can still change and through learning, get better. Then we can master the basic things of governance and cooperation between nations.“ - John Williams

  • Ganz kurz - vielleicht später doch mehr.
    Die Impromptus mit Maria Joao Pires habe ich als Teil dieser Box:

    Die finde ich ganz zauberhaft. Ganz besonders die Klavierstücke D946 haben mich verzaubert. Dies schreibe ich jetzt aus der Erinnerung, deshalb kann ich keine Details anführen, aber wenn die Zeit kommt ... Diese Werke haben sowieso einen eigenen Thread verdient.

    Immerhin stimme ich hier Tichy1988 vollkommen zu.

    Übrigens ist Maria Joao Pires in Berlin für den erkrankten Radu Lupu eingesprungen. Auch ein Beweis dafür, wie hoch der rumänische Pianist von seinen Kollegen geschätzt wird.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Kennt jemand die (anscheinend ebenso wie das spätere DG Recital einzeln gebliebene) Aufnahme von drei Bach-Konzerten aus den 1970ern und kann was dazu sagen?

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Kennt jemand die (anscheinend ebenso wie das spätere DG Recital einzeln gebliebene) Aufnahme von drei Bach-Konzerten aus den 1970ern und kann was dazu sagen?

    Die hier?

    Ich kenne daraus nur das d-moll BWV 1052. Die Lesart von Orchester und Pires ist sicher nicht historisch informiert, Tempi sind eher langsam und die Bogenstriche etwas breiter. Aber das sagt erstmal wenig aus.
    Ich finde Pires' Bach wundervoll (Überraschung^^), wenn man sich darauf einlässt. Sinnlich im Anschlag, fast schon wieder schüchtern kultiviert, stellenweise aber auch sehr dynamisch. Das ist Geschmackssache, je nach Tagesform. Ich liebe auch die schnelle, kantig präzise Aufnahme von Martin Stadtfeld. Aber Pires ist eher der Gegenpart von dessen Spiel, was in den langsamen Sätzen wohl am besten rüberkommt. Manche finden ihr Spiel hier tatsächlich monoton 8| .

    Auch auf Youtube zu finden:

    https://www.youtube.com/watch?v=aqegP6h3Z6s

    „Music is a nexus. It's a conduit. It's a connection. But the connection is the thing that will, if we can ever evolve to the point if we can still mutate, if we can still change and through learning, get better. Then we can master the basic things of governance and cooperation between nations.“ - John Williams

  • Ja. Die gibt es in diversen Auflagen (noch weit mehr unterschiedliche Cover). Nach den schnipseln scheint mir v.a. die Begleitung etwas "soft". Ich hätte nichts gegen eine "romantische" Lesart (wie Edwin Fischer), aber Non-HIP-Bach ist in den 70ern oft weder Fisch noch Fleisch, d.h. man will nicht zu "altmodisch" sein, aber es bleibt dann nicht selten etwas unverbindlich und "neutral".
    Da ich besonders vom d-moll schon so viele Aufnahmen habe, bin ich aus Platzgründen eher zögerlich.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Kürzlich ist sie bei den Berliner Philharmonikern als Ersatz eingesprungen und dafür nochmal aus ihrem "Ruhestand" zurückgekehrt. Diese Aufnahme von Beethovens 4. Klavierkonzert mit Barenboim an der Stabführung ist zutiefst menschlich, behutsam, lyrisch und tiefgründig. Im zweiten Satz übertrumpfen sich Pires und Barenboim geradezu mit Pianissimi, die Musik wird zu einem Hauch, an Innigkeit kaum zu übertreffen!

    Trailer: http://youtube.com/watch?v=W1cLFbKRZ7c
    DCH: http://digitalconcerthall.com/de/concert/51864


    Wer noch ein Ticket herumliegen hat oder sich für's nächste mal was vormerken möchte, dem kann ich diese Aufführung wirklich ans Herz legen.

    Danke für die Anregung - das Konzert ist für mein nächstes Ticket vorgemerkt 8o

    Bis zum Lesen dieses Threads heute früh war mir zwar Maria João Pires überhaupt kein Begriff :schaem1: , aber der Hörschnipsel dieses Konzerts hat mir sehr gut gefallen und Lust auf Mehr davon gemacht.

    Und so hörte ich Beethovens 4. Klavierkonzert mit ihr heute erstmal in folgender Aufnahme, die mir mit dem im wahrsten Sinne des Wortes sehr "schönen" und eher zarten und innigen Klavierspiels ebenfalls sehr gut gefallen hat:


    https://www.youtube.com/watch?v=pTXDZn-VSHA

    Viele Grüße - Allegro

    "Musik ist ... ein Motor, Schönheit, Intensität, Liebe, Zauber, alles in allem: ein Elixir." Lajos Lencsés

  • Wikipedia will mit heutigem Datum wissen:

    Zitat von 'Wikipedia*

    Während einer als öffentliches Lunchkonzert angesetzten Probe im Amsterdamer Concertgebouw 2009 war Pires Solistin in einem Klavierkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart. Als der Dirigent Riccardo Chailly die Orchestereinleitung begann, bekam die Pianistin einen Schock, weil sie sich anstatt auf das ertönende Konzert in d-Moll, KV 466 auf ein anderes vorbereitet hatte. Da der Dirigent trotz des Einspruchs der Pianistin nicht abklopfte, musste sie sich während der langen Orchestereinleitung auf die neue Situation einstellen und auswendig ein Konzert spielen, das sie nach eigenen Aussagen schon längere Zeit nicht mehr gespielt hatte und das sie trotzdem souverän meisterte,


    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Die Szene mit dem falschen Konzert lässt sich hier sogar anschauen:

    https://youtu.be/n89F9YKPNOg

    Süß, wie Chailly zu ihr sagt "You will be fine!"

    „Music is a nexus. It's a conduit. It's a connection. But the connection is the thing that will, if we can ever evolve to the point if we can still mutate, if we can still change and through learning, get better. Then we can master the basic things of governance and cooperation between nations.“ - John Williams

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