Bach: Das wohltemperierte Klavier (BWV 846-893)


  • Habe nur mal reingehört, fand es aber mindestens bemerkenswert. Wie überhaupt alles von Afanassiev mindestens bemerkenswert, meistens aber sehr viel mehr als nur mindestens bemerkenswert ist.

    Nich ganz billich, seh ich gerade...

    Grüße
    vom Don


  • Habe nur mal reingehört, fand es aber mindestens bemerkenswert. Wie überhaupt alles von Afanassiev mindestens bemerkenswert, meistens aber sehr viel mehr als nur mindestens bemerkenswert ist.

    Nich ganz billich, seh ich gerade...

    Grüße
    vom Don

    Afanassiev spielt jetzt auch Cemablo?


    "Alles Syphilis, dachte Des Esseintes, und sein Auge war gebannt, festgehaftet an den entsetzlichen Tigerflecken des Caladiums. Und plötzlich hatte er die Vision einer unablässig vom Gift der vergangenen Zeiten zerfressenen Menschheit."
    Joris-Karl Huysmans

  • Hoppla, Thema verfehlt. Beziehungsweise zu schnell gelesen. Ich wähnte, es ginge um Aufnahmen auf modernem Konzertgeflügel (da ja jeder schon ein Dutzend solche mit dem Tschingbalo zuhause hat).

  • Mir gings eigentlich um die Stimmung, die das Ding hat, auf dem geklimpert wird. Also nochmal: welche von den Aufnahmen, die ein Werckmeister III-gestimmtes Cembalo benutzen, würdet ihr empfehlen und warum?

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Also nochmal: welche von den Aufnahmen, die ein Werckmeister III-gestimmtes Cembalo benutzen, würdet ihr empfehlen und warum?

    Lieber Areios, auch ich erwäge gerade die Anschaffung einer Einspielung mit Cembalo (auf Klavier habe ich Gould und Gulda). Ein Favorit ist Ottavio Dantone:

    Mit Dantone habe ich bislang eine recht packende Aufnahme der Goldberg-Variationen. Über dessen WTK(C)-Aufnahmen habe ich Interessantes in alten Diskussionen gefunden. Anscheinend wird Werckmeister III verwendet (zumindest bei Teil 1).

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Ich habe heute ein wenig Wohltemperierten Klavier gehört und dabei auch meine Aufnahmen verglichen. Zuerst diese, die ich schon ewig nicht gehört hatte:

    Aus gutem Grund, wie ich nun weiß. Für meine Ohren absolut unerträgliches, knochentrockenes Gehämmere. Ein extremer Gegensatz dazu ist Hewitts zweite Aufnahme:

    Ich bin immer hin- und hergerissen, wenn ich diese Aufnahme anhöre. Aus "HIP"-Sicht muss man Hewitts Spiel wohl als "romantisierend" bezeichen (in weit stärkerem Maße als bei ihrer ersten Aufnahme). Manchmal sind mir die ständigen Rubati und breit ausgespielten Crescendi einfach zu viel, auch das Pedal meine ich allzu oft zu hören. Die Klarheit der Struktur geht mir da zu sehr verloren. Wenn ich dann allerdings höre, wie Hewitt das letzte Stück aus dem ersten Band spielt (Präludium und Fuge in h-moll) bin ich doch wieder sehr angetan. So zart und lebendig, auch der Flügel klingt viel besser (weicher) als der Steinway bei der ersten Aufnahme. Allzu lange am Stück kann ich diese Chopin-nahe Spielweise allerdings nicht ertragen, irgendwann nerven mich vor allem die Temposchwankungen enorm - wenn zum Beispiel gegen Ende eines Stücks der Klang quasi erstirbt, das mag ich gar nicht.

    Im Vergleich dazu muss man bei der Belder-Aufnahme (Cembalo) schon fast von einer kalten Dusche sprechen - die ja auch erfrischend sein kann.

    Sehr geradeaus, sehr unprätentiös und klar. Ich mag das sehr gerne, auch, wie das verwendete Cembalo klingt, nicht so zirpig. Manche werden das vielleicht langweilig finden, ich nicht.

    Gruß, Carola

    Vom Schlechten kann man nie zu wenig und das Gute nie zu oft lesen. Arthur Schopenhauer

  • Gulda ist hier wohl so aufgenommen wie damals beim Jazz üblich: Das Mikro steckt praktisch im Flügel drin (sicher weiß es jemand genauer?)
    Klanglich ansprechend finde ich das auch nicht unbedingt. Aber die Trockenheit, Klarheit und mitunter perkussive Härte hat auch seine Reize, etwa in der e-moll-Fuge aus dem ersten Teil oder dem fanfarenmäßigen D-Dur-Präludium aus dem 2. (die fallen mir gerade spontan ein, es gibt noch mehr). Mich hat diese Einspielung zum Kennenlernen vor etwa 15 Jahren jedenfalls nicht abgeschreckt.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Die Sendung hat mir gut gefallen. Sehr schade fand ich allerdings, dass die beiden Aufnahmen von Angela Hewitt nicht berücksichtigt wurden. Dafür hätte ich auf Barenboim gut verzichten können. Cembaloaufnahmen gab es nur zwei zu hören, vor allem die von Suzuki fand ich klasse. Angekündigt wurde, dass im Herbst eine Gesamtaufnahme von Schornsheim erscheint. Aber was für ein Instrument wird da zu hören sein? Schornsheim sprach am Anfang der Sendung davon, dass man das gesamte Wohltemperierte Klavier auch gut auf einem Clavicord spielen könne, welches zudem ein Instrument gewesen sei, das Bach sehr geschätzt habe. Vielleicht hat sie das Werk ja auf so einem Clavicord eingespielt.

    Gruß, Carola

    Vom Schlechten kann man nie zu wenig und das Gute nie zu oft lesen. Arthur Schopenhauer

  • O, hier hab ich ja noch gar nicht meinen Senf dazu gegeben, obwohl ja das WTC neben den Händel´schen Suiten zu meinen meist gehörtesten Werken gehört. Vorhin gerade habe ich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit den ersten Teil auf modernem Flügel gehört - interpretiert von Jörg Demus, den ich sehr verehre, der hier aber eine ziemlich langweilige Pampe abliefert (was auch der ausgesprochen schlechten Aufnahmequalität nebst grauseliger Pressung von Intercord geschuldet ist). Auf Piano habe ich zudem noch die Einspielung von Gould, die ich recht gut finde, aber letztlich hört sich das WTC auf modernem Instrument scheiße an, ein lauer Abklatsch einer orginal Cembalo-Aufnahme.

    Auf Cembalo habe ich so dies und das, unter anderem Koopman und Dreyfus (dessen Agogik ich nicht sehr ansprechend finde), aber der absolute Oberknüller ist nach wie vor die Gustav-Leonhardt-Aufnahme, die wohl einzig wirklich wohltemperierte. Zudem ist sie überwältigend interpretiert, klar, akzentuiert, fließend in der Agogik. Bis ins letzte Detail empfunden, zudem von hervorragender Tonqualität, man kann kaum glauben, dass die Bänder ursprünglich aus den frühen 70er Jahren sind.

    Den ersten Teil bekommt man fast nachgeworfen, der zweite Teil ist zur Zeit leider etwas überteuert, ich hoffe das die Doppel-CD bald wieder neu aufgelegt wird.

    Diese Aufnahme gehört zu meinen all time faves. Beim Kauf nicht zögern.

    Dann gibt es noch eine offenbar sehr schöne Einspielung auf Clavichord - den Tonschnippseln nach zu urteilen - die ich sehr gern hätte, mir aber im Moment nicht leisten kann b.z.w. nicht leisten will:


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    Immer noch da ... ab und an.

  • Zitat

    Ich habe heute ein wenig Wohltemperierten Klavier gehört und dabei auch meine Aufnahmen verglichen. Zuerst diese, die ich schon ewig nicht gehört hatte:

    [Blockierte Grafik: http://www.jpc.de/image/w300/front/0/5358337.jpg]

    Aus gutem Grund, wie ich nun weiß. Für meine Ohren absolut unerträgliches, knochentrockenes Gehämmere.

    aber doch nur, wenn Guldas Einspielung in unmittelbarer Beziehung zu den sog. "romantisierenden" WTK-Einspielung gesetzt wird.
    Habe mir am Wochenende den 2. Band aus Guldas Einspielung mal wieder reingezogen. Nein, trocken nicht. Mit wenig " Pedal" ja.
    Für mich ist das eine oft sehr deutliche, gedankenreiche und emotionale Einspielung des WTKs.
    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Zitat

    ..aber letztlich hört sich das WTC auf modernem Instrument scheiße an....

    Mal ganz abgesehen von der Wortwahl haben wir, glaube ich, schon mal festgestellt, dass das subjektiv ganz unterschiedlich empfunden wird. Mir sagt das WTC auf dem Cembalo überhaupt nichts (auch dann nicht, wenn Gustav Leonhardt spielt). Auf einem modernen Instrument gehört es für mich zur größten Musik überhaupt - wenn es feinfühlig, klangsensibel, mit einem guten Schuss subjektiven Mut und trotzdem transparent gespielt wird.

    Was Guldas Einspielung angeht, kann ich Carolas Auffassung hundertprozentig folgen. Dröge, hart, kalt, klanglich grob, abgehackt, monoton sind die Attribute, die mir da spontan in den Sinn kommen. Meines Erachtens sollte man Musik aus keiner Epoche durchlaufend in dieser Manier interpretieren; mit "romantisch" oder "unromantisch" hat das erst einmal nicht viel zu tun...

    Beste Grüße

    Bernd

  • habe ich so dies und das, unter anderem Koopman und Dreyfus (dessen Agogik ich nicht sehr ansprechend finde)

    Ich vermute mal mit "dessen" meinst Du den dem Komma näher befindlichen Koopman, was ja an sich eigentlich auch nahe liegt. Ich melde mich hier deswegen zu Wort, weil in seiner Einspielung für meinen Geschmack eher die Verzierungen, die Ornamentik eine herausragende, wie fast immer, Rolle spielen und nach meinem Gehör eine eigenwillige Tempogestaltung, die man vielleicht "nicht sehr ansprechend" finden könnte, überhaupt nicht.

  • Zitat

    Was Guldas Einspielung angeht, kann ich Carolas Auffassung hundertprozentig folgen. Dröge, hart, kalt, klanglich grob, abgehackt, monoton sind die Attribute, die mir da spontan in den Sinn kommen. Meines Erachtens sollte man Musik aus keiner Epoche durchlaufend in dieser Manier interpretieren; mit "romantisch" oder "unromantisch" hat das erst einmal nicht viel zu tun...

    "romantisch" wurde deswegen auch in "" gesetzt. Ich habe mir eben nochmal aus dem 2. Band das Präludium vom 4. Stück (cis-moll) reingezogen.. ...also das ist mir völlig schleierhaft, wie man diese nuancierte, deutliche und sehr subtile Spielweise von Gulda als grob, kalt und dröge zu bezeichnen vermag .... desgleichen z.B. mit Nr. 8 (es-moll) und auch die darauf folgende Fuge ist wirklich alles andere als abgehackt oder dröge geraten..

    Hast du denn tatsächlich Gulda in Erinnerung oder wars nicht doch ein anderer ?

    Nebenbei: Evgeni Koroliov WTK-Einspielung könnte auch interessant sein, denn der Mitschnitt vom Ricercar aus dem M.O. (BWV 1079), das heute vom BR-Klassik gesendet wurde, find ich megafetzig gespielt...

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Nebenbei: Evgeni Koroliov WTK-Einspielung könnte auch interessant sein, denn der Mitschnitt vom Ricercar aus dem M.O. (BWV 1079), das heute vom BR-Klassik gesendet wurde, find ich megafetzig gespielt...
    ;
    :wink:


    Das ist sie, werter Amfortas, das ist sie!

    Koroliov hat das Ricercar gespielt? Wie, wo und wann? Habenwill... :rolleyes:

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Zitat

    Das ist sie, werter Amfortas, das ist sie!
    Koroliov hat das Ricercar gespielt? Wie, wo und wann? Habenwill... :rolleyes:

    gibt es vermutlich auf CD mit anderen Bach-Leckerlis .. ich habe den Mitschnitt jetzt vom Weiswurst-Radio und der erhält schon nach dem ersten Reinziehn einen Stammplatz in meiner Sammlung (neben der fetzigen Scherchen-MO-Version...). Schade, dass Koroliov nur das Ricercar vom MO eingespielt hat.. (und die Kunst der Fuge ist ja sowieso Koroliovs absoluter Spitzenknüller: auch die Studiokonserve und nicht nur der Live-Mitschnitt der KdF)...
    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • äh eigentlich gehört das jetzt in den Koroliov-Thread.. aber der Livemitschnitt der Passacaglia c-moll BWV 583 mit Koroliov ist auch fantastisch, danach wird keine Orgel vermisst..
    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

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