Ruby Braff - Der Kornettist, der nicht mit dem Strom schwamm
Reuben "Ruby" Braff (16.03.1927-09.02.2003) wurde in Boston geboren. Sein Instrument war das Kornett, und nicht die Trompete. Er gehörte eigentlich bereits zur Generation jener Musiker, die den modereren Jazz bevorzugten. Bei Braff war dies anders. Er spielte in der Tradition der alten Kornettisten des Jazz, aber gewürzt mit den Einflüssen des Swing. Dabei spielte er stets geschmackvoll und stilsicher. Eine schlechte Note kenne ich nicht von ihm, auch nicht auf seinen vielen Live-CDs, die er in seiner späten Karriere einspielte.
Seinen Stil zeichnet insbesondere aus, dass er eben NICHT nach einem Abglanz der alten Dixieland-Tage klang, sondern biegsam und mit viel Wärme agierte. Schnelle, technisch anspruchsvolle Läufe waren nicht seine Sache, obwohl das sehr wohl konnte. Wenn man nach musikalischen Vorbildern sucht, muss man natürlich Louis Armstrong, aber auch Bix Beiderbecke, Bunny Berigan, Bobby Hackett und Buck Clayton erwähnen. Auch galt er als ein Meister des Melodiespiels.
Zunächst trat er ab den 1940-er Jahren in seiner Heimatstadt oder dem Raum Boston auf, bevor er 1947 nach New York ging. Es war um diese Zeit nicht ganz so einfach mit Engagements, doch ab 1949 gehörte er zur Band von Edmond Hall. 1953-1954 spielte er dann mit Vic Dickenson, Auch Buck Clayton holte ihn gerne für seine Jam Sessions hinzu, und 1954-1955 spielte er mit Benny Goodman. Weitere Engagements hatte er bei Ellis Larkins (mit dem er zwei wunderschöne Duo-Platten einspielte damals), Woody Herman und Bud Freeman.
Eine weitere Besonderheit war seine Gabe, Bekanntes neu erklingen zu lassen, Raritäten immer wieder geschickt in seine Programme und auch Aufnahmen einzubauen, und so seine Musik immer frisch am Leben zu erhalten.
Als es in den 1960-er Jahren fast unmöglich war zu überleben als Jazzmusiker dieser Richtung, holte ihn George Wein, der Jazz-Impressario und Pianist, in seine "Newport Jazz Festival All Stars", mit denen er dann auf Tournee ging.
1971-1973 spielte er für den Sänger Tony Bennet, 1973-1975 hatte er ein Quartett mit dem Gitarristen George Barnes, doch leider ging es dann auseinander. Hier traf Braff eine große Mitschuld, da er nicht gerade zimperlich mit seinen Kollegen umging.
Ab dieser Zeit leitete er immer wieder kleine Bands in diversen Größen, vom Duo mit dem Pianisten Dick Hyman , über ein Trio mit Howard Alden (Gitarre) und Frank Tate (Bass) bis hin zum Septett. Seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Label Arbors trägt nochmals große Früchte. Diese CDs haben alle eine unglaubliche Qualität und Güteklasse, was nicht nur an Braff selbst, sondern auch an seinen exzellenten Musikerkollegen lag.
Braff der niemals verheiratet war, musste zeitweise sein Spielen einstellen, da er gesundheitlich angeschlagen war. Doch immer wieder kehrte er zurück zu seiner Musik. Dabei sah er oftmals so aus, als ob der den gerade zu spielenden Gig nicht mal mehr zuende wird spielen können, doch so bald er sein Horn ansetzte, war er wieder voll da. Schließlich gewann aber doch der Krebs die Oberhand, so dass er 2003 verstarb.
Hier einige seiner zahlreichen Einspielungen:
Das Album "Girls goes Crazy" wurde am 04./05.Dezember 1958 eingespielt. Alle Stücke wurden von George Gershwin geschrieben. An seiner Seite waren Al Cohn (Klarinette, Tenorsax), Hank Jones (Klavier), Jim Hall (Gitarre), George Duvivier/Bob Haggart (Bass) und Buzzy Drutin (Drums).
You re Getting to be a Habit stammt von 1961. Auch hier hatte er eine Reihe hochkarätiger Musiker um sich gesammelt, darunter erneut Hank Jones, aber auch Nat Pierce (Klavier), Mundell Lowe (Gitarre), Milt Hinton am Bass und Don Lamond am Schlagzeug.
Diese ausgezeichnete Doppel-CD beinhaltet gleich fünf LPs der 1950-er Jahre: "Ruby Braff Quartett Swings" (1954), "Ball at Bethlehem with Braff" (1954-1955), "Holiday in Braff" (1955), "Bud Freeman Quintett with Ruby Braff" (1955) und "The Ruby Braff Special" (1955).
Weitere CDs folgen dann im nächsten Posting.