Sergei Prokofjew - zu wenig geschätzt?

  • Prokofjew als Comedian zu sehen, DSCH als Kabarettisten, quasi Mario Barth versus Georg Schramm

    ei der Daus...

    wenn es (grob vereinfacht) die Dichotomie "ausdrucksvolle Tiefe" versus "virtuose Eleganz" sein sollte,
    fällt der Barth-Vergleich schon mal unter "netter Versuch"...

    Interessant dabei finde ich, daß, wenn man Schostakowitsch ohne Vergleich beschreibt, auch immer wieder auf Stellen abgehoben wird, die als "grotesk" oder anderweitig angeschrägt empfunden werden...
    kann man dann sagen, daß auch das Groteske und Humorvolle bei SCH. mehr Tiefe und Ausdruck hat?
    Während es bei Prok. immer mehr ins Geistreiche und Intellektuelle spielt?

    Wie gesagt, mir hat Prokowjew nicht viel gesagt früher, obwohl ich mit Musik, die als geistreich eher denn als ausdrucksvoll beschrieben wird, öfter mal recht viel anfangen kann..
    Mir kamen die Modulationen gesucht und die Melodien uneingängig vor (außer in "Peter und der Wolf"..)... Aber ich werde nochmal rangehen ...

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • oder auch etwas ganz Abwegiges: die Streichquartette - sicherlich nicht die ganz "großen" Vertreter ihrer Gattung, aber mir fällt einfach nichts ein, was gegen die Stücke sprechen könnte.

    Angeregt von Deinem Post, habe ich mir heute wieder einmal Prokofjews Streichquartette angehört. Es spricht nichts gegen sie, aber mMn auch nicht viel für sie. Gut gemacht sind sie wohl und das zweite hat durchaus schöne Stellen, aber die Konkurrenz ist in diesem Genre doch wirklich extrem groß und - naja - da können P. Kreationen nicht wirklich mithalten finde ich. Da würde ich Hindemiths oder Martinus SQe eher als "Geheimtipp" sehen.

    p.S.: ist das Prokofjew VK Nr. 2 wirklich in der Zahl der Aufnahmen gleich hinter Beethoven und Brahms? Würde mich wundern. Ich schätze, dass zumindest Tschaikowski und Mendelssohn weit vor Prokofjew liegen - Sibelius, Bartók und Berg zumindest gleichauf.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Immer gemocht habe ich die "Classique" und die Fünfte. Dass nach 1940 nochmal jemand einen "Weltensinfonie" fast mahlerischen Zuschnitts ("über die Größe des menschlichen Geistes") komponierte, finde ich schon sehr bemerkenswert.

    Dito die Klaviersonaten 6 und 7 und die Klavierkonzerte 1 und 3. Klar, die Toccata op. 11, die Etüde op. 2 Nr. 3 sind natürlich sauschwere "Reißer".

    Am besten hat mir auf Anhieb Cinderella gefallen, gefolgt von Romeo und Julia. Das ist doch sehr eingängige, gleichwohl oft witzig komponierte Musik.

    Die anderen Sinfonien hatte ich eher im Status "hm, irgendwann mal wieder probieren" in Erinnerung behalten. Dito die "Skythische Suite", der "Alexandr Newsky" und der "Leutnant Kijé". Dieser Thread ist natürlich ein schöner Anlass, dies nun anzugehen.

    Die Streichquartette fand ich schwierig. Von Violinkonzerten ist mir eher das erste in positiver Erinnerung.

    Aber Cinderella empfehle ich sehr gerne!

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Visions fugitives op. 22

    Ich bin vor kurzem auf dieses hier gestoßen. Visions Fugitives Op. 22 transkibiert für Streicher vom russischen Bratschisten Rudolf
    Barschai und gespielt von Terje Tönnesen und der Camerata Nordica.

    Ich glaube, ich habe es heute viermal gehört. Es gefällt mir richtig gut. Es ist abwechslungsreich. Gespickt mit vielen Melodien, aber auch genügend Dissonanzen um für mich spannend zu sein. Ganz toll finde ich den 16. Satz, wenn der Walzer langsam ausläuft und in eine traurige, fetzenartige (mir fällt gerade kein besseres Wort ein) Melodie überführt wird. Der ganze Teil hat was herrlich Unwirkliches.

    Ich finde man kann schon viele Elemente des späteren Prokofiew hören und gleichzeitig hat das Werk etwas frisches, unverbrauchtes. Es ist kurzweilig und das im besten Sinne des Wortes. :clap:

    Viele Grüße, Michael

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